Godehard Schramm
Der Enkel des Bildhauers Paul Diesch und Sohn eines Lehrers verbringt seine Kindheit ab 1948 im mittelfränkischen Thalmässing. Nach Schuljahren in Schwabach und Neustadt an der Aisch macht er Abitur in Münnerstadt und studiert Slawistik, Germanistik, osteuropäische Geschichte, Sinologie sowie Theologie in Erlangen und Moskau.
Als Lyriker wird Godehard Schramm im ganzen deutschen Sprachraum bekannt. Häufige Form ist das Prosagedicht, so in Nürnberger Bilderbuch (zusammen mit Michael Mathias Prechtl, 1970), Lieber rot als rot (1970), Meine Lust ist größer als mein Schmerz (1975) und Allee nach Königsberg (1987). Darüber hinaus veröffentlicht er zwei Romane: Der Traumpilot (1983), eine Erzählung vom Abschied des Sohnes vom sterbenden Vater, und Die Sonnenrose (1995), eine Geschichte über das Phänomen der heiligen Rita in Umbrien.
Zu seinem umfangreichen Werk gehören ferner Reiseerzählungen und Landschaftsporträts, wie Nachts durch die Biscaya (1978), Heimweh nach Deutschland (1981), Wandererphantasie (1988), DonauVenedig. Ein Sommer in Regensburg (1995) sowie Liebeserklärungen an Sardinien und an den Gardasee. Autobiografisch geprägt sind seine Reisen nach NEA-polis (2000) und der „Kindheitsroman“ Mein Königreich war ein Apfelbaum (2004). Sein „Tagebuch-Roman“ Ein Weltreich: Mein Dorf erscheint 2007. Als Pendant dazu kommt im selben Jahr Schramms Nürnberg-Buch 888 Meter Heimat. Nürnberg – von einer Straße aus erzählt heraus.
Seit 1970 ist Schramm mit zahlreichen Features und Musiksendungen im Bayerischen Rundfunk präsent. Etliche seiner Arbeiten, darunter eine Märchenoper und ein Kinderbuch, werden von verschiedenen Komponisten vertont (u.a. von Werner Heider, Waldram Hollfelder, Stefan Hippe, Heinrich Hartl, Walter Zimmermann & Uwe Strübing sowie dem polnischen Komponisten Bronisław Przybylski).
Eine besondere Beziehung verbindet ihn mit dem russischen Dichter Jewgenij Jewtuschenko. Er promoviert über ihn zum Dr. phil. nach einem Aufenthalt an der Moskauer Lomonossow-Universität in Erlangen (1986) und übersetzt einige seiner Gedichte ins Deutsche (Herzstreik, 1996). Bereits 1989 hat er ein Lesebuch Russland ist mit dem Verstand nicht zu begreifen veröffentlicht. Die Bekanntschaft mit Jewtuschenko setzt Schramm bei gemeinsamen Lesereisen durch ganz Deutschland fort.
Zur „russischen Schiene“, die ursprünglich 1974 mit dem es 701-Band Sozialistische Realismuskonzeptionen beginnt, kommt dann die polnische hinzu: 2009 erscheinen Schramms Einladungen nach Polen, vier Passagen daraus 2012 in polnischer Übersetzung im Jahrbuch der Universität Danzig. Darüber hinaus ist Schramm 2010 Herausgeber und Nachdichter des polnischen Priesterdichters Jan Twardowski: Ich hütete die Kuh für einen Kommunisten (Geschichten & Gedichte). Eine Ausgabe mit ins Polnische übersetzten Gedichten liegt in dem Band Murato. Liryczny pomost do Polski (2001) vor.
Nicht minder bedeutsam ist seine Annäherung an das Christentum. In vielen Essays setzt Schramm sich mit christlicher Literatur und mit dem Glauben auseinander (Auch Kometen sind Köpfe, 1998). Dazu gehören auch die „theo-erotischen“ Arbeiten über Glasfenster (In der Netzhaut Gottes, 1992), das KrippenParadies Bamberg (2000) und ein Gedicht über eine Urkirche im Norden Korsikas (Murato, 1999). Texte zur Ukraine, vorwiegend lyrische Erzählgedichte, erscheinen auf Ukrainisch 2004 in Lemberg/Lviv (Z Murato v Ukrainu).
Zentrales Thema bleibt die fränkische Heimat in seinen Büchern. Dafür stehen Ortsporträts (u.a. Fürth, Kronach, Uffenheim), Landschaftserzählungen wie Regnitzreise, Die Aisch, Fränkischer Orientexpress (zu Friedrich Rückert), Bücher in rangau-fränkischer Umgangssprache (77 freche fränkische Ländler), Texte über seine Wahlheimatstadt Nürnberg (Sankt Johannis – rosenschön. Mein Nürnberger Lieblingsviertel; 33 Nürnberger Epigramme) sowie die 25 Erkundungen zu Markt Erlbach, worin neun verschiedene europäische Künstler vor Ort auf diesen Markt reagieren. Aber auch Projekte, wie der „Nürnberger Stadtmauerschmuck“ oder – im Fürther Stadtpark – die „Wasserpromenade für und mit Jakob Wassermann“.
