Oswald Hafner
Als Sohn eines armen Drechslers 1806 in Neustadt a.d. Waldnaab geboren, kommt Oswald Hafner in jungen Jahren als Dorfhirte nach Buch bei Parkstein. Es folgen Jahre als Knecht bei einem Bauern und als Arbeiter in einer Ziegelei. Vier Jahre arbeitet er dann bei Schanzarbeiten an der Festung Ingolstadt und beim Kanalbau. Ein geistlicher Fürsprecher verhilft ihm zu einer Lehrpraktikantenstelle in Kohlberg. Auf Anraten wagt sich der talentierte Autor zur Herausgabe eines kleinen Lyrikbändchens mit 23 Gedichten (Vermischte Gedichte), gedruckt 1828 von der J. E. von Seidel’schen Offizin in Sulzbach. Trotz des öffentlichen Erfolges wird Oswald Hafners Aufnahme ins Lehrerseminar von der Regierung von Bayreuth (der Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab gehört damals zum Obermainkreis) abgelehnt. In Ilsenbach wird Hafner schließlich Tag- und Nachtwächter. In diese Phase fällt sein Prosastück Die Nachtwache. Die Lebensumstände führen Hafner später nach Goldbach in Böhmen, wo er als Gärtner arbeitet. Hier entsteht sein größtes Werk Die Glasmacherkunst. 1858 entsteht sein Gedichtband Blüthenfeld entfalteter Lieder und poetische Versuche bei der Mader’schen Buchdruckerei in Weiden (Insertion im Weidener Bezirksamtsblatt vom 18. August 1858). Ein Original-Exemplar befindet sich heute in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Im reifen Alter sehen wir Oswald Hafner als Nachtwächter wieder in seiner nordoberpfälzischen Heimatstadt Neustadt a.d. Waldnaab. Jetzt verfasst er meist heimatgebundene Gedichte („Das Bergbild von Neustadt“ oder „Max Piccolomini’s Tod“).
Oswald Hafners Gedichte haben die Natur, das Leben, die Heimatgeschichte und die Verehrung Gottes zum Motiv und sind für einen reinen Autodidakten von erstaunlicher Reife. Seine Gedichte sind nicht im Dialekt geschrieben, sondern in dem ausdrucksvollen, gefühlsreichen Hochdeutsch seiner Zeit. Besonders auffallend sind des Heimatdichters Wortschöpfungen, die man im allgemeinen Sprachgebrauch nicht findet, welche aber viel Aussagekraft besitzen (z.B. zusammengesetzte Hauptwörter wie: Warnungswort, Blütenwipfel, Schönheitswelten, Blütenhügel, Dichterschwung). Zu bedenken ist bei diesen Wortschöpfungen, dass Oswald Hafner – zwar als Schulpräparand in Kohlberg/Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab tätig – schulisch und poetisch ein reiner Autodidakt ist. Sein reiches Wissen – bis hinein in die griechische und römische Mythologie – hat er sich durch Selbststudium angeeignet.
Links: Gedenktafel am Geburtshaus, Fröschaustr. 9, angebracht zum 100. Sterbejahr des Dichters. Rechts: Tafel am Ehrengrab im Neustädter Stadtfriedhof, angebracht anlässlich des Heimatfestes 1923. Fotos: Walter Stabla.
„Oswald Hafners Gedichte gehören zwar nicht zur großen Weltliteratur, sie sind es aber wert, gesammelt und veröffentlicht zu werden“, schreibt 1984 der versierte Neustädter Heimatforscher und Stadtchronist Heinrich Ascherl im Vorwort seiner kommentierten Neuherausgabe der historischen Ausgabe der Vermischte[n] Gedichte des Neustädter Heimatdichters – 1828 erschienen in der renommierten Seidel’schen Druckerei in Sulzbach.
Die Stadt Neustadt a.d. Waldnaab ehrt ihren Heimatdichter durch Benennung einer Straße im Stadtteil „Gramau“. Im 100. Sterbejahr des Dichters (= 1982) wird am Geburtshaus, Fröschaustraße 9, eine Gedenktafel angebracht. Am Stadtfriedhof befindet sich das noch heute von der Stadt Neustadt gepflegte Grab. Die Gedenktafel trägt die sinnliche Inschrift „Er liebte seinen Gott und seine Heimatstadt“.
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (2015): Oswald Hafner – ein Dichter aus Neustadt an der Waldnaab. Annäherung an einen vom Schicksal schwer gezeichneten Poeten. In: Oberpfälzer Heimat 59, S. 158-166.
Oswald Hafner: Vermischte Gedichte. Zusammenstellung, Vorwort und Lebenslauf von Heinrich Ascherl. Hg. von der Stadt Neustadt a.d. Waldnaab. Neustadt a.d. Waldnaab 1984.
Oswald Hafner: Poetische Versuche, Neuauflage von 1838 (Attenkofer, Ingolstadt). Zusammenstellung mit Vorwort von Bernhard Knauer. Hg. vom Museumsverein Neustadt a.d. Waldnaab. Neustadt a.d. Waldnaab 2006.
