Mathias Schröder
Mathias Schröder wird am 28. September 1941 in Kassel als Sohn eines Oberamtsanwalts geboren. Nach dem Studium der Medizin in Paris, Marburg und Saarbrücken promoviert er 1967 zum Dr. med. mit einer Dissertation über Nierenbeckenplastiken. Schröder verbringt einige Jahre im Ausland und als Schiffsarzt in der Karibik, bis er sich 1971 als Facharzt für Allgemeinmedizin in München niederlässt. 1997 verlegt er seinen Wohnsitz nach Utting am Ammersee, von 2002 bis 2004 arbeitet er als Missionsarzt der Europäischen Baptistischen Mission in Kamerun. Ab März 2010 ist Schröder wieder Arzt in München, wo er aber nicht mehr praktiziert, sondern sich um seine durch einen Schlaganfall gelähmte Frau kümmert.
Sein schriftstellerisches Debüt gibt er 1976 mit seinem Roman Der Krähenbaum. Der Roman, der frühkindliche Erfahrungen Schröders aufnimmt, spielt auf einem alten Ordensrittergut in Werflo bei Marburg, das von einigen Frauen und ihren Kindern im Winter 1944 bewohnt wird. Die idyllischen Kinderspiele finden ein jähes Ende, als sich herausstellt, dass eines der Kinder ein adoptierter jüdischer Junge ist und der faschistische Mob losbricht. Während der Junge verraten und ins KZ verschleppt wird, liefern die Dorfbewohner die Mutter und einen Fuhrunternehmer den Nazis ans Messer. Einzig die Großmutter kann den vaterlosen Familien durch die Kraft ihres Glaubens Halt geben, auch dann noch, als sie sich der „Braunen Gewalt beugen muss“. Für seinen Erstlingsroman, der vom ZDF verfilmt und international ausgestrahlt wird, erhält Mathias Schröder 1977 den Bayerischen Staatsförderpreis in der Sparte Literatur und einige Jahre darauf den Förderpreis Literatur der Stadt München. In der Münchner Laudatio von 1980 heißt es: „Schröder gelingt es, seine Leser zu ergreifen, ja zu rühren. Es ist sicher richtig, ihn in die Tradition von Geschichtenerzählern wie William Faulkner, Somerset Maugham oder Elsa Morante zu stellen [...].“
Schröders zweiter Roman Linda erscheint 1978. Er erzählt die Geschichte der verhängnisvollen Liebe eines Krüppels zu einer schönen Frau. Der verkrüppelte Barkeeper Clint kann trotz Fleiß und Lauterkeit die Liebe Lindas, die ihn verachtet und betrügt, nicht gewinnen, woraufhin er diese in einem Anfall von Verzweiflung tötet. Auf die Frage, warum Schröder sein Hauptthema – die Liebe, die den Materialismus überwinden will – so oft scheitern lässt, erwidert der Autor: „Ich versuche, Menschen zu beschreiben, die um Liebe kämpfen, sie aber auch verfehlen können, Linda basiert auf meinen Erlebnissen, als ich Stipendiat in Amerika war – eine vereiste Liebe, eine nicht ausgelebte Liebe.“
Unter dem Titel Der Sturz des Seiltänzers veröffentlicht Mathias Schröder 1979 einen Band Erzählungen. Sein ärztliches Tun spiegelt sich in einigen im Krankenhaus spielenden Erzählungen wider: Weiße Weihnacht z.B. schildert die Geschichte eines hoffnungslosen Krebskranken, der spürt, dass man ihm nicht die Wahrheit sagt.
In dem Roman Der Weg nach Lampedusa (1995) kehrt einer der Jungen aus Schröders Erstlingsroman als Erwachsener wieder – die Geschichte eines Arztes, der gegen den Materialismus unserer Zeit rebelliert. Eine Kritik am Materialismus bzw. am überdrehten Kopfdenken der Wissenschaft und der Aufklärung stellt gleichfalls Schröders vierter Roman Sinai (2000) dar: Es ist die Suche nach Gott in einer extremen Belastungssituation – die Beschreibung einer Schlaganfallkranken mit den Innenproblemen der Kranken und ihres Ehemanns, wobei die Besteigung des Sinai für die durchgehaltene Liebe (Agape) in dieser absoluten Extremsituation steht. Zu einer Romantrilogie (Marin) zusammengefasst erscheinen 2004 Der Krähenbaum, Der Weg nach Lampedusa und Sinai.
Darüber hinaus hat Mathias Schröder Drehbücher (Hiob unter dem Morgenstern, 1992), Essays und Gedichte (In einem blauen Traum, 1995; Am roten Rand der Nacht, 1997; Liebe, 2006) geschrieben. Einige Gedichte und Balladen sind auch als Hörbücher unter den Titeln Liebe (2008) sowie Mein Afrika (2009) erschienen. Bislang unveröffentlicht sind seine ca. 15000 Seiten umfassenden Tage- und Nachtbücher, die Traum- und Tagwirklichkeit zu verbinden suchen. Geplant sind außerdem die fünfte Auflage von Linda, Erzählungen und Kameruntexte (Stirbst du nicht, dann lebst du nicht) sowie Neue Gedichte.
2012 ernennt ihn die Stadt Kirchhain zum „Bedeutenden Kirchhainer“ mit Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.
Sekundärliteratur:
Schröder, Mathias. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000016114, (18.07.2012).
