Barbara Weinrich
Im schlesischen Löwenberg geboren, verbringt die Barbara Weinrich ihre Kindheit in Bunzlau und Görlitz. Mit einem Flüchtlingstreck aus dem niederschlesischen Görlitz kommt Weinrich mit ihrer Mutter und drei älteren Geschwistern im März 1945 „in ein Dorf zehn Kilometer südlich von Weiden“. Sie besucht hier die Volksschule, verlässt bald die Oberpfalz und besucht in der Diakonie Neuendettelsau (Lkr. Ansbach) und Bayreuth das Gymnasium, wo sie 1958 ihr Abitur macht. Ab 1972 ist sie Fachlehrerin an fränkischen Realschulen.
Ihr autobiographischer Roman Schlagsahne aus Magermilch. Vom Überleben in schwieriger Zeit (2007) zeigt auf, was Flucht und Vertreibung bedeuten, und schildert das bäuerliche Leben in der Region, besonders in der Stadt Weiden noch vor dem Eintreffen der US-Army am 22. April 1945. Das Alter Ego der Schriftstellerin ist das Mädchen „Karin“. Karins Mutter bekommt eine Stelle im Finanzamt Weiden. Der Buchtitel Schlagsahne aus Magermilch ist einem Rezept entlehnt.
Einmal im Roman ist von der Beschaffung von Schuhen die Rede: „wir gingen zu einem großen Haus in der Stadt; dort standen wir vor einem riesigen Haufen Schuhe. Sie waren an den Schuhbändern paarweise zusammengebunden […] Es waren gebrauchte und keine neuen […] Wir rätselten, ob sie von den Luftangriffen Getöteten stammten, doch bald erfuhren wir vom Konzentrationslager Flossenbürg... Von dort stammten die Schuhe [...].“
Vom Dorf aus beobachtet Karin die Beschießung Weidens vom 17. und 21. April 1945. Während die evangelischen Niederschlesier auf die Heimkehr nach Löwenberg warten „und gekochte Eier horten“, müssen die Kinder in die Schule. Besonders Karin gelingt es nicht, sich in der unbekannten Oberpfälzer Umgebung zu akklimatisieren, geschweige denn heimisch zu werden. Auch mit der katholisch-bäuerlichen Mentalität der alteingesessenen Bevölkerung, die Fremden mit Argwohn begegnet, kommt sie nicht zurecht, vor allem wenn die Ablehnung „in persönlichen Angriffen und schulischen Strafen“ gipfelt, wie der Verleumdung, „das Kind eines Nazis“ zu sein. Mit Abitur und früher Heirat 1958, die eine erneute Einengung bedeutet, endet dieser autobiographische Roman.
Sekundärliteratur:
Stadtarchiv Weiden (2020): NS-Gewalt-Herrschaft am Beispiel Weiden. Eine Dokumentation des Stadtarchivs/-museums Weiden in der Oberpfalz zur Erinnerung an die Befreiung vom nationalsozialistischen Unrechtsregime. [Ausstellungskatalog m. e. Geleitw. v. Prof. Dr. Michael Brenner]. Weiden.
Quelle:
Barbara Weinrich: Schlagsahne aus Magermilch. Vom Überleben in schwieriger Zeit. Verlag Neue Literatur, Jena/Plauen/Quedlinburg 2007, 184 S. mit Musiknoten.
Externe Links:
Im schlesischen Löwenberg geboren, verbringt die Barbara Weinrich ihre Kindheit in Bunzlau und Görlitz. Mit einem Flüchtlingstreck aus dem niederschlesischen Görlitz kommt Weinrich mit ihrer Mutter und drei älteren Geschwistern im März 1945 „in ein Dorf zehn Kilometer südlich von Weiden“. Sie besucht hier die Volksschule, verlässt bald die Oberpfalz und besucht in der Diakonie Neuendettelsau (Lkr. Ansbach) und Bayreuth das Gymnasium, wo sie 1958 ihr Abitur macht. Ab 1972 ist sie Fachlehrerin an fränkischen Realschulen.
Ihr autobiographischer Roman Schlagsahne aus Magermilch. Vom Überleben in schwieriger Zeit (2007) zeigt auf, was Flucht und Vertreibung bedeuten, und schildert das bäuerliche Leben in der Region, besonders in der Stadt Weiden noch vor dem Eintreffen der US-Army am 22. April 1945. Das Alter Ego der Schriftstellerin ist das Mädchen „Karin“. Karins Mutter bekommt eine Stelle im Finanzamt Weiden. Der Buchtitel Schlagsahne aus Magermilch ist einem Rezept entlehnt.
Einmal im Roman ist von der Beschaffung von Schuhen die Rede: „wir gingen zu einem großen Haus in der Stadt; dort standen wir vor einem riesigen Haufen Schuhe. Sie waren an den Schuhbändern paarweise zusammengebunden […] Es waren gebrauchte und keine neuen […] Wir rätselten, ob sie von den Luftangriffen Getöteten stammten, doch bald erfuhren wir vom Konzentrationslager Flossenbürg... Von dort stammten die Schuhe [...].“
Vom Dorf aus beobachtet Karin die Beschießung Weidens vom 17. und 21. April 1945. Während die evangelischen Niederschlesier auf die Heimkehr nach Löwenberg warten „und gekochte Eier horten“, müssen die Kinder in die Schule. Besonders Karin gelingt es nicht, sich in der unbekannten Oberpfälzer Umgebung zu akklimatisieren, geschweige denn heimisch zu werden. Auch mit der katholisch-bäuerlichen Mentalität der alteingesessenen Bevölkerung, die Fremden mit Argwohn begegnet, kommt sie nicht zurecht, vor allem wenn die Ablehnung „in persönlichen Angriffen und schulischen Strafen“ gipfelt, wie der Verleumdung, „das Kind eines Nazis“ zu sein. Mit Abitur und früher Heirat 1958, die eine erneute Einengung bedeutet, endet dieser autobiographische Roman.
Stadtarchiv Weiden (2020): NS-Gewalt-Herrschaft am Beispiel Weiden. Eine Dokumentation des Stadtarchivs/-museums Weiden in der Oberpfalz zur Erinnerung an die Befreiung vom nationalsozialistischen Unrechtsregime. [Ausstellungskatalog m. e. Geleitw. v. Prof. Dr. Michael Brenner]. Weiden.
Quelle:
Barbara Weinrich: Schlagsahne aus Magermilch. Vom Überleben in schwieriger Zeit. Verlag Neue Literatur, Jena/Plauen/Quedlinburg 2007, 184 S. mit Musiknoten.