Info
Geburtsjahr: 1939
in Sonthofen
Foto: Atelier Theo Feneberg, Hochberg-Buchenberg © privat
Wirkungsorte:
Bad Hindelang
Buchenberg

Ernst Wirthensohn

Ernst Wirthensohn wird 1939 in Sonthofen im Allgäu geboren. Nach dem Studium der Agrarwissen­schaften an der TU München Weihenstephan ist er von 1966 bis 1988 als landwirtschaftlicher Berater und Lehrer im Staatsdienst tätig. Er unterbricht die 22-jährige Tätigkeit, um als Seminarleiter an der Katholischen Landvolkshochschule in der Wies, als Leiter eines pädagogischen Agrarprojekts in Tunesien im Auftrag der GTZ und als landwirtschaftlicher Bildungsreferent beim BUND Naturschutz in Bayern zu arbeiten. 1988 kündigt er seine Anstellung als Landwirtschaftsdirektor und macht sich mit dem Kulturlandbüro Wirthensohn selbstständig. 20 Jahre lang berät er Landwirte zu den Themen bäuerliche Landwirtschaft, Ökologie und Regionalität und Kommunen, wenn es um die Sicherung naturschutzwürdiger Flächen und ökologischen Landbau geht. Er gründet den Bioring Allgäu e.V., einen Verein, der in der Anfangszeit des ökologischen Landbaus im Allgäu eine Vermarktungs­plattform für Biobauern und Verbraucher bereitstellt. Er wirkt am Aufbau des Ökomodells Hindelang ebenso mit wie an der Konzeption und Umsetzung der regional-ökologischen Marke VonHier des Allgäuer Lebensmittelunternehmens Feneberg. Über die Erfahrungen mit diesem Projekt gibt Wirthensohn 2018 das Buch So schön kann Landwirtschaft sein – ein Allgäuer Modell für die Regionen Europas heraus.

Besonders in Erinnerung bleibt Ernst Wirthensohn mit seinen zwei Theaterstücken. Im Dreiakter Zipfelmüllers Alptraum kritisiert er die fortschreitende Zersiedelung des Allgäus und den unge­bremsten Fernstraßenbau durch einzigartige Landschaften. 1979 wird das Stück, das die ökologische Aufbruchstimmung in der Region aufgreift, 17-mal im ganzen Allgäu aufgeführt. Einige Mitglieder der zwölfköpfigen Laienspieltruppe Zipfelmüllers Theatergruppe gehören später zu den Gründungsmit­gliedern der Oberallgäuer Grünen, so auch der 2013 verstorbene Landtagsabgeordnete Adi Sprinkart.

Zipfelmüllers Alptraum (1979), links oben: Ernst Wirthensohn. Foto: Heidi Möschel, Niedersonthofen

Ebenfalls für Furore sorgt Wirthensohn 1986 mit seinem zweiten Theaterstück Der Härtefall, das überall im Allgäu für volle Säle sorgt. Das heitere Stück mit ernstem Hintergrund trifft den Nerv der Zeit. Es thematisiert die dramatischen Folgen der Milchquoten-Kontingentierung für die bäuerliche Landwirtschaft, die fallenden Erzeugerpreise und das Aufgeben vieler Bauernhöfe. Sogar Der Spiegel berichtet 1986 über das Allgäuer Theaterstück und seine Wirkung. Der Härtefall wird auch von anderen Theatergruppen gespielt, so 1989 vom Theater Oberpeiching.

Ernst Wirthensohn lebt seit 1972 mit seiner Familie in der Nähe von Buchenberg und bewirtschaftet einen kleinen Biobauernhof im Nebenerwerb.

 

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Ein lieber Mann und 50.000 Liter Milch. Ein Allgäuer Bauerntheater schürt beim Landvolk die Boykott-Stimmung. In: Der Spiegel 19 (1986).

Moulin, Margarete (2018): Rebell aus dem Allgäu. In: Natur+Umwelt, hg. BUND Naturschutz, H. 4, S. 47.


Externe Links:

Zur Homepage des Autors

Literatur über Ernst Wirthensohn im BVB

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