Emmy von Egidy
1872 wird die spätere Künstlerin und Schriftstellerin in Pirna bei Dresden geboren. Emmy von Egidy ist das zweite Kind (von insgesamt 12) und die älteste Tochter des Offiziers, Sozialethikers und Pazifisten Moritz von Egidy (1847-1898) und seiner Frau Luise geb. von Götz. Deren Mutter wiederum ist Luise v. Götz geb. Prinzessin v. Schwartzburg-Sondershausen, die aber bei der Geburt ihrer Tochter verstirbt. 1891 siedelt die Familie nach Berlin über. Nach ihrer Schulzeit lässt sich Emmy von Egidy als bildende Künstlerin in der Schule für Keramik und Modellierung in Bürgel ausbilden. 1896 verlegt sie ihren Wohnsitz wie so viele Künstler und Schriftsteller ihrer Zeit nach München. Sie wohnt zuerst in der Kaulbachstrasse, ab 1899 bis nach dem Ersten Weltkrieg dann in der Amalienstraße 50c. 1898 gehört sie zu den ersten Mitarbeiterinnen der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München, deren Mitbegründer 1897 der Jugendstilkünstler Hermann Obrist (1862-1927) ist.
Seit ihrer Ankunft in München bewegt sie sich in den Kreisen der Frauenrechtlerinnen um Anita Augsburg, Sophia Goudstikker und Ika Freudenberg und tritt in den 1894 von ihnen gegründeten Verein für geistige Interessen der Frau ein, den späteren Verein für Fraueninteressen (1899). Auch Obrist ist hier Mitglied. Der Verein, durch den in Bayern die bürgerliche Frauenbewegung Fuß fasst, wird zum Fürsprecher erwerbstätiger Frauen, vertritt den Anspruch der Mädchen auf gleiche Bildungschancen und verlangt die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen an den Institutionen des öffentlichen Lebens und am Berufsleben.
1898 wird bei der Münchner Jahresausstellung im Königlichen Glaspalast Egidys erstes Werk gezeigt, ein Wandbrunnen, der der Kunst der Münchner Avantgarde um Obrist zugerechnet wird und als Dokument der Obrist-Schule einen Weg weist, der im 20. Jahrhundert die Entwicklung der freien Kunst nachhaltig beeinflussen soll. Emmy von Egidy arbeitet in München seit dem Fin de Siècle aber nicht nur erfolgreich als Künstlerin, sondern startet auch eine Karriere als Schriftstellerin und fährt fortan zweigleisig. Dies verwundert nicht angesichts dessen, dass damals viele Münchner Frauenrechtlerinnen Schriftstellerinnen sind: Emma Merk, Carry Brachvogel, Helene Böhlau, Gabriele Reuter und Elsa Bernstein. In diesen Kreisen verkehrend schreibt auch Emmy von Egidy 1898 ihren ersten Roman.
Marie-Elisa erscheint im E. Pierson Verlag in Dresden mit einem Vorwort des Dichters Wilhelm von Polenz (1861-1903). Es ist die Geschichte einer Verlobung, einer jungen Ehe und eines Konfliktes zwischen zwei gleichwertigen starken Persönlichkeiten. Das Buch wird ein großer Erfolg, erscheint in mehreren Auflagen und erfährt zahlreiche Rezensionen. Der Münchner Schriftsteller Jakob Wassermann (1873-1943) schreibt: „Ohne den geringsten Willen zu einer Tendenz ist es doch die schärfste Präzision der sogenannten Frauenfrage. Es ist das Buch einer Frau, vielleicht das bezeichnendste, das in der neuen Literatur vorhanden ist. Keine Zeile könnte von einem Mann herrühren“.
Als 1899 in München der Erste Bayerische Frauentag stattfindet, den der Verein für Fraueninteressen organisiert hat, wird dieser mit einem Festabend beschlossen. Nach der Aufführung von Marie Haushofers Festspiel Zwölf Culturbilder aus dem Leben der Frau werden Gedichte moderner Dichterinnen vorgetragen, darunter auch „Nordische Birke“ von Emmy von Egidy.
