Otto Hengge
Die Heimatbewegungen des 20. Jahrhunderts regen auch in Bayerisch-Schwaben die Produktion regionaler und vor allem dialektaler Literatur an. Der Gedichtband D' Huimat des Oberstdorfer Lehrers, Musikers und Heimatdichters Otto Hengge ist vermutlich die erste Publikation von Gedichten in der für Oberstdorf typischen niederalemannischen Mundart.
Otto Hengge, geboren 1870, wächst als ältestes von sechs Kindern in Oberstdorf auf. Sein aus Wertach stammender Vater ist Jagdgehilfe, später Jagdaufseher im Dienst des Prinzregenten Luitpold von Bayern. Die Mutter entstammt einem alteingesessenen Oberstdorfer Bauerngeschlecht. Sein Lehrer setzt sich dafür ein, dass Otto Hengge nach dem Volksschulabschluss 1882 die Vorbereitungsschule für das Lehrerseminar, die sog. Präparandenschule, und anschließend das Lehrerseminar in Dillingen besuchen kann. Nach der Beendigung des Studiums wird Otto Hengge zunächst Lehrer im schwäbischen Unterland, ab 1908 wirkt er in Schwangau, erst 1925 kann er in seinem 55. Lebensjahr nach Oberstdorf zurückkehren, wo er Rektor der katholischen Knabenschule wird. Seinen Heimatort findet er verändert vor. In seinem Gedicht „Wit vu de Lidd“, das direkt nach seiner Rückkehr entsteht, drückt er seine Verbitterung darüber aus:
Bi lange Jo(a)hr furt gwea, / Wit, wit vu da(o)huim, / Ha(o) manke Nacht gwachet / und denkt: I möcht huim! / Jetz isch es ber glünge, / Ming Wünsch ischt vrfüllt; / Dr Drang na(o)ch dr Huimat / Ischt aber it gschtillt. / I waiß it, ischt d Huimat, / bin i ga(o)nz vrdreht? / Ming Huimat hend a(o)nder – / Und i kumm halt zschbät. / Wohl d Bearg sind wie fröier; / Doch a(o)nderscht ischt d Zidd: / I find jetz ming Huimat / Bloaß wit vu de Lidd.
Sich wieder heimisch zu fühlen im fremd gewordenen Oberstdorf gelingt dem geselligen Lehrer und Rektor Hengge auch über sein Engagement im gemeindlichen Vereinsleben. Er ist u.a. der Leiter des Gesangsvereins und der musikalische Leiter der Jodlergruppe Oberstdorf; Musik spielt Zeit seines Lebens eine wichtige Rolle für ihn. Im Alter von 28 Jahren komponiert er das Lied Mein Oberstdorf (1898, Kösel-Verlag Kempten). Und 1955 gibt er gemeinsam mit Max Probst das Gesangsheft mit Liedern für Männerstimmen Allgäuer Liedle heraus.
Sein Gedichtband D' Huimat erfährt 2013 auf Initiative des Verschönerungsvereins Oberstdorf eine Neuauflage. Einige der darin enthaltenen Gedichte wurden vertont; manche Vertonung hat der 1960 im Alter von 90 Jahren verstorbene Otto Hengge selbst besorgt.
Externe Links:
Literatur von Otto Hengge im BVB
Artikel Dialektdichtung in Schwaben im Historischen Lexikon Bayerns
Die Heimatbewegungen des 20. Jahrhunderts regen auch in Bayerisch-Schwaben die Produktion regionaler und vor allem dialektaler Literatur an. Der Gedichtband D' Huimat des Oberstdorfer Lehrers, Musikers und Heimatdichters Otto Hengge ist vermutlich die erste Publikation von Gedichten in der für Oberstdorf typischen niederalemannischen Mundart.
Otto Hengge, geboren 1870, wächst als ältestes von sechs Kindern in Oberstdorf auf. Sein aus Wertach stammender Vater ist Jagdgehilfe, später Jagdaufseher im Dienst des Prinzregenten Luitpold von Bayern. Die Mutter entstammt einem alteingesessenen Oberstdorfer Bauerngeschlecht. Sein Lehrer setzt sich dafür ein, dass Otto Hengge nach dem Volksschulabschluss 1882 die Vorbereitungsschule für das Lehrerseminar, die sog. Präparandenschule, und anschließend das Lehrerseminar in Dillingen besuchen kann. Nach der Beendigung des Studiums wird Otto Hengge zunächst Lehrer im schwäbischen Unterland, ab 1908 wirkt er in Schwangau, erst 1925 kann er in seinem 55. Lebensjahr nach Oberstdorf zurückkehren, wo er Rektor der katholischen Knabenschule wird. Seinen Heimatort findet er verändert vor. In seinem Gedicht „Wit vu de Lidd“, das direkt nach seiner Rückkehr entsteht, drückt er seine Verbitterung darüber aus:
Bi lange Jo(a)hr furt gwea, / Wit, wit vu da(o)huim, / Ha(o) manke Nacht gwachet / und denkt: I möcht huim! / Jetz isch es ber glünge, / Ming Wünsch ischt vrfüllt; / Dr Drang na(o)ch dr Huimat / Ischt aber it gschtillt. / I waiß it, ischt d Huimat, / bin i ga(o)nz vrdreht? / Ming Huimat hend a(o)nder – / Und i kumm halt zschbät. / Wohl d Bearg sind wie fröier; / Doch a(o)nderscht ischt d Zidd: / I find jetz ming Huimat / Bloaß wit vu de Lidd.
Sich wieder heimisch zu fühlen im fremd gewordenen Oberstdorf gelingt dem geselligen Lehrer und Rektor Hengge auch über sein Engagement im gemeindlichen Vereinsleben. Er ist u.a. der Leiter des Gesangsvereins und der musikalische Leiter der Jodlergruppe Oberstdorf; Musik spielt Zeit seines Lebens eine wichtige Rolle für ihn. Im Alter von 28 Jahren komponiert er das Lied Mein Oberstdorf (1898, Kösel-Verlag Kempten). Und 1955 gibt er gemeinsam mit Max Probst das Gesangsheft mit Liedern für Männerstimmen Allgäuer Liedle heraus.
Sein Gedichtband D' Huimat erfährt 2013 auf Initiative des Verschönerungsvereins Oberstdorf eine Neuauflage. Einige der darin enthaltenen Gedichte wurden vertont; manche Vertonung hat der 1960 im Alter von 90 Jahren verstorbene Otto Hengge selbst besorgt.