Hilde Rubinstein
Hilde Rubinstein wird 1904 in Augsburg als Tochter einer Münchnerin und eines aus dem zaristischen Russland nach Deutschland emigrierten Ingenieurs geboren. Sie wächst zwischen Hannover und Köln im großbürgerlichen Milieu einer nichtorthodox-jüdischen Familie auf und ist schon früh rassistischen Äußerungen ausgesetzt.
Nach Abschluss der Schule studiert sie Malerei an der Kölner Werkschule (1921-26), am Bauhaus in Weimar (1923/24) und an der Düsseldorfer Kunstakademie (1925). Ein Stipendium ermöglicht 1927/28 einen Studienaufenthalt in Paris. Ihre Werke werden ausgestellt, und Reproduktionen erscheinen in Magazinen wie Querschnitt, Jugend und Die Literarische Welt.
Seit Mitte der 20er Jahre verlagert sich Rubinsteins Schaffen von der bildenden Kunst hin zur Schriftstellerei. Durch frühe Theaterbesuche inspiriert wendet sie sich dem Drama zu – einem Genre, das ihre männlichen Kollegen noch fast für sich beanspruchen. Winterkrieg, ihr erstes Drama, handelt von einem von Anarchisten verübten Attentat auf einen Eisenbahnzug, wird aber nie aufgeführt. Mehr Erfolg hat sie 1932 mit dem Ehedrama Es war einmal ein treuer Husar: Der Berliner Theaterkritiker Herbert Ihering nennt die Autorin „ein interessantes Talent“ und Bertolt Brecht spricht sogar von einer „chaotischen Begabung“, zumal das Stück drei verschiedene Lösungen anbietet.
Ein Jahr später wird Rubinstein als Mitglied der KPD in Berlin verhaftet und am 1. September 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Während dieser Zeit verfasst sie ihr später u.d.T. Gefangenschaft gedrucktes Tagebuch. Danach flüchtet sie nach Stockholm, zusammen mit ihrer Tochter. Mit Gelegenheitsarbeiten in Restaurants, als Haushaltshilfe und Porträtmalerin hält sie sich über Wasser. Um ihren mit einer Russin verheirateten Bruder zu besuchen, fährt sie 1936 in die Sowjetunion und wird mit der Begründung, „trotzkistischer Kurier“ zu sein, zehn Monate in Moskau gefangen gehalten. Diese Haft hält sie im zweiten Teil von Gefangenschaft fest.
Nach der Entlassung soll Rubinstein nach Nazi-Deutschland zurückkehren; es gelingt ihr aber, in Warschau den Gefangenentransport zu verlassen und sich nach Schweden durchzuschlagen. Rubinsteins Bruder und ihre Mutter werden dagegen in Konzentrationslagern umgebracht.
Hilde Rubinstein lernt Schwedisch und beginnt in der neuen Sprache Texte zu schreiben. Obgleich ihre Theaterstücke nicht gespielt werden, gewinnt sie unter dem Pseudonym Katarina Brendel bei einem Preisausschreiben des Verlags Folket i Bild 1952 den ersten Preis mit dem Roman Atomskymning (dt. „Atomdämmerung“). Darin warnt sie vor den zerstörerischen Folgen einer Atomkatastrophe – ein Thema, das auch ihr Theaterstück Tiefgefrorenes Reh aufgreift. Die 1960 erschienene deutsche Ausgabe ist allerdings so schlecht, dass sie den Erfolg der Autorin im deutschsprachigen Raum verhindert.
Rubinsteins umfangreiches Werk umfasst neben über 20 Dramen kulturkritische Essays, Erzählungen, Romane sowie Hörspiele, Gedichte, Reisebeschreibungen und Tagebücher. Die konzisen Gedichte des Gedichtbands Tellurische Nachrichten z.B. sind „sozialengagierte Kommentare und Bekenntnisse einer humanistisch-pazifistischen Zeitgenossin, die vor Mißständen unterschiedlichster Art ihre Augen nicht verschließen kann und will“ (Claudia Schoppmann).
1982 kehrt Hilde Rubinstein nach West-Berlin, wieder „in ihre Sprache“ zurück. Im Alter von 93 Jahren stirbt die vielgereiste Exil-Schriftstellerin in Göteborg und wird in Stockholm begraben.
Sekundärliteratur:
Schoppmann, Claudia: Rubinstein, verheiratete Weinreich, Hilde. In: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 157f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd11913845X.html, (14.10.2011).
