Matthäus Rader
Matthäus Rader wird 1561 als Sohn eines Bäckers im südtirolischen Innichen im Pustertal geboren. Nach dem Studium der klassischen Sprachen tritt er 1581 in den Jesuitenorden zu Innsbruck ein und wird Lehrer an verschiedenen Ordenskollegien. Als Professor für Humaniora und Rhetorik gelangt er an die als Ausbildungsstätte wichtige Kollegneugründung St. Salvator zu Augsburg, wodurch er das Interesse Herzog Maximilians I. von Bayern auf sich zieht, der 1612 seine Versetzung an das Kolleg bei St. Michael in München bewirkt. Bis zu seinem Tod wirkt Rader in unmittelbarer Nähe zur landesherrlichen Residenz und bekleidet mehrfach das Rektorat. Fast sein ganzes Leben lang schriftstellert er. Infolge eines Treppensturzes verstirbt er am 22. Dezember 1634 an den Folgen und wird in der Klostergruft von St. Michael begraben.
Zu seinen Schülern zählen die Jesuitenschriftsteller Jakob Bidermann, Jeremias Drexel und Georg Stengel, zu seinen Verehrern führende Philologen seiner Zeit wie der Schöpfer des neuen manieristischen Stils Justus Lipsius, Martín Delrío, Joseph Justus Scaliger, der Historiograph Markus Welser sowie der Theaterdichter Jakob Gretser. Rader verfasst selbst mehrere Dramen, u.a. Cassianus, eines der ersten barocken Märtyrerstücke. Durch sein unermüdliches Engagement für die Jesuitenbühne wird Rader zum „Schrittmacher der neuen Geistigkeit des kommenden Barocks“ (Johannes Müller) und trägt viel zur Entwicklung des Jesuitendramas bei. Triumphus Divi Michaelis Archangeli, das Rader zusammen mit Gretser mitverfasst haben soll, wird 1597 zur Eröffnung des neuerbauten St. Michael-Kollegs aufgeführt und ist in der Tegernseer Handschrift des Grafen Preysing erhalten.
Neben seiner Arbeit als Dramatiker und Philologe tritt Matthäus Rader als Verfasser gräzistischer Arbeiten hervor. Sein wirkungsgeschichtlich bedeutsamstes Werk ist indessen das hagiografische Handbuch Bavaria sancta et pia (3 Bde., 1615-28), das zu einem populären Buch wird, vor allem in der Übersetzung des Augsburger Jesuiten Maximilian Rassler (1645-1719) und seiner Bearbeitung durch Magnus Jocham (1808-1893), der die Seligen und Heiligen Bayerns unter Einschluss Frankens und der Rheinpfalz darstellt. Zu erwähnen sind ferner Raders Martial-Ausgabe von 1599 und seine Vita des Petrus Canisius (1614). Ein umfangreicher Briefwechsel zu vielfältigen Themen jesuitischer Gelehrsamkeit zeigt darüber hinaus einen intensiven Austausch Raders auch über die Konfessionsgrenzen hinweg und ist nicht zuletzt Ausdruck barocker Geisteskultur in Oberdeutschland.
Sekundärliteratur:
Müller, Johannes (1930): Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge vom Anfang (1555) bis zum Hochbarock (1665). Bd. 2 (Schriften zur deutschen Literatur für die Görresgesellschaft, 8). Benno Filser Verlag, Augsburg, S. 11-13.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 139.
Schmid, Alois: (1998): Die Bavaria sancta et pia des P. Matthäus Rader SJ. In: Grell, Chantal; Paravicini, Werner; Voss, Jürgen (Hg.): Les princes et l'histoire du XIVe au XVIIIe siècle. Actes du colloque organisé par l'Université de Versailles – Saint-Quentin et l'Institut historique allemand, Paris/Versailles, 13-16 mars 1996 (Pariser Historische Studien, 47). Bouvier, Bonn, URL: http://www.perspectivia.net/publikationen/phs/grell-paravicini-voss_princes/schmid_bavaria, (14.06.2017).
Ders.: Rader, Matthäus. In: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 92, URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd119279347.html#ndbcontent, (14.06.2017).
