August von Platen
August Graf von Platen wird als Sohn des Oberforstmeisters des Markgrafen von Ansbach-Bayreuth August Philipp Graf von Platen und seiner zweiten Ehefrau Luise, geb. Freiin Eichler von Auritz, geboren. Bis 1801 wohnt die Familie in Schwabach. Nach dem Zusammenbruch Preußens 1806 kommt er ins Kadettenhaus nach München, 1810 wird er in die Pagerie für königliche Edelknaben aufgenommen. Trotz seiner literarischen Neigungen entscheidet er sich zwei Jahre später für die Militärlaufbahn. Platen nimmt 1814/15 als Leutnant am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil und wird dank guter Beziehungen zum bayerischen Hof 1818 für ein Jurastudium in Würzburg vom Dienst befreit, um sich für den diplomatischen Dienst zu qualifizieren. Weil seine homoerotischen Neigungen nicht erwidert werden und er fürchtet, dass diese publik werden könnten, flüchtet Platen nach Erlangen, wo er u.a. Vorlesungen bei Friedrich Wilhelm von Schelling hört und bis 1826 sein Studium fortsetzt. Während dieser Zeit lernt er den Dichter Jean Paul kennen, es entwickeln sich freundschaftliche Beziehungen zu Friedrich Rückert und dem Chemiker Justus von Liebig, dem gegenüber Platen eine unglückliche Liebe hegt. Platen beschließt, sein Jurastudium abzubrechen und persische Sprachen zu studieren.
Erste eigene Gedichtbände erscheinen 1821 (Ghaselen) und 1824 (Neue Ghaselen), nachdem Platen bereits 1817 im Zuge eines Aufenthaltes in Schliersee seine erste Arbeit veröffentlicht hat (Die Hymne der Genien zum Säkularfest der Reformation). In den „Ghaselen“ sowie in den frühen Sonetten wird Platens ganzer pathetischer Weltschmerz deutlich. Von Schelling angeregt, arbeitet er zudem an den romantischen Schauspielen Der gläserne Pantoffel (1823) und Der Schatz des Rhampsinit (1824). Im August 1824 unternimmt Platen eine erste Reise nach Italien, die er mit einem längeren Aufenthalt in Venedig verbindet, was ihn zur Abfassung seiner Sonette aus Venedig (1825) inspiriert. Wegen Urlaubsüberschreitung wird er im Frühjahr 1825 zum militärischen Arrest in Nürnberg gezwungen. Von den deutschen Zuständen angewidert und mit finanzieller Hilfe seines Verlegers Cotta übersiedelt Platen im Jahr darauf nach Italien und kehrt nur noch sporadisch nach Deutschland zurück. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit bescheidenen Honoraren, einer halbierten Leutnantsgage sowie königlichen Sinekure von 500 Gulden, die er als außerordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1828) bezieht.
Mit wachsender Byronscher Selbststilisierung („Selten ruht mein pilgernder Stab“) und einem rastlosen Wanderleben verbringt August von Platen die Jahre in Italien, wo er vor allem im Künstlerkreis um den Freiherrn von Bunsen verkehrt und Bekanntschaft mit dem Bildhauer Bertel Thorvaldsen, dem Historiker Leopold Ranke, dem Kunsthistoriker Carl von Rumohr und dem Schriftsteller Giacomo Leopardi macht. Neben Gedichten in antiken Metren, einem Versepos Die Abbassiden (1835) verfasst Platen politische Lyrik, die sogenannten Polenlieder (1831), die sich mit der polnischen Freiheitsbewegung solidarisieren und zu den radikalsten politischen Freiheitsdichtungen der damaligen Zeit zählen. Im März 1832 lernt er außerdem Franz Graf von Pocci kennen, der im Gefolge von Max II. Joseph nach Neapel reist. Im August desselben Jahres ist Platen wieder in München und wohnt bei seiner Mutter.
Ein Literaturstreit zwischen Platen, Karl Immermann und Heinrich Heine überschattet die letzten Lebensjahre: Ausgelöst durch Platens Invektiven gegen seine jüdische Herkunft in der Komödie Der romantische Ödipus (1829) macht Heine dessen Homosexualität im dritten Teil seiner Reisebilder „Die Bäder von Lucca“ publik; Immermanns kritische Verse, die Heine zustimmend aufnimmt, weil er sich von der Spätromantik – und damit von Platen – ironisch distanziert, gehen diesem Streit voraus.
Auf der Flucht vor der Cholera reist Platen über Palermo und Sizilien nach Syrakus, wo er am 5. Dezember 1835 vermutlich an einer Kolik plötzlich stirbt.
Für die Dichter der „Krokodile“ (1857-1883) bleibt sein dichterisches Schaffen nicht ohne Nachwirkung: Seine „meisterhafte Beherrschung der lyrischen Formen und seine entschiedene Suche nach ästhetischer Verfeinerung des Lebens und der Kunst wird zum Vorbild der Münchner Dichter. Geibel: ‚Das wollen wir Platen nicht vergessen / Daß wir in seiner Schule gesessen‘.“ (Johannes Mahr)
Sekundärliteratur:
Mahr, Johannes (1987) (Hg.): Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente mit 29 Abbildungen. Reclam, Stuttgart.
Och, Gunar: Platen-Hallermund, Karl August Georg Maximilian Graf. In: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 510f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd118594869.html, (14.07.2012).
