Monika Mann
„Wenn man einen Vater hat, der das ist, was man einen berühmten Mann nennt, ein Genie, ändert sich damit irgendetwas in Sachen Verantwortung, und wenn was? Berühmte Männer schaffen berühmte Werke, aber nicht unbedingt berühmte Kinder. Einige von ihnen sind talentiert, andere sind gewöhnlich, andere verkommen.“ Monika Mann notiert diese Zeilen um 1945 in ihr New Yorker Tagebuch.
Monika Mann ist die mittlere Tochter von Thomas und Katia Mann. Ihre herausragende Begabung als Feuilletonistin wird von der Künstlerfamilie nicht erkannt, das Verhältnis zwischen Monika Mann, den geliebten Eltern und Geschwistern bleibt Zeit ihres Lebens schwierig und angespannt. Oskar Maria Graf schreibt über Monika Mann: „Rebellische Selbstbehauptung, störrisches Ressentiment, schneller Verstand und ein äußerst geschärfter weiblicher Instinkt wirken bei ihr zusammen und führen zu eindringlichen Beobachtungen und Erkenntnissen.“
Katia Mann, glücklich über die Geburt ihrer Tochter Monika am 7. Juni 1910 in München, beschreibt ihr viertes Kind in dem Monika Büchlein (1910-1914) als „friedliches und liebenswürdiges Baby“. Die Mutter reist in den folgenden Jahren wiederholt zur Kur nach Davos. Von Kindermädchen umsorgt, wächst Monika mit ihrer Schwester Erika und den Brüdern Klaus und Golo in der Schwabinger Franz-Joseph-Straße auf, bis die Familie nach Bogenhausen zieht. „Sie hatte etwas unendlich einschmeichelndes und zärtliches“, bemerkt Katia Mann 1912. Während Thomas Mann seiner Tochter Monika von Beginn an ablehnend begegnet, ändert sich Katias Beziehung zu Monika erst im Laufe der Jahre. 1918 wird Elisabeth geboren, und dem Lieblingskind des Vaters gilt augenblicklich die ganze Aufmerksamkeit.
Monika Mann besucht seit 1920 die Höhere Töchterschule am St.-Anna-Platz im Lehel. Mit dem Unterricht kommt sie jedoch nicht zurecht. Auch innerhalb der Familie nimmt sie die Position einer Außenseiterin ein. Die Mutter beklagt sich bei Erika, dass Monikas Niveau manchmal etwas von einem Dienstmädchen hat. Auf Eltern und Geschwister macht Monika einen sonderbaren Eindruck, immer wieder wird sie auf ihre Eigenarten hingewiesen. Auch in Briefen und Tagebucheintragungen ist von dem eigentümlichen Charakter die Rede. Mit ihrem Bruder Golo besucht Monika von 1924 bis 1926 das Internat auf Schloß Salem. In der Familie, die viele Kosenamen kennt, wird sie „Poor Moni“ genannt.
Gleichzeitig erweist sich Monika Mann als genaue Beobachterin. Begebenheiten schildert sie aus ihrer Perspektive vom Rand des Geschehens. Trotz aller Querelen fühlt sie sich ihrer Familie eng verbunden. Monika ist vielseitig talentiert, kann zeichnen, singen und Klavier spielen, sich aber doch nicht für einen Beruf entscheiden. Sie verbringt einige Zeit bei den Verwandten der Mutter in Berlin. 1933 folgt sie den Eltern ins Exil nach Sanary-sur-Mer in Südfrankreich.
Monika Mann will Pianistin werden und studiert in Florenz Musik. In Italien lernt sie den ungarischen Kunsthistoriker Jenö Lányi kennen, das Paar lebt zuerst in Wien und heiratet im März 1939 in London. Mit einer Einreiseerlaubnis der kanadischen Regierung machen sie sich im September 1940 auf den Weg nach Amerika. Bei der Überfahrt wird das Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert, die „City of Benares“ sinkt und Jenö Lányi ertrinkt vor den Augen seiner Frau. Das tragische Ereignis überschattet Monika Manns weiteres Leben. Thomas und Katia Mann nehmen die Tochter nach dem Unglück am Hafen von New York in Empfang.
