Sigrid Antonie Dietz
Die in Mindelheim lebende Schriftstellerin, Malerin und Illustratorin Sigrid Antonie Dietz, geb. Rehm, stammt aus dem oberschwäbischen Bußmannshausen bei Laupheim, wo ihre Eltern einen Bauernhof mit Gaststätte betreiben. Ihr Großvater und ihr Vater widmen sich zudem der Gewinnung von Seegras (Carex brizoides), der Seegrasspinnerei, einem alten Gewerbe, das bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs eine große soziale und wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat, und dem Grassamenhandel. Sigrid Antonie Dietz wird stark geprägt von ihrer ländlichen Heimat, schon früh zeigt sich ihre Feinfühligkeit für Umweltthemen. Als Künstlerin widmet sich in ihren Texten und Gemälden häufig den Themen Natur und Technik.
In den Nachkriegsjahren entstehen erste Gedichte, die Sigrid Antonie Dietz an die Zeitungen der Umgebung schickt. Sie knüpft Kontakt zum Bodenseekreis, einem literarischen Zirkel um Martin Walser, der sie einlädt, an den Treffen teilzunehmen. Später tritt sie dem neu gegründeten Schriftstellerverband bei und lernt Heinrich Böll und Günter Grass kennen. Es entstehen drei Porträts von Heinrich Böll, mit dem sie einen Briefwechsel führt. 1954 heiratet sie den Mindelheimer Georg Dietz, einen Freund ihres Bruders; das Paar bekommt drei Kinder. Den Verlust ihrer oberschwäbischen Heimat, die Kriegsjahre, den technischen Fortschritt und Umweltthemen verarbeitet sie in Gedichten und Bildern und beginnt, einen Roman zu schreiben, der nicht vollendet werden kann, da sie sich verstärkt der Malerei hingibt und ihre Ideen in zahlreichen Gemälden und Zeichnungen zum Ausdruck bringt.
Schriftstellerisch tritt Sigrid Antonie Dietz verstärkt ab den 1960er Jahren als Verfasserin von Gedichten, Erzählungen und Kinder- und Jugendbüchern in Erscheinung. Zu ihren Publikationen, die die Autorin oft selbst illustriert, zählen der Gedichtband Mein Dorf (1962), das Kinderbuch Die Geschichte einer Kuh: Wie die Schwarze Venus aus Montafon lebte und starb (1962), der Gedichtband Ich lobe meine Wiese (1964), das Werk Geknüpfte Welt mit Texten und Teppichentwürfen der Künstlerin und das Jugendbuch Christa im Waldhaus (1967). Sie ist Mitglied im Internationalen Bodenseeclub, Fachbereich Literatur, und nimmt regelmäßig an dessen Lesungen teil. Zudem ist sie Mitglied im Schriftstellerkongress und veröffentlicht regelmäßig in der Zeitschrift die horen.
Psychonauten mit Stangenmalven (1988) Öl auf Textil, 65 x 90 cm, WN 1403 © Sigrid Antonie Dietz
Bei einem USA-Aufenthalt nach der ersten Mondlandung nimmt Sigrid Antonie Dietz die große Begeisterung für Raumfahrt und Astronauten wahr. Sie entwirft als Gegenfigur den Psychonauten, der auf den Verlust von Humanität, Frieden und Freiheit hinweisen soll und schreibt hierzu: „Dass nach diesem großartigen technischen Erfolg auf der Erde ein humaner gesellschaftlicher nachziehen soll, ist meine Hoffnung. Er soll allen Menschen zu Gute kommen. Auch jenen der Dritten Welt. In diesem Sinne kreiere ich meine Psychonauten in Worten, Gedichten und malend im Atelier. Derzeit stelle ich sie den Raumfahrern zur Seite.“ (Sigrid Dietz, 20. Juli 1969, Tagebucheintrag)
1976 wird Sigrid Antonie Dietz zur 200-Jahr-Unabhängigkeitsfeier in die USA eingeladen; ihre Gemälde werden in Galerien in Los Angeles und Palm Springs ausgestellt. Der Besuch der Ausstellung „grass“ in Los Angeles beeindruckt sie tief und führt zu weitreichenden Reflexionen über ihre eigene „gräserne Vergangenheit“ und die „Graszeit“ der Menschheit. Mit einem Botaniker und ihrer in Weihenstephan studierenden Tochter unternimmt sie in der Folgezeit zahlreiche Exkursionen. Daraus entsteht ihr in Tagebuchform gehaltenes, sehr persönliches Buch Gras stirbt – Gras kann gerettet werden. Aufzeichnungen während meines Grasjahres (1981) mit Kindheitserzählungen, ergänzt durch rund 100 Zeichnungen von Gräsern und Pflanzen. 1992 erscheint schließlich in London ihr Gedichtband Nachrichten an die Farben.
Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin und Malerin wirkt Sigrid Antonie Dietz auch als Illustratorin für andere Autoren wie Amanda Schäfer, Walter Berger, Erika Gäble, Alfons Hayduk und Otto Gillen. Sie ist Mitglied des Mindelheimer Kunstvereins. 2012 erscheint anlässlich ihres 80. Geburtstags ein (allerdings nicht ganz vollständiger) Katalog mit ihren Bildern. Die Erstellung eines umfassenden Werkverzeichnisses zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist geplant.
Sekundärliteratur:
Bildende Künstler der Gegenwart. Bayrisch Schwaben (1985). Bd. 1, hg. von Adriana Lechleiter. Memmingen.
Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert (2004). Bd. 6, hg. von Lutz Hagestedt, begr. von Wilhelm Kosch. De Gruyter, S. 252.
Frauen aus Laupheim (2014): Literatur – Bildende Kunst – Schauspiel, hg. von Sonja Hermann. Laupheim.
Taschenlexikon zur bayerischen Gegenwartsliteratur (1986), hg. von Dietz-Rüdiger Moser. Piper Verlag, München, S. 71.
Externe Links:
Die in Mindelheim lebende Schriftstellerin, Malerin und Illustratorin Sigrid Antonie Dietz, geb. Rehm, stammt aus dem oberschwäbischen Bußmannshausen bei Laupheim, wo ihre Eltern einen Bauernhof mit Gaststätte betreiben. Ihr Großvater und ihr Vater widmen sich zudem der Gewinnung von Seegras (Carex brizoides), der Seegrasspinnerei, einem alten Gewerbe, das bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs eine große soziale und wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat, und dem Grassamenhandel. Sigrid Antonie Dietz wird stark geprägt von ihrer ländlichen Heimat, schon früh zeigt sich ihre Feinfühligkeit für Umweltthemen. Als Künstlerin widmet sich in ihren Texten und Gemälden häufig den Themen Natur und Technik.
In den Nachkriegsjahren entstehen erste Gedichte, die Sigrid Antonie Dietz an die Zeitungen der Umgebung schickt. Sie knüpft Kontakt zum Bodenseekreis, einem literarischen Zirkel um Martin Walser, der sie einlädt, an den Treffen teilzunehmen. Später tritt sie dem neu gegründeten Schriftstellerverband bei und lernt Heinrich Böll und Günter Grass kennen. Es entstehen drei Porträts von Heinrich Böll, mit dem sie einen Briefwechsel führt. 1954 heiratet sie den Mindelheimer Georg Dietz, einen Freund ihres Bruders; das Paar bekommt drei Kinder. Den Verlust ihrer oberschwäbischen Heimat, die Kriegsjahre, den technischen Fortschritt und Umweltthemen verarbeitet sie in Gedichten und Bildern und beginnt, einen Roman zu schreiben, der nicht vollendet werden kann, da sie sich verstärkt der Malerei hingibt und ihre Ideen in zahlreichen Gemälden und Zeichnungen zum Ausdruck bringt.
