Info
Geburtsjahr: 1981
in Adi Keyh (Eritrea)
© Sima Dehgani

Yirgalem Fisseha Mebrahtu

Yirgalem Fisseha Mebrahtu wird 1981 in Adi Keyh (Eritrea) geboren. Schon in der Grundschule schreibt sie Gedichte, beteiligt sich seit den späten 1990er-Jahren an literarischen Veranstaltungen und ist 2000 Mitbegründerin des „The Literary Club of Adi-Keih“, eines Verbands junger eritreischer Literaturschaffender. Parallel zu den von ihr und einem Freundeskreis organisierten literarischen Veranstaltungen arbeitet sie als freie Journalistin bis zu deren Verbot im September 2001 für private, aber auch für staatliche Medien. Wie jeder eritreische Studierende es tun muss, absolviert sie vor ihrem eigentlichen Studium eine 5-monatige militärische Ausbildung. Von 2002 bis 2003 besucht sie das „Asmara Teacher Training Institute“, wo sie als Lehrerin ausgebildet wird. Von 2003 bis 2009 ist sie Produzentin und Moderatorin einer Gesundheitssendung des Radiosenders Radio Bana des eritreischen Bildungsministeriums. Der Sender richtet sich als Bildungsprogramm an Erwachsene, die nicht zur Schule gegangen sind.

Am 19. Februar 2009 werden Fisseha Mebrahtu und ca. 30 weitere Personen im Gebäude des Senders verhaftet, der Sender wird verboten. Sie erfährt nie, wessen genau sie angeklagt wird; ihr wird u.a. vorgeworfen, Verbindungen mit ausländischen Medien gehabt und den Präsidenten kritisiert zu haben. Sie verbringt sechs Jahre in Haft, ohne offizielle Anklage oder ein offizielles Gerichtsverfahren. Die ersten zwei Jahre ist sie in Isolationshaft, wo sie auch gefoltert wird. 2015 wird sie entlassen, 2017 versucht sie aus Eritrea zu fliehen. An der Grenze festgenommen, muss sie vier weitere Monate in Haft. Nach erneuter Entlassung gelingt ihr im März 2018 die Flucht nach Uganda.

Von Dezember 2018 bis Ende 2021 lebt sie als Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums Deutschland in München, wo sie als Journalistin, Autorin und Lyrikerin tätig ist. Sie ist Mitglied von PEN International und PEN Eritrea. Seit Anfang 2022 ist Fisseha Mebrahtu außerdem Autorin bei „Weiter Schreiben“, einem Projekt mit geflüchteten Autor*innen des Aktionsbündnisses Wir machen das.

Bereits 2008 versucht Yirgalem Fisseha Mebrahtu einen Lyrikband zu veröffentlichen, der aber – trotz seiner unpolitischen Natur – noch vor Erscheinen verboten wird. Nach ihrer Flucht nach Uganda veröffentlicht sie Texte und Gedichte auf der Website von PEN Eritrea. Über ihre Gefangenschaft schreibt sie in der vierteiligen Reihe Wie überlebt ein Mensch in der Gefangenschaft? (Herbst 2018). 2019 veröffentlicht sie die Gedichtsammlung Alekhu (Ich lebe noch) in ihrer Muttersprache Tigrinisch, deutsche und englische Übersetzungen folgen. Die Gedichte handeln u.a. von den Erfahrungen der Autorin und ihrem Aktivismus. 2022 versammelt ihr zweites, auf Tigrinisch veröffentlichtes Buch 33 Geschichten und Essays.

Yirgalem Fisseha Mebrahtu ist Autorin von mehr als 150 Gedichten und in Eritrea eine prominente Figur. Neben ihrer Auszeichnung als Writers-in-Exile-Stipendiatin erhält sie 2019 den Freedom of Expression Prize von PEN Eritrea. 2023 wird ihr der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte Literatur zugesprochen.