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Geb.: 3.10.1951 in Rothenstadt
© privat

Erich Neiser

Der aus Weiden in der Oberpfalz stammende zeitkritisch-satirische Schriftsteller Erich Neiser lebt und arbeitet seit 2001 in Weißenburg/Mittelfranken. Er schreibt sowohl in seiner Oberpfälzer Mundart als auch auf Hochdeutsch. 

Werdegang

Der aus einer Porzellan-/Glasarbeiterfamilie stammende Erich Neiser wächst in Weiden in den sog. „Bauscherhäusern“ auf. Er besucht von 1962 bis 1972 die Oberrealschule (späteres neusprachliches Kepler-Gymnasium), die er mit dem Abitur abschließt. Sein Klassenlehrer ist der aus Berlin stammende Dichter Franz Joachim Behnisch, der ihm den Zugang zur Literatur nahebringt. Zu seinen Klassenkameraden zählen u.a. der spätere Maler und Bildhauer Karl „Charly“ Aichinger aus der namhaften Aichinger-Familie und die spätere Chefin des Verlagshauses Oberpfalzmedien, Dr. Barbara Shanahan, Tochter des Schriftstellers Anton Döhler. Befreundet ist Neiser zudem mit dem Jazz-Experten Louis Reitz (Weiherhammer), dem deutsch-amerikanischen Blues-Musiker Alfred Jones („Al Jones Band“) sowie mit dem damaligen BR-Redakteur Peter „Doc“ Ponnath.

Zusammen mit dem Sozialforscher Karl „Charly“ Bayer – gemeinsam haben sie schon die Volksschulzeit an der Pestalozzi-Schule bestritten – leistet Neiser den Grundwehrdienst bei der Bundeswehr in Oberviechtach, wo er jedoch bald den Dienst verweigert und bis Oktober 1973 weiter als Zivildienstleistender in einem Weidener Altersheim arbeitet. Ab dem Wintersemester 1973/74 studiert er Deutsch und Geschichte für das Lehramt an Realschulen an der Universität Regensburg und lebt in der Donaustadt in einer linksgerichteten 10-Personen-WG.

Nach einer Zusatzausbildung am Institut München-Pasing – dort lernt Neiser seine Ehefrau Christa kennen – und einer Referendarzeit in Kötzting unterrichtet er als Realschullehrer in Beilngries, Neumarkt, Neumarkt, Regenstauf, Bogen sowie in Weißenburg in Altmühlfranken. Vom Berufsalltag aufgerieben macht er eine Umschulung zum Heilpädagogen in Augsburg. Seine ebenfalls pädagogisch ausgebildete Ehefrau wird Ergotherapeutin. Erich Neiser findet schließlich eine Anstellung in einer Einrichtung für verhaltensauffällige Schulkinder in Ingolstadt.

Wichtigste Werke

In seine Gymnasialzeit fallen bereits erste literarische Akzente mit dadaistisch angehauchten Gedichten in der Schülerzeitung.

Erich Neiser debütiert 2022 mit dem Band gesdan bine aas da haud gfoan, „von Zweifeln und Idyllen bis zu surrealen Zielen. Gedichte und andere Texte“, mit Illustrationen von Willi Halbritter (Ellingen). Die Lyrik und Prosa darin sind pointiert und scharfzüngig. So wird das gesellschaftspolitische Zeitgeschehen genauso kritisch betrachtet wie der private Umgang damit. Die teilweise von der surrealistischen Bildkunst eines René Magritte inspirierten Illustrationen von Willi Halbritter sind hintersinnig und oft doppelbödig. 

Neisers Lyrik und Texte finden sich in Magazinen, Zeitungen und Zeitschriften, so in der Mittelbayerischen Zeitung (Regensburg), dem überregionalen MUH-Magazin (Seebruck) und dem regionalen Oberpfälzer Heimatspiegel (Speinshart). 

Außerdem tritt er bei zahlreichen literarischen Veranstaltungen auf, wie bei der „Weißenburger Bücherschau“ oder bei den von Hans Günther Lauth 2015 gegründeten „Grenzlandschreibern“ im Stiftland (Lkr. Tirschenreuth), die sich zweimal im Jahr zu öffentlichen Gemeinschaftslesungen treffen und zu deren Autorenkreis auch Christa Vogl (Kemnath) zählt.

Stil / Rezeption

Erich Neiser schreibt und publiziert sowohl in der Oberpfälzer Mundart als auch auf Hochdeutsch, wobei sein Klang des nördlichen Oberpfälzischen ebenso vom Oberfränkischen wie vom Böhmischen beeinflusst ist. Er verwendet die Mundart, wo er aufgewachsen ist, in seinem Fall „das Weidnerische“. In seiner Lyrik und seinen Limericks kann man durchaus Strickmuster mit formalen Anleihen aus der „Konkreten Poesie“ eines Ernst Jandl oder dadaistische Sprachspielereien entdecken. 

Flüchtlings-Kallapso
(auf der Basis von Ernst Jandls „calypso“; aus laut und luise)

ich was not yet
in asylien
nach asylien
wulld ich laik du go

wer de piepel 
arr so ander
so quait ander
denn anderwo

als ich anderschdehn
mange lanquitsch
will ich anderschdehn
auch langquitsch in euro

[…]

ich was not yet
in asylien
yes nach asylien
wulld ich laik du go

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Herbstblaadln

er schmeissd’s niad owa,
er loudd’s blous falln,
däi ganzn blaadln vo di baim.

im goaddn, aaf da schdrouß,
aam dach und voa da hausdir
mäins dann liingbleim.

wenns’d nacha kummsd
mid’n besn und da schaafl,
blousd’s da wind wouanderschd hi.

dou wias’d scho lang,
bevors’d schnäiraamma derfsd,
jeds joua zum narrn ghalddn.

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Stangl, Martin (2024): Oberpfälzer Wörterbuch. Von Aungdeggl bis Zintara. Buch- und Kunstverlag im Battenberg-Gietl-Verlag Regenstauf.


Externe Links:

Website Druckwerkstatt Willi Halbritter