Mirok Li
Geboren wird Mirok Li 1899 im koreanischen Haidju (heute Nordkorea), wo er auch zur Schule geht. 1911 wird er verheiratet. 1917 bekommen er und seine Frau einen Sohn, 1919 eine Tochter. Zwischen diesen beiden letzten Jahren besucht Mirok Li eine medizinische Hochschule in Seoul. 1919 flieht er, nachdem er an einer studentischen Demonstration gegen die japanischen Besatzer teilgenommen hat und verhaftet werden soll, über den Grenzfluss Yalu nach China. In Shanghai arbeitet er für die koreanische Exilregierung und bereitet seine Reise nach Deutschland vor. 1920 reist er per Schiff nach Europa und gelangt über Marseille bis nach Kloster Münsterschwarzach bei Würzburg, wo Mirok Li Deutsch lernt.
In Korea wird er in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft verurteilt. Li beginnt 1921 ein Medizinstudium in Würzburg, wechselt 1923 nach Heidelberg und 1925 nach München. Dort studiert er Zoologie im Hauptfach und wird 1928 promoviert. Seine Liebe gilt jedoch den Geisteswissenschaften; er betreibt sprachwissenschaftliche und philosophische Studien, fertigt Übersetzungen ins Deutsche an, gibt Sprach- und Kalligraphieunterricht. Vor allem beginnt er zu schreiben und publiziert auf Deutsch Texte über Korea in Zeitungen und Zeitschriften. Seit 1931 lebt er in der Familie des bekannten Kunsthistorikers Alfred Seyler und zieht 1932 mit Seilers nach Gräfelfing, wo er in deren Haus bis zu seinem Tode wohnt. Von all diesen Lebensdaten her wird klar, warum der Münchner Sinologe Wolfgang Bauer konstatiert, dass Mirok Li „alle Phasen der tragischen Entwicklungen seines Gastlandes mitgemacht“ habe.
In Gräfelfing wird Mirok Li Mitglied des Gesprächskreises „Montags-Kolloquiums“ und der seit 1921 bestehenden Literarischen Gesellschaft Gräfelfing, bei der er kurz nach Kriegsbeginn über seine Heimat Korea spricht. Er steht in Kontakt mit Professor Kurt Huber, dessen Vorlesungen er besucht. Huber, der in Gräfelfing lebt, wird im Juni 1943 im Zusammenhang mit der Verfolgung der „Weißen Rose“ hingerichtet.
Noch während des Krieges beginnt Mirok Li, an seinem ersten Buch zu schreiben. Die Korrespondenz mit Reinhard Piper, dem Seniorchef des Münchner Piper Verlags, belegt, dass schon im Frühjahr 1944 vom Verlag an dieser Publikation gearbeitet wird. Das Buch Der Yalu fließt, vom Autor auf Deutsch geschrieben, erscheint schließlich 1946 im ersten Nachkriegsprogramm des Verlags. Es bekommt sehr gute Besprechungen, das Deutsch des Autors wird gerühmt. Der autobiografische Roman erlebt eine zweite Auflage und 1954 eine Buchclub-Ausgabe. Seit 1996 erscheinen im EOS Verlag (St. Ottilien) drei weitere Auflagen, außerdem zwei Bände mit Erzählungen und ein Band mit Briefen und Lebenszeugnissen. Für Reinhard Piper gehört Der Yalu fließt zu den „schönsten Büchern, die ich verlegen konnte“.
Gedenkveranstaltung zum 61. Todestag von Mirok Li am 26. März 2011 auf dem Friedhof in Gräfelfing (c) Literarische Gesellschaft Gräfelfing
Jedes Jahr erinnern Menschen um den 20. März, den Todestag Mirok Lis, im Friedhof von Gräfelfing mit einer offiziellen Zeremonie an den hier bestatteten Schriftsteller. Alle Teilnehmer werden am Grab nach der Zeremonie mit koreanischen Spezialitäten bewirtet. Organisator ist die Mirok-Li-Gedächtnis-Gesellschaft, der seit ihrer Gründung Song-Joon-Kun vorsteht.
Nach Mirok Li ist zudem ein Preis benannt: der Mirok-Li-Preis der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft zeichnet Personen aus, die sich um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Korea in besonderem Maße verdient gemacht haben.
Sekundärliteratur:
Mirok Li: Der Yalu fließt. Eine Jugend in Korea. Mit einem Vorwort von Wolfgang Bauer. EOS Verlag, St. Ottilien 2011.
Piper, Reinhard (1964): Mein Leben als Verleger. Piper Verlag, München.
Stadler, Klaus (2012): Literatur und Humanität. Vortrag am 7. August 2012 bei „The 1st Busan International Literature Festival“. Abgedr. in der Broschüre des Festivals, S. 13-24.