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Mathias Schröder wird am 28. September 1941 in Kassel als Sohn eines Oberamtsanwalts geboren. Nach dem Studium der Medizin in Paris, Marburg und Saarbrücken promoviert er 1967 zum Dr. med. mit einer Dissertation über Nierenbeckenplastiken. Schröder verbringt einige Jahre im Ausland und als Schiffsarzt in der Karibik, bis er sich 1971 als Facharzt für Allgemeinmedizin in München niederlässt. 1997 verlegt er seinen Wohnsitz nach Utting am Ammersee, von 2002 bis 2004 arbeitet er als Missionsarzt der Europäischen Baptistischen Mission in Kamerun. Ab März 2010 ist Schröder wieder Arzt in München, wo er aber nicht mehr praktiziert, sondern sich um seine durch einen Schlaganfall gelähmte Frau kümmert.
Sein schriftstellerisches Debüt gibt er 1976 mit seinem Roman Der Krähenbaum. Der Roman, der frühkindliche Erfahrungen Schröders aufnimmt, spielt auf einem alten Ordensrittergut in Werflo bei Marburg, das von einigen Frauen und ihren Kindern im Winter 1944 bewohnt wird. Die idyllischen Kinderspiele finden ein jähes Ende, als sich herausstellt, dass eines der Kinder ein adoptierter jüdischer Junge ist und der faschistische Mob losbricht. Während der Junge verraten und ins KZ verschleppt wird, liefern die Dorfbewohner die Mutter und einen Fuhrunternehmer den Nazis ans Messer. Einzig die Großmutter kann den vaterlosen Familien durch die Kraft ihres Glaubens Halt geben, auch dann noch, als sie sich der „Braunen Gewalt beugen muss“. Für seinen Erstlingsroman, der vom ZDF verfilmt und international ausgestrahlt wird, erhält Mathias Schröder 1977 den Bayerischen Staatsförderpreis in der Sparte Literatur und einige Jahre darauf den Förderpreis Literatur der Stadt München. In der Münchner Laudatio von 1980 heißt es: „Schröder gelingt es, seine Leser zu ergreifen, ja zu rühren. Es ist sicher richtig, ihn in die Tradition von Geschichtenerzählern wie William Faulkner, Somerset Maugham oder Elsa Morante zu stellen [...].“
Schröders zweiter Roman Linda erscheint 1978. Er erzählt die Geschichte der verhängnisvollen Liebe eines Krüppels zu einer schönen Frau. Der verkrüppelte Barkeeper Clint kann trotz Fleiß und Lauterkeit die Liebe Lindas, die ihn verachtet und betrügt, nicht gewinnen, woraufhin er diese in einem Anfall von Verzweiflung tötet. Auf die Frage, warum Schröder sein Hauptthema – die Liebe, die den Materialismus überwinden will – so oft scheitern lässt, erwidert der Autor: „Ich versuche, Menschen zu beschreiben, die um Liebe kämpfen, sie aber auch verfehlen können, Linda basiert auf meinen Erlebnissen, als ich Stipendiat in Amerika war – eine vereiste Liebe, eine nicht ausgelebte Liebe.“
Unter dem Titel Der Sturz des Seiltänzers veröffentlicht Mathias Schröder 1979 einen Band Erzählungen. Sein ärztliches Tun spiegelt sich in einigen im Krankenhaus spielenden Erzählungen wider: Weiße Weihnacht z.B. schildert die Geschichte eines hoffnungslosen Krebskranken, der spürt, dass man ihm nicht die Wahrheit sagt.
In dem Roman Der Weg nach Lampedusa (1995) kehrt einer der Jungen aus Schröders Erstlingsroman als Erwachsener wieder – die Geschichte eines Arztes, der gegen den Materialismus unserer Zeit rebelliert. Eine Kritik am Materialismus bzw. am überdrehten Kopfdenken der Wissenschaft und der Aufklärung stellt gleichfalls Schröders vierter Roman Sinai (2000) dar: Es ist die Suche nach Gott in einer extremen Belastungssituation – die Beschreibung einer Schlaganfallkranken mit den Innenproblemen der Kranken und ihres Ehemanns, wobei die Besteigung des Sinai für die durchgehaltene Liebe (Agape) in dieser absoluten Extremsituation steht. Zu einer Romantrilogie (Marin) zusammengefasst erscheinen 2004 Der Krähenbaum, Der Weg nach Lampedusa und Sinai.
Darüber hinaus hat Mathias Schröder Drehbücher (Hiob unter dem Morgenstern, 1992), Essays und Gedichte (In einem blauen Traum, 1995; Am roten Rand der Nacht, 1997; Liebe, 2006) geschrieben. Einige Gedichte und Balladen sind auch als Hörbücher unter den Titeln Liebe (2008) sowie Mein Afrika (2009) erschienen. Bislang unveröffentlicht sind seine ca. 15000 Seiten umfassenden Tage- und Nachtbücher, die Traum- und Tagwirklichkeit zu verbinden suchen. Geplant sind außerdem die fünfte Auflage von Linda, Erzählungen und Kameruntexte (Stirbst du nicht, dann lebst du nicht) sowie Neue Gedichte.
2012 ernennt ihn die Stadt Kirchhain zum „Bedeutenden Kirchhainer“ mit Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.
Schröder, Mathias. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000016114, (18.07.2012).