Info
Geb.: 25. 5.1916 in München
Gest.: 13.2.1970 in Miesbach

Rudolf Pikola

Rudolf Pikola wird 1916 in München geboren und wächst in Regensburg auf. Hier absolviert er zunächst sein Abitur und eine Banklehre, bevor er sich später einem Pädagogikstudium widmet. 1939 bis 1945 wird dieses durch seinen Kriegsdienst unterbrochen. Sein im Jahr 1935 aus Geldnot erfolgter Eintritt zur NSDAP – der im Zuge der Entnazifizierung als unbedeutend kategorisiert wird – beeinträchtigt Pikolas berufliche Laufbahn indessen nicht. 1946 zieht er nach Miesbach, wo er ab 1947 an der Volksschule tätig ist und im selben Jahr die Volkshochschule Miesbach gründet.

In seiner Freizeit beschäftigt Pikola sich vielfach mit Literatur und ist Autor zahlreicher Berichte und Bücher wie beispielsweise Miesbach – Kleine Stadt im Tal. Daneben verfasst er auch Gedichte und heimatkundliche Volksstücke wie unter anderem Stärker war der Hof. Ein Bäuerliches Spiel, Der Rattenfänger von Hameln oder Die Wallenburger Verlobung. Ein Singspiel in fünf Aufzügen.

Dass sein literarisches Schaffen gelegentlich auch für Aufregung und Kontroversen sorgt, beweist eine Auseinandersetzung im Jahr 1959. Infolge einer Beschwerdeeinreichung des Erzbischöflichen Ordinariats München und Freising versetzt die oberbayerische Regierung Pikola 1959 von der katholischen Volksschule an eine Münchner Gemeinschaftsschule. Dieser Antrag auf Strafversetzung gilt als Reaktion auf einen satirischen Artikel, der im Juli 1959 von Pikola verfasst und in der Zeitung „Das andere Deutschland“ publiziert wird. In einem fiktiven Dialog zwischen dem damaligen Militärbischof Joseph Kardinal Wendel und dem Verteidigungsminister Franz Josef Strauß stellt Pikola das „seit Jahrhunderten unchristliche Bündnis der christlichen Kirchen mit dem staatlichen Militarismus“ zur Diskussion.  

Während Eltern und Schüler Miesbachs gegen die Entlassung des beliebten Oberlehrers vehement protestieren, reicht dieser ein Jahr später, 1960, als Kandidat der SPD seine Kandidatur zum 1. Bürgermeister der Kreisstadt Miesbach ein. Durch seine rege Popularität bei der Bevölkerung kann Pikola die Wahlen schließlich für sich entscheiden. In seiner zehnjährigen Amtszeit leistet Pikola einen entscheidenden Beitrag für die soziale und kulturelle Entwicklung des Landkreises Miesbach. Er tritt für die Verbesserung der zentralen Wasserversorgung ein, lässt eine Kläranlage errichten und unterstützt den Schliersee und Hausham bei der Gründung eines Zweckverbandes zur Abwasserbeseitigung. Zudem engagiert sich Pikola maßgebend im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Er hilft finanziell Benachteiligten, errichtet gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt ein Altenheim und lässt u.a. ein Feuerwehrhaus und Spielplätze erbauen. Inmitten seiner zahlreichen Verpflichtungen als Bürgermeister versteht Pikola es jedoch auch, die ihm persönlich am Herzen liegenden Bereiche der Pädagogik und Literatur nicht nur einzeln zu fördern, sondern auch miteinander zu vereinbaren. So unterstützt er u.a. den Bau von neuen Realschulen und Gymnasien, indem er dem Landkreis Grundstücke überlässt und 1965, ungeachtet wiederholter Beschwerden, eine neue Stadtbücherei errichten lässt.  

Sein schriftstellerisches Talent stellt Pikola auch 1968 unter Beweis, als er anlässlich des 50-jährigen Stadtjubiläums das Singspiel in fünf Aufzügen Die Wallenburger Verlobung verfasst. Das Stück wird am 8. Juni 1968 uraufgeführt und von Frank Biebl vertont.

Für seine Verdienste wird Pikola in demselben Jahr von der Stadt München die Ludwig-Thoma-Medaille, eine Auszeichnung zu Ehren des Schriftstellers Ludwig Thoma, verliehen.

1970 verstirbt Rudolf Pikola im Alter von 54 Jahren und wird auf dem Miesbacher Waldfriedhof beigesetzt.

Inwiefern Pikolas Vermächtnis und Wirken weit über seinen Tod hinausreichen, bezeugen Ausstellungen und Veranstaltungen, die auch Jahre nach seinem Ableben zu seinen Ehren organisiert werden. So findet 2016, anlässlich seines 100. Geburtstages sowie seines Nachfolgers Hans Schuhbeck 90. Geburtstages, die Ausstellung „30 Jahre für Miesbach“ statt. Unter der Leitung des Stadtarchives und Kulturamts Miesbach werden die beiden SPD-Bürgermeister mit 14 Schautafeln, einer Bilderpräsentation und einer mehrseitigen Broschüre gewürdigt. Im selben Jahr und aus gleichem Anlass veranstalten auch die Miesbacher Kulturreferentin Inge Looß und der stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Hermann Kraus eine Aufführung in der Rudolf-Pikola-Mittelschule. Unter dem ausdrucksstarken Titel „Miesbach sagt Danke“ musizieren hier Sänger*innen zu Ehren Pikolas und Schuhbecks und tragen Lesungen vor, die den Zuhörer*innen die Leistungen beider Bürgermeister in Erinnerung rufen.