David Nerreter
David Nerreter wird als Sohn des Genannten des Großen Rates und Messerschmieds Peter Nerreter und seiner Frau Anna Maria, geb. Buggel, in Nürnberg geboren. Er besucht die Lateinschule St. Laurentius und das Aegidische Gymnasium, bevor er 1667 anfängt, in Altdorf Theologie zu studieren. Zusammen mit Johann Gabriel Maier und Jacob Hieronymus Lochner gehört Nerreter zu den jungen Altdorfer Studenten, die Sigmund von Birken für seine Dichtergesellschaft, den Pegnesischen Blumenorden, gewinnen kann. Im Zuge dessen wird Nerreter 1670 nicht nur zum Poeten gekrönt, sondern auch als Vorsteher des Blumenordens zum Mitglied unter dem Namen Filemon mit der Ordensblume Narzisse aufgenommen.
Im selben Jahr setzt Nerreter sein Studium in Königsberg fort und erwirbt 1673 den Magistergrad. Als Hofmeister eines Königsberger Ratsherrnsohns reist er dann nach Stockholm, wo er in der deutschen Kirche predigt, anschließend nach Narva und Ivanograd, wo er russisch-orthodoxen Geistlichen begegnet. Im Februar 1675 ist er wieder in Nürnberg. Seine Hoffnung auf eine Anstellung im dortigen Kirchendienst erfüllt sich allerdings nicht, weshalb Nerreter im benachbarten Altdorf Dichtkunst lehrt und Auftragsarbeiten für den Endter-Verlag erledigt. 1677 erhält er schließlich den Ruf als Hofkaplan des Fürsten Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen nach Oettingen im Ries. Er heiratet, wird Stadtdiakon und Konsistorialrat und übernimmt 1688 die Pfarrei zu Kirchheim.
1694 wird David Nerreter zum Diakon an das Nürnberger Heilig-Geist-Spital berufen, 1695 zum Diakon an St. Lorenz, 1696 zum Pfarrer in Wöhrd. 1709 folgt er einem Ruf nach Stargard als Generalsuperintendent und Konsistorialrat im Herzogtum Hinterpommern und Fürstentum Cammin. Er stirbt in Stargard in Pommern am 5. Juli 1726.
Von Nerreter liegen mehrere Predigten, geistliche Lieder sowie Bearbeitungen religionsgeschichtlicher Schriften aus England vor. Mit Der Wunderwürdige Juden- und Heiden-Tempel (1701), der Neu-eröffneten Mahometanischen Moschea (1703) und dem Schau-Platz Der Streitenden doch unüberwindlichen Christlichen Kyrchen (1707) legt er eine Art religionshistorische Trilogie vor, die sich vor allem auf das mehrteilige Werk Pansebeia. Or a View of All Religions in the World von Alexander Ross (1591-1654) stützt. Seiner Übersetzung des Korans nach der lateinischen Ausgabe des italienischen Orientalisten Lodovico Marraci (1612-1700) kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Geistliche Lieder erscheinen in der Sammlung Poetischer Andacht-Klang von Denen Blumengenossen (1691) zusammen mit Beiträgen von Johann Elias Kessler und Johann Ludwig Faber. Im Briefverkehr mit Sigmund von Birken sind zudem drei Gedichte Nerreters enthalten. 1701 erscheint in Nürnberg D[avid] N[erreters] zu dem Lobe GOttes angestellte Geistliche Sing-Schul in zwei Teilen, ein Liederbuch, das 1707 in zweiter Auflage erscheint und neben vielen Chorälen bekannter evangelischer Dichter eine Anzahl selbstverfasster Lieder enthält.
Auch Kasualschriften hat David Nerreter vorgelegt: Gratulationsgedichte (für Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen), Trauergedichte (u.a. auf den Apotheker und Dichter Johann Leonhard Stöberlein), Trauungsoden (zur Hochzeit von Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen mit Eberhardina von Württemberg und Teck), Oden/Lieder auf den 1679 und 1682 „gefallenen Buß-Tag und Dank-Fest“ sowie Huldigungspredigten (für König Friedrich I. von Preußen).
Zu seiner Hochzeit und zu seinem Abschied aus der Heimat bedenken ihn die Pegnitzschäfer ihrerseits mit einer Gratulationsschrift bzw. Abschiedsode aus der Feder Samuel Fabers.
Sekundärliteratur:
Deutsches Literatur Lexikon (DLL). Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Carl Ludwig Lang. 3., völlig neu bearb. Aufl. 1968ff. Ca. 33 Bde. und 6 Ergänzungsbde. Erg.-Bd. 6. Bern und Zürich, S. 127f.
Jürgensen, Renate (2006): Melos conspirant singuli in unum: Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg (1644-1744). Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, S. 379-385.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 128.
