Johann Älbl
Über Johann Älbl ist biographisch wenig bekannt. Er wird als Sohn eines Waagmeisters und Sporers geboren, besucht vermutlich eine Klosterschule (Benediktbeuern, Wessobrunn) und studiert Theologie, bevor er in seine Vaterstadt zurückkehrt. Frühe Förderung scheint ihm durch den Benediktbeurer Abt Johannes Benedikt März (reg. 1570-1604), einen gebürtigen Weilheimer, zuteilgeworden zu sein, rühmt er doch einmal dessen „grosse vätterliche wolthaten gleich als von jugend her“. Als Inhaber des vom Rat gestifteten Predigerbenefiziums zu St. Margaretha ist er erstmals im November 1578 belegt. Nach der Zusammenlegung der Stadtprediger- und der Stadtpfarrstelle im Jahr 1600 wird ihm durch das Kloster Wessobrunn, das das Patronatsrecht an der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt innehat, das Amt des Stadtpfarrers übertragen. Darüber hinaus wirkt er als Dekan des Landkapitels Weilheim. Zur Familie gehört auch der sog. „teutsche Michelangelo“, der in Weilheim geborene Bildhauer Georg Petel (1601/02-1634), der Sohn von Älbls Schwester Maria.
An die literarische Öffentlichkeit ist Älbl zunächst als Predigtschriftsteller getreten. Im Druck erscheint eine Kanzelrede zum Neujahrsfest (Ein schöne Christliche newe Jars predig, 1579), die Abt Johannes Benedikt März von Benediktbeuern gewidmet ist. Das beigegebene lateinische Lobgedicht aus der Feder des „poeta laureatus“ Michaeas Ubiser verweist in den humanistischen Traditionszusammenhang literarischer Freundschaft, mag aber auch auf persönliche Bekanntschaft zurückzuführen sein, da Ubiser als Lehrer an der Wessobrunner Klosterschule (1577/78) gewirkt haben soll. Weiterhin gedruckt werden vier 1593 und 1594 bei den Begräbnis- und Jahrestagsfeiern für Catharina Johanna von Törring und Seefeld gehaltene Trauerreden (Vier kurtze Leichpredig, 1596). Lediglich als Manuskript erhalten sind gereimte Beschreibungen der Stadt Weilheim aus dem Jahr 1591 (Abdruck vgl. Heberlein) und der Friedhofskapelle auf dem Betberg (1612; Abdruck vgl. Schmidtner).
Älbls bekannteste Werke, ebenfalls nur handschriftlich erhalten, sind zwei geistliche Spiele, in denen die Leidens- und die Auferstehungsgeschichte Jesu Christi dramatisch nachvollzogen werden. Für das Jubeljahr 1600 verfasst er die Tragoedia Passionis, die sich von der Ankündigung des Leidens und dem Abschied in Bethanien bis zur Grablegung erstreckt. 1615 folgt auf „inständiges Bitten der Prälaten der benachbarten Klöster“ das Freudenspiel der Auferstehung, die Comoedia Resurrectionis Domini, die von der Bestellung der Grabwache über Christi Höllenfahrt bis zu seiner Himmelfahrt und Verherrlichung reicht und schließlich mit dem Epilog eines Engels endet; darin finden sich Entlehnungen aus der „Züricher Passion“ (Das lyden unsers Herren Jesu Christi das man nempt den Passion, 1545) des Jacob Rueff. Das älteste erhaltene Textbuch, wahrscheinlich ein Autograph Älbls, ist nach 1615 geschrieben worden; bewahrt wird es in der Bayerischen Staatsbibliothek (Cgm 3163).
