Theophil Spitzel
Der aus steirischer Adelsfamilie stammende Theophil (Gottlieb) Spitzel beginnt 1653 ein Studium der Philosophie und lutherischen Theologie in Leipzig und schließt dieses mit bereits 19 Jahren mit dem Magister ab. Ausgedehnte Studienreisen durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und die Schweiz führen ihn schließlich nach Augsburg, wo er 1661 Diakon, 1682 Pastor und Prediger und 1690 Senior des Ministeriums bei St. Jakob wird.
Spitzel gilt als Verfasser biografischer, literatur-, kultur- und gelehrtengeschichtlicher und -kritischer Werke. Er unterhält eine umfangreiche Gelehrtenkorrespondenz, u.a. mit dem Philosophen und Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und dem Begründer der Wissenschaft der deutschen Rechtsgeschichte Hermann Conring (1606-1681), sucht die Nähe zum Pietismus eines Philipp Jacob Spener (1635-1705) und betätigt sich mehr als Polyhistor und Büchersammler denn als Theologe. Darüber hinaus macht er sich mit seiner kulturvergleichenden Schrift über die Chinesen Commentarius de re litteraria Sinensium (1660), worin er sich in der Diskussion um die chinesische Schrift gegen einen Zusammenhang mit den ägyptischen Hieroglyphen (Athanasius Kircher) wendet, einen Namen als „Proto-Sinologe“.
Neben seinen wenigen Predigten veröffentlicht Spitzel die dämonologische Schrift Die gebrochene Macht der Finsternüß oder Zerstörte teuflische Bunds- und Buhlfreundschafft mit den Menschen […] (1687), worin er sich als strenger Befürworter der Hexenprozesse ausspricht. Mit seinem Augspurgischen Seelen-Garten (1678) versucht er dagegen, Anweisungen zum christlichen Leben zu geben. Auch gibt er einen Überblick der Religions- und Kirchengeschichte Augsburgs.
Spitzel ist Anhänger der „Prisca Theologia“, wonach christliche Dogmen auch in heidnischen Kulturen zu finden sind, und tritt als Kämpfer gegen jede Formen des Atheismus seiner aufklärerischen Zeit hervor. Wiewohl es ihm nicht gelingt, Speners Pietismus in Augsburg durchzusetzen, sind seine seelsorgerischen Schriften und Kompendien an der Schwelle zur Aufklärung von hohem dokumentarischen Wert.
Sekundärliteratur:
Collani, Claudia von: Spizel, Gottlieb (Spizelius Theophil, Spitzel). In: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller und Jürgen-Michael Schmidt. In: historicum.net, URL: https://www.historicum.net/purl/45zu4/, (09.01.2017).
Jaumann, Herbert: Spitzel, Gottlieb: In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 718-720, URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118616315.html#ndbcontent, (09.01.2017).
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 132.
Externe Links:
Literatur von Theophil Spitzel im BVB
Literatur über Theophil Spitzel im BVB
Der aus steirischer Adelsfamilie stammende Theophil (Gottlieb) Spitzel beginnt 1653 ein Studium der Philosophie und lutherischen Theologie in Leipzig und schließt dieses mit bereits 19 Jahren mit dem Magister ab. Ausgedehnte Studienreisen durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und die Schweiz führen ihn schließlich nach Augsburg, wo er 1661 Diakon, 1682 Pastor und Prediger und 1690 Senior des Ministeriums bei St. Jakob wird.
Spitzel gilt als Verfasser biografischer, literatur-, kultur- und gelehrtengeschichtlicher und -kritischer Werke. Er unterhält eine umfangreiche Gelehrtenkorrespondenz, u.a. mit dem Philosophen und Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und dem Begründer der Wissenschaft der deutschen Rechtsgeschichte Hermann Conring (1606-1681), sucht die Nähe zum Pietismus eines Philipp Jacob Spener (1635-1705) und betätigt sich mehr als Polyhistor und Büchersammler denn als Theologe. Darüber hinaus macht er sich mit seiner kulturvergleichenden Schrift über die Chinesen Commentarius de re litteraria Sinensium (1660), worin er sich in der Diskussion um die chinesische Schrift gegen einen Zusammenhang mit den ägyptischen Hieroglyphen (Athanasius Kircher) wendet, einen Namen als „Proto-Sinologe“.
Neben seinen wenigen Predigten veröffentlicht Spitzel die dämonologische Schrift Die gebrochene Macht der Finsternüß oder Zerstörte teuflische Bunds- und Buhlfreundschafft mit den Menschen […] (1687), worin er sich als strenger Befürworter der Hexenprozesse ausspricht. Mit seinem Augspurgischen Seelen-Garten (1678) versucht er dagegen, Anweisungen zum christlichen Leben zu geben. Auch gibt er einen Überblick der Religions- und Kirchengeschichte Augsburgs.
Spitzel ist Anhänger der „Prisca Theologia“, wonach christliche Dogmen auch in heidnischen Kulturen zu finden sind, und tritt als Kämpfer gegen jede Formen des Atheismus seiner aufklärerischen Zeit hervor. Wiewohl es ihm nicht gelingt, Speners Pietismus in Augsburg durchzusetzen, sind seine seelsorgerischen Schriften und Kompendien an der Schwelle zur Aufklärung von hohem dokumentarischen Wert.
Collani, Claudia von: Spizel, Gottlieb (Spizelius Theophil, Spitzel). In: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller und Jürgen-Michael Schmidt. In: historicum.net, URL: https://www.historicum.net/purl/45zu4/, (09.01.2017).
Jaumann, Herbert: Spitzel, Gottlieb: In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 718-720, URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118616315.html#ndbcontent, (09.01.2017).
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 132.