Von 1900-1913 erscheinen beim E. Pierson Verlag in Dresden und ab 1907 auch beim S. Fischer Verlag in Berlin weitere Romane Emmy von Egidys. Die Einbände für ihre Bücher entwirft die Jugendstilkünstlerin oft selbst. 1900 publiziert sie den Roman Mensch unter Menschen, die Geschichte eines jungen Mädchens, das in einer verarmten Familie einer Provinzstadt aufwächst und nach dessen Bedürfnissen nie jemand gefragt hat. Sie arbeitet im Atelier ihres Bruders, der Fotograf ist. Dass sie die Tüchtigere und Begabtere ist, die das Geschäft erhält, dankt ihr niemand. Der 1902 folgende Roman Ilse Bleiders erzählt die Geschichte eines schönen begabten Mädchens, das sich erschießt, weil sie nicht Mutter werden will. Das Buch kreist um die Frage, ob Genie und Mütterlichkeit unvereinbar sind. 1903 bringt Egidy die Novelle Erschwiegen heraus.
1904 schreibt der österreichische Schriftsteller Karl Federn (1868-1943) über Egidys Romane:
Nur zu oft haben die Frauen den Männern nachgeschrieben, das Leben und sogar sich selbst, ihr eigenes Geschlecht, vom Gesichtswinkel des Mannes geschaut und geschildert, anstatt uns jene subtilen und differenzierten Empfindungen mitzuteilen, die keine Intuition uns zu erkennen stattet. Die Romane Emmy von Egidys sind Frauenbücher in diesem Sinn [...] Es sind eigentümliche Dokumente – zarte, feine, wundersame Blätter, wie sie ein wundersamer Mensch schreibt oder träumt, den man nicht stören, nicht anrufen möchte – selbst wenn man nicht ganz mit seinen Träumen einverstanden wäre – weil das, was er träumt so lieblich ist. (Federn, S. 162)
Egidy wendet sich in diesen Jahren nun auch verstärkt der Bildhauerei zu, steht unter dem Einfluss des Münchner Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847-1921). 1903 ist sie mit der Statue einer sitzenden Dame in einer Ausstellung der Münchner Künstlerinnen im Künstlerhaus vertreten, die anlässlich des in München stattfindenden Dritten Bayerischen Frauentages veranstaltet wird. Auch auf der Großen Ausstellung in Dresden 1904 ist sie mit Werken präsent, ebenso auf der Weltausstellung in St. Louis in Amerika.
1907 wird Emmy von Egidy Autorin des renommierten S. Fischer Verlags in Berlin. Hier veröffentlicht sie bis 1913 vier Romane. Der erste (1907) ist Liebe, die nie enden konnte, eine Dreiecksgeschichte, in der ein Mann zwischen zwei Frauen steht. Der Roman ist ein Schlüsselroman, in dem die Schriftstellerin ihre Liebesbeziehung zu dem Schriftsteller Wilhelm von Polenz (1861-1903) verarbeitet hat. Ihn hat sie bereits 1890 in ihrem Elternhaus in Berlin kennengelernt. 1909 bringt sie den Roman Moderschlösschen heraus, 1911 Die Prinzessin vom Monde, 1913 Matthias Werner, die Geschichte eines Wurzellosen, eines Grüblers und Zweiflers, der es zum Glauben an sich selbst und zu Sicherheiten bringen will. Als der Fischer Verlag 1911 den Almanach Das XXVte Jahr mit Werken und Porträts seiner Autoren herausgibt, findet man Egidy hier in einer Reihe mit Autoren wie Jakob Wassermann, Gabriele d’ Annunzio, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und anderen. Emmy von Egidy steht in München auch in engem Kontakt zu Ricarda Huch, Magdalena Jansen (1874-1946), Rainer Maria Rilke und vielen anderen Literaten ihrer Zeit.