Externe Links:
Literatur über Mirok Li im BVB
Mirok-Li-Gedenkseite der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing
Geboren wird Mirok Li 1899 im koreanischen Haidju (heute Nordkorea), wo er auch zur Schule geht. 1911 wird er verheiratet. 1917 bekommen er und seine Frau einen Sohn, 1919 eine Tochter. Zwischen diesen beiden letzten Jahren besucht Mirok Li eine medizinische Hochschule in Seoul. 1919 flieht er, nachdem er an einer studentischen Demonstration gegen die japanischen Besatzer teilgenommen hat und verhaftet werden soll, über den Grenzfluss Yalu nach China. In Shanghai arbeitet er für die koreanische Exilregierung und bereitet seine Reise nach Deutschland vor. 1920 reist er per Schiff nach Europa und gelangt über Marseille bis nach Kloster Münsterschwarzach bei Würzburg, wo Mirok Li Deutsch lernt.
In Korea wird er in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft verurteilt. Li beginnt 1921 ein Medizinstudium in Würzburg, wechselt 1923 nach Heidelberg und 1925 nach München. Dort studiert er Zoologie im Hauptfach und wird 1928 promoviert. Seine Liebe gilt jedoch den Geisteswissenschaften; er betreibt sprachwissenschaftliche und philosophische Studien, fertigt Übersetzungen ins Deutsche an, gibt Sprach- und Kalligraphieunterricht. Vor allem beginnt er zu schreiben und publiziert auf Deutsch Texte über Korea in Zeitungen und Zeitschriften. Seit 1931 lebt er in der Familie des bekannten Kunsthistorikers Alfred Seyler und zieht 1932 mit Seilers nach Gräfelfing, wo er in deren Haus bis zu seinem Tode wohnt. Von all diesen Lebensdaten her wird klar, warum der Münchner Sinologe Wolfgang Bauer konstatiert, dass Mirok Li „alle Phasen der tragischen Entwicklungen seines Gastlandes mitgemacht“ habe.
In Gräfelfing wird Mirok Li Mitglied des Gesprächskreises „Montags-Kolloquiums“ und der seit 1921 bestehenden Literarischen Gesellschaft Gräfelfing, bei der er kurz nach Kriegsbeginn über seine Heimat Korea spricht. Er steht in Kontakt mit Professor Kurt Huber, dessen Vorlesungen er besucht. Huber, der in Gräfelfing lebt, wird im Juni 1943 im Zusammenhang mit der Verfolgung der „Weißen Rose“ hingerichtet.
Noch während des Krieges beginnt Mirok Li, an seinem ersten Buch zu schreiben. Die Korrespondenz mit Reinhard Piper, dem Seniorchef des Münchner Piper Verlags, belegt, dass schon im Frühjahr 1944 vom Verlag an dieser Publikation gearbeitet wird. Das Buch Der Yalu fließt, vom Autor auf Deutsch geschrieben, erscheint schließlich 1946 im ersten Nachkriegsprogramm des Verlags. Es bekommt sehr gute Besprechungen, das Deutsch des Autors wird gerühmt. Der autobiografische Roman erlebt eine zweite Auflage und 1954 eine Buchclub-Ausgabe. Seit 1996 erscheinen im EOS Verlag (St. Ottilien) drei weitere Auflagen, außerdem zwei Bände mit Erzählungen und ein Band mit Briefen und Lebenszeugnissen. Für Reinhard Piper gehört Der Yalu fließt zu den „schönsten Büchern, die ich verlegen konnte“.
Gedenkveranstaltung zum 61. Todestag von Mirok Li am 26. März 2011 auf dem Friedhof in Gräfelfing (c) Literarische Gesellschaft Gräfelfing
Jedes Jahr erinnern Menschen um den 20. März, den Todestag Mirok Lis, im Friedhof von Gräfelfing mit einer offiziellen Zeremonie an den hier bestatteten Schriftsteller. Alle Teilnehmer werden am Grab nach der Zeremonie mit koreanischen Spezialitäten bewirtet. Organisator ist die Mirok-Li-Gedächtnis-Gesellschaft, der seit ihrer Gründung Song-Joon-Kun vorsteht.
Nach Mirok Li ist zudem ein Preis benannt: der Mirok-Li-Preis der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft zeichnet Personen aus, die sich um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Korea in besonderem Maße verdient gemacht haben.
Mirok Li: Der Yalu fließt. Eine Jugend in Korea. Mit einem Vorwort von Wolfgang Bauer. EOS Verlag, St. Ottilien 2011.
Piper, Reinhard (1964): Mein Leben als Verleger. Piper Verlag, München.
Stadler, Klaus (2012): Literatur und Humanität. Vortrag am 7. August 2012 bei „The 1st Busan International Literature Festival“. Abgedr. in der Broschüre des Festivals, S. 13-24.