Für sein Werk ist Godehard Schramm vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Förderpreis der Stadt Nürnberg (1971), dem Bayerischen Kunstförderpreis (1981), dem Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis (1987), dem Bundesverdienstkreuz (1996), dem Otto-Grau-Kulturpreis (1998), dem Else-Heiliger-Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (1999), dem Kulturpreis der Oberfrankenstiftung (2001), dem Premio Riviera Internazionale per la Letteratura (Verona, 2002), dem Wolfram-von-Eschenbach-Preis (2003) und dem Cavaliere della Repubblica italiana (2007).
Der „in Europa Vernarrte“ („All' Europa felice“, in: Mit Zeitblut zum Zeitlosen, 2006) schlägt oftmals Brücken zwischen slawischer und romanischer Welt: Zweite Heimat Gardasee (2009), Amare l'Europa dolceamara (2011), Der Kanzler und der See (2012).
Sein jüngstes Werk WeitLandWeit – GroßstadtlosGroß (2016) ist ein Porträt seines Landkreises Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim. Für die Darstellung der Flüchtlinge in der aktuellen Flüchtlingsdebatte erfährt Schramm von seiten der Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde harsche Kritik. Im vorletzten Kapitel seines Buches bezeichnet er Migration als „Invasion“ und die Menschen als „Asyl-Erpresser“. Der Landrat des Kreises Neustadt a.d. Aisch, der die Herausgabe des Buches gefördert hat, distanziert sich daraufhin von den entsprechenden Passagen.
Godehard Schramm lebt als freier Schriftsteller in Nürnberg und Neidhardswinden.
Sekundärliteratur:
Einwag, Matthias (2004): Godehard Schramm (*24.12.1943). Ein Steinbock in Franken. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 342f.
Schmitt, Peter (2004): Der Europa-Wanderer. In: Roßmann, Robert; Kratzer, Hans (Hg.): Stadt, Land, Wort. Bayerns Literaten: 22 Porträts. SüdOst Verlag, Waldkirchen, S. 37-40.
Stoll, Dieter (1999): Selbstporträt. Literatur in Franken. Cadolzburg, S. 150-153.
Externe Links:
Der Enkel des Bildhauers Paul Diesch und Sohn eines Lehrers verbringt seine Kindheit ab 1948 im mittelfränkischen Thalmässing. Nach Schuljahren in Schwabach und Neustadt an der Aisch macht er Abitur in Münnerstadt und studiert Slawistik, Germanistik, osteuropäische Geschichte, Sinologie sowie Theologie in Erlangen und Moskau.
Als Lyriker wird Godehard Schramm im ganzen deutschen Sprachraum bekannt. Häufige Form ist das Prosagedicht, so in Nürnberger Bilderbuch (zusammen mit Michael Mathias Prechtl, 1970), Lieber rot als rot (1970), Meine Lust ist größer als mein Schmerz (1975) und Allee nach Königsberg (1987). Darüber hinaus veröffentlicht er zwei Romane: Der Traumpilot (1983), eine Erzählung vom Abschied des Sohnes vom sterbenden Vater, und Die Sonnenrose (1995), eine Geschichte über das Phänomen der heiligen Rita in Umbrien.
Zu seinem umfangreichen Werk gehören ferner Reiseerzählungen und Landschaftsporträts, wie Nachts durch die Biscaya (1978), Heimweh nach Deutschland (1981), Wandererphantasie (1988), DonauVenedig. Ein Sommer in Regensburg (1995) sowie Liebeserklärungen an Sardinien und an den Gardasee. Autobiografisch geprägt sind seine Reisen nach NEA-polis (2000) und der „Kindheitsroman“ Mein Königreich war ein Apfelbaum (2004). Sein „Tagebuch-Roman“ Ein Weltreich: Mein Dorf erscheint 2007. Als Pendant dazu kommt im selben Jahr Schramms Nürnberg-Buch 888 Meter Heimat. Nürnberg – von einer Straße aus erzählt heraus.
Seit 1970 ist Schramm mit zahlreichen Features und Musiksendungen im Bayerischen Rundfunk präsent. Etliche seiner Arbeiten, darunter eine Märchenoper und ein Kinderbuch, werden von verschiedenen Komponisten vertont (u.a. von Werner Heider, Waldram Hollfelder, Stefan Hippe, Heinrich Hartl, Walter Zimmermann & Uwe Strübing sowie dem polnischen Komponisten Bronisław Przybylski).