1910 verlässt die Schriftstellerin und Künstlerin München und zieht vorerst zu ihrer Tante in die Schweiz. 1914 ist sie dann im Haus der Frau auf der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig nachweisbar. Bei Nymphenburg in München lässt sie 1915/1916 jeweils einen Kinderkopf als unbemalte Reliefplatte ausführen. 1915 erscheint ihr Aufsatz „Richarda Huch – Zum 50. Geburtstag“ im Kriegsjahrbuch des Bundes deutscher Frauenvereine. In den 1920er- und 1930er-Jahren ist sie zwar nach noch als Schriftstellerin und Frauenrechtlerin tätig, tatsächlich aber führt der Erste Weltkrieg zu einem Bruch in ihrer Karriere, so wie er dies auch bei vielen anderen Schriftstellerinnen tut. 1932 versucht sie noch einen fertigen Roman zu veröffentlichen. In diesem thematisiert sie auch die politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg bis Ende der 1920er-Jahre. Sie wird bei verschiedenen Verlagen vorstellig; wohl auch wegen der politischen Lage kommt es jedoch nicht mehr zu einer Veröffentlichung.
1922 wird das Modell Sitzendes Mädchen von der Firma Schwarzkopf unter der Nummer U 417 aufgeführt. Es ist Egidys letztes bekanntes Werk. Am 21. Januar 1930 hält sie in München im Verein für Fraueninteressen einen Vortrag im kleinen Kreis über Ricarda Huch, Selma Lagerlöf und Sigrid Unstet in ihrer Bedeutung für die innere Befreiung der Frau. Um 1935 zieht sie dann nach Weimar. Im Selbstverlag bringt Emmy von Egidy eine Biographie über ihren Vater Christoph Moritz von Egidy heraus. Sie stirbt schließlich 1946 in Weimar.
Sekundärliteratur:
Deutsch, Regine (1902): Emmy von Egidy. In: Dokumente der Frauen. Hg. v. Marie Lang. Bd. 7, Nr. 11, Berlin/Leipzig, S. 287.
Dry, Graham (2014): Einzigartig im deutschen Kunstgewerbe um 1900. In: Ab nach München. Künstlerinnen um 1900. Hg. v. Antonia Voit. Begleitbuch zur Ausstellung in München vom 12.9.2014 bis 8.2.2015. Süddeutsche Zeitung, München, S. 256-261.
Federn, Karl (1904): Die Romane Emmy v. Egidys. In: Essays zur vergleichenden Literaturgeschichte. Eine Sammlung von Zeitschriftenaufsätzen des österreichischen Übersetzers und Schriftstellers Karl Federn (1868-1943). Georg Müller Verlag. München/Leipzig.
Fischer-Verlag (Hg.) (1911): Das XXVte Jahr. Almanach. Bd. 1 und 25. S. Fischer Verlag, Frankfurt.
Poppenberg, Felix (1907): Lebensläufe. [Emma von Egidy: Liebe die enden konnte; ...]. In: Neue Rundschau 18, S. 1138-1141, hier S. 1138f.
Ders. (1913): Purgatorio. Eine Roman-Revue. [Emmy von Egidy: Matthias Werner...]. In: Neue Rundschau 24, S. 1022-1030, hier S. 1024f.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hg.) (1999): Jugendstil in Dresden: Aufbruch in die Moderne [anlässlich des Kunstgewerbemuseums Dresden vom 18. September bis 5. Dezember im Dresdner Schloß]. Wolfratshausen, S. 96, 135.f., 180, Abb. 11.
Verein für Fraueninteressen (1897) (Hg.): 3. Jahresbericht 1897. München.
Quelle:
Emmy von Egidy: Marie Elisa. Dresden. 3. Aufl. 1898.
