Ludwig Ganghofer
Geboren am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wächst Ludwig Ganghofer als Sohn eines Försters an verschiedenen Orten in Bayern auf. Ganghofer zieht es in die Berge, schon als Kind schreibt er Texte und Gedichte. Nach Besuch der Lateinschule in Neuburg an der Donau und der Realgymnasien in Augsburg und Regensburg studiert er mit Unterstützung seines Vaters in Berlin, Halle und Leipzig Literatur und Philosophie.
Nach seiner Promotion kommt Ludwig Ganghofer nach München, 1880 wird sein erstes Theaterstück Der Herrgottschnitzer von Ammergau am Gärtnerplatztheater uraufgeführt. Das Stück wird in Wien gespielt, wo Ganghofer eine Tätigkeit als Dramaturg am Ringtheater aufnimmt. Dort lernt er die Schauspielerin Katinka Engel kennen. Am 8. Dezember 1881 geht das Wiener Ringtheater in Flammen auf, Ganghofers Engagement endet. Im folgenden Jahr heiratet der Dichter Katinka Engel im Hotel Sacher, obwohl er kaum noch Geld besitzt. Mit dem Jäger von Fall (1883) legt Ganghofer ein Romanmanuskript seines bis dahin erfolglosen gleichnamigen Bühnenstücks vor, das sich auf seinen eigenen Erlebnissen gründet. Der Roman wird ein Erfolg, viele weitere entstehen, darunter Die Martinsklause (1894), Der Klosterjäger (1892) oder Das Schweigen im Walde (1899). Auf romantische, idealisierende Weise beschreibt Ganghofer die Natur, während die Charaktere zumeist seiner Familienchronik oder seinen Jugenderlebnissen entnommen sind.
Der Schriftsteller arbeitet als Feuilletonist für das Wiener Tagblatt und ist zugleich Theaterrezensent. 1883 kommt die erste Tochter Lolo auf die Welt, 1890 werden die Zwillinge Sofie und Gustl geboren. Die Familie lebt vorwiegend in Wien, unternimmt Reisen an den Königssee und nach Ruhpolding und zieht 1895 nach München. Die Ganghofers richten sich eine Wohnung in der Steinsdorfstraße im Lehel ein, im Advent 1896 wird im Wohnzimmer als Talentbühne für Künstler ein Biergarten mit Bühne aufgebaut. Der 14-jährige junge Schreiner Valentin Ludwig Fey alias Karl Valentin hat in diesem Rahmen seinen ersten Bühnenauftritt. Eine andere Einladung spricht Ganghofer „zum Großvaterschießen am 22. März 1902 in der Steinsdorfgassen Numero zehne, bei die Ganghoferischen“ aus.
1896 erwirbt der populäre Schriftsteller das Jagdhaus Hubertus auf der Tillfußalm. Im Sommer leben die Ganghofers in Tirol, die Wintermonate verbringen sie in der Stadt. Der Journalist Wolfgang Christlieb schreibt 1995 über Ganghofers Aufenthalte in den Bergen: „Was sich im Gaistal abspielte, war eine Apotheose der Jagd, ein Lederhosenrausch, eine Gamsbart-Orgie. Es war eine Zeit, so schön, daß sie den heute Lebenden wie ein ferner Traum vorkommt. Drei eigenhändige Jagdtagebücher mit martialischen Zeichnungen von erlegten Gemsen, Hirschtieren und Jagdgästen künden davon, fast mehr noch reden die Photographien jener Tage, jene blaßbraunen, vergilbten Abzüge nach Amateuraufnahmen, über die die modernen Photographen lächeln und die doch so bezeichnend sind. Da ist das zahme Rehkitz, das Gustl mit der Flasche hochzieht; da sieht man die prominenten Besucher (selbstverständlich im Jagdkostüm): Franz von Stuck, Kaulbach, Hugo von Hofmannsthal, Ludwig Thoma, Bruno Walter, Stavenhagen, Ernst von Wolzogen, Rilke, Eva Hauptmann, Konrad Dreher, Joseph Kainz und praktisch das ganze Burgtheater.“
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs entschließt sich der Literat Ganghofer voll Begeisterung jeden Tag ein Gedicht zu schreiben, seine Kriegslieder erscheinen 1914 in dem Band Eiserne Zither. Im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. berichtet er seit 1915 von der Front. Ganghofer stilisiert die deutschen Soldaten in patriotischen Hymnen zu Helden, über die Schattenseiten des Krieges sieht er jedoch hinweg.
