Pius Lotter
Pius Lotter kommt 1922 in Pfronten-Kappel als fünftes Kind der Eheleute Anna und Thomas Lotter zur Welt. Nach einer abgeschlossenen Gärtnerlehre absolviert er eine weitere Ausbildung zum Maschinenschlosser. Seinen Wunsch Förster zu werden, kann er nicht verwirklichen, weil er 1940 als 18-Jähriger zur Luftwaffe eingezogen wird; in den Jahren 1944 bis 1947 ist Pius Lotter in amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft. Im Gefangenenlager in Marseille entsteht 1945 sein erstes Gedicht „Ein Stern geht auf“. Nach Kriegsende möchte er Lehrer oder Sprecher beim Rundfunk werden, seine Eltern stellen sich allerdings gegen diese Pläne. 1948 heiratet er die ebenfalls aus Pfronten-Kappel stammende Pia Hauber, mit der er fünf Kinder hat. Arbeit findet er zunächst in einer Gärtnerei in Seeg; 1962 kann er dann seine eigene Gärtnerei im Ort eröffnen. Über 18 Jahre ist er Gemeinderatsmitglied in Seeg.
Pius Lotters Liebe gilt dem Naturschutz, dem Brauchtum und der Pflege der Allgäuer Mundart. Der Pflanzenkenner führt zahlreiche Kräuterwanderungen, hält Vorträge und setzt sich engagiert und wortgewaltig für den Schutz der Natur und den Erhalt alter Apfelbaumsorten ein. Beim Bayerischen Rundfunk und beim Fernsehen ist er als Experte für alte Allgäuer Bräuche und Mundart gefragt.
Seiner Heimatgemeinde Pfronten bleibt Pius Lotter ein Leben lang eng verbunden. In der Nachkriegszeit schließt er sich mit weiteren heimatverbundenen Mundartlyrikern zu einer losen Literatenvereinigung zusammen. Sie geben sich den Namen Pfrontar Spinnar und reagieren damit selbstbewusst auf ihre Kritiker innerhalb der Pfrontner Bevölkerung, die das Gedichte-Schreiben als Spinnerei bezeichnet. 1956 gehört Pius Lotter zu den neun Gründungsmitgliedern des Heimatvereins Pfronten, dem er über 50 Jahre angehört und den er 20 Jahre als Vorsitzender leitet. Pius Lotter entwirft das Abzeichen der Pfrontar Spinnar, eine Silberbrosche mit einer Spinne, mit der er 1986 selbst ausgezeichnet wird.
1985 setzt Pius Lotter der Literatenvereinigung mit seinem Buch Pfrontar Spinnar und Originale ein literarisches Denkmal. Seine Gedichte „Mei Hoimatdörfle“, „'s Dootle kommt“, „'s Kässchpatzehüatle“, „Unter der Linde“, „Föhle sinnet“, „Land's allat gau“, „Dr Gaisbua“, „'s Geald“, „Ös oabret“, „Ein Stern geht auf“, „Im Herbst“, „'s Rezept von dr Bäs“, „Pfrontar Karneval“ sowie das Lied „Hochzeitslied“ zur Musik von Walter von Samson sind in diesem Buch abgedruckt. 1987 bringt er Heubloama: Allgäu-Kräuter für Kenner und Liebhaber heraus; 2004 erscheint im Eigenverlag das Buch Der Alpengarten in Pfronten-Steinach. Seine Gedichte „Itz dicht ih oh“, „Dr Weitblick“, „Knoschbe“, „Mairögela“ sind im Sammelband Mundart-Gedichte aus der Heimat (2008) enthalten und sein Gedicht „'s Dotle kommt“ auf der DVD Allgäuer Dialektreise 1 (2011) zu hören. Original-Tonaufnahmen seiner beiden Gedichte „Mei Hoimatdörfle“ und „Ea und sui“ enthält die von Willy Hörmann 1996 erstellte Pfrontar-Spinnar-CD A Hoigarte.
Zusammen mit Pfarrer Meisburger entwirft Pius Lotter 2005 eine Messe in Allgäuer Mundart; Pfarrer Meisburger vertont auch das Pius-Lotter-Gedicht „Oh stille, stille Nacht“. Von Harald Probst und seiner Mundart-Mädchenband Lumpamensch liegt eine musikalische Bearbeitung des Pius-Lotter-Gedichts Mei Huimatdörfle vor; das Lied trägt als Titel die Gedicht-Anfangszeile „Do diaba hinterem Wäldla“.
Für seine Verdienste um den Naturschutz, das Brauchtum und die Mundartpflege erhält Pius Lotter 1995 die Goldene Rose des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege, 1993 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt, die Bürgermedaille Pfronten und 2005 den Ostallgäuer Mundartpreis. Für besondere Verdienste um den Schwäbischen Gartenbau wird Pius Lotter 1998 die höchste Auszeichnung, der Schwabenteller, verliehen.
Nach seinem Tod 2008 veröffentlicht seine Tochter Andrea Lotter 2016 das Buch Pius Lotter – Schaffen und Wirken sowie 2019 ein Pflanzen-Memo mit 24 Bildpaaren heimischer Pflanzen mit ihren deutschen, wissenschaftlichen und Mundart-Bezeichnungen, gezeichnet von Pius und Andrea Lotter. Weitere, nicht veröffentliche Pius-Lotter-Gedichte in Mundart und Standardsprache werden von Andrea Lotter aufbewahrt.