Die „Weilheimer Passion“ hat eine breite theatrale Wirkungsgeschichte erfahren und verschiedenen Verfassern bzw. Bearbeitern von geistlichen Spielen als direkte Quelle gedient. Sogar das Oberammergauer Passionsspiel wird 1674 durch den Kaplan und Spielleiter Michael Eyrl um Passagen des Weilheimer Textes erweitert. Für Weilheim sind im 17. und 18. Jahrhundert in größerer Zahl, oft im Zusammenhang mit der Karfreitagsprozession, Aufführungen der Tragoedia Passionis und – weitaus seltener – der Comedia Resurrectionis Domini überliefert, bis die Aufklärung den frommen Spielen ein Ende bereitete. Erst nach über 200-jähriger Spielpause sind die beiden Stücke im Jubiläumsjahr 2010, der Feier zur 1000-jährigen Erstnennung der Stadt, noch einmal auf die Bühne gekommen.
Sekundärliteratur:
Berzeviczy, Klára; Heberlein, Joachim (2016): Johann Älbls Weilheimer Passion. In: Quelle & Deutung III. Hg. von Sára Balázs. Budapest, S. 169-179.
Hartmann, August (1880): Johann Älbl's Passionsspiel. In: Das Oberammergauer Passionsspiel in seiner ältesten Gestalt. Leipzig, S. 237-269.
Heberlein, Joachim (2011): Die Beschreibung Weilheims in Reimen von Stadtprediger Johann Älbl aus dem Jahr 1591. In: Weilheimer Heimatblätter 13, S. 106-118.
Heitner, Robert R. (1991). In: Die Deutsche Literatur. Biographisches und bibliographisches Lexikon, Reihe II: Die Deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, Bd. 1, S. 282-284.
Madlener, Philipp: Aelbl, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 89f.; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133233960.html#ndbcontent, (12.04.2023).
Moser, Hans (1938/1991): Neues zur Geschichte des Volksschauspiels in Weilheim, Schongau und Diessen (1938). In: Ders.: Volksschauspiel im Spiegel von Archivalien. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Altbayerns. München, S. 140-156.
Schmidtner, Andreas (1893): Überblick über die Geschichte der Stadt Weilheim und des Klosters Polling. Weilheim, S. 99f.
Externe Links:
Literatur von Johann Älbl im BVB
Über Johann Älbl ist biographisch wenig bekannt. Er wird als Sohn eines Waagmeisters und Sporers geboren, besucht vermutlich eine Klosterschule (Benediktbeuern, Wessobrunn) und studiert Theologie, bevor er in seine Vaterstadt zurückkehrt. Frühe Förderung scheint ihm durch den Benediktbeurer Abt Johannes Benedikt März (reg. 1570-1604), einen gebürtigen Weilheimer, zuteilgeworden zu sein, rühmt er doch einmal dessen „grosse vätterliche wolthaten gleich als von jugend her“. Als Inhaber des vom Rat gestifteten Predigerbenefiziums zu St. Margaretha ist er erstmals im November 1578 belegt. Nach der Zusammenlegung der Stadtprediger- und der Stadtpfarrstelle im Jahr 1600 wird ihm durch das Kloster Wessobrunn, das das Patronatsrecht an der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt innehat, das Amt des Stadtpfarrers übertragen. Darüber hinaus wirkt er als Dekan des Landkapitels Weilheim. Zur Familie gehört auch der sog. „teutsche Michelangelo“, der in Weilheim geborene Bildhauer Georg Petel (1601/02-1634), der Sohn von Älbls Schwester Maria.
An die literarische Öffentlichkeit ist Älbl zunächst als Predigtschriftsteller getreten. Im Druck erscheint eine Kanzelrede zum Neujahrsfest (Ein schöne Christliche newe Jars predig, 1579), die Abt Johannes Benedikt März von Benediktbeuern gewidmet ist. Das beigegebene lateinische Lobgedicht aus der Feder des „poeta laureatus“ Michaeas Ubiser verweist in den humanistischen Traditionszusammenhang literarischer Freundschaft, mag aber auch auf persönliche Bekanntschaft zurückzuführen sein, da Ubiser als Lehrer an der Wessobrunner Klosterschule (1577/78) gewirkt haben soll. Weiterhin gedruckt werden vier 1593 und 1594 bei den Begräbnis- und Jahrestagsfeiern für Catharina Johanna von Törring und Seefeld gehaltene Trauerreden (Vier kurtze Leichpredig, 1596). Lediglich als Manuskript erhalten sind gereimte Beschreibungen der Stadt Weilheim aus dem Jahr 1591 (Abdruck vgl. Heberlein) und der Friedhofskapelle auf dem Betberg (1612; Abdruck vgl. Schmidtner).