Nachdem er sich nach der Niederlage von 1918 eigentlich erschießen will, kauft der Dichter auf Anraten von Ludwig Thoma ein Haus in Tegernsee, die „Villa Maria“ an der Schwaighofstraße 170 (Gedenktafel). Das Anwesen wird umgebaut, Ganghofer soll aber nur noch wenige Wochen dort verbringen. Am 24. Juli 1920 stirbt der erfolgreiche Autor, sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Kirche St. Laurentius in Rottach-Egern. An Ganghofers Grab versammeln sich viele Verehrer aus ganz Bayern. Am Tag nach den Grabreden erwirbt Ludwig Thoma den Grabplatz neben seinem Freund auf dem Friedhof.
Mit den Verfilmungen seiner Hochland- und Heimatromane und den Aufführungen seiner Theaterstücke erreicht Ludwig Ganghofer noch lange nach seinem Tod ein breites Publikum. Sein letztes großes Werk, die autobiografischen Erinnerungen Lebenslauf eines Optimisten, ist trotz seiner ca. 1.000 Buchseiten unvollendet geblieben.
Sekundärliteratur:
Christlieb, Wolfgang (1995): Ludwig Ganghofer – Mythos in der Lederhos'n. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. Juli.
Goepfert, Günter (2004): Ludwig Ganghofer (7.7.1855 – 24.7.1920). Lebenslauf eines Optimisten. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 28f.
Koch, Werner (1972): Der Kriegsberichterstatter Ganghofer. In: Argumente, 4./5. Oktober, S. 425-430.
Thumser, Gerd (2005): Ludwig Ganghofer. Alpenkönig und Kinofreund. Bachmaier Verlag, München.
Externe Links:
Literatur von Ludwig Ganghofer im BVB
Literatur über Ludwig Ganghofer im BVB
Werke bei gutenberg.spiegel.de
Ludwig Ganghofer im Schwäbischen Holzwinkel
Geboren am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wächst Ludwig Ganghofer als Sohn eines Försters an verschiedenen Orten in Bayern auf. Ganghofer zieht es in die Berge, schon als Kind schreibt er Texte und Gedichte. Nach Besuch der Lateinschule in Neuburg an der Donau und der Realgymnasien in Augsburg und Regensburg studiert er mit Unterstützung seines Vaters in Berlin, Halle und Leipzig Literatur und Philosophie.
Nach seiner Promotion kommt Ludwig Ganghofer nach München, 1880 wird sein erstes Theaterstück Der Herrgottschnitzer von Ammergau am Gärtnerplatztheater uraufgeführt. Das Stück wird in Wien gespielt, wo Ganghofer eine Tätigkeit als Dramaturg am Ringtheater aufnimmt. Dort lernt er die Schauspielerin Katinka Engel kennen. Am 8. Dezember 1881 geht das Wiener Ringtheater in Flammen auf, Ganghofers Engagement endet. Im folgenden Jahr heiratet der Dichter Katinka Engel im Hotel Sacher, obwohl er kaum noch Geld besitzt. Mit dem Jäger von Fall (1883) legt Ganghofer ein Romanmanuskript seines bis dahin erfolglosen gleichnamigen Bühnenstücks vor, das sich auf seinen eigenen Erlebnissen gründet. Der Roman wird ein Erfolg, viele weitere entstehen, darunter Die Martinsklause (1894), Der Klosterjäger (1892) oder Das Schweigen im Walde (1899). Auf romantische, idealisierende Weise beschreibt Ganghofer die Natur, während die Charaktere zumeist seiner Familienchronik oder seinen Jugenderlebnissen entnommen sind.