Externe Links:
Literatur von Pius Lotter im BVB
Pius Lotter kommt 1922 in Pfronten-Kappel als fünftes Kind der Eheleute Anna und Thomas Lotter zur Welt. Nach einer abgeschlossenen Gärtnerlehre absolviert er eine weitere Ausbildung zum Maschinenschlosser. Seinen Wunsch Förster zu werden, kann er nicht verwirklichen, weil er 1940 als 18-Jähriger zur Luftwaffe eingezogen wird; in den Jahren 1944 bis 1947 ist Pius Lotter in amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft. Im Gefangenenlager in Marseille entsteht 1945 sein erstes Gedicht „Ein Stern geht auf“. Nach Kriegsende möchte er Lehrer oder Sprecher beim Rundfunk werden, seine Eltern stellen sich allerdings gegen diese Pläne. 1948 heiratet er die ebenfalls aus Pfronten-Kappel stammende Pia Hauber, mit der er fünf Kinder hat. Arbeit findet er zunächst in einer Gärtnerei in Seeg; 1962 kann er dann seine eigene Gärtnerei im Ort eröffnen. Über 18 Jahre ist er Gemeinderatsmitglied in Seeg.
Pius Lotters Liebe gilt dem Naturschutz, dem Brauchtum und der Pflege der Allgäuer Mundart. Der Pflanzenkenner führt zahlreiche Kräuterwanderungen, hält Vorträge und setzt sich engagiert und wortgewaltig für den Schutz der Natur und den Erhalt alter Apfelbaumsorten ein. Beim Bayerischen Rundfunk und beim Fernsehen ist er als Experte für alte Allgäuer Bräuche und Mundart gefragt.
Seiner Heimatgemeinde Pfronten bleibt Pius Lotter ein Leben lang eng verbunden. In der Nachkriegszeit schließt er sich mit weiteren heimatverbundenen Mundartlyrikern zu einer losen Literatenvereinigung zusammen. Sie geben sich den Namen Pfrontar Spinnar und reagieren damit selbstbewusst auf ihre Kritiker innerhalb der Pfrontner Bevölkerung, die das Gedichte-Schreiben als Spinnerei bezeichnet. 1956 gehört Pius Lotter zu den neun Gründungsmitgliedern des Heimatvereins Pfronten, dem er über 50 Jahre angehört und den er 20 Jahre als Vorsitzender leitet. Pius Lotter entwirft das Abzeichen der Pfrontar Spinnar, eine Silberbrosche mit einer Spinne, mit der er 1986 selbst ausgezeichnet wird.
1985 setzt Pius Lotter der Literatenvereinigung mit seinem Buch Pfrontar Spinnar und Originale ein literarisches Denkmal. Seine Gedichte „Mei Hoimatdörfle“, „'s Dootle kommt“, „'s Kässchpatzehüatle“, „Unter der Linde“, „Föhle sinnet“, „Land's allat gau“, „Dr Gaisbua“, „'s Geald“, „Ös oabret“, „Ein Stern geht auf“, „Im Herbst“, „'s Rezept von dr Bäs“, „Pfrontar Karneval“ sowie das Lied „Hochzeitslied“ zur Musik von Walter von Samson sind in diesem Buch abgedruckt. 1987 bringt er Heubloama: Allgäu-Kräuter für Kenner und Liebhaber heraus; 2004 erscheint im Eigenverlag das Buch Der Alpengarten in Pfronten-Steinach. Seine Gedichte „Itz dicht ih oh“, „Dr Weitblick“, „Knoschbe“, „Mairögela“ sind im Sammelband Mundart-Gedichte aus der Heimat (2008) enthalten und sein Gedicht „'s Dotle kommt“ auf der DVD Allgäuer Dialektreise 1 (2011) zu hören. Original-Tonaufnahmen seiner beiden Gedichte „Mei Hoimatdörfle“ und „Ea und sui“ enthält die von Willy Hörmann 1996 erstellte Pfrontar-Spinnar-CD A Hoigarte.
Zusammen mit Pfarrer Meisburger entwirft Pius Lotter 2005 eine Messe in Allgäuer Mundart; Pfarrer Meisburger vertont auch das Pius-Lotter-Gedicht „Oh stille, stille Nacht“. Von Harald Probst und seiner Mundart-Mädchenband Lumpamensch liegt eine musikalische Bearbeitung des Pius-Lotter-Gedichts Mei Huimatdörfle vor; das Lied trägt als Titel die Gedicht-Anfangszeile „Do diaba hinterem Wäldla“.
Für seine Verdienste um den Naturschutz, das Brauchtum und die Mundartpflege erhält Pius Lotter 1995 die Goldene Rose des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege, 1993 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt, die Bürgermedaille Pfronten und 2005 den Ostallgäuer Mundartpreis. Für besondere Verdienste um den Schwäbischen Gartenbau wird Pius Lotter 1998 die höchste Auszeichnung, der Schwabenteller, verliehen.
Nach seinem Tod 2008 veröffentlicht seine Tochter Andrea Lotter 2016 das Buch Pius Lotter – Schaffen und Wirken sowie 2019 ein Pflanzen-Memo mit 24 Bildpaaren heimischer Pflanzen mit ihren deutschen, wissenschaftlichen und Mundart-Bezeichnungen, gezeichnet von Pius und Andrea Lotter. Weitere, nicht veröffentliche Pius-Lotter-Gedichte in Mundart und Standardsprache werden von Andrea Lotter aufbewahrt.