Info
Geb.: 24.12.1900 in Boos
Gest.: 30.10.1967 in Ulm
Verleihung des Doktortitels 1926 © Archiv der Gemeinde Boos
Titel: Dr. oec. publ.

Karl Moest

Karl Moest wird 1900 in Boos bei Memmingen geboren. Als sein Vater 1913 im Alter von nur 42 Jahren stirbt, muss seine Mutter den nur zwei Jahre zuvor gebauten Aussiedlerhof allein weiterbetreiben. Karl Moest besucht die Volksschule Boos, die Oberrealschule in Memmingen und schließlich von 1917 bis 1920 das Gymnasium in Ulm, wo er die Abiturprüfung ablegt. Unterbrochen wird diese Zeit durch einen sechsmonatigen Militärdienst. Auf das Studium der Rechtswissenschaften von 1920 bis 1924 folgt die Referendarzeit und die Promotion zum Dr. oec. publ. an der Universität München. Er arbeitet anschließend an den Amtsgerichten Wolfratshausen und Monheim (wo er seine erste Frau Elisabeth kennenlernt und heiratet, die Ehe wird 1944 wieder geschieden) und als Landgerichtsrat am Landgericht Kempten. Als sein Bruder 1938 im Alter von nur 30 Jahren stirbt, führt Karl Moest den elterlichen Hof mit Unterstützung von Knechten weiter.

Von 1939 bis 1945 ist er bei der Fliegerhorstkompanie Memmingen, zuletzt als Oberfeldwebel. Wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP wird er auf Veranlassung der amerikanischen Militärregierung von 1945 bis 1949 aus dem Staatsdienst entlassen. Anschließend ist er von 1949 bis 1955 als Amtsgerichtsrat in Memmingen tätig; 1956 erfolgt wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustands die Versetzung in den Ruhestand. Mit seiner zweiten Frau Agnes, mit der seit 1949 verheiratet ist, lebt er auf dem elterlichen Aussiedlerhof. Karl Moest ist ein engagierter Kommunalpolitiker, der im Dorf großes Ansehen genießt. Er gehört von 1948 bis 1956 dem Booser Gemeinderat an und sitzt von 1960 bis 1966 im Kreistag Memmingen. 1967 stirbt er nach einem Nierenversagen.

Dr. Karl Moest mit seiner zweiten Frau Agnes 1956 © Archiv der Gemeinde Boos

Neben seinem Hauptberuf als Jurist und seinem Nebenberuf als Landwirt ist Karl Moest in seiner Freizeit auch schriftstellerisch tätig. Er verfasst Fachartikel für landwirtschaftliche Fachzeitschriften und schreibt in den 1950er Jahren Kurzgeschichten in schwäbischer Mundart, in denen er Kindheitserinnerungen und Ereignisse im Ort festhält sowie dorfbekannte Persönlichkeiten beschreibt. Diese Kurzprosa wird nach dem Tod des Autors zu einem kleinen Sammelband zusammengefasst und unter dem Titel Oh, die Dökter! (ca. 1968) in geringer Auflage im Eigenverlag gedruckt. 

In das Heimatbuch Boos, Bd. 1 (2020) nimmt der Herausgeber Herbert Schlatterer ein Portrait des Amtsgerichtsrats und Grenzhofbesitzers Moest auf, ebenso seine beiden Kurzgeschichten „Dr Josef – A Bildnis vomma Tierarzt“ und „A Seifzer vomma Baura“ und sein Mundartgedicht „Mir müassat nuie Glocka hau“, mit dem 1948 zu Spenden für neue Kirchenglocken aufgerufen wurde. Für den bislang nicht veröffentlichten Bd. 2 des Heimatbuchs Boos ist der Abdruck von Moests Kurzgeschichten aus seiner Kindheit „Dös feine Fraile“, „D‘r Geistlich Rat“ und „D’r Benefiziat und sei Minischtrant“ vorgesehen.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.


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