Monika lebt bei ihren Eltern und der Familie in den USA, 1942 zieht sie nach New York und wohnt mit ihrer Münchner Freundin Kadidja Wedekind zusammen, in dieser Zeit entsteht das New Yorker Tagebuch. 1949-50 reist sie mit ihrem Bruder Michael erstmals nach Europa, zurück in Amerika belegt sie Schreibkurse. Die endgültige Rückkehr nach Europa erfolgt 1952, Monika Mann hält sich zunächst an der Riviera auf, dann einige Monate in Rom. Sie trifft sich mit Literaten und bewegt sich in intellektuellen Kreisen.
Auf Capri findet sie eine neue Heimat. Mit ihrem Lebensgefährten Antonio Spadaro verbringt sie 30 Jahre auf der Mittelmeerinsel. Die Autorin verfasst zahlreiche Feuilletons, Kritiken und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften in den Sprachen Deutsch, Englisch und Italienisch. In den 1960er Jahren entsteht auch eine Reihe von Romanen wie Tupfen im All (1963), Wunder der Kindheit (1966) und Der letzte Häftling (1967). Nach Spadaros Tod Mitte der 1980er-Jahre, zieht Monika Mann nach Kilchberg bei Zürich. Sie stirbt am 17. März 1992 in Leverkusen.
Sekundärliteratur:
Andert, Karin (2010): Monika Mann. Eine Biografie. Hamburg.
Mann, Monika: Das fahrende Haus. Aus dem Leben einer Weltbürgerin. Hg. von Karin Andert. Reinbek bei Hamburg 2007.
Mann, Monika: Vergangenes und Gegenwärtiges. Erinnerungen. Reinbek bei Hamburg 2001 (1956).
Pedarnig, Dietlind; Ziegler, Edda (Hg.) (2013): Bayerische Schriftstellerinnen. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 163-168.
Externe Links:
Literatur von Monika Mann im BVB
„Wenn man einen Vater hat, der das ist, was man einen berühmten Mann nennt, ein Genie, ändert sich damit irgendetwas in Sachen Verantwortung, und wenn was? Berühmte Männer schaffen berühmte Werke, aber nicht unbedingt berühmte Kinder. Einige von ihnen sind talentiert, andere sind gewöhnlich, andere verkommen.“ Monika Mann notiert diese Zeilen um 1945 in ihr New Yorker Tagebuch.
Monika Mann ist die mittlere Tochter von Thomas und Katia Mann. Ihre herausragende Begabung als Feuilletonistin wird von der Künstlerfamilie nicht erkannt, das Verhältnis zwischen Monika Mann, den geliebten Eltern und Geschwistern bleibt Zeit ihres Lebens schwierig und angespannt. Oskar Maria Graf schreibt über Monika Mann: „Rebellische Selbstbehauptung, störrisches Ressentiment, schneller Verstand und ein äußerst geschärfter weiblicher Instinkt wirken bei ihr zusammen und führen zu eindringlichen Beobachtungen und Erkenntnissen.“
Katia Mann, glücklich über die Geburt ihrer Tochter Monika am 7. Juni 1910 in München, beschreibt ihr viertes Kind in dem Monika Büchlein (1910-1914) als „friedliches und liebenswürdiges Baby“. Die Mutter reist in den folgenden Jahren wiederholt zur Kur nach Davos. Von Kindermädchen umsorgt, wächst Monika mit ihrer Schwester Erika und den Brüdern Klaus und Golo in der Schwabinger Franz-Joseph-Straße auf, bis die Familie nach Bogenhausen zieht. „Sie hatte etwas unendlich einschmeichelndes und zärtliches“, bemerkt Katia Mann 1912. Während Thomas Mann seiner Tochter Monika von Beginn an ablehnend begegnet, ändert sich Katias Beziehung zu Monika erst im Laufe der Jahre. 1918 wird Elisabeth geboren, und dem Lieblingskind des Vaters gilt augenblicklich die ganze Aufmerksamkeit.