Externe Links:
Literatur von August von Platen im BVB
Literatur über August von Platen im BVB
Nachlass von August von Platen in bavarikon
August Graf von Platen wird als Sohn des Oberforstmeisters des Markgrafen von Ansbach-Bayreuth August Philipp Graf von Platen und seiner zweiten Ehefrau Luise, geb. Freiin Eichler von Auritz, geboren. Bis 1801 wohnt die Familie in Schwabach. Nach dem Zusammenbruch Preußens 1806 kommt er ins Kadettenhaus nach München, 1810 wird er in die Pagerie für königliche Edelknaben aufgenommen. Trotz seiner literarischen Neigungen entscheidet er sich zwei Jahre später für die Militärlaufbahn. Platen nimmt 1814/15 als Leutnant am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil und wird dank guter Beziehungen zum bayerischen Hof 1818 für ein Jurastudium in Würzburg vom Dienst befreit, um sich für den diplomatischen Dienst zu qualifizieren. Weil seine homoerotischen Neigungen nicht erwidert werden und er fürchtet, dass diese publik werden könnten, flüchtet Platen nach Erlangen, wo er u.a. Vorlesungen bei Friedrich Wilhelm von Schelling hört und bis 1826 sein Studium fortsetzt. Während dieser Zeit lernt er den Dichter Jean Paul kennen, es entwickeln sich freundschaftliche Beziehungen zu Friedrich Rückert und dem Chemiker Justus von Liebig, dem gegenüber Platen eine unglückliche Liebe hegt. Platen beschließt, sein Jurastudium abzubrechen und persische Sprachen zu studieren.
Erste eigene Gedichtbände erscheinen 1821 (Ghaselen) und 1824 (Neue Ghaselen), nachdem Platen bereits 1817 im Zuge eines Aufenthaltes in Schliersee seine erste Arbeit veröffentlicht hat (Die Hymne der Genien zum Säkularfest der Reformation). In den „Ghaselen“ sowie in den frühen Sonetten wird Platens ganzer pathetischer Weltschmerz deutlich. Von Schelling angeregt, arbeitet er zudem an den romantischen Schauspielen Der gläserne Pantoffel (1823) und Der Schatz des Rhampsinit (1824). Im August 1824 unternimmt Platen eine erste Reise nach Italien, die er mit einem längeren Aufenthalt in Venedig verbindet, was ihn zur Abfassung seiner Sonette aus Venedig (1825) inspiriert. Wegen Urlaubsüberschreitung wird er im Frühjahr 1825 zum militärischen Arrest in Nürnberg gezwungen. Von den deutschen Zuständen angewidert und mit finanzieller Hilfe seines Verlegers Cotta übersiedelt Platen im Jahr darauf nach Italien und kehrt nur noch sporadisch nach Deutschland zurück. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit bescheidenen Honoraren, einer halbierten Leutnantsgage sowie königlichen Sinekure von 500 Gulden, die er als außerordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1828) bezieht.
Mit wachsender Byronscher Selbststilisierung („Selten ruht mein pilgernder Stab“) und einem rastlosen Wanderleben verbringt August von Platen die Jahre in Italien, wo er vor allem im Künstlerkreis um den Freiherrn von Bunsen verkehrt und Bekanntschaft mit dem Bildhauer Bertel Thorvaldsen, dem Historiker Leopold Ranke, dem Kunsthistoriker Carl von Rumohr und dem Schriftsteller Giacomo Leopardi macht. Neben Gedichten in antiken Metren, einem Versepos Die Abbassiden (1835) verfasst Platen politische Lyrik, die sogenannten Polenlieder (1831), die sich mit der polnischen Freiheitsbewegung solidarisieren und zu den radikalsten politischen Freiheitsdichtungen der damaligen Zeit zählen. Im März 1832 lernt er außerdem Franz Graf von Pocci kennen, der im Gefolge von Max II. Joseph nach Neapel reist. Im August desselben Jahres ist Platen wieder in München und wohnt bei seiner Mutter.
Ein Literaturstreit zwischen Platen, Karl Immermann und Heinrich Heine überschattet die letzten Lebensjahre: Ausgelöst durch Platens Invektiven gegen seine jüdische Herkunft in der Komödie Der romantische Ödipus (1829) macht Heine dessen Homosexualität im dritten Teil seiner Reisebilder „Die Bäder von Lucca“ publik; Immermanns kritische Verse, die Heine zustimmend aufnimmt, weil er sich von der Spätromantik – und damit von Platen – ironisch distanziert, gehen diesem Streit voraus.
Auf der Flucht vor der Cholera reist Platen über Palermo und Sizilien nach Syrakus, wo er am 5. Dezember 1835 vermutlich an einer Kolik plötzlich stirbt.
Für die Dichter der „Krokodile“ (1857-1883) bleibt sein dichterisches Schaffen nicht ohne Nachwirkung: Seine „meisterhafte Beherrschung der lyrischen Formen und seine entschiedene Suche nach ästhetischer Verfeinerung des Lebens und der Kunst wird zum Vorbild der Münchner Dichter. Geibel: ‚Das wollen wir Platen nicht vergessen / Daß wir in seiner Schule gesessen‘.“ (Johannes Mahr)
Mahr, Johannes (1987) (Hg.): Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente mit 29 Abbildungen. Reclam, Stuttgart.
Och, Gunar: Platen-Hallermund, Karl August Georg Maximilian Graf. In: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 510f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd118594869.html, (14.07.2012).