Frido Mann
Fridolin (Frido) Mann wird am 31. Juli 1940 als erstes Kind des Musikers Michael Mann und seiner Frau Gret im amerikanischen Exil in Monterey, Kalifornien geboren. Über die Geburt seines Enkelkindes findet sich im Tagebuch von Thomas Mann folgende Notiz: „Der erste Enkel, Amerikaner von Geburt, hat deutsches, brasilianisches, jüdisches und schweizerisches Blut, vom letzteren sogar noch von meiner Großmutter.“ Später wird Thomas Mann ihn in seinem Roman Doktor Faustus (1947) in der Figur des „ausnehmend geliebten“ Nepomuk Schneidewein porträtieren.
Zusammen mit seinem um zwei Jahre jüngeren Bruder Anthony (Toni) verbringt Frido Mann einen Großteil seiner Kindheit und Jugend bei den Großeltern Katia und Thomas Mann, zunächst in Pacific Palisades in Kalifornien, später im schweizerischen Kilchberg. Michael Manns Beruf als Musiker bringt es mit sich, dass er und seine Frau Gret häufig auf Konzertreisen unterwegs sind. In seinem Roman Professor Parsifal (1985) wird Frido Mann später über die langen Trennungen von den Eltern schreiben: „Und ich glaube, dass vor allem die zwei Jahre im Schweizer Internat, als meine Eltern sich auf einer Konzert-Tournee durch die Welt befanden, mir nicht sonderlich gut getan haben“. Das Verhältnis zum Vater ist distanziert und zeitweilig angespannt.
In der Schweiz absolviert Frido Mann 1959 das Abitur und studiert Musik in Zürich und Rom. Anschließend nimmt er in München ein Theologiestudium auf, das er mit einer Promotion zum Thema Das Abendmahl beim jungen Luther (1971) abschließt. Während seiner Studienzeit in München lernt Frido Mann seine spätere Frau Christine Heisenberg kennen, eine Tochter des berühmten Physikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg. Danach arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent bei Karl Rahner an der Universität Münster und absolviert gleichzeitig ein Psychologiestudium. Als klinischer Psychologe ist er am Psychiatrischen Krankenhaus in Gütersloh tätig. Die Habilitation folgt 1981 und 1986 die Ernennung zum Professor für Psychologie. Bis 1990 ist Frido Mann geschäftsführender Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie an der Universität Münster.
Im Alter von vierzig Jahren wird Frido Mann auch als Schriftsteller tätig. „Der gefährliche Keim der literarischen Ambitionen ist bei mir erst spät zum Vorschein gekommen“, schreibt er auf seiner Website. Den Anstoß gibt die Lektüre von Klaus Manns Lebensbericht Der Wendepunkt (1952). Der Verleger Berthold Spangenberg bittet ihn, ein Nachwort für eine Sonderausgabe zum Buch seines Onkels zu verfassen. Frido Mann beginnt, sich intensiv mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen und veröffentlicht 1985 sein literarisches Debüt, den autobiografischen Roman Professor Parsifal. Er knüpft Kontakte zu seinen „Prager Verwandten“, den Nachkommen seines Großonkels Heinrich Mann, und schreibt die Romanparabel Terezín. Der Führer schenkt den Juden eine Stadt (1994), die von George Tabori auf die Bühne gebracht wird. Zunehmend interessiert sich Frido Mann für die brasilianischen Wurzeln der Familie Mann. 1995 besucht er das Geburtshaus seiner Urgroßmutter Julia da Silva-Bruhns, die Villa Boa Vista in Paraty, und gründet den Verein „Casa Mann“, der in dem Haus ein euro-brasilianisches Kulturzentrum errichten will. Der Brückenschlag zwischen Europa und Brasilien ist auch das Thema der Romane Brasa (1999), Hexenkinder (2000) und Nachthorn (2002), in dem Frido Mann erzählt, wie ein Musiker zu seinen Wurzeln am brasilianischen Amazonas findet. 2009 erscheint der Band Mutterland. Die Familie Mann und Brasilien, eine Zusammenarbeit mit Paolo Soethe und Karljosef Kuschel.
Achterbahn nennt Frido Mann seine 2008 erscheinende Autobiografie, in der er seinen eigenen Lebensweg schildert und seinen Standort in der Familie Mann auslotet. Die Spurensuche zu seinen Vorfahren führt ihn auch auf die Kurische Nehrung, wo Thomas Mann mit seiner Familie von 1930 bis 1932 drei Sommer in seinem Niddener Ferienhaus verbrachte. Die Eindrücke und Erfahrungen seiner Recherche fasst Frido Mann in dem Buch Mein Nidden (2012) zusammen. Im Frühjar 2013 erscheint das Sachbuch Das Versagen der Religion. Betrachtungen eines Gläubigen, das ebenfalls auf autobiografischem Hintergrund beruht.
Seine literarischen Wege führen immer wieder auch zur Musik, so beim Multimediaprojekt Flood (Uraufführung 2009 in Vilnius), eine Zusammenarbeit mit dem Musiker Vladimir Tarasov. Für das Musiktheater President Jekyll (Uraufführung 2012 in München) verfasst Frido Mann das Libretto. Als Sprecher der Familie Mann-Erben und als Urheberrechtsinhaber der Werke von Thomas und Katia Mann und ihrer Kinder Klaus, Erika und Michael Mann, ist er der wichtigste Ansprechpartner für die Monacensia, Literaturarchiv der Stadt München. Zugleich ist er Mitglied im Kuratorium des Vereins Freunde der Monacensia. Auch als Schirmherr des Thomas-Mann-Forums München e.V. setzt sich Frido Mann für die Erinnerung an Thomas Mann und die Seinen ein.
Er lebt als freier Schriftsteller in München.