Eine besondere Beziehung verbindet ihn mit dem russischen Dichter Jewgenij Jewtuschenko. Er promoviert über ihn zum Dr. phil. nach einem Aufenthalt an der Moskauer Lomonossow-Universität in Erlangen (1986) und übersetzt einige seiner Gedichte ins Deutsche (Herzstreik, 1996). Bereits 1989 hat er ein Lesebuch Russland ist mit dem Verstand nicht zu begreifen veröffentlicht. Die Bekanntschaft mit Jewtuschenko setzt Schramm bei gemeinsamen Lesereisen durch ganz Deutschland fort.
Zur „russischen Schiene“, die ursprünglich 1974 mit dem es 701-Band Sozialistische Realismuskonzeptionen beginnt, kommt dann die polnische hinzu: 2009 erscheinen Schramms Einladungen nach Polen, vier Passagen daraus 2012 in polnischer Übersetzung im Jahrbuch der Universität Danzig. Darüber hinaus ist Schramm 2010 Herausgeber und Nachdichter des polnischen Priesterdichters Jan Twardowski: Ich hütete die Kuh für einen Kommunisten (Geschichten & Gedichte). Eine Ausgabe mit ins Polnische übersetzten Gedichten liegt in dem Band Murato. Liryczny pomost do Polski (2001) vor.
Nicht minder bedeutsam ist seine Annäherung an das Christentum. In vielen Essays setzt Schramm sich mit christlicher Literatur und mit dem Glauben auseinander (Auch Kometen sind Köpfe, 1998). Dazu gehören auch die „theo-erotischen“ Arbeiten über Glasfenster (In der Netzhaut Gottes, 1992), das KrippenParadies Bamberg (2000) und ein Gedicht über eine Urkirche im Norden Korsikas (Murato, 1999). Texte zur Ukraine, vorwiegend lyrische Erzählgedichte, erscheinen auf Ukrainisch 2004 in Lemberg/Lviv (Z Murato v Ukrainu).
Zentrales Thema bleibt die fränkische Heimat in seinen Büchern. Dafür stehen Ortsporträts (u.a. Fürth, Kronach, Uffenheim), Landschaftserzählungen wie Regnitzreise, Die Aisch, Fränkischer Orientexpress (zu Friedrich Rückert), Bücher in rangau-fränkischer Umgangssprache (77 freche fränkische Ländler), Texte über seine Wahlheimatstadt Nürnberg (Sankt Johannis – rosenschön. Mein Nürnberger Lieblingsviertel; 33 Nürnberger Epigramme) sowie die 25 Erkundungen zu Markt Erlbach, worin neun verschiedene europäische Künstler vor Ort auf diesen Markt reagieren. Aber auch Projekte, wie der „Nürnberger Stadtmauerschmuck“ oder – im Fürther Stadtpark – die „Wasserpromenade für und mit Jakob Wassermann“.
Für sein Werk ist Godehard Schramm vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Förderpreis der Stadt Nürnberg (1971), dem Bayerischen Kunstförderpreis (1981), dem Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis (1987), dem Bundesverdienstkreuz (1996), dem Otto-Grau-Kulturpreis (1998), dem Else-Heiliger-Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (1999), dem Kulturpreis der Oberfrankenstiftung (2001), dem Premio Riviera Internazionale per la Letteratura (Verona, 2002), dem Wolfram-von-Eschenbach-Preis (2003) und dem Cavaliere della Repubblica italiana (2007).
Der „in Europa Vernarrte“ („All' Europa felice“, in: Mit Zeitblut zum Zeitlosen, 2006) schlägt oftmals Brücken zwischen slawischer und romanischer Welt: Zweite Heimat Gardasee (2009), Amare l'Europa dolceamara (2011), Der Kanzler und der See (2012).
Sein jüngstes Werk WeitLandWeit – GroßstadtlosGroß (2016) ist ein Porträt seines Landkreises Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim. Für die Darstellung der Flüchtlinge in der aktuellen Flüchtlingsdebatte erfährt Schramm von seiten der Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde harsche Kritik. Im vorletzten Kapitel seines Buches bezeichnet er Migration als „Invasion“ und die Menschen als „Asyl-Erpresser“. Der Landrat des Kreises Neustadt a.d. Aisch, der die Herausgabe des Buches gefördert hat, distanziert sich daraufhin von den entsprechenden Passagen.
Godehard Schramm lebt als freier Schriftsteller in Nürnberg und Neidhardswinden.
Einwag, Matthias (2004): Godehard Schramm (*24.12.1943). Ein Steinbock in Franken. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 342f.
Schmitt, Peter (2004): Der Europa-Wanderer. In: Roßmann, Robert; Kratzer, Hans (Hg.): Stadt, Land, Wort. Bayerns Literaten: 22 Porträts. SüdOst Verlag, Waldkirchen, S. 37-40.
Stoll, Dieter (1999): Selbstporträt. Literatur in Franken. Cadolzburg, S. 150-153.