Externe Links:
Literatur von Matthäus Rader im BVB
Matthäus Rader wird 1561 als Sohn eines Bäckers im südtirolischen Innichen im Pustertal geboren. Nach dem Studium der klassischen Sprachen tritt er 1581 in den Jesuitenorden zu Innsbruck ein und wird Lehrer an verschiedenen Ordenskollegien. Als Professor für Humaniora und Rhetorik gelangt er an die als Ausbildungsstätte wichtige Kollegneugründung St. Salvator zu Augsburg, wodurch er das Interesse Herzog Maximilians I. von Bayern auf sich zieht, der 1612 seine Versetzung an das Kolleg bei St. Michael in München bewirkt. Bis zu seinem Tod wirkt Rader in unmittelbarer Nähe zur landesherrlichen Residenz und bekleidet mehrfach das Rektorat. Fast sein ganzes Leben lang schriftstellert er. Infolge eines Treppensturzes verstirbt er am 22. Dezember 1634 an den Folgen und wird in der Klostergruft von St. Michael begraben.
Zu seinen Schülern zählen die Jesuitenschriftsteller Jakob Bidermann, Jeremias Drexel und Georg Stengel, zu seinen Verehrern führende Philologen seiner Zeit wie der Schöpfer des neuen manieristischen Stils Justus Lipsius, Martín Delrío, Joseph Justus Scaliger, der Historiograph Markus Welser sowie der Theaterdichter Jakob Gretser. Rader verfasst selbst mehrere Dramen, u.a. Cassianus, eines der ersten barocken Märtyrerstücke. Durch sein unermüdliches Engagement für die Jesuitenbühne wird Rader zum „Schrittmacher der neuen Geistigkeit des kommenden Barocks“ (Johannes Müller) und trägt viel zur Entwicklung des Jesuitendramas bei. Triumphus Divi Michaelis Archangeli, das Rader zusammen mit Gretser mitverfasst haben soll, wird 1597 zur Eröffnung des neuerbauten St. Michael-Kollegs aufgeführt und ist in der Tegernseer Handschrift des Grafen Preysing erhalten.
Neben seiner Arbeit als Dramatiker und Philologe tritt Matthäus Rader als Verfasser gräzistischer Arbeiten hervor. Sein wirkungsgeschichtlich bedeutsamstes Werk ist indessen das hagiografische Handbuch Bavaria sancta et pia (3 Bde., 1615-28), das zu einem populären Buch wird, vor allem in der Übersetzung des Augsburger Jesuiten Maximilian Rassler (1645-1719) und seiner Bearbeitung durch Magnus Jocham (1808-1893), der die Seligen und Heiligen Bayerns unter Einschluss Frankens und der Rheinpfalz darstellt. Zu erwähnen sind ferner Raders Martial-Ausgabe von 1599 und seine Vita des Petrus Canisius (1614). Ein umfangreicher Briefwechsel zu vielfältigen Themen jesuitischer Gelehrsamkeit zeigt darüber hinaus einen intensiven Austausch Raders auch über die Konfessionsgrenzen hinweg und ist nicht zuletzt Ausdruck barocker Geisteskultur in Oberdeutschland.
Müller, Johannes (1930): Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge vom Anfang (1555) bis zum Hochbarock (1665). Bd. 2 (Schriften zur deutschen Literatur für die Görresgesellschaft, 8). Benno Filser Verlag, Augsburg, S. 11-13.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 139.
Schmid, Alois: (1998): Die Bavaria sancta et pia des P. Matthäus Rader SJ. In: Grell, Chantal; Paravicini, Werner; Voss, Jürgen (Hg.): Les princes et l'histoire du XIVe au XVIIIe siècle. Actes du colloque organisé par l'Université de Versailles – Saint-Quentin et l'Institut historique allemand, Paris/Versailles, 13-16 mars 1996 (Pariser Historische Studien, 47). Bouvier, Bonn, URL: http://www.perspectivia.net/publikationen/phs/grell-paravicini-voss_princes/schmid_bavaria, (14.06.2017).
Ders.: Rader, Matthäus. In: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 92, URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd119279347.html#ndbcontent, (14.06.2017).