Älbls bekannteste Werke, ebenfalls nur handschriftlich erhalten, sind zwei geistliche Spiele, in denen die Leidens- und die Auferstehungsgeschichte Jesu Christi dramatisch nachvollzogen werden. Für das Jubeljahr 1600 verfasst er die Tragoedia Passionis, die sich von der Ankündigung des Leidens und dem Abschied in Bethanien bis zur Grablegung erstreckt. 1615 folgt auf „inständiges Bitten der Prälaten der benachbarten Klöster“ das Freudenspiel der Auferstehung, die Comoedia Resurrectionis Domini, die von der Bestellung der Grabwache über Christi Höllenfahrt bis zu seiner Himmelfahrt und Verherrlichung reicht und schließlich mit dem Epilog eines Engels endet; darin finden sich Entlehnungen aus der „Züricher Passion“ (Das lyden unsers Herren Jesu Christi das man nempt den Passion, 1545) des Jacob Rueff. Das älteste erhaltene Textbuch, wahrscheinlich ein Autograph Älbls, ist nach 1615 geschrieben worden; bewahrt wird es in der Bayerischen Staatsbibliothek (Cgm 3163).
Die „Weilheimer Passion“ hat eine breite theatrale Wirkungsgeschichte erfahren und verschiedenen Verfassern bzw. Bearbeitern von geistlichen Spielen als direkte Quelle gedient. Sogar das Oberammergauer Passionsspiel wird 1674 durch den Kaplan und Spielleiter Michael Eyrl um Passagen des Weilheimer Textes erweitert. Für Weilheim sind im 17. und 18. Jahrhundert in größerer Zahl, oft im Zusammenhang mit der Karfreitagsprozession, Aufführungen der Tragoedia Passionis und – weitaus seltener – der Comedia Resurrectionis Domini überliefert, bis die Aufklärung den frommen Spielen ein Ende bereitete. Erst nach über 200-jähriger Spielpause sind die beiden Stücke im Jubiläumsjahr 2010, der Feier zur 1000-jährigen Erstnennung der Stadt, noch einmal auf die Bühne gekommen.
Berzeviczy, Klára; Heberlein, Joachim (2016): Johann Älbls Weilheimer Passion. In: Quelle & Deutung III. Hg. von Sára Balázs. Budapest, S. 169-179.
Hartmann, August (1880): Johann Älbl's Passionsspiel. In: Das Oberammergauer Passionsspiel in seiner ältesten Gestalt. Leipzig, S. 237-269.
Heberlein, Joachim (2011): Die Beschreibung Weilheims in Reimen von Stadtprediger Johann Älbl aus dem Jahr 1591. In: Weilheimer Heimatblätter 13, S. 106-118.
Heitner, Robert R. (1991). In: Die Deutsche Literatur. Biographisches und bibliographisches Lexikon, Reihe II: Die Deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, Bd. 1, S. 282-284.
Madlener, Philipp: Aelbl, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 89f.; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133233960.html#ndbcontent, (12.04.2023).
Moser, Hans (1938/1991): Neues zur Geschichte des Volksschauspiels in Weilheim, Schongau und Diessen (1938). In: Ders.: Volksschauspiel im Spiegel von Archivalien. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Altbayerns. München, S. 140-156.
Schmidtner, Andreas (1893): Überblick über die Geschichte der Stadt Weilheim und des Klosters Polling. Weilheim, S. 99f.