Externe Links:
Literatur von David Nerreter im BVB
Literatur über David Nerreter im BVB
David Nerreter in der Deutschen Biographie
David Nerreter in der Enzyklopädie des Islam
Schau-Platz Der Streitenden doch unüberwindlichen Christlichen Kyrchen
David Nerreter wird als Sohn des Genannten des Großen Rates und Messerschmieds Peter Nerreter und seiner Frau Anna Maria, geb. Buggel, in Nürnberg geboren. Er besucht die Lateinschule St. Laurentius und das Aegidische Gymnasium, bevor er 1667 anfängt, in Altdorf Theologie zu studieren. Zusammen mit Johann Gabriel Maier und Jacob Hieronymus Lochner gehört Nerreter zu den jungen Altdorfer Studenten, die Sigmund von Birken für seine Dichtergesellschaft, den Pegnesischen Blumenorden, gewinnen kann. Im Zuge dessen wird Nerreter 1670 nicht nur zum Poeten gekrönt, sondern auch als Vorsteher des Blumenordens zum Mitglied unter dem Namen Filemon mit der Ordensblume Narzisse aufgenommen.
Im selben Jahr setzt Nerreter sein Studium in Königsberg fort und erwirbt 1673 den Magistergrad. Als Hofmeister eines Königsberger Ratsherrnsohns reist er dann nach Stockholm, wo er in der deutschen Kirche predigt, anschließend nach Narva und Ivanograd, wo er russisch-orthodoxen Geistlichen begegnet. Im Februar 1675 ist er wieder in Nürnberg. Seine Hoffnung auf eine Anstellung im dortigen Kirchendienst erfüllt sich allerdings nicht, weshalb Nerreter im benachbarten Altdorf Dichtkunst lehrt und Auftragsarbeiten für den Endter-Verlag erledigt. 1677 erhält er schließlich den Ruf als Hofkaplan des Fürsten Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen nach Oettingen im Ries. Er heiratet, wird Stadtdiakon und Konsistorialrat und übernimmt 1688 die Pfarrei zu Kirchheim.
1694 wird David Nerreter zum Diakon an das Nürnberger Heilig-Geist-Spital berufen, 1695 zum Diakon an St. Lorenz, 1696 zum Pfarrer in Wöhrd. 1709 folgt er einem Ruf nach Stargard als Generalsuperintendent und Konsistorialrat im Herzogtum Hinterpommern und Fürstentum Cammin. Er stirbt in Stargard in Pommern am 5. Juli 1726.
Von Nerreter liegen mehrere Predigten, geistliche Lieder sowie Bearbeitungen religionsgeschichtlicher Schriften aus England vor. Mit Der Wunderwürdige Juden- und Heiden-Tempel (1701), der Neu-eröffneten Mahometanischen Moschea (1703) und dem Schau-Platz Der Streitenden doch unüberwindlichen Christlichen Kyrchen (1707) legt er eine Art religionshistorische Trilogie vor, die sich vor allem auf das mehrteilige Werk Pansebeia. Or a View of All Religions in the World von Alexander Ross (1591-1654) stützt. Seiner Übersetzung des Korans nach der lateinischen Ausgabe des italienischen Orientalisten Lodovico Marraci (1612-1700) kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Geistliche Lieder erscheinen in der Sammlung Poetischer Andacht-Klang von Denen Blumengenossen (1691) zusammen mit Beiträgen von Johann Elias Kessler und Johann Ludwig Faber. Im Briefverkehr mit Sigmund von Birken sind zudem drei Gedichte Nerreters enthalten. 1701 erscheint in Nürnberg D[avid] N[erreters] zu dem Lobe GOttes angestellte Geistliche Sing-Schul in zwei Teilen, ein Liederbuch, das 1707 in zweiter Auflage erscheint und neben vielen Chorälen bekannter evangelischer Dichter eine Anzahl selbstverfasster Lieder enthält.
Auch Kasualschriften hat David Nerreter vorgelegt: Gratulationsgedichte (für Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen), Trauergedichte (u.a. auf den Apotheker und Dichter Johann Leonhard Stöberlein), Trauungsoden (zur Hochzeit von Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen mit Eberhardina von Württemberg und Teck), Oden/Lieder auf den 1679 und 1682 „gefallenen Buß-Tag und Dank-Fest“ sowie Huldigungspredigten (für König Friedrich I. von Preußen).
Zu seiner Hochzeit und zu seinem Abschied aus der Heimat bedenken ihn die Pegnitzschäfer ihrerseits mit einer Gratulationsschrift bzw. Abschiedsode aus der Feder Samuel Fabers.
Deutsches Literatur Lexikon (DLL). Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Carl Ludwig Lang. 3., völlig neu bearb. Aufl. 1968ff. Ca. 33 Bde. und 6 Ergänzungsbde. Erg.-Bd. 6. Bern und Zürich, S. 127f.
Jürgensen, Renate (2006): Melos conspirant singuli in unum: Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg (1644-1744). Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, S. 379-385.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 128.