Externe Links:
Literatur von Emmy von Egidy im BVB
Literatur über Emmy von Egidy im BVB
1872 wird die spätere Künstlerin und Schriftstellerin in Pirna bei Dresden geboren. Emmy von Egidy ist das zweite Kind (von insgesamt 12) und die älteste Tochter des Offiziers, Sozialethikers und Pazifisten Moritz von Egidy (1847-1898) und seiner Frau Luise geb. von Götz. Deren Mutter wiederum ist Luise v. Götz geb. Prinzessin v. Schwartzburg-Sondershausen, die aber bei der Geburt ihrer Tochter verstirbt. 1891 siedelt die Familie nach Berlin über. Nach ihrer Schulzeit lässt sich Emmy von Egidy als bildende Künstlerin in der Schule für Keramik und Modellierung in Bürgel ausbilden. 1896 verlegt sie ihren Wohnsitz wie so viele Künstler und Schriftsteller ihrer Zeit nach München. Sie wohnt zuerst in der Kaulbachstrasse, ab 1899 bis nach dem Ersten Weltkrieg dann in der Amalienstraße 50c. 1898 gehört sie zu den ersten Mitarbeiterinnen der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München, deren Mitbegründer 1897 der Jugendstilkünstler Hermann Obrist (1862-1927) ist.
Seit ihrer Ankunft in München bewegt sie sich in den Kreisen der Frauenrechtlerinnen um Anita Augsburg, Sophia Goudstikker und Ika Freudenberg und tritt in den 1894 von ihnen gegründeten Verein für geistige Interessen der Frau ein, den späteren Verein für Fraueninteressen (1899). Auch Obrist ist hier Mitglied. Der Verein, durch den in Bayern die bürgerliche Frauenbewegung Fuß fasst, wird zum Fürsprecher erwerbstätiger Frauen, vertritt den Anspruch der Mädchen auf gleiche Bildungschancen und verlangt die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen an den Institutionen des öffentlichen Lebens und am Berufsleben.
1898 wird bei der Münchner Jahresausstellung im Königlichen Glaspalast Egidys erstes Werk gezeigt, ein Wandbrunnen, der der Kunst der Münchner Avantgarde um Obrist zugerechnet wird und als Dokument der Obrist-Schule einen Weg weist, der im 20. Jahrhundert die Entwicklung der freien Kunst nachhaltig beeinflussen soll. Emmy von Egidy arbeitet in München seit dem Fin de Siècle aber nicht nur erfolgreich als Künstlerin, sondern startet auch eine Karriere als Schriftstellerin und fährt fortan zweigleisig. Dies verwundert nicht angesichts dessen, dass damals viele Münchner Frauenrechtlerinnen Schriftstellerinnen sind: Emma Merk, Carry Brachvogel, Helene Böhlau, Gabriele Reuter und Elsa Bernstein. In diesen Kreisen verkehrend schreibt auch Emmy von Egidy 1898 ihren ersten Roman.
Marie-Elisa erscheint im E. Pierson Verlag in Dresden mit einem Vorwort des Dichters Wilhelm von Polenz (1861-1903). Es ist die Geschichte einer Verlobung, einer jungen Ehe und eines Konfliktes zwischen zwei gleichwertigen starken Persönlichkeiten. Das Buch wird ein großer Erfolg, erscheint in mehreren Auflagen und erfährt zahlreiche Rezensionen. Der Münchner Schriftsteller Jakob Wassermann (1873-1943) schreibt: „Ohne den geringsten Willen zu einer Tendenz ist es doch die schärfste Präzision der sogenannten Frauenfrage. Es ist das Buch einer Frau, vielleicht das bezeichnendste, das in der neuen Literatur vorhanden ist. Keine Zeile könnte von einem Mann herrühren“.