Monika Mann besucht seit 1920 die Höhere Töchterschule am St.-Anna-Platz im Lehel. Mit dem Unterricht kommt sie jedoch nicht zurecht. Auch innerhalb der Familie nimmt sie die Position einer Außenseiterin ein. Die Mutter beklagt sich bei Erika, dass Monikas Niveau manchmal etwas von einem Dienstmädchen hat. Auf Eltern und Geschwister macht Monika einen sonderbaren Eindruck, immer wieder wird sie auf ihre Eigenarten hingewiesen. Auch in Briefen und Tagebucheintragungen ist von dem eigentümlichen Charakter die Rede. Mit ihrem Bruder Golo besucht Monika von 1924 bis 1926 das Internat auf Schloß Salem. In der Familie, die viele Kosenamen kennt, wird sie „Poor Moni“ genannt.
Gleichzeitig erweist sich Monika Mann als genaue Beobachterin. Begebenheiten schildert sie aus ihrer Perspektive vom Rand des Geschehens. Trotz aller Querelen fühlt sie sich ihrer Familie eng verbunden. Monika ist vielseitig talentiert, kann zeichnen, singen und Klavier spielen, sich aber doch nicht für einen Beruf entscheiden. Sie verbringt einige Zeit bei den Verwandten der Mutter in Berlin. 1933 folgt sie den Eltern ins Exil nach Sanary-sur-Mer in Südfrankreich.
Monika Mann will Pianistin werden und studiert in Florenz Musik. In Italien lernt sie den ungarischen Kunsthistoriker Jenö Lányi kennen, das Paar lebt zuerst in Wien und heiratet im März 1939 in London. Mit einer Einreiseerlaubnis der kanadischen Regierung machen sie sich im September 1940 auf den Weg nach Amerika. Bei der Überfahrt wird das Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert, die „City of Benares“ sinkt und Jenö Lányi ertrinkt vor den Augen seiner Frau. Das tragische Ereignis überschattet Monika Manns weiteres Leben. Thomas und Katia Mann nehmen die Tochter nach dem Unglück am Hafen von New York in Empfang.
Monika lebt bei ihren Eltern und der Familie in den USA, 1942 zieht sie nach New York und wohnt mit ihrer Münchner Freundin Kadidja Wedekind zusammen, in dieser Zeit entsteht das New Yorker Tagebuch. 1949-50 reist sie mit ihrem Bruder Michael erstmals nach Europa, zurück in Amerika belegt sie Schreibkurse. Die endgültige Rückkehr nach Europa erfolgt 1952, Monika Mann hält sich zunächst an der Riviera auf, dann einige Monate in Rom. Sie trifft sich mit Literaten und bewegt sich in intellektuellen Kreisen.
Auf Capri findet sie eine neue Heimat. Mit ihrem Lebensgefährten Antonio Spadaro verbringt sie 30 Jahre auf der Mittelmeerinsel. Die Autorin verfasst zahlreiche Feuilletons, Kritiken und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften in den Sprachen Deutsch, Englisch und Italienisch. In den 1960er Jahren entsteht auch eine Reihe von Romanen wie Tupfen im All (1963), Wunder der Kindheit (1966) und Der letzte Häftling (1967). Nach Spadaros Tod Mitte der 1980er-Jahre, zieht Monika Mann nach Kilchberg bei Zürich. Sie stirbt am 17. März 1992 in Leverkusen.
Andert, Karin (2010): Monika Mann. Eine Biografie. Hamburg.
Mann, Monika: Das fahrende Haus. Aus dem Leben einer Weltbürgerin. Hg. von Karin Andert. Reinbek bei Hamburg 2007.
Mann, Monika: Vergangenes und Gegenwärtiges. Erinnerungen. Reinbek bei Hamburg 2001 (1956).
Pedarnig, Dietlind; Ziegler, Edda (Hg.) (2013): Bayerische Schriftstellerinnen. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 163-168.