Info
Geb.: 3.10.1601 in Ulm
Gest.: 16.5.1680 in Memmingen
Porträt von Johann Friedrich Sichelbein, 1678. Aus: "Memminger Geschichtsblätter" (1976), S. 48 © Dekanat Memmingen
Titel: Magister
Namensvarianten: Joseph Reisch
Wirkungsorte:
Erkheim

Joseph Reusch

Der 1601 in Ulm geborene evangelische Pfarrer Magister Joseph Reusch wirkt ab 1631 als Prediger zunächst in der unteren Pfalz und ab 1633 in Memmingen. Joseph Reusch verheiratet sich insgesamt viermal in St. Martin in Memmingen und wird durch den frühen Tod seiner Ehefrauen zum Witwer (Magdalena Wüert, gest. 1631; Helena Albrecht, gest. 1636; Catharina Gundelfinger, gest. 1640; Rosina Striebel, geb. Sitzinger, gest. 1649).

Von Memmingen aus betreut er die umliegenden evangelischen Kirchengemeinden Arlesried (von 1634-1653), Frickenhausen (1632-1676), Lauben und Obererkheim und fungiert auch als Militärpfarrer. Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die gesamte Region wird immer wieder von umherziehenden Truppen heimgesucht und ausgeplündert. Die Gefahren, denen er auf seinen Fußmärschen ausgesetzt ist, aber auch sein Gottvertrauen hat Joseph Reusch eindrucksvoll in einem 1653 niedergeschriebenen Gedicht festgehalten. In der Memminger Chronik (1805) von Philipp Jakob Karrer findet sich ein Abdruck des Gedichts:

Wie Joseph mit dem Herrn Christ / Und mit Maria zu jeder Frist / Aufs Osterfest von Nazareth / Gen Jerusalem reisen that / […] Also hab ich den Herrn Christ / Zu predigen zu jeder Frist / Im schwedischen Krieg mit Muth und G’fahr / Von Memmingen aus 10 Jahr / Gen Arlesried, Lauben, Frickenhausen / Wegen meines Amptes müssen lauffen / Jährlich hundert u sechs u fünfzig Meil: / Thut zusammen im ganzen Weil / Fünfzehen hundert und sechzig recht: / Doch blieb ich ein unnützer Knecht. / Dann Wallfahrten und Wandern viel / sind nicht der Weg und rechte Ziel. / Zum Himmel und der Seligkeit, / Die uns der Herr Christ hat bereit. / Sondern der Glaub an ihn mit Maaß / Wann er die Werk nicht unterlaß / und so bin ich geloffen / In dieser Welt sehr bald, / Drumb will ich auch mit Fleiß / Jetzt und ohn Auffenthalt / Was mein Urtheil davon / Erklären auch, und sagen, / Daß es sey Flüchtigkeit / In allen meinen Tagen / Wenn ich wollt seyn zu Haus / Mein Ampt thun in der Still / So mußt ich laufen aus / Nach Andrer Leute Will: / Oft jagte mich davon / Der Feind mit Grimmigkeit, / Oft fienge er mich auch / Mit großer G’fährlichkeit / Aber der mir befahl / Zu wandern in der Welt / Der ward mein treuer Hirt / Mein Schutz, mein Schirm und Schild, / Drumb lob ich allezeit, den Herrn meinen Gott / Der mich erlöset hat aus G’fahr, Angst und dem Tod.

Abruck des Gedichts aus der Memminger Chronik (1805), S. 361f. © BSB/MDZ

1680 stirbt Pfarrer Joseph Reusch in Memmingen.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Ammon, Friedrich von (†), Wilhelm Dannheimer (†), Hermann Erhard (†) (1976): Pfarrerbuch der Reichsstadt Memmingen. Die evangelischen Geistlichen 1524-1803. In: Memminger Geschichtsblätter, S. 5ff.

Großmann, Rudolf: Die evang.-luth. Pfarrkirche Unser Lieben Frauen in Lauben an der Günz, S. 4f. URL: https://kirche-lauben.de/wp-content/uploads/2013/10/Rudolf-Grossmann.pdf, (29.08.2024).

Karrer, Philipp Jakob (1805): Memminger Chronik – oder Topographie und Geschichte der kurpfälzischen Stadt Memmingen, Rehm, Memmingen, S. 361f. (Karrer war evangelischer Pfarrer in Woringen.) URL:  https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10375421?page, (29.08.2024).