Hermann Lingg
Hermann Lingg wird als Sohn eines Gerichtsadvokaten im bayerischen Schwaben geboren. Seine Kindheit verbringt er am Bodensee, seit 1831 besucht er das Gymnasium in Kempten. Schon früh fühlt er sich zur Literatur und Geschichte hingezogen, was sich im Aufschreiben von Gedichten und seitenlangen Tagebucheintragungen niederschlägt. Auf Wunsch des Vaters wird er jedoch Arzt, nachdem er seit 1837 in München Medizin studiert und 1843 mit der Promotion abgeschlossen hat. Eine Anstellung findet er bei der Armee, die ihn als Unterarzt in Augsburg beschäftigt.
Die Revolution von 1848 bringt sein Seelenleben allerdings gehörig durcheinander: Durch Versetzung nach Straubing, Passau und Unterfranken in den Strudel militärischer Rochaden hineingezogen, kämpft Lingg 1849 gegen die Aufständischen in Baden, obwohl er mit diesen sympathisiert. Er flieht, irrt ziellos umher, bis er geistig verwirrt in ein Sanatorium bei Cannstatt eingeliefert werden muss. Aufgrund seines Zustands wird er nicht mehr in den Militärdienst aufgenommen und 1853 zwangspensioniert.
Die Heirat mit der Forstaufseherstochter Seraphine Lang führt zur psychischen Stabilisierung Linggs, der seit 1852 wieder in München lebt. Hinzu kommt die dichterische Anerkennung: Durch Freunde lernt er den Schriftsteller Emanuel Geibel kennen, der Gefallen an seinen Gedichten findet und sie 1854 zur Publikation an den Cotta-Verlag in Stuttgart vermittelt. Zur gleichen Zeit beginnt sich auch König Maximilian II. (1811-1864) für Lingg zu interessieren, der ihm durch ein festes Jahresgehalt seinen finanziellen Status absichern hilft. Neben Paul Heyse, Felix Dahn, Adolf Friedrich von Schack und Melchior Meyr wird Lingg wenig später zum Mitbegründer der aus dem Münchner Dichterkreis hervorgehenden Gesellschaft „Die Krokodile“ (Vereinsname: ‚Teichkrokodil‘), die sich nach seinem Gedicht „Das Krokodil von Singapur“ benennt.
Lingg entwickelt sich zu einem bedeutenden historischen Lyriker seiner Zeit, indem er den Geschmack des sich kulturell aus dem germanischen Mythos legitimierenden neuen deutschen Kaiserreichs trifft. In der Münchner Gesellschaft bewährt er sich im Verfassen von Gelegenheitsgedichten und Festprologen. Neben zwei weiteren Bänden von Gedichten (1868-70), den Vaterländischen Balladen und Gesängen (1869) und Zeitgedichten (1870) versucht sich Lingg als Dramatiker (Catilina, Die Walkyren, beide 1864; Violante, 1871; Die Frauen Salonas, 1887), findet aber nicht den rechten Erfolg. Dagegen preist er sein Versepos in Oktaven Die Völkerwanderung (1866-68) als sein Hauptwerk. Lingg veröffentlicht zudem Novellen, u.a. Byzantinische Novellen (1881), Von Wald und See (1883) sowie Furchen – Neue Novellen (1889).
Zum Lebenshöhepunkt wird die Feier seines 70. Geburtstags im Jahr 1890, als er von Prinzregent Luitpold in den Adelsstand erhoben, zum Ehrenbürger der Stadt München ernannt und mit einem Festabend im Münchner Kolosseum geehrt wird. Die letzten Jahre widmet Lingg der Niederschrift seiner 1899 erscheinenden Autobiografie Meine Lebensreise, worin der Dichter bekennt, zeitweilig jeden Tag ein Gedicht verfasst zu haben. Am 18. Juni 1905 stirbt er an einer Herzlähmung.
Sekundärliteratur:
Häntzschel, Günter: Lingg, Hermann Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 623f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd119002248.html, (18.02.2012).
Mahr, Johannes (1987) (Hg.): Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente mit 29 Abbildungen. Reclam, Stuttgart.
Weichslgartner, Alois J. (2001): Schreiber und Poeten. Schriftsteller aus Altbayern und Schwaben im 19. Jahrhundert. Bayerland Druckerei und Verlagsanstalt, Dachau.
