Johannes Müller
Als ein „schätzenswertes Stück Memminger Kulturgeschichte“ bezeichnet der Heimatforscher Josef Rottenkolber die Gedichte im schwäbischen Dialekt (1815; 1826) des aus Memmingen stammenden Dichters Johannes Müller. Dieser verdingt sich seinen Lohn als Modelstecher und Anwaltsschreiber.
In Form des Zwiegesprächs und mit viel Humor werden in Müllers Gedichten Stadt und Bürger im Biedermeier geschildert. Nach Max Unold beschwören sie ein fast so tief wie das römische Pompeji versunkenes Stadtbild Memmingens herauf:
In seinen Gassen mischt sich der Duft von Spezereiwaren mit ländlichen Gerüchen, behäbige Gestalten gehen ihren Geschäften nach, deren Beginn und Feierabend vom Läuten der Torglocke bestimmt wird, Kaufladentüren klingeln, übertönt von den Schlägen des Küfers und des Schmieds. Da laufen in der ersten Morgenfrühe die „Baderg'sella“ zum „Scheara“, Lehrbuben schleichen sich vor die Mauern, Schnecken, den beliebten Leckerbissen, zu sammeln, die Gerber kommen mit ihren Häuten, die sie im Stadtbach gespült haben. Trommelnd wandert der Ratsdiener durch den Ort, eine Versteigerung anzusagen; die Magd lädt im Sonntagsputz zum Kindbettbesuch bei ihrer Herrin ein und schildert entzückt den Erstgeborenen.
(Lueg ins Land 1936, Nr. 35, S. 138, zit. n. Layer, S. 452)
Fast zwei Generationen nach Müller wird der Lehrer Jakob F. Schmidt sich diesen zum Vorbild nehmen und Gelegenheitsgedichte über Memminger Originale schreiben.
Sekundärliteratur:
Layer, Adolf (1977): Biera ond Zelta. Schwäbische Mundartgedichte aus zwei Jahrhunderten. Mit einem Geleitwort von Arthur Maximilian Miller (Beiträge zur Landeskunde von Schwaben, 4). Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 452.
Als ein „schätzenswertes Stück Memminger Kulturgeschichte“ bezeichnet der Heimatforscher Josef Rottenkolber die Gedichte im schwäbischen Dialekt (1815; 1826) des aus Memmingen stammenden Dichters Johannes Müller. Dieser verdingt sich seinen Lohn als Modelstecher und Anwaltsschreiber.
In Form des Zwiegesprächs und mit viel Humor werden in Müllers Gedichten Stadt und Bürger im Biedermeier geschildert. Nach Max Unold beschwören sie ein fast so tief wie das römische Pompeji versunkenes Stadtbild Memmingens herauf:
In seinen Gassen mischt sich der Duft von Spezereiwaren mit ländlichen Gerüchen, behäbige Gestalten gehen ihren Geschäften nach, deren Beginn und Feierabend vom Läuten der Torglocke bestimmt wird, Kaufladentüren klingeln, übertönt von den Schlägen des Küfers und des Schmieds. Da laufen in der ersten Morgenfrühe die „Baderg'sella“ zum „Scheara“, Lehrbuben schleichen sich vor die Mauern, Schnecken, den beliebten Leckerbissen, zu sammeln, die Gerber kommen mit ihren Häuten, die sie im Stadtbach gespült haben. Trommelnd wandert der Ratsdiener durch den Ort, eine Versteigerung anzusagen; die Magd lädt im Sonntagsputz zum Kindbettbesuch bei ihrer Herrin ein und schildert entzückt den Erstgeborenen.
(Lueg ins Land 1936, Nr. 35, S. 138, zit. n. Layer, S. 452)
Fast zwei Generationen nach Müller wird der Lehrer Jakob F. Schmidt sich diesen zum Vorbild nehmen und Gelegenheitsgedichte über Memminger Originale schreiben.
Layer, Adolf (1977): Biera ond Zelta. Schwäbische Mundartgedichte aus zwei Jahrhunderten. Mit einem Geleitwort von Arthur Maximilian Miller (Beiträge zur Landeskunde von Schwaben, 4). Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 452.