Externe Links:
Literatur von Frido Mann im BVB
Fridolin (Frido) Mann wird am 31. Juli 1940 als erstes Kind des Musikers Michael Mann und seiner Frau Gret im amerikanischen Exil in Monterey, Kalifornien geboren. Über die Geburt seines Enkelkindes findet sich im Tagebuch von Thomas Mann folgende Notiz: „Der erste Enkel, Amerikaner von Geburt, hat deutsches, brasilianisches, jüdisches und schweizerisches Blut, vom letzteren sogar noch von meiner Großmutter.“ Später wird Thomas Mann ihn in seinem Roman Doktor Faustus (1947) in der Figur des „ausnehmend geliebten“ Nepomuk Schneidewein porträtieren.
Zusammen mit seinem um zwei Jahre jüngeren Bruder Anthony (Toni) verbringt Frido Mann einen Großteil seiner Kindheit und Jugend bei den Großeltern Katia und Thomas Mann, zunächst in Pacific Palisades in Kalifornien, später im schweizerischen Kilchberg. Michael Manns Beruf als Musiker bringt es mit sich, dass er und seine Frau Gret häufig auf Konzertreisen unterwegs sind. In seinem Roman Professor Parsifal (1985) wird Frido Mann später über die langen Trennungen von den Eltern schreiben: „Und ich glaube, dass vor allem die zwei Jahre im Schweizer Internat, als meine Eltern sich auf einer Konzert-Tournee durch die Welt befanden, mir nicht sonderlich gut getan haben“. Das Verhältnis zum Vater ist distanziert und zeitweilig angespannt.
In der Schweiz absolviert Frido Mann 1959 das Abitur und studiert Musik in Zürich und Rom. Anschließend nimmt er in München ein Theologiestudium auf, das er mit einer Promotion zum Thema Das Abendmahl beim jungen Luther (1971) abschließt. Während seiner Studienzeit in München lernt Frido Mann seine spätere Frau Christine Heisenberg kennen, eine Tochter des berühmten Physikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg. Danach arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent bei Karl Rahner an der Universität Münster und absolviert gleichzeitig ein Psychologiestudium. Als klinischer Psychologe ist er am Psychiatrischen Krankenhaus in Gütersloh tätig. Die Habilitation folgt 1981 und 1986 die Ernennung zum Professor für Psychologie. Bis 1990 ist Frido Mann geschäftsführender Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie an der Universität Münster.
Im Alter von vierzig Jahren wird Frido Mann auch als Schriftsteller tätig. „Der gefährliche Keim der literarischen Ambitionen ist bei mir erst spät zum Vorschein gekommen“, schreibt er auf seiner Website. Den Anstoß gibt die Lektüre von Klaus Manns Lebensbericht Der Wendepunkt (1952). Der Verleger Berthold Spangenberg bittet ihn, ein Nachwort für eine Sonderausgabe zum Buch seines Onkels zu verfassen. Frido Mann beginnt, sich intensiv mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen und veröffentlicht 1985 sein literarisches Debüt, den autobiografischen Roman Professor Parsifal. Er knüpft Kontakte zu seinen „Prager Verwandten“, den Nachkommen seines Großonkels Heinrich Mann, und schreibt die Romanparabel Terezín. Der Führer schenkt den Juden eine Stadt (1994), die von George Tabori auf die Bühne gebracht wird. Zunehmend interessiert sich Frido Mann für die brasilianischen Wurzeln der Familie Mann. 1995 besucht er das Geburtshaus seiner Urgroßmutter Julia da Silva-Bruhns, die Villa Boa Vista in Paraty, und gründet den Verein „Casa Mann“, der in dem Haus ein euro-brasilianisches Kulturzentrum errichten will. Der Brückenschlag zwischen Europa und Brasilien ist auch das Thema der Romane Brasa (1999), Hexenkinder (2000) und Nachthorn (2002), in dem Frido Mann erzählt, wie ein Musiker zu seinen Wurzeln am brasilianischen Amazonas findet. 2009 erscheint der Band Mutterland. Die Familie Mann und Brasilien, eine Zusammenarbeit mit Paolo Soethe und Karljosef Kuschel.
Achterbahn nennt Frido Mann seine 2008 erscheinende Autobiografie, in der er seinen eigenen Lebensweg schildert und seinen Standort in der Familie Mann auslotet. Die Spurensuche zu seinen Vorfahren führt ihn auch auf die Kurische Nehrung, wo Thomas Mann mit seiner Familie von 1930 bis 1932 drei Sommer in seinem Niddener Ferienhaus verbrachte. Die Eindrücke und Erfahrungen seiner Recherche fasst Frido Mann in dem Buch Mein Nidden (2012) zusammen. Im Frühjar 2013 erscheint das Sachbuch Das Versagen der Religion. Betrachtungen eines Gläubigen, das ebenfalls auf autobiografischem Hintergrund beruht.
Seine literarischen Wege führen immer wieder auch zur Musik, so beim Multimediaprojekt Flood (Uraufführung 2009 in Vilnius), eine Zusammenarbeit mit dem Musiker Vladimir Tarasov. Für das Musiktheater President Jekyll (Uraufführung 2012 in München) verfasst Frido Mann das Libretto. Als Sprecher der Familie Mann-Erben und als Urheberrechtsinhaber der Werke von Thomas und Katia Mann und ihrer Kinder Klaus, Erika und Michael Mann, ist er der wichtigste Ansprechpartner für die Monacensia, Literaturarchiv der Stadt München. Zugleich ist er Mitglied im Kuratorium des Vereins Freunde der Monacensia. Auch als Schirmherr des Thomas-Mann-Forums München e.V. setzt sich Frido Mann für die Erinnerung an Thomas Mann und die Seinen ein.
Er lebt als freier Schriftsteller in München.