Externe Links:
Literatur von Hermann Lingg im BVB
Literatur über Hermann Lingg im BVB
Nachlass von Hermann Lingg in bavarikon
Werke bei gutenberg.spiegel.de
Hermann Lingg wird als Sohn eines Gerichtsadvokaten im bayerischen Schwaben geboren. Seine Kindheit verbringt er am Bodensee, seit 1831 besucht er das Gymnasium in Kempten. Schon früh fühlt er sich zur Literatur und Geschichte hingezogen, was sich im Aufschreiben von Gedichten und seitenlangen Tagebucheintragungen niederschlägt. Auf Wunsch des Vaters wird er jedoch Arzt, nachdem er seit 1837 in München Medizin studiert und 1843 mit der Promotion abgeschlossen hat. Eine Anstellung findet er bei der Armee, die ihn als Unterarzt in Augsburg beschäftigt.
Die Revolution von 1848 bringt sein Seelenleben allerdings gehörig durcheinander: Durch Versetzung nach Straubing, Passau und Unterfranken in den Strudel militärischer Rochaden hineingezogen, kämpft Lingg 1849 gegen die Aufständischen in Baden, obwohl er mit diesen sympathisiert. Er flieht, irrt ziellos umher, bis er geistig verwirrt in ein Sanatorium bei Cannstatt eingeliefert werden muss. Aufgrund seines Zustands wird er nicht mehr in den Militärdienst aufgenommen und 1853 zwangspensioniert.
Die Heirat mit der Forstaufseherstochter Seraphine Lang führt zur psychischen Stabilisierung Linggs, der seit 1852 wieder in München lebt. Hinzu kommt die dichterische Anerkennung: Durch Freunde lernt er den Schriftsteller Emanuel Geibel kennen, der Gefallen an seinen Gedichten findet und sie 1854 zur Publikation an den Cotta-Verlag in Stuttgart vermittelt. Zur gleichen Zeit beginnt sich auch König Maximilian II. (1811-1864) für Lingg zu interessieren, der ihm durch ein festes Jahresgehalt seinen finanziellen Status absichern hilft. Neben Paul Heyse, Felix Dahn, Adolf Friedrich von Schack und Melchior Meyr wird Lingg wenig später zum Mitbegründer der aus dem Münchner Dichterkreis hervorgehenden Gesellschaft „Die Krokodile“ (Vereinsname: ‚Teichkrokodil‘), die sich nach seinem Gedicht „Das Krokodil von Singapur“ benennt.
Lingg entwickelt sich zu einem bedeutenden historischen Lyriker seiner Zeit, indem er den Geschmack des sich kulturell aus dem germanischen Mythos legitimierenden neuen deutschen Kaiserreichs trifft. In der Münchner Gesellschaft bewährt er sich im Verfassen von Gelegenheitsgedichten und Festprologen. Neben zwei weiteren Bänden von Gedichten (1868-70), den Vaterländischen Balladen und Gesängen (1869) und Zeitgedichten (1870) versucht sich Lingg als Dramatiker (Catilina, Die Walkyren, beide 1864; Violante, 1871; Die Frauen Salonas, 1887), findet aber nicht den rechten Erfolg. Dagegen preist er sein Versepos in Oktaven Die Völkerwanderung (1866-68) als sein Hauptwerk. Lingg veröffentlicht zudem Novellen, u.a. Byzantinische Novellen (1881), Von Wald und See (1883) sowie Furchen – Neue Novellen (1889).
Zum Lebenshöhepunkt wird die Feier seines 70. Geburtstags im Jahr 1890, als er von Prinzregent Luitpold in den Adelsstand erhoben, zum Ehrenbürger der Stadt München ernannt und mit einem Festabend im Münchner Kolosseum geehrt wird. Die letzten Jahre widmet Lingg der Niederschrift seiner 1899 erscheinenden Autobiografie Meine Lebensreise, worin der Dichter bekennt, zeitweilig jeden Tag ein Gedicht verfasst zu haben. Am 18. Juni 1905 stirbt er an einer Herzlähmung.
Häntzschel, Günter: Lingg, Hermann Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 623f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd119002248.html, (18.02.2012).
Mahr, Johannes (1987) (Hg.): Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente mit 29 Abbildungen. Reclam, Stuttgart.
Weichslgartner, Alois J. (2001): Schreiber und Poeten. Schriftsteller aus Altbayern und Schwaben im 19. Jahrhundert. Bayerland Druckerei und Verlagsanstalt, Dachau.