Info
Geb.: 6. 6.1862 in Lachen
Gest.: 19.4.1937 in Lachen
Foto mit Widmung 1932 © privat

Franz Josef Ehleuter

Franz Josef Ehleuter, geboren 1862, ist ein aus Lachen bei Memmingen stammender Landwirt, Heimatkundler und Schriftsteller. Er bekleidet zahlreiche Ehrenämter und schreibt zunächst „gehaltvolle Aufsätze über die Fragen landwirtschaftlicher Betriebstechnik und über Heimatgeschichte und Volkskunde“ (Rottenkolber, 1938, S. 336). Nach der Hofübergabe findet er Zeit, sich der Prosa und vor allem dem Laienschauspiel zu widmen. 

1922 veröffentlicht Ehleuter die Heimatgeschichte Theinselberg als Sonderdruck im Schwäbischen Erzähler, einer Beilage zur Memminger und Ottobeurer Zeitung. 1927 erscheint sein Aufsatz „Wie ein Bauer Heimatarbeit treiben kann und soll, und wie ich dazu kam“ in Heimatarbeit und Heimatforschung, einer Festschrift für den katholischen Pfarrer und Heimatforscher Christian Frank. Ehleuters literarischer Schwerpunkt liegt in der Folgezeit auf dem Laienschauspiel, womit er nach Einschätzung von Ernst T. Mader (1994, S. 81) „wichtige Beiträge zur Stabilisierung ländlicher Bühnen“ liefert. In das Mundartstück Auf der Pflegelhenke. Ein Bauernspiel (1926), das geprägt ist von der Verbundenheit der Protagonisten mit Tradition und Glauben, lässt Ehleuter viel von seinem volkskundlichen Wissen einfließen. Er beschreibt in der Einleitung die drei bäuerlichen Feste Sichelhenke, Kirchweih und Flegelhenke (Pflegelhenke), baut Verse aus Karl August Reisers Werk Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus (1895) in das Stück ein und stellt im Anhang 34 bäuerliche Spiele vor, die ihm aus seiner Kindheit in Erinnerung sind. 1932 gibt Ehleuter das Buch Das Allgäuer Volkstheater (Laienspiele) in alter und neuer Zeit heraus. 

Das gemeinsam mit dem Lehrer und Heimatkundler Karl Schnieringer verfasste schwäbische Festspiel Erntedank (1936) weist – neben der althergebrachten religiösen Verbundenheit – eine deutliche Nähe zu Sprache und Inhalten des Nationalsozialismus auf. In feierlichem Ton wird im Stück eine bäuerliche Idealwelt entworfen, in der alle Beteiligten ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Der Bauer zahlt den Dienstboten aus Dankbarkeit für die geleistete harte Arbeit die sogenannte „Stärke“ aus (eine Zugabe zum Lohn) und auch eine arme Ährenleserin wird beschenkt (Bauer zur Ährenleserin: „Heut sind Arm und Reich geeint / Weil Du Dich rührst und regst / und auch zum Herrgott bet’st / will ich Dir geben zum Ährenlesen / eine Garbe Weizen“, Erntedank, 1936, S. 11). Und der Soldat bekundet: „Nun schreit ich mit dem Schwert in der Hand / durch das ganze deutsche Land. / An des Reiches Grenze halt ich Wacht, / gebe auf die Nachbarn acht. / Kein Feindesfuß zertrete unsre Saaten; / die Zeit ist um, da sie es wagten. / Ich schütze Haus und Hof und Eure Lieben / und bringe Euch den Erntefrieden. / Für Hakenkreuz und Aehre / setze ich mein Leben ein; / das ist Soldatenehre / so soll und muß es sein!“. Die Feier wird mit dem Absingen des Deutschland- und Horst-Wessel-Liedes beendet (Erntedank, 1936, S. 15f.). Welche Teile des Stücks Erntedank von Ehleuter stammen und welche von Schnieringer (der 1946 im Rahmen der Entnazifizierung als Mitläufer eingestuft wird), ist unklar.

Franz Josef Ehleuter stirbt 1937 im Alter von 75 Jahren. 

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Renz, F. (1932): Ein Allgäuer Bauernschriftsteller. In: Allgäuer Bauernblatt, Nr. 48, S. 663.

Eberl, Barthel (1937): Franz Josef Ehleuter †, Nachruf. In: Schwabenland. Amtliche kulturpolitische Zeitschrift für den Gau Schwaben der NSDAP. Zeitschrift für Schwäbische Kultur und Heimatpflege. Hg. von der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde Gau Schwaben, Heft 6, S. 208f. 

Rottenkolber, Josef (1938): Geschichte des Allgäus. 4. Bd., S. 336.

Mader, Ernst T. (1994): Literarische Landschaft bayerisches Allgäu, S. 81.


Externe Links:

Artikel zu Franz Josef Ehleuter im Allgäuer Bauernblatt

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