Herbert Rosendorfer
Herbert Rosendorfer wird am 19. Februar 1934 in Gries bei Bozen geboren. Seine Eltern ziehen 1939 mit ihm in die Münchner Ohlmüllerstraße im Stadtteil Au, da sie Südtirol infolge des Hitler-Mussolini-Pakts verlassen müssen. Der Vater kann eine Inspektorenstelle an der Münchner Sparkasse antreten. Um den Gefahren des Zweiten Weltkriegs, die in der Stadt drohen, zu entgehen, zieht Herberts Rosendorfers Mutter mit ihren drei Kindern zu den Großeltern nach Kitzbühel, wo sie bis 1948 leben. Die Zeit in Kitzbühel beschreibt Herbert Rosendorfer später in seinem Roman Eichkatzelried (1979).
In München macht Rosendorfer Abitur und studiert zunächst Bühnenbildnerei an der Kunstakademie, wechselt jedoch bald zur Juristischen Fakultät. Die Schriftsteller Gertrud Fussenegger und Helmut Schinagl fördern das schriftstellerische Talent. 1965 wird Herbert Rosendorfer zum Gerichtsassessor ernannt und arbeitet zunächst in Bayreuth, bis er 1966 als Amtsrichter nach München beordert wird. Auf Vermittlung durch Paul Flora erscheint der erste erfolgreiche Roman Herbert Rosendorfers, Der Ruinenbaumeister (1969), im Diogenes Verlag. Es folgen zahlreiche weitere Veröffentlichungen, darunter Der stillgelegte Mensch (1970), Scheiblgrieß (1970), Deutsche Suite (1972) und Großes Solo für Anton (1976). 1977 wird er in die Bayerische Akademie der Schönen Künste aufgenommen und mit dem Tukan-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Die Literatenvereinigung Münchner Turmschreiber, der Rosendorfer seit seinen ersten Veröffentlichungen angehört, ehrt ihn 1982 mit ihrem Poetentaler.
Der größte Publikumserfolg Herbert Rosendorfers ist der satirisch-phantastische Roman Briefe in die chinesische Vergangenheit (1983). In dem Bestseller beschäftigt sich der Autor wie so oft kritisch mit dem Alltagsleben der Menschen und hält der modernen Gesellschaft einen Spiegel vor. 1997 setzt er den Erfolgsroman mit Die große Umwendung. Neue Briefe in die chinesische Vergangenheit fort.
Sein eigenes Leben schildert Herbert Rosendorfer in der 1988 erschienenen Autobiographie ...ich geh zu Fuß nach Bozen. 1990 nimmt er eine Honorarprofessur für Bayerische Literaturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München an, nachdem er jahrelang als Lehrbeauftragter am Institut gelehrt hat. 1991 erhält er den Ernst-Hoferichter-Preis und 1992 den Oberbayerischen Kulturpreis.
Von 1993 bis 1996 ist er Richter am Oberlandesgericht in Naumburg an der Saale. Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmet er sich intensiv seinem literarischen Werk. Dieses umfasst Lyrik, Romane, Essays, Satiren, Hörspiele, Kritiken und geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Herbert Rosendorfer betätigt sich auch als Librettist, als Dramatiker mit Die Hexe von Schongau (1991) und Die Venezianer in Schongau (1997), als Drehbuchautor, wie z.B. für die Tatort-Folgen Weißblaue Turnschuhe (1973) und Wohnheim Westendstraße (1976), als bildender Künstler und Komponist. Zahlreiche Auszeichnungen ehren Herbert Rosendorfers Leben und Werk: Der Jean-Paul-Preis wird ihm 1999 verliehen, es folgen der Deutsche Fantasypreis (2000), das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2000), der Bayerische Verdienstorden (2004), das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (2004) und der Literaturpreis der Stadt München (2005). Das Lebenswerk Rosendorfers wird 2010 mit der Corine, dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten, gewürdigt.
Die Stadt München, in der Herbert Rosendorfer mehr als fünf Jahrzehnte lang lebt, spielt in seinen Werken häufig eine zentrale Rolle und dient ihm als Pars pro toto für Bayern, Deutschland oder die ganze Welt. Selbst die Apokalypse in Großes Solo für Anton hinterlässt als letzten Menschen einen Münchner Finanzbeamten. Herbert Rosendorfer bekennt sich dazu, mit seinen literarischen Arbeiten eine „Partitur dieser Stadt“ schreiben zu wollen.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1997 zieht Herbert Rosendorfer nach Eppan in Südtirol. Am 20. September 2012 stirbt er in einem Krankenhaus in Bozen.
Sekundärliteratur:
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 2. München, S. 999-1002.
Moser, Dietz-Rüdiger; Kipping, Saskia; Heldt, Gerhard (Hg.) (1994): Herbert Rosendorfer zum 60. Geburtstag am 19. Februar 1994 (Literatur in Bayern, Sonderheft).
Wilhelm, Kurt (2004): Herbert Rosendorfer (*19.2.1934). Jurist und Autor phantastischer Erzählungen. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 299f.
