Anita Albus
Anita Albus studiert von 1960 bis 1964 Grafik an der Folkwang-Schule für Gestaltung in Essen. Seit 1964 lebt sie als Malerin und Schriftstellerin in München und Burgund.
Zunächst tritt Anita Albus mit ihren Gemälden an die Öffentlichkeit. Sie erscheinen in dem Kinderbuch Der Himmel ist mein Hut, die Erde ist mein Schuh (1973). Es folgen Miniaturen in Der Garten der Lieder (1974) und die Trompe-l'oeil-Bebilderung in der von ihr übersetzten und kommentierten Wiegenlied-Sammlung Eia popeia etcetera (1978). Anita Albus illustriert Die eifersüchtige Töpferin (1987) von Claude Lévi-Strauss und Die letzte Welt (1988) von Christoph Ransmayr. Von 1985 bis 1987 malt sie die Pflanzen in ihrem Garten in Burgund. In den dazu verfassten Legenden verknüpft sie den Weg dieser Pflanzen mit dem Schicksal der Botaniker, die ihnen ihren Namen gegeben haben. Das Buch erscheint 1987 unter dem Titel Das botanische Schauspiel. 1989 veröffentlicht sie ihren Brief-Roman Farfallone, in dem die genaue Beobachtung der Natur eine wesentliche Rolle spielt. Die Trompe-l'oeil-Malerei findet hier ihre literarische Entsprechung und die Techniken der Täuschung werden auch sprachlich zur Kunstform erhoben. Die Protagonistin des Romans, die Insektenforscherin Philippa Iselin, registriert und seziert mit dem unbarmherzig voyeuristischen Blick der Naturwissenschaftlerin alle menschlichen Beziehungen in ihrer Umgebung. Der Roman bedeutet auch eine Hommage an das Werk des französischen Entomologen Jean Henri Fabre, dessen poetische Beschreibungen der Verhaltensweisen der Insekten immer wieder im Text auftauchen. Formal bezieht sich das Werk auf Die gefährlichen Liebschaften von Choderlos de Laclos.
1989 publiziert Albus ihre Übersetzungen der Porträts aus den Tagebüchern von Edmond und Jules de Goncourt unter dem Titel Blitzlichter, ergänzt durch ihren Essay Menschen im Etui. 1993 erscheint eine Sammlung von Erzählungen mit dem Titel Liebesbande, über der das Leitmotiv steht: „Die Literatur kann es sich nicht leisten, so unglaubwürdig wie das Leben zu sein.“ Die Lust an der Doppeldeutigkeit und an der Überspitzung, bis hin zur Parodie, bestimmen ihre Schilderungen eigenartiger Liebesverhältnisse.
Albus' Erinnerungen an die Malerei, die den großen Meistern des 15., 16. und 17. Jahrhunderts gewidmet sind, erscheinen 1997 unter dem Titel Die Kunst der Künste. Das Werk ist eine Hommage an den Kunsthistoriker Erwin Panofsky und enthält minutiöse Interpretationen einer Auswahl von Bildern aus Frankreich, Deutschland und Holland. In ihrem Werk Paradies und Paradox, Wunderwerke aus fünf Jahrhunderten (2001) schlägt sie den Bogen „von Joris Hoefnagels Miniaturkunst der Spätrenaissance bis zur kunstsinnigen Leidenschaft eines Vladimir Nabokov“. Hier wird das in Die Kunst der Künste ausgesprochene Lob der Nachahmung noch einmal unterstrichen und die Beherrschung künstlerischer Techniken, die handwerkliche Geschicklichkeit, die das naturgetreue Abbilden ermöglicht, zur Kunst erklärt. 2005 erscheint Von seltenen Vögeln, ein Buch über ausgestorbene und gefährdete Vogelarten. 2007 schildert Anita Albus in Das Los der Lust. Ein Versuch über Tania Blixen das Leben der dänischen Schriftstellerin anhand ihrer Liebe zu den Vögeln und ihrer Leidenschaft fürs Fliegen. In Das botanische Schauspiel. Vierundzwanzig Blumen nach dem Leben gemalt & beschrieben (2007) wird das Schicksal der 24 Blumen und der Menschen, die sie auf ihrem Weg aus der Wildnis in die Gärten der Fremde begleitet haben, erzählt: Pflanzenjäger und Forschungsreisende, Botaniker und Gärtner, Maler und Liebhaber. 2011 erscheint Im Licht der Finsternis. Über Proust. Joachim Kalka nennt es in der Frankfurter Allgemeinen „eines der erstaunlichsten Bücher über Proust. Es ist übersät mit Neuigkeiten, es stellt eine Vielzahl bisher unbemerkter Bezüge her, die eine neue Perspektive auf die vertraute Landschaft des Oeuvres eröffnen.“
2001 erhält Anita Albus das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre Verdienste um die deutsch-französischen Kulturbeziehungen, 2002 den Friedrich-Märker-Preis für Essayistik, 2004 den Johann-Heinrich-Merck-Preis, 2008 den Erwin-Strittmatter-Preis, 2009 den Chevalier de Ordre des Arts et des Lettres und 2019 den Schwabinger Kunstpreis.
Seit 2004 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Sekundärliteratur:
Wendt, Gunna (2003): Anita Albus. In: Kraft, Thomas (Hg.): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. Nymphenburger Verlag, München, S. 24.