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Hilde Rubinstein wird 1904 in Augsburg als Tochter einer Münchnerin und eines aus dem zaristischen Russland nach Deutschland emigrierten Ingenieurs geboren. Sie wächst zwischen Hannover und Köln im großbürgerlichen Milieu einer nichtorthodox-jüdischen Familie auf und ist schon früh rassistischen Äußerungen ausgesetzt.
Nach Abschluss der Schule studiert sie Malerei an der Kölner Werkschule (1921-26), am Bauhaus in Weimar (1923/24) und an der Düsseldorfer Kunstakademie (1925). Ein Stipendium ermöglicht 1927/28 einen Studienaufenthalt in Paris. Ihre Werke werden ausgestellt, und Reproduktionen erscheinen in Magazinen wie Querschnitt, Jugend und Die Literarische Welt.
Seit Mitte der 20er Jahre verlagert sich Rubinsteins Schaffen von der bildenden Kunst hin zur Schriftstellerei. Durch frühe Theaterbesuche inspiriert wendet sie sich dem Drama zu – einem Genre, das ihre männlichen Kollegen noch fast für sich beanspruchen. Winterkrieg, ihr erstes Drama, handelt von einem von Anarchisten verübten Attentat auf einen Eisenbahnzug, wird aber nie aufgeführt. Mehr Erfolg hat sie 1932 mit dem Ehedrama Es war einmal ein treuer Husar: Der Berliner Theaterkritiker Herbert Ihering nennt die Autorin „ein interessantes Talent“ und Bertolt Brecht spricht sogar von einer „chaotischen Begabung“, zumal das Stück drei verschiedene Lösungen anbietet.
Ein Jahr später wird Rubinstein als Mitglied der KPD in Berlin verhaftet und am 1. September 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Während dieser Zeit verfasst sie ihr später u.d.T. Gefangenschaft gedrucktes Tagebuch. Danach flüchtet sie nach Stockholm, zusammen mit ihrer Tochter. Mit Gelegenheitsarbeiten in Restaurants, als Haushaltshilfe und Porträtmalerin hält sie sich über Wasser. Um ihren mit einer Russin verheirateten Bruder zu besuchen, fährt sie 1936 in die Sowjetunion und wird mit der Begründung, „trotzkistischer Kurier“ zu sein, zehn Monate in Moskau gefangen gehalten. Diese Haft hält sie im zweiten Teil von Gefangenschaft fest.
Nach der Entlassung soll Rubinstein nach Nazi-Deutschland zurückkehren; es gelingt ihr aber, in Warschau den Gefangenentransport zu verlassen und sich nach Schweden durchzuschlagen. Rubinsteins Bruder und ihre Mutter werden dagegen in Konzentrationslagern umgebracht.
Hilde Rubinstein lernt Schwedisch und beginnt in der neuen Sprache Texte zu schreiben. Obgleich ihre Theaterstücke nicht gespielt werden, gewinnt sie unter dem Pseudonym Katarina Brendel bei einem Preisausschreiben des Verlags Folket i Bild 1952 den ersten Preis mit dem Roman Atomskymning (dt. „Atomdämmerung“). Darin warnt sie vor den zerstörerischen Folgen einer Atomkatastrophe – ein Thema, das auch ihr Theaterstück Tiefgefrorenes Reh aufgreift. Die 1960 erschienene deutsche Ausgabe ist allerdings so schlecht, dass sie den Erfolg der Autorin im deutschsprachigen Raum verhindert.
Rubinsteins umfangreiches Werk umfasst neben über 20 Dramen kulturkritische Essays, Erzählungen, Romane sowie Hörspiele, Gedichte, Reisebeschreibungen und Tagebücher. Die konzisen Gedichte des Gedichtbands Tellurische Nachrichten z.B. sind „sozialengagierte Kommentare und Bekenntnisse einer humanistisch-pazifistischen Zeitgenossin, die vor Mißständen unterschiedlichster Art ihre Augen nicht verschließen kann und will“ (Claudia Schoppmann).
1982 kehrt Hilde Rubinstein nach West-Berlin, wieder „in ihre Sprache“ zurück. Im Alter von 93 Jahren stirbt die vielgereiste Exil-Schriftstellerin in Göteborg und wird in Stockholm begraben.
Schoppmann, Claudia: Rubinstein, verheiratete Weinreich, Hilde. In: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 157f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd11913845X.html, (14.10.2011).