Gerhard Köpf
Gerhard Köpf wird 1948 in Pfronten im Allgäu geboren. Nach einer lektürereichen Jugend studiert Köpf u.a. Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und durchläuft die akademische Laufbahn mit vielen Stationen auch im Ausland bis hin zu einer Professur für Gegenwartsliteratur und angewandte Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Später wendet er sich bis zu seiner Emeritierung verstärkt dem Zusammenhang von Literatur und Psychiatrie zu (siehe die Anthologien Psychiatrie in der Literatur [2003] und ICD-10 literarisch. Ein Lesebuch für die Psychiatrie [2006]).
Gemäß seiner Doppelprofession veröffentlicht Gerhard Köpf im Jahr seines Erfolgs beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt 1983 den vielbeachteten Künstlerinnenroman Innerfern, der auf der Biographie der Schriftstellerin und Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel fußt, diese aber literarisch fiktionalisiert. In den folgenden Jahrzehnten legt Köpf ein vielschichtiges und für den Leser immens reizvolles literarisches Programm vor, vom existentielle Fragen aufwerfenden Roman Die Strecke (1985) – von Christian Wagner unter dem Titel Wallers letzter Gang (1988) verfilmt –, über die Hommage an Ernest Hemingway Papas Koffer (1993) bis hin zur originellen Versuchsanordnung des Romans Borges gibt es nicht (1991). Obwohl Gerhard Köpfs Produktion weder ihren Reiz noch ihren großen literarischen Einfallsreichtum jemals verliert, bewegt sich der Autor Köpf abseits des Literaturbetriebs. Unbeirrt schreibt er allerdings bis in die Gegenwart weiter. Sein kluger Essayband Die Vorzüge der Windhunde aus dem Jahr 2004 – u.a. mit einem auch in Bezug auf sein eigenes Schaffen aufschlussreichen Text über Gregor von Rezzori, dessen Werkauswahl im Berlin-Verlag Köpf herausgegeben hat – zeugt von der konsequenten Fortführung seines Werkes, ebenso wie seine Gelehrtenparodie Käuze in Salz und Pfeffer (2008) und die auf Eduard von Keyserling bezogene Erzählung Als Gottes Atem leiser ging (2010).
Köpf bekommt u.a. den Preis der Jürgen Ponto-Stiftung (1982), 1983 den Preis der Klagenfurter Jury im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs und den Kunstförderpreis in der Sparte Literatur des Freistaates Bayern, 1985 ein Villa-Massimo-Stipendium, sowie im Jahr 1990 den Wilhelm-Raabe-Preis. Er hält ferner die auch publizierten Poetik-Vorlesungen in Bamberg (1993) und Tübingen (1999).
Seit 2014 erscheinen Neuauflagen seiner Werke als elektronische Bücher beim Verlag CulturBooks.
Mit der Region Thulsern, die in vielen seiner Bücher wiederkehrt, schafft Gerhard Köpf ein Paradebeispiel für ein literarisiertes Allgäu, auch wenn es dort, wie eine seiner Figuren sagt, so langweilig sei, dass die Spatzen rückwärts fliegen. Eine der schönsten Anspielungen an Gerhard Köpf und sein Debüt findet sich in dem Text Die Alpen im Meer aus W. G. Sebalds Korsika-Projekt, wo Sebalds Ich-Erzähler in einem Erinnerungsbild zu sprechen kommt auf „einen Wald im Innerfern, durch den ich als Kind einmal mit dem Großvater gegangen bin.“ Es ist dies der von Gerhard Köpf geschaffene Ort, an dem sich Literatur und Erinnerung treffen. Als ob Gerhard Köpf seine eigene Entwicklung poetologisch vorwegnehmen will, formuliert er in Papas Koffer im Jahr 1993: „Im Kopf nur ein Ziel: endgültig zu verschwinden, denn das Verschwinden war mir als die letztmögliche Form von Wahrheit erschienen.“
Sekundärliteratur:
Ackermann, Irmgard (Hg.) (1989): Gerhard Köpf. Iudicium-Verlag, München.
Böttcher, Wolfgang-Michael (2000): „Auftritt der Tod im Wirbel der Konfetti“. Erzählen zwischen Erfinden und Verschwinden in Gerhard Köpfs Frühwerk (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur 1737). Lang, Frankfurt am Main u.a.
Kahramanlar, Hüseyin (2004): Das Verhältnis zur Zeit und die „Vergegenkunft“ in Gerhard Köpfs Prosa. Diss. Univ. Izmir.
Loquai, Franz (Hg.) (1993): „Der blaue Weg des Möglichen“. Materialien zum Werk Gerhard Köpfs (Fußnoten zur neueren deutschen Literatur, 25). Otto-Friedrich-Universität, Bamberg.
Ders. (Hg.) (1993): Gerhard Köpf. Edition, Isele Eggingen.
Platen, Edgar (1994): Erzählen als Widerstand. Zu Gerhard Köpfs Roman Die Strecke im erzählerischen Umfeld der 80er Jahre (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur 1451). Lang, Frankfurt am Main u.a.
Schlicht, Corinna; Schumacher, Heinz (Hg.) (2008): Feder, Katheder und Stethoskop – Von der Literatur zur Psychiatrie. FS für Gerhard Köpf zum 60. Geburtstag. Peter Lang, Frankfurt am Main u.a.
Externe Links:
Literatur von Gerhard Köpf im BVB
Literatur über Gerhard Köpf im BVB
Gerhard Köpf wird 1948 in Pfronten im Allgäu geboren. Nach einer lektürereichen Jugend studiert Köpf u.a. Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und durchläuft die akademische Laufbahn mit vielen Stationen auch