Externe Links:
Anita Albus studiert von 1960 bis 1964 Grafik an der Folkwang-Schule für Gestaltung in Essen. Seit 1964 lebt sie als Malerin und Schriftstellerin in München und Burgund.
Zunächst tritt Anita Albus mit ihren Gemälden an die Öffentlichkeit. Sie erscheinen in dem Kinderbuch Der Himmel ist mein Hut, die Erde ist mein Schuh (1973). Es folgen Miniaturen in Der Garten der Lieder (1974) und die Trompe-l'oeil-Bebilderung in der von ihr übersetzten und kommentierten Wiegenlied-Sammlung Eia popeia etcetera (1978). Anita Albus illustriert Die eifersüchtige Töpferin (1987) von Claude Lévi-Strauss und Die letzte Welt (1988) von Christoph Ransmayr. Von 1985 bis 1987 malt sie die Pflanzen in ihrem Garten in Burgund. In den dazu verfassten Legenden verknüpft sie den Weg dieser Pflanzen mit dem Schicksal der Botaniker, die ihnen ihren Namen gegeben haben. Das Buch erscheint 1987 unter dem Titel Das botanische Schauspiel. 1989 veröffentlicht sie ihren Brief-Roman Farfallone, in dem die genaue Beobachtung der Natur eine wesentliche Rolle spielt. Die Trompe-l'oeil-Malerei findet hier ihre literarische Entsprechung und die Techniken der Täuschung werden auch sprachlich zur Kunstform erhoben. Die Protagonistin des Romans, die Insektenforscherin Philippa Iselin, registriert und seziert mit dem unbarmherzig voyeuristischen Blick der Naturwissenschaftlerin alle menschlichen Beziehungen in ihrer Umgebung. Der Roman bedeutet auch eine Hommage an das Werk des französischen Entomologen Jean Henri Fabre, dessen poetische Beschreibungen der Verhaltensweisen der Insekten immer wieder im Text auftauchen. Formal bezieht sich das Werk auf Die gefährlichen Liebschaften von Choderlos de Laclos.
1989 publiziert Albus ihre Übersetzungen der Porträts aus den Tagebüchern von Edmond und Jules de Goncourt unter dem Titel Blitzlichter, ergänzt durch ihren Essay Menschen im Etui. 1993 erscheint eine Sammlung von Erzählungen mit dem Titel Liebesbande, über der das Leitmotiv steht: „Die Literatur kann es sich nicht leisten, so unglaubwürdig wie das Leben zu sein.“ Die Lust an der Doppeldeutigkeit und an der Überspitzung, bis hin zur Parodie, bestimmen ihre Schilderungen eigenartiger Liebesverhältnisse.
Albus' Erinnerungen an die Malerei, die den großen Meistern des 15., 16. und 17. Jahrhunderts gewidmet sind, erscheinen 1997 unter dem Titel Die Kunst der Künste. Das Werk ist eine Hommage an den Kunsthistoriker Erwin Panofsky und enthält minutiöse Interpretationen einer Auswahl von Bildern aus Frankreich, Deutschland und Holland. In ihrem Werk Paradies und Paradox, Wunderwerke aus fünf Jahrhunderten (2001) schlägt sie den Bogen „von Joris Hoefnagels Miniaturkunst der Spätrenaissance bis zur kunstsinnigen Leidenschaft eines Vladimir Nabokov“. Hier wird das in Die Kunst der Künste ausgesprochene Lob der Nachahmung noch einmal unterstrichen und die Beherrschung künstlerischer Techniken, die handwerkliche Geschicklichkeit, die das naturgetreue Abbilden ermöglicht, zur Kunst erklärt. 2005 erscheint Von seltenen Vögeln, ein Buch über ausgestorbene und gefährdete Vogelarten. 2007 schildert Anita Albus in Das Los der Lust. Ein Versuch über Tania Blixen das Leben der dänischen Schriftstellerin anhand ihrer Liebe zu den Vögeln und ihrer Leidenschaft fürs Fliegen. In Das botanische Schauspiel. Vierundzwanzig Blumen nach dem Leben gemalt & beschrieben (2007) wird das Schicksal der 24 Blumen und der Menschen, die sie auf ihrem Weg aus der Wildnis in die Gärten der Fremde begleitet haben, erzählt: Pflanzenjäger und Forschungsreisende, Botaniker und Gärtner, Maler und Liebhaber. 2011 erscheint Im Licht der Finsternis. Über Proust. Joachim Kalka nennt es in der Frankfurter Allgemeinen „eines der erstaunlichsten Bücher über Proust. Es ist übersät mit Neuigkeiten, es stellt eine Vielzahl bisher unbemerkter Bezüge her, die eine neue Perspektive auf die vertraute Landschaft des Oeuvres eröffnen.“
2001 erhält Anita Albus das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre Verdienste um die deutsch-französischen Kulturbeziehungen, 2002 den Friedrich-Märker-Preis für Essayistik, 2004 den Johann-Heinrich-Merck-Preis, 2008 den Erwin-Strittmatter-Preis, 2009 den Chevalier de Ordre des Arts et des Lettres und 2019 den Schwabinger Kunstpreis.
Seit 2004 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Wendt, Gunna (2003): Anita Albus. In: Kraft, Thomas (Hg.): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. Nymphenburger Verlag, München, S. 24.