Als 1899 in München der Erste Bayerische Frauentag stattfindet, den der Verein für Fraueninteressen organisiert hat, wird dieser mit einem Festabend beschlossen. Nach der Aufführung von Marie Haushofers Festspiel Zwölf Culturbilder aus dem Leben der Frau werden Gedichte moderner Dichterinnen vorgetragen, darunter auch „Nordische Birke“ von Emmy von Egidy.
Von 1900-1913 erscheinen beim E. Pierson Verlag in Dresden und ab 1907 auch beim S. Fischer Verlag in Berlin weitere Romane Emmy von Egidys. Die Einbände für ihre Bücher entwirft die Jugendstilkünstlerin oft selbst. 1900 publiziert sie den Roman Mensch unter Menschen, die Geschichte eines jungen Mädchens, das in einer verarmten Familie einer Provinzstadt aufwächst und nach dessen Bedürfnissen nie jemand gefragt hat. Sie arbeitet im Atelier ihres Bruders, der Fotograf ist. Dass sie die Tüchtigere und Begabtere ist, die das Geschäft erhält, dankt ihr niemand. Der 1902 folgende Roman Ilse Bleiders erzählt die Geschichte eines schönen begabten Mädchens, das sich erschießt, weil sie nicht Mutter werden will. Das Buch kreist um die Frage, ob Genie und Mütterlichkeit unvereinbar sind. 1903 bringt Egidy die Novelle Erschwiegen heraus.
1904 schreibt der österreichische Schriftsteller Karl Federn (1868-1943) über Egidys Romane:
Nur zu oft haben die Frauen den Männern nachgeschrieben, das Leben und sogar sich selbst, ihr eigenes Geschlecht, vom Gesichtswinkel des Mannes geschaut und geschildert, anstatt uns jene subtilen und differenzierten Empfindungen mitzuteilen, die keine Intuition uns zu erkennen stattet. Die Romane Emmy von Egidys sind Frauenbücher in diesem Sinn [...] Es sind eigentümliche Dokumente – zarte, feine, wundersame Blätter, wie sie ein wundersamer Mensch schreibt oder träumt, den man nicht stören, nicht anrufen möchte – selbst wenn man nicht ganz mit seinen Träumen einverstanden wäre – weil das, was er träumt so lieblich ist. (Federn, S. 162)
Egidy wendet sich in diesen Jahren nun auch verstärkt der Bildhauerei zu, steht unter dem Einfluss des Münchner Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847-1921). 1903 ist sie mit der Statue einer sitzenden Dame in einer Ausstellung der Münchner Künstlerinnen im Künstlerhaus vertreten, die anlässlich des in München stattfindenden Dritten Bayerischen Frauentages veranstaltet wird. Auch auf der Großen Ausstellung in Dresden 1904 ist sie mit Werken präsent, ebenso auf der Weltausstellung in St. Louis in Amerika.
1907 wird Emmy von Egidy Autorin des renommierten S. Fischer Verlags in Berlin. Hier veröffentlicht sie bis 1913 vier Romane. Der erste (1907) ist Liebe, die nie enden konnte, eine Dreiecksgeschichte, in der ein Mann zwischen zwei Frauen steht. Der Roman ist ein Schlüsselroman, in dem die Schriftstellerin ihre Liebesbeziehung zu dem Schriftsteller Wilhelm von Polenz (1861-1903) verarbeitet hat. Ihn hat sie bereits 1890 in ihrem Elternhaus in Berlin kennengelernt. 1909 bringt sie den Roman Moderschlösschen heraus, 1911 Die Prinzessin vom Monde, 1913 Matthias Werner, die Geschichte eines Wurzellosen, eines Grüblers und Zweiflers, der es zum Glauben an sich selbst und zu Sicherheiten bringen will. Als der Fischer Verlag 1911 den Almanach Das XXVte Jahr mit Werken und Porträts seiner Autoren herausgibt, findet man Egidy hier in einer Reihe mit Autoren wie Jakob Wassermann, Gabriele d’ Annunzio, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und anderen. Emmy von Egidy steht in München auch in engem Kontakt zu Ricarda Huch, Magdalena Jansen (1874-1946), Rainer Maria Rilke und vielen anderen Literaten ihrer Zeit.
