Hedwig Courths-Mahler
Hedwig Courths-Mahler wird am 18. Februar 1867 in Nebra an der Unstrut (Sachsen-Anhalt) geboren und wächst in den Folgejahren im unweit gelegenen Weißenfels auf. Ursprünglich getauft wird Courths-Mahler auf den Namen Ernestine Friederike Elisabeth. Den Namen Hedwig, der sich angeblich dem Stück eines vorbeiziehenden Wanderzirkusʼ verdankt, dessen Titel „Hedwig, die Zigeunerbraut“ lautet, bestimmt Courths-Mahler bereits als Kind zu ihrem Rufnamen. Aufgrund der schwierigen familiären Umstände wächst Courths-Mahler mit ihren beiden Brüdern Friedrich Oskar (1869-?) und Friedrich Max (1873–1909) als ‚Kostkind‘ bei einem Schuhmacher-Ehepaar auf.
Im Januar 1889 heiratet Hedwig Mahler Julius Emil Friedrich Courths (1863–1936). Das Paar bekommt zwei Kinder, die Töchter Margarete Anna Elisabeth (1889–1966) und Hedwig Gertrud Frieda (1891–1985). Nach entbehrungsreichen Jahren für die junge Familie findet Fritz Courths 1897 eine Anstellung bei der Textil- und Möbel-Firma „Cohrs & Michaelis“ in Chemnitz. Mit dem beruflichen Erfolg des Ehemannes ändert sich auch die gesellschaftliche Stellung der Familie. Für Courths-Mahler ergeben sich Kontakte zum Feuilleton des Chemnitzer Tageblatts, das ihren Roman Licht und Schatten zwischen Februar und März 1904 als Serie publiziert. Weitere „Zeitungsromane“ folgen. Mit dem Umzug von „Cohrs & Michaelis“ nach Berlin siedelt auch die Familie Courths dorthin über.
In Berlin schließt Courths-Mahler zunächst einen Vertrag mit dem bekannten Berliner Literaturagenten Richard Taendler (1868–1909) ab, der, sehr zum monetären Nachteil der Autorin, vertraglich die Rechte an ihren Werken erwirbt und diese in der Folge als Zeitungsromane vermarktet. Die frühen Texte Courths-Mahlers erscheinen in den Subskriptions-Zeitschriften Das Buch für Alle und Freya. Zum wichtigsten Publikationsorgan für die überaus produktive Schriftstellerin wird die Zeitschrift Hausfrau. Von 1909 bis 1926 werden dort 19 Romane Courths-Mahlers als episodische Fortsetzungen publiziert. Zeitschriftenromane bilden die Haupteinnahmequelle Courths-Mahlers, hinzugesellen sich vermehrt Buchpublikationen und Theateradaptionen, ab den 1910er Jahren auch Filmadaptionen: Zwischen 1917 und 1925 werden 21 Filme nach der Vorlage von Courths-Mahler-Romanen produziert. Der Name der Autorin wird mithin selbst zum Label. Ihr Erfolg sichert ihr den Anschluss an die künstlerischen Kreise der Hauptstadt.
1933 erwirbt die Autorin eine Villa am Tegernsee, die sie im März 1935 bezieht. Hier im „Mutterhof“ in der Schwaighofstraße 47 arbeitet sie mit ihren beiden ebenso schreibenden Töchtern Margarete Elzer und Friede Birkner in ihrer ‚Romanfabrik‘.
Unter dem nationalsozialistischen Regime stellt Courths-Mahler Anträge auf Mitgliedschaft in der „Reichsschrifttumskammer“ sowie im „Reichsverband Deutscher Schriftsteller“ und ist darüber hinaus, eigenen Angaben zufolge, ‚förderndes Mitglied‘ der SS. Sie scheitert jedoch am Gleichschaltungsapparat und der „Beratungsstelle für Volksliteratur“, die Unterhaltungsliteratur gänzlich eliminieren wollen. Courths-Mahler wird in den Zwangsruhestand versetzt: Bereits Anfang 1935 werden ihre Verträge von Verlagsseite aufgelöst.
