Andrea Maria Schenkel
Andrea Maria Schenkel wird 1962 in Regensburg geboren und wächst dort auf. Die Schwester ist ihr großes Vorbild, deren Bücher werden zur ersten Lektüre für sie. In ihrer Jugend liest sie Klassiker wie Kafka, Brecht, Heinrich und Klaus Mann, Böll, Grass, später Camus und Poe. Auch Schenkels Großmutter spielt eine wichtige Rolle: Sie intoniert Geschichten von der Landstorfer Bande, dem Räuber Kneißl, dem Verbrechen von Hinterkaifeck, erzählt der Enkelin allerlei Moritaten.
Nach der mittleren Reife beginnt Andrea Maria Schenkel eine Ausbildung bei der Post und arbeitet als Postbeamtin. Sie heiratet, bekommt drei Kinder und wohnt mit ihrer Familie in Pollenried in der Nähe von Regensburg. Über Nacht wird Schenkel zur Starautorin: Angeregt durch einen Zeitungsartikel schreibt sie einen Kriminalroman, den sie im Jahr 2006 unter dem Titel Tannöd veröffentlicht. Es ist die Geschichte um den ungeklärten sechsfachen Mord auf einem abgelegenen Bauernhof, der sich 1922 in Hinterkaifeck bei Schrobenhausen zugetragen hat und den Andrea Maria Schenkel in die fünfziger Jahre in die fiktive Einöde Tannöd verlegt. Im steten Perspektivenwechsel, u.a. aus der Innenperspektive der Ermordeten und des Täters, werden die grausigen Taten vor dem Leser entfaltet; unkommentiert eingerückte Gebete sowie eine reduzierte Figurensprache zeichnen eine Welt der Bigotterie, des Ehebruchs, Missbrauchs und der Gewalt. Von der Kritik hochgelobt, wird Tannöd zu einem der erfolgreichsten Erstlinge auf dem deutschen Buchmarkt.
Für ihren Roman erhält Schenkel im Jahr 2007 den Deutschen Krimipreis, den Friedrich-Glauser-Preis sowie – als von Monica Bleibtreu gelesenes Hörbuch – den internationalen Corine-Buchpreis. 2008 folgt der Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman. Der Stoff liefert die Vorlage zu einer Hörspielfassung (NDR 2007), die Übersetzungsrechte werden in 14 verschiedene Länder verkauft, mehrere Theaterfassungen und eine Verfilmung (2009) werden realisiert. Bis November 2009 wird das Buch eine Million Mal verkauft und in bislang 20 Sprachen übersetzt. Unter dem Titel The Murder Farm, publiziert bei Querus US, liegt Tannöd seit 2014 auch dem amerikanischen Markt vor.
Zusätzliche Medienpräsenz bekommt es, als der Journalist Peter Leuschner Schenkel vorwirft, aus seinen Sachbüchern zu dem Mordfall abgeschrieben zu haben. Die Plagiatsklage wird 2008 vor der Zivilkammer des Landgerichts München verhandelt, in zweiter Instanz werden die Vorwürfe durch das Oberlandesgericht München ein Jahr später schließlich zurückgewiesen. Das Gericht argumentiert mit dem Hinweis, Schenkels Übernahmen seien für eine Verletzung des Urheberrechts nicht ausreichend, zumal es sich um einen historischen Fall handle, dessen Polizeiakten frei zugänglich seien. Schenkel habe – im Gegensatz zu Leuschner – ein literarisches Werk verfasst.
Ihr zweiter Roman Kalteis (2007) beruht auf einem ähnlich historischen Fall, dem des Serienmörders Johann Eichhorn, der in den 30er Jahren in und um München fünf Frauen ermordete, sich an den Leichen verging und sie dann verstümmelte. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der Mörder Josef Kalteis und die junge Prostituierte Kathie. Im Januar 2008 erhält Schenkel dafür den Deutschen Krimipreis.
Im Februar 2009 erscheint ihr dritter Roman Bunker, die Geschichte einer Frau, die mehrere Tage von einem unbekannten Täter gefangen gehalten wird. Anders als Tannöd und Kalteis ist diese Geschichte rein fiktiv.
Der Roman Finsterau (2012) ist wieder in der Tradition von Tannöd und Kalteis: ein historischer Fall um einen Doppelmord und Justizirrtum. Auch in ihrem fünften Krimi Täuscher (2013) behandelt Andrea Maria Schenkel ein reales Ereignis, nämlich einen Doppelmord in Landshut im Jahr 1922.
Sekundärliteratur:
Schenkel, Andrea Maria. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000026310, (20.11.2011).
Steinbauer-Grötsch, Barbara (2008): Kinder – Küche – Kirche – Mord! Die zwei Welten der Andrea Maria Schenkel. In: Jakob, Reinhard (Hg.): Frauen schreiben: G'schichten vom Land. Schriftstellerinnen und das ländliche Milieu [Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof, 12. Juni bis 31. Oktober 2008] (Jexhof-Heft, 24). Bauernhofmuseum Jexhof, Fürstenfeldbruck, S. 222-231.