1910 verlässt die Schriftstellerin und Künstlerin München und zieht vorerst zu ihrer Tante in die Schweiz. 1914 ist sie dann im Haus der Frau auf der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig nachweisbar. Bei Nymphenburg in München lässt sie 1915/1916 jeweils einen Kinderkopf als unbemalte Reliefplatte ausführen. 1915 erscheint ihr Aufsatz „Richarda Huch – Zum 50. Geburtstag“ im Kriegsjahrbuch des Bundes deutscher Frauenvereine. In den 1920er- und 1930er-Jahren ist sie zwar nach noch als Schriftstellerin und Frauenrechtlerin tätig, tatsächlich aber führt der Erste Weltkrieg zu einem Bruch in ihrer Karriere, so wie er dies auch bei vielen anderen Schriftstellerinnen tut. 1932 versucht sie noch einen fertigen Roman zu veröffentlichen. In diesem thematisiert sie auch die politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg bis Ende der 1920er-Jahre. Sie wird bei verschiedenen Verlagen vorstellig; wohl auch wegen der politischen Lage kommt es jedoch nicht mehr zu einer Veröffentlichung.
1922 wird das Modell Sitzendes Mädchen von der Firma Schwarzkopf unter der Nummer U 417 aufgeführt. Es ist Egidys letztes bekanntes Werk. Am 21. Januar 1930 hält sie in München im Verein für Fraueninteressen einen Vortrag im kleinen Kreis über Ricarda Huch, Selma Lagerlöf und Sigrid Unstet in ihrer Bedeutung für die innere Befreiung der Frau. Um 1935 zieht sie dann nach Weimar. Im Selbstverlag bringt Emmy von Egidy eine Biographie über ihren Vater Christoph Moritz von Egidy heraus. Sie stirbt schließlich 1946 in Weimar.
Deutsch, Regine (1902): Emmy von Egidy. In: Dokumente der Frauen. Hg. v. Marie Lang. Bd. 7, Nr. 11, Berlin/Leipzig, S. 287.
Dry, Graham (2014): Einzigartig im deutschen Kunstgewerbe um 1900. In: Ab nach München. Künstlerinnen um 1900. Hg. v. Antonia Voit. Begleitbuch zur Ausstellung in München vom 12.9.2014 bis 8.2.2015. Süddeutsche Zeitung, München, S. 256-261.
Federn, Karl (1904): Die Romane Emmy v. Egidys. In: Essays zur vergleichenden Literaturgeschichte. Eine Sammlung von Zeitschriftenaufsätzen des österreichischen Übersetzers und Schriftstellers Karl Federn (1868-1943). Georg Müller Verlag. München/Leipzig.
Fischer-Verlag (Hg.) (1911): Das XXVte Jahr. Almanach. Bd. 1 und 25. S. Fischer Verlag, Frankfurt.
Poppenberg, Felix (1907): Lebensläufe. [Emma von Egidy: Liebe die enden konnte; ...]. In: Neue Rundschau 18, S. 1138-1141, hier S. 1138f.
Ders. (1913): Purgatorio. Eine Roman-Revue. [Emmy von Egidy: Matthias Werner...]. In: Neue Rundschau 24, S. 1022-1030, hier S. 1024f.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hg.) (1999): Jugendstil in Dresden: Aufbruch in die Moderne [anlässlich des Kunstgewerbemuseums Dresden vom 18. September bis 5. Dezember im Dresdner Schloß]. Wolfratshausen, S. 96, 135.f., 180, Abb. 11.
Verein für Fraueninteressen (1897) (Hg.): 3. Jahresbericht 1897. München.
Quelle:
Emmy von Egidy: Marie Elisa. Dresden. 3. Aufl. 1898.