Nach Kriegsende wird Courths-Mahler von den amerikanischen Besatzern protegiert: Für ihre Villa erhält sie ein „Off-Limits-Schild“, das sie vor Durchsuchungen und Enteignungen schützt. Auch nimmt Courths-Mahler das Schreiben wieder auf. 1948 schreibt sie ihr letztes Opus, den Roman Flucht in den Frieden. Die Anfänge des wiederauflebenden Erfolgs ihrer Literatur in den Nachkriegsjahren erlebt sie jedoch nur ansatzweise. In den 1950er- und 1960er-Jahren erleben ihre Werke zunächst im Rahmen privater Leihbibliotheken eine Renaissance, die in den 1970er-Jahren in fünf Neuverfilmungen kulminiert. Schließlich publiziert der Bastei-Verlag eine Neuauflage der Romane Courths-Mahlers in zwei Reihen.
Die Autorin stirbt am 26. November 1950 in ihrem Haus am Tegernsee. Begraben wird sie auf dem dortigen Friedhof. Ihre Töchter entscheiden sich, dem Grabstein der Mutter den Titel eines ihrer Romane von 1921 hinzuzusetzen: „Arbeit adelt“. Das ehemalige Wohnhaus, laut Gebäudetafel im Jahr 1900 erbaut, wird 1972 von Friede Birkner an die Stadt Tegernsee verkauft und steht noch heute.
Sekundärliteratur:
Graf, Andreas [2000]: Hedwig Courths-Mahler. [dtv portrait] München 2000.
Sichelschmidt, Gustav [1985]: Hedwig Courths-Mahler. Deutschlands erfolgreichste Autorin. Eine literatursoziologische Studie. [Bonner Beiträge zur Bibliotheks- und Bücherkunde, Bd. 16] 2. ergänz. Aufl. Bonn 1985.
Atzenhoffer, Régine [2005]: Ecrire lʼamour kitsch. Approches narratologiques de lʼœuvre romanesque de Hedwig Courths-Mahler (1867–1950). [Etudes et documents, Bd. 65]. Bern 2005.
Avé, Lia [1990]: Das Leben der Hedwig Courths-Mahler. [Trost der Welt] München / Wien 1990.
Externe Links:
Literatur von Hedwig Courths-Mahler im BVB
Literatur über Hedwig Courths-Mahler im BVB
Sammlung Hedwig Courths-Mahler in der Historischen Sammlung der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Hedwig Courths-Mahler wird am 18. Februar 1867 in Nebra an der Unstrut (Sachsen-Anhalt) geboren und wächst in den Folgejahren im unweit gelegenen Weißenfels auf. Ursprünglich getauft wird Courths-Mahler auf den Namen Ernestine Friederike Elisabeth. Den Namen Hedwig, der sich angeblich dem Stück eines vorbeiziehenden Wanderzirkusʼ verdankt, dessen Titel „Hedwig, die Zigeunerbraut“ lautet, bestimmt Courths-Mahler bereits als Kind zu ihrem Rufnamen. Aufgrund der schwierigen familiären Umstände wächst Courths-Mahler mit ihren beiden Brüdern Friedrich Oskar (1869-?) und Friedrich Max (1873–1909) als ‚Kostkind‘ bei einem Schuhmacher-Ehepaar auf.
Im Januar 1889 heiratet Hedwig Mahler Julius Emil Friedrich Courths (1863–1936). Das Paar bekommt zwei Kinder, die Töchter Margarete Anna Elisabeth (1889–1966) und Hedwig Gertrud Frieda (1891–1985). Nach entbehrungsreichen Jahren für die junge Familie findet Fritz Courths 1897 eine Anstellung bei der Textil- und Möbel-Firma „Cohrs & Michaelis“ in Chemnitz. Mit dem beruflichen Erfolg des Ehemannes ändert sich auch die gesellschaftliche Stellung der Familie. Für Courths-Mahler ergeben sich Kontakte zum Feuilleton des Chemnitzer Tageblatts, das ihren Roman Licht und Schatten zwischen Februar und März 1904 als Serie publiziert. Weitere „Zeitungsromane“ folgen. Mit dem Umzug von „Cohrs & Michaelis“ nach Berlin siedelt auch die Familie Courths dorthin über.