Externe Links:
Literatur von Andrea Maria Schenkel im BVB
Andrea Maria Schenkel wird 1962 in Regensburg geboren und wächst dort auf. Die Schwester ist ihr großes Vorbild, deren Bücher werden zur ersten Lektüre für sie. In ihrer Jugend liest sie Klassiker wie Kafka, Brecht, Heinrich und Klaus Mann, Böll, Grass, später Camus und Poe. Auch Schenkels Großmutter spielt eine wichtige Rolle: Sie intoniert Geschichten von der Landstorfer Bande, dem Räuber Kneißl, dem Verbrechen von Hinterkaifeck, erzählt der Enkelin allerlei Moritaten.
Nach der mittleren Reife beginnt Andrea Maria Schenkel eine Ausbildung bei der Post und arbeitet als Postbeamtin. Sie heiratet, bekommt drei Kinder und wohnt mit ihrer Familie in Pollenried in der Nähe von Regensburg. Über Nacht wird Schenkel zur Starautorin: Angeregt durch einen Zeitungsartikel schreibt sie einen Kriminalroman, den sie im Jahr 2006 unter dem Titel Tannöd veröffentlicht. Es ist die Geschichte um den ungeklärten sechsfachen Mord auf einem abgelegenen Bauernhof, der sich 1922 in Hinterkaifeck bei Schrobenhausen zugetragen hat und den Andrea Maria Schenkel in die fünfziger Jahre in die fiktive Einöde Tannöd verlegt. Im steten Perspektivenwechsel, u.a. aus der Innenperspektive der Ermordeten und des Täters, werden die grausigen Taten vor dem Leser entfaltet; unkommentiert eingerückte Gebete sowie eine reduzierte Figurensprache zeichnen eine Welt der Bigotterie, des Ehebruchs, Missbrauchs und der Gewalt. Von der Kritik hochgelobt, wird Tannöd zu einem der erfolgreichsten Erstlinge auf dem deutschen Buchmarkt.
Für ihren Roman erhält Schenkel im Jahr 2007 den Deutschen Krimipreis, den Friedrich-Glauser-Preis sowie – als von Monica Bleibtreu gelesenes Hörbuch – den internationalen Corine-Buchpreis. 2008 folgt der Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman. Der Stoff liefert die Vorlage zu einer Hörspielfassung (NDR 2007), die Übersetzungsrechte werden in 14 verschiedene Länder verkauft, mehrere Theaterfassungen und eine Verfilmung (2009) werden realisiert. Bis November 2009 wird das Buch eine Million Mal verkauft und in bislang 20 Sprachen übersetzt. Unter dem Titel The Murder Farm, publiziert bei Querus US, liegt Tannöd seit 2014 auch dem amerikanischen Markt vor.
Zusätzliche Medienpräsenz bekommt es, als der Journalist Peter Leuschner Schenkel vorwirft, aus seinen Sachbüchern zu dem Mordfall abgeschrieben zu haben. Die Plagiatsklage wird 2008 vor der Zivilkammer des Landgerichts München verhandelt, in zweiter Instanz werden die Vorwürfe durch das Oberlandesgericht München ein Jahr später schließlich zurückgewiesen. Das Gericht argumentiert mit dem Hinweis, Schenkels Übernahmen seien für eine Verletzung des Urheberrechts nicht ausreichend, zumal es sich um einen historischen Fall handle, dessen Polizeiakten frei zugänglich seien. Schenkel habe – im Gegensatz zu Leuschner – ein literarisches Werk verfasst.
Ihr zweiter Roman Kalteis (2007) beruht auf einem ähnlich historischen Fall, dem des Serienmörders Johann Eichhorn, der in den 30er Jahren in und um München fünf Frauen ermordete, sich an den Leichen verging und sie dann verstümmelte. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der Mörder Josef Kalteis und die junge Prostituierte Kathie. Im Januar 2008 erhält Schenkel dafür den Deutschen Krimipreis.
Im Februar 2009 erscheint ihr dritter Roman Bunker, die Geschichte einer Frau, die mehrere Tage von einem unbekannten Täter gefangen gehalten wird. Anders als Tannöd und Kalteis ist diese Geschichte rein fiktiv.
Der Roman Finsterau (2012) ist wieder in der Tradition von Tannöd und Kalteis: ein historischer Fall um einen Doppelmord und Justizirrtum. Auch in ihrem fünften Krimi Täuscher (2013) behandelt Andrea Maria Schenkel ein reales Ereignis, nämlich einen Doppelmord in Landshut im Jahr 1922.
Schenkel, Andrea Maria. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000026310, (20.11.2011).
Steinbauer-Grötsch, Barbara (2008): Kinder – Küche – Kirche – Mord! Die zwei Welten der Andrea Maria Schenkel. In: Jakob, Reinhard (Hg.): Frauen schreiben: G'schichten vom Land. Schriftstellerinnen und das ländliche Milieu [Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof, 12. Juni bis 31. Oktober 2008] (Jexhof-Heft, 24). Bauernhofmuseum Jexhof, Fürstenfeldbruck, S. 222-231.