Externe Links:
Als Sohn eines armen Drechslers 1806 in Neustadt a.d. Waldnaab geboren, kommt Oswald Hafner in jungen Jahren als Dorfhirte nach Buch bei Parkstein. Es folgen Jahre als Knecht bei einem Bauern und als Arbeiter in einer Ziegelei. Vier Jahre arbeitet er dann bei Schanzarbeiten an der Festung Ingolstadt und beim Kanalbau. Ein geistlicher Fürsprecher verhilft ihm zu einer Lehrpraktikantenstelle in Kohlberg. Auf Anraten wagt sich der talentierte Autor zur Herausgabe eines kleinen Lyrikbändchens mit 23 Gedichten (Vermischte Gedichte), gedruckt 1828 von der J. E. von Seidel’schen Offizin in Sulzbach. Trotz des öffentlichen Erfolges wird Oswald Hafners Aufnahme ins Lehrerseminar von der Regierung von Bayreuth (der Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab gehört damals zum Obermainkreis) abgelehnt. In Ilsenbach wird Hafner schließlich Tag- und Nachtwächter. In diese Phase fällt sein Prosastück Die Nachtwache. Die Lebensumstände führen Hafner später nach Goldbach in Böhmen, wo er als Gärtner arbeitet. Hier entsteht sein größtes Werk Die Glasmacherkunst. 1858 entsteht sein Gedichtband Blüthenfeld entfalteter Lieder und poetische Versuche bei der Mader’schen Buchdruckerei in Weiden (Insertion im Weidener Bezirksamtsblatt vom 18. August 1858). Ein Original-Exemplar befindet sich heute in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Im reifen Alter sehen wir Oswald Hafner als Nachtwächter wieder in seiner nordoberpfälzischen Heimatstadt Neustadt a.d. Waldnaab. Jetzt verfasst er meist heimatgebundene Gedichte („Das Bergbild von Neustadt“ oder „Max Piccolomini’s Tod“).
Oswald Hafners Gedichte haben die Natur, das Leben, die Heimatgeschichte und die Verehrung Gottes zum Motiv und sind für einen reinen Autodidakten von erstaunlicher Reife. Seine Gedichte sind nicht im Dialekt geschrieben, sondern in dem ausdrucksvollen, gefühlsreichen Hochdeutsch seiner Zeit. Besonders auffallend sind des Heimatdichters Wortschöpfungen, die man im allgemeinen Sprachgebrauch nicht findet, welche aber viel Aussagekraft besitzen (z.B. zusammengesetzte Hauptwörter wie: Warnungswort, Blütenwipfel, Schönheitswelten, Blütenhügel, Dichterschwung). Zu bedenken ist bei diesen Wortschöpfungen, dass Oswald Hafner – zwar als Schulpräparand in Kohlberg/Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab tätig – schulisch und poetisch ein reiner Autodidakt ist. Sein reiches Wissen – bis hinein in die griechische und römische Mythologie – hat er sich durch Selbststudium angeeignet.
Links: Gedenktafel am Geburtshaus, Fröschaustr. 9, angebracht zum 100. Sterbejahr des Dichters. Rechts: Tafel am Ehrengrab im Neustädter Stadtfriedhof, angebracht anlässlich des Heimatfestes 1923. Fotos: Walter Stabla.
„Oswald Hafners Gedichte gehören zwar nicht zur großen Weltliteratur, sie sind es aber wert, gesammelt und veröffentlicht zu werden“, schreibt 1984 der versierte Neustädter Heimatforscher und Stadtchronist Heinrich Ascherl im Vorwort seiner kommentierten Neuherausgabe der historischen Ausgabe der Vermischte[n] Gedichte des Neustädter Heimatdichters – 1828 erschienen in der renommierten Seidel’schen Druckerei in Sulzbach.
Die Stadt Neustadt a.d. Waldnaab ehrt ihren Heimatdichter durch Benennung einer Straße im Stadtteil „Gramau“. Im 100. Sterbejahr des Dichters (= 1982) wird am Geburtshaus, Fröschaustraße 9, eine Gedenktafel angebracht. Am Stadtfriedhof befindet sich das noch heute von der Stadt Neustadt gepflegte Grab. Die Gedenktafel trägt die sinnliche Inschrift „Er liebte seinen Gott und seine Heimatstadt“.
Baron, Bernhard M. (2015): Oswald Hafner – ein Dichter aus Neustadt an der Waldnaab. Annäherung an einen vom Schicksal schwer gezeichneten Poeten. In: Oberpfälzer Heimat 59, S. 158-166.
Oswald Hafner: Vermischte Gedichte. Zusammenstellung, Vorwort und Lebenslauf von Heinrich Ascherl. Hg. von der Stadt Neustadt a.d. Waldnaab. Neustadt a.d. Waldnaab 1984.
Oswald Hafner: Poetische Versuche, Neuauflage von 1838 (Attenkofer, Ingolstadt). Zusammenstellung mit Vorwort von Bernhard Knauer. Hg. vom Museumsverein Neustadt a.d. Waldnaab. Neustadt a.d. Waldnaab 2006.