In Berlin schließt Courths-Mahler zunächst einen Vertrag mit dem bekannten Berliner Literaturagenten Richard Taendler (1868–1909) ab, der, sehr zum monetären Nachteil der Autorin, vertraglich die Rechte an ihren Werken erwirbt und diese in der Folge als Zeitungsromane vermarktet. Die frühen Texte Courths-Mahlers erscheinen in den Subskriptions-Zeitschriften Das Buch für Alle und Freya. Zum wichtigsten Publikationsorgan für die überaus produktive Schriftstellerin wird die Zeitschrift Hausfrau. Von 1909 bis 1926 werden dort 19 Romane Courths-Mahlers als episodische Fortsetzungen publiziert. Zeitschriftenromane bilden die Haupteinnahmequelle Courths-Mahlers, hinzugesellen sich vermehrt Buchpublikationen und Theateradaptionen, ab den 1910er Jahren auch Filmadaptionen: Zwischen 1917 und 1925 werden 21 Filme nach der Vorlage von Courths-Mahler-Romanen produziert. Der Name der Autorin wird mithin selbst zum Label. Ihr Erfolg sichert ihr den Anschluss an die künstlerischen Kreise der Hauptstadt.
1933 erwirbt die Autorin eine Villa am Tegernsee, die sie im März 1935 bezieht. Hier im „Mutterhof“ in der Schwaighofstraße 47 arbeitet sie mit ihren beiden ebenso schreibenden Töchtern Margarete Elzer und Friede Birkner in ihrer ‚Romanfabrik‘.
Unter dem nationalsozialistischen Regime stellt Courths-Mahler Anträge auf Mitgliedschaft in der „Reichsschrifttumskammer“ sowie im „Reichsverband Deutscher Schriftsteller“ und ist darüber hinaus, eigenen Angaben zufolge, ‚förderndes Mitglied‘ der SS. Sie scheitert jedoch am Gleichschaltungsapparat und der „Beratungsstelle für Volksliteratur“, die Unterhaltungsliteratur gänzlich eliminieren wollen. Courths-Mahler wird in den Zwangsruhestand versetzt: Bereits Anfang 1935 werden ihre Verträge von Verlagsseite aufgelöst.
Nach Kriegsende wird Courths-Mahler von den amerikanischen Besatzern protegiert: Für ihre Villa erhält sie ein „Off-Limits-Schild“, das sie vor Durchsuchungen und Enteignungen schützt. Auch nimmt Courths-Mahler das Schreiben wieder auf. 1948 schreibt sie ihr letztes Opus, den Roman Flucht in den Frieden. Die Anfänge des wiederauflebenden Erfolgs ihrer Literatur in den Nachkriegsjahren erlebt sie jedoch nur ansatzweise. In den 1950er- und 1960er-Jahren erleben ihre Werke zunächst im Rahmen privater Leihbibliotheken eine Renaissance, die in den 1970er-Jahren in fünf Neuverfilmungen kulminiert. Schließlich publiziert der Bastei-Verlag eine Neuauflage der Romane Courths-Mahlers in zwei Reihen.
Die Autorin stirbt am 26. November 1950 in ihrem Haus am Tegernsee. Begraben wird sie auf dem dortigen Friedhof. Ihre Töchter entscheiden sich, dem Grabstein der Mutter den Titel eines ihrer Romane von 1921 hinzuzusetzen: „Arbeit adelt“. Das ehemalige Wohnhaus, laut Gebäudetafel im Jahr 1900 erbaut, wird 1972 von Friede Birkner an die Stadt Tegernsee verkauft und steht noch heute.
Graf, Andreas [2000]: Hedwig Courths-Mahler. [dtv portrait] München 2000.
Sichelschmidt, Gustav [1985]: Hedwig Courths-Mahler. Deutschlands erfolgreichste Autorin. Eine literatursoziologische Studie. [Bonner Beiträge zur Bibliotheks- und Bücherkunde, Bd. 16] 2. ergänz. Aufl. Bonn 1985.
Atzenhoffer, Régine [2005]: Ecrire lʼamour kitsch. Approches narratologiques de lʼœuvre romanesque de Hedwig Courths-Mahler (1867–1950). [Etudes et documents, Bd. 65]. Bern 2005.
Avé, Lia [1990]: Das Leben der Hedwig Courths-Mahler. [Trost der Welt] München / Wien 1990.