Kurt Wilhelm
Kurt Wilhelm wird am 8. März 1923 im Münchner Stadtteil Schwabing geboren. Er geht in München und ab 1935 in Berlin zur Schule und besucht anschließend das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Debüt als Schauspieler hat er am Wiener Burgtheater und am Theater in der Josefstadt. Wegen Kinderlähmung ist Kurt Wilhelm kriegsuntauglich. 1939 geht er als Schauspieler und Dramaturg ans Stuttgarter Schauspielhaus. Anfang 1944 wird er von der Gestapo verhaftet und in ein Untersuchungsgefängnis gebracht. Der Grund ist ein Brief, in dem er sich kritisch über den Nationalsozialismus äußert. Nach seiner Entlassung wegen Haftunfähigkeit führt Wilhelm ein Wanderleben und zieht 1945 nach München, wo er als ideologisch Unbelasteter bei dem von den Amerikanischen Besatzern gegründeten Sender Radio München angestellt wird. Hier erlebt und prägt er als vielseitiger Mitarbeiter und Abteilungsleiter den Aufbau des Bayerischen Rundfunks. Er selbst nennt sich später ein „Fossil von Funk und Fernsehen“. Für den Hörfunk entwickelt und inszeniert er beliebte Sendungen wie Die Brummelg'schichten, die er größtenteils, u.a. zusammen mit der Schriftstellerin Ellis Kaut, verfasst. Die Stars der Sendung sind die Volksschauspieler Liesl Karlstadt und Michl Lang.
1953 wechselt Kurt Wilhelm zum neu gegründeten Fernsehen in Freimann und wird Abteilungsleiter für Unterhaltung und Musik. Seine Arbeit ist geprägt von der Freude am Experiment mit neuen Ausdrucksformen. Er entwickelt richtungsweisende Fernsehformate, adaptiert Bühnenstücke, Shows und Operetten. Überregional bekannt wird er mit Opern-Inszenierungen wie Mozarts Die Hochzeit des Figaro, in denen er die Rollen mit ausgebildeten Schauspielern besetzt, während die Gesangsstimmen im Playback-Verfahren eingeblendet werden. Als Regisseur inszeniert er für Fernsehen und Theater auch Stücke von Ludwig Thoma, Johann Nestroy und Ferdinand Raimund. 1964 bringt Kurt Wilhelm Bertolt Brechts selten aufgeführtes Ballett Die sieben Todsünden der Kleinbürger auf die Bühne.
Sein größter Publikumserfolg ist die Theaterfassung der 1871 von seinem Ururgroßonkel Franz von Kobell geschriebenen Erzählung Der Brandner Kasper und das ewig' Leben, die 1975 am Münchner Residenztheater uraufgeführt wird. 25 Jahre steht der Brandner Kaspar in Wilhelms eigener Regie auf dem Spielplan des Bayerischen Staatsschauspiels mit nahezu 900 ausverkauften Aufführungen. Im April 2005 hat das Stück in der Inszenierung von Christian Stückl am Münchner Volkstheater Premiere und wird als Gastspiel sogar in Rio de Janeiro in Brasilien gezeigt.
Kurt Wilhelm fühlt sich stets auch zum Schreiben hingezogen. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasst neben Romanen, Erzählungen, Essaybänden, Bühnenstücken und Drehbüchern auch eine grundlegende große Biographie über Richard Strauss. 1948 kommt sein erstes Buch, die Brummelg'schichten, heraus, 1956 erscheint sein erster Roman Alle sagen Dickerchen, 1965 setzt er sich mit dem damals noch recht jungen Medium Fernsehen auseinander. Der Brandner Kaspar erscheint 1975 als Buch.
Wilhelm ist neben all dem aber vor allem ein begeisterter Münchner und Bayer: „Ich habe versucht, voll Ironie Dinge darzustellen, die ich an München liebe, und solche, die mich ärgern“, schreibt er in seinem Roman Paradies, Paradies (1981). 1979 wird er zum Präsidenten der Autorengruppe Turmschreiber gewählt, zur Förderung bayerischer Autoren gründet er in München den Turmschreiber-Verlag.
Nach 43 Jahren beendet Kurt Wilhelm 1988 seine Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk, bleibt jedoch als freier Schriftsteller und Regisseur aktiv. Für sein Werk wird er mit zahlreichen Preisen geehrt, u.a. mit dem Bayerischen Verdienstorden, dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse, dem Deutschen Fernsehpreis, zwei Adolf-Grimme-Preisen, dem Schwabinger Kunstpreis, dem Poetentaler der Turmschreiber und mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold. Am 25. Dezember 2009 stirbt Wilhelm im Kreis seiner Familie in Straßlach bei München.
Sekundärliteratur:
Saur, Karl-Otto (2009): „Ein bisserl was geht immer“. Die Geschichte des Bayerischen Rundfunks. München.
Weniger, Kay (2008): Zwischen Bühne und Baracke: Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Berlin.