Externe Links:
Literatur von Herbert Rosendorfer im BVB
Herbert Rosendorfer wird am 19. Februar 1934 in Gries bei Bozen geboren. Seine Eltern ziehen 1939 mit ihm in die Münchner Ohlmüllerstraße im Stadtteil Au, da sie Südtirol infolge des Hitler-Mussolini-Pakts verlassen müssen. Der Vater kann eine Inspektorenstelle an der Münchner Sparkasse antreten. Um den Gefahren des Zweiten Weltkriegs, die in der Stadt drohen, zu entgehen, zieht Herberts Rosendorfers Mutter mit ihren drei Kindern zu den Großeltern nach Kitzbühel, wo sie bis 1948 leben. Die Zeit in Kitzbühel beschreibt Herbert Rosendorfer später in seinem Roman Eichkatzelried (1979).
In München macht Rosendorfer Abitur und studiert zunächst Bühnenbildnerei an der Kunstakademie, wechselt jedoch bald zur Juristischen Fakultät. Die Schriftsteller Gertrud Fussenegger und Helmut Schinagl fördern das schriftstellerische Talent. 1965 wird Herbert Rosendorfer zum Gerichtsassessor ernannt und arbeitet zunächst in Bayreuth, bis er 1966 als Amtsrichter nach München beordert wird. Auf Vermittlung durch Paul Flora erscheint der erste erfolgreiche Roman Herbert Rosendorfers, Der Ruinenbaumeister (1969), im Diogenes Verlag. Es folgen zahlreiche weitere Veröffentlichungen, darunter Der stillgelegte Mensch (1970), Scheiblgrieß (1970), Deutsche Suite (1972) und Großes Solo für Anton (1976). 1977 wird er in die Bayerische Akademie der Schönen Künste aufgenommen und mit dem Tukan-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Die Literatenvereinigung Münchner Turmschreiber, der Rosendorfer seit seinen ersten Veröffentlichungen angehört, ehrt ihn 1982 mit ihrem Poetentaler.
Der größte Publikumserfolg Herbert Rosendorfers ist der satirisch-phantastische Roman Briefe in die chinesische Vergangenheit (1983). In dem Bestseller beschäftigt sich der Autor wie so oft kritisch mit dem Alltagsleben der Menschen und hält der modernen Gesellschaft einen Spiegel vor. 1997 setzt er den Erfolgsroman mit Die große Umwendung. Neue Briefe in die chinesische Vergangenheit fort.
Sein eigenes Leben schildert Herbert Rosendorfer in der 1988 erschienenen Autobiographie ...ich geh zu Fuß nach Bozen. 1990 nimmt er eine Honorarprofessur für Bayerische Literaturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München an, nachdem er jahrelang als Lehrbeauftragter am Institut gelehrt hat. 1991 erhält er den Ernst-Hoferichter-Preis und 1992 den Oberbayerischen Kulturpreis.
Von 1993 bis 1996 ist er Richter am Oberlandesgericht in Naumburg an der Saale. Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmet er sich intensiv seinem literarischen Werk. Dieses umfasst Lyrik, Romane, Essays, Satiren, Hörspiele, Kritiken und geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Herbert Rosendorfer betätigt sich auch als Librettist, als Dramatiker mit Die Hexe von Schongau (1991) und Die Venezianer in Schongau (1997), als Drehbuchautor, wie z.B. für die Tatort-Folgen Weißblaue Turnschuhe (1973) und Wohnheim Westendstraße (1976), als bildender Künstler und Komponist. Zahlreiche Auszeichnungen ehren Herbert Rosendorfers Leben und Werk: Der Jean-Paul-Preis wird ihm 1999 verliehen, es folgen der Deutsche Fantasypreis (2000), das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2000), der Bayerische Verdienstorden (2004), das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (2004) und der Literaturpreis der Stadt München (2005). Das Lebenswerk Rosendorfers wird 2010 mit der Corine, dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten, gewürdigt.
Die Stadt München, in der Herbert Rosendorfer mehr als fünf Jahrzehnte lang lebt, spielt in seinen Werken häufig eine zentrale Rolle und dient ihm als Pars pro toto für Bayern, Deutschland oder die ganze Welt. Selbst die Apokalypse in Großes Solo für Anton hinterlässt als letzten Menschen einen Münchner Finanzbeamten. Herbert Rosendorfer bekennt sich dazu, mit seinen literarischen Arbeiten eine „Partitur dieser Stadt“ schreiben zu wollen.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1997 zieht Herbert Rosendorfer nach Eppan in Südtirol. Am 20. September 2012 stirbt er in einem Krankenhaus in Bozen.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 2. München, S. 999-1002.
Moser, Dietz-Rüdiger; Kipping, Saskia; Heldt, Gerhard (Hg.) (1994): Herbert Rosendorfer zum 60. Geburtstag am 19. Februar 1994 (Literatur in Bayern, Sonderheft).
Wilhelm, Kurt (2004): Herbert Rosendorfer (*19.2.1934). Jurist und Autor phantastischer Erzählungen. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 299f.