Der Schriftsteller arbeitet als Feuilletonist für das Wiener Tagblatt und ist zugleich Theaterrezensent. 1883 kommt die erste Tochter Lolo auf die Welt, 1890 werden die Zwillinge Sofie und Gustl geboren. Die Familie lebt vorwiegend in Wien, unternimmt Reisen an den Königssee und nach Ruhpolding und zieht 1895 nach München. Die Ganghofers richten sich eine Wohnung in der Steinsdorfstraße im Lehel ein, im Advent 1896 wird im Wohnzimmer als Talentbühne für Künstler ein Biergarten mit Bühne aufgebaut. Der 14-jährige junge Schreiner Valentin Ludwig Fey alias Karl Valentin hat in diesem Rahmen seinen ersten Bühnenauftritt. Eine andere Einladung spricht Ganghofer „zum Großvaterschießen am 22. März 1902 in der Steinsdorfgassen Numero zehne, bei die Ganghoferischen“ aus.
1896 erwirbt der populäre Schriftsteller das Jagdhaus Hubertus auf der Tillfußalm. Im Sommer leben die Ganghofers in Tirol, die Wintermonate verbringen sie in der Stadt. Der Journalist Wolfgang Christlieb schreibt 1995 über Ganghofers Aufenthalte in den Bergen: „Was sich im Gaistal abspielte, war eine Apotheose der Jagd, ein Lederhosenrausch, eine Gamsbart-Orgie. Es war eine Zeit, so schön, daß sie den heute Lebenden wie ein ferner Traum vorkommt. Drei eigenhändige Jagdtagebücher mit martialischen Zeichnungen von erlegten Gemsen, Hirschtieren und Jagdgästen künden davon, fast mehr noch reden die Photographien jener Tage, jene blaßbraunen, vergilbten Abzüge nach Amateuraufnahmen, über die die modernen Photographen lächeln und die doch so bezeichnend sind. Da ist das zahme Rehkitz, das Gustl mit der Flasche hochzieht; da sieht man die prominenten Besucher (selbstverständlich im Jagdkostüm): Franz von Stuck, Kaulbach, Hugo von Hofmannsthal, Ludwig Thoma, Bruno Walter, Stavenhagen, Ernst von Wolzogen, Rilke, Eva Hauptmann, Konrad Dreher, Joseph Kainz und praktisch das ganze Burgtheater.“
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs entschließt sich der Literat Ganghofer voll Begeisterung jeden Tag ein Gedicht zu schreiben, seine Kriegslieder erscheinen 1914 in dem Band Eiserne Zither. Im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. berichtet er seit 1915 von der Front. Ganghofer stilisiert die deutschen Soldaten in patriotischen Hymnen zu Helden, über die Schattenseiten des Krieges sieht er jedoch hinweg.
Nachdem er sich nach der Niederlage von 1918 eigentlich erschießen will, kauft der Dichter auf Anraten von Ludwig Thoma ein Haus in Tegernsee, die „Villa Maria“ an der Schwaighofstraße 170 (Gedenktafel). Das Anwesen wird umgebaut, Ganghofer soll aber nur noch wenige Wochen dort verbringen. Am 24. Juli 1920 stirbt der erfolgreiche Autor, sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Kirche St. Laurentius in Rottach-Egern. An Ganghofers Grab versammeln sich viele Verehrer aus ganz Bayern. Am Tag nach den Grabreden erwirbt Ludwig Thoma den Grabplatz neben seinem Freund auf dem Friedhof.
Mit den Verfilmungen seiner Hochland- und Heimatromane und den Aufführungen seiner Theaterstücke erreicht Ludwig Ganghofer noch lange nach seinem Tod ein breites Publikum. Sein letztes großes Werk, die autobiografischen Erinnerungen Lebenslauf eines Optimisten, ist trotz seiner ca. 1.000 Buchseiten unvollendet geblieben.
Christlieb, Wolfgang (1995): Ludwig Ganghofer – Mythos in der Lederhos'n. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. Juli.
Goepfert, Günter (2004): Ludwig Ganghofer (7.7.1855 – 24.7.1920). Lebenslauf eines Optimisten. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 28f.
Koch, Werner (1972): Der Kriegsberichterstatter Ganghofer. In: Argumente, 4./5. Oktober, S. 425-430.
Thumser, Gerd (2005): Ludwig Ganghofer. Alpenkönig und Kinofreund. Bachmaier Verlag, München.