Schriftstellerisch tritt Sigrid Antonie Dietz verstärkt ab den 1960er Jahren als Verfasserin von Gedichten, Erzählungen und Kinder- und Jugendbüchern in Erscheinung. Zu ihren Publikationen, die die Autorin oft selbst illustriert, zählen der Gedichtband Mein Dorf (1962), das Kinderbuch Die Geschichte einer Kuh: Wie die Schwarze Venus aus Montafon lebte und starb (1962), der Gedichtband Ich lobe meine Wiese (1964), das Werk Geknüpfte Welt mit Texten und Teppichentwürfen der Künstlerin und das Jugendbuch Christa im Waldhaus (1967). Sie ist Mitglied im Internationalen Bodenseeclub, Fachbereich Literatur, und nimmt regelmäßig an dessen Lesungen teil. Zudem ist sie Mitglied im Schriftstellerkongress und veröffentlicht regelmäßig in der Zeitschrift die horen.
Psychonauten mit Stangenmalven (1988) Öl auf Textil, 65 x 90 cm, WN 1403 © Sigrid Antonie Dietz
Bei einem USA-Aufenthalt nach der ersten Mondlandung nimmt Sigrid Antonie Dietz die große Begeisterung für Raumfahrt und Astronauten wahr. Sie entwirft als Gegenfigur den Psychonauten, der auf den Verlust von Humanität, Frieden und Freiheit hinweisen soll und schreibt hierzu: „Dass nach diesem großartigen technischen Erfolg auf der Erde ein humaner gesellschaftlicher nachziehen soll, ist meine Hoffnung. Er soll allen Menschen zu Gute kommen. Auch jenen der Dritten Welt. In diesem Sinne kreiere ich meine Psychonauten in Worten, Gedichten und malend im Atelier. Derzeit stelle ich sie den Raumfahrern zur Seite.“ (Sigrid Dietz, 20. Juli 1969, Tagebucheintrag)
1976 wird Sigrid Antonie Dietz zur 200-Jahr-Unabhängigkeitsfeier in die USA eingeladen; ihre Gemälde werden in Galerien in Los Angeles und Palm Springs ausgestellt. Der Besuch der Ausstellung „grass“ in Los Angeles beeindruckt sie tief und führt zu weitreichenden Reflexionen über ihre eigene „gräserne Vergangenheit“ und die „Graszeit“ der Menschheit. Mit einem Botaniker und ihrer in Weihenstephan studierenden Tochter unternimmt sie in der Folgezeit zahlreiche Exkursionen. Daraus entsteht ihr in Tagebuchform gehaltenes, sehr persönliches Buch Gras stirbt – Gras kann gerettet werden. Aufzeichnungen während meines Grasjahres (1981) mit Kindheitserzählungen, ergänzt durch rund 100 Zeichnungen von Gräsern und Pflanzen. 1992 erscheint schließlich in London ihr Gedichtband Nachrichten an die Farben.
Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin und Malerin wirkt Sigrid Antonie Dietz auch als Illustratorin für andere Autoren wie Amanda Schäfer, Walter Berger, Erika Gäble, Alfons Hayduk und Otto Gillen. Sie ist Mitglied des Mindelheimer Kunstvereins. 2012 erscheint anlässlich ihres 80. Geburtstags ein (allerdings nicht ganz vollständiger) Katalog mit ihren Bildern. Die Erstellung eines umfassenden Werkverzeichnisses zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist geplant.
Bildende Künstler der Gegenwart. Bayrisch Schwaben (1985). Bd. 1, hg. von Adriana Lechleiter. Memmingen.
Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert (2004). Bd. 6, hg. von Lutz Hagestedt, begr. von Wilhelm Kosch. De Gruyter, S. 252.
Frauen aus Laupheim (2014): Literatur – Bildende Kunst – Schauspiel, hg. von Sonja Hermann. Laupheim.
Taschenlexikon zur bayerischen Gegenwartsliteratur (1986), hg. von Dietz-Rüdiger Moser. Piper Verlag, München, S. 71.