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Kurt Wilhelm wird am 8. März 1923 im Münchner Stadtteil Schwabing geboren. Er geht in München und ab 1935 in Berlin zur Schule und besucht anschließend das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Debüt als Schauspieler hat er am Wiener Burgtheater und am Theater in der Josefstadt. Wegen Kinderlähmung ist Kurt Wilhelm kriegsuntauglich. 1939 geht er als Schauspieler und Dramaturg ans Stuttgarter Schauspielhaus. Anfang 1944 wird er von der Gestapo verhaftet und in ein Untersuchungsgefängnis gebracht. Der Grund ist ein Brief, in dem er sich kritisch über den Nationalsozialismus äußert. Nach seiner Entlassung wegen Haftunfähigkeit führt Wilhelm ein Wanderleben und zieht 1945 nach München, wo er als ideologisch Unbelasteter bei dem von den Amerikanischen Besatzern gegründeten Sender Radio München angestellt wird. Hier erlebt und prägt er als vielseitiger Mitarbeiter und Abteilungsleiter den Aufbau des Bayerischen Rundfunks. Er selbst nennt sich später ein „Fossil von Funk und Fernsehen“. Für den Hörfunk entwickelt und inszeniert er beliebte Sendungen wie Die Brummelg'schichten, die er größtenteils, u.a. zusammen mit der Schriftstellerin Ellis Kaut, verfasst. Die Stars der Sendung sind die Volksschauspieler Liesl Karlstadt und Michl Lang.
1953 wechselt Kurt Wilhelm zum neu gegründeten Fernsehen in Freimann und wird Abteilungsleiter für Unterhaltung und Musik. Seine Arbeit ist geprägt von der Freude am Experiment mit neuen Ausdrucksformen. Er entwickelt richtungsweisende Fernsehformate, adaptiert Bühnenstücke, Shows und Operetten. Überregional bekannt wird er mit Opern-Inszenierungen wie Mozarts Die Hochzeit des Figaro, in denen er die Rollen mit ausgebildeten Schauspielern besetzt, während die Gesangsstimmen im Playback-Verfahren eingeblendet werden. Als Regisseur inszeniert er für Fernsehen und Theater auch Stücke von Ludwig Thoma, Johann Nestroy und Ferdinand Raimund. 1964 bringt Kurt Wilhelm Bertolt Brechts selten aufgeführtes Ballett Die sieben Todsünden der Kleinbürger auf die Bühne.
Sein größter Publikumserfolg ist die Theaterfassung der 1871 von seinem Ururgroßonkel Franz von Kobell geschriebenen Erzählung Der Brandner Kasper und das ewig' Leben, die 1975 am Münchner Residenztheater uraufgeführt wird. 25 Jahre steht der Brandner Kaspar in Wilhelms eigener Regie auf dem Spielplan des Bayerischen Staatsschauspiels mit nahezu 900 ausverkauften Aufführungen. Im April 2005 hat das Stück in der Inszenierung von Christian Stückl am Münchner Volkstheater Premiere und wird als Gastspiel sogar in Rio de Janeiro in Brasilien gezeigt.
Kurt Wilhelm fühlt sich stets auch zum Schreiben hingezogen. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasst neben Romanen, Erzählungen, Essaybänden, Bühnenstücken und Drehbüchern auch eine grundlegende große Biographie über Richard Strauss. 1948 kommt sein erstes Buch, die Brummelg'schichten, heraus, 1956 erscheint sein erster Roman Alle sagen Dickerchen, 1965 setzt er sich mit dem damals noch recht jungen Medium Fernsehen auseinander. Der Brandner Kaspar erscheint 1975 als Buch.
Wilhelm ist neben all dem aber vor allem ein begeisterter Münchner und Bayer: „Ich habe versucht, voll Ironie Dinge darzustellen, die ich an München liebe, und solche, die mich ärgern“, schreibt er in seinem Roman Paradies, Paradies (1981). 1979 wird er zum Präsidenten der Autorengruppe Turmschreiber gewählt, zur Förderung bayerischer Autoren gründet er in München den Turmschreiber-Verlag.
Nach 43 Jahren beendet Kurt Wilhelm 1988 seine Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk, bleibt jedoch als freier Schriftsteller und Regisseur aktiv. Für sein Werk wird er mit zahlreichen Preisen geehrt, u.a. mit dem Bayerischen Verdienstorden, dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse, dem Deutschen Fernsehpreis, zwei Adolf-Grimme-Preisen, dem Schwabinger Kunstpreis, dem Poetentaler der Turmschreiber und mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold. Am 25. Dezember 2009 stirbt Wilhelm im Kreis seiner Familie in Straßlach bei München.
Saur, Karl-Otto (2009): „Ein bisserl was geht immer“. Die Geschichte des Bayerischen Rundfunks. München.
Weniger, Kay (2008): Zwischen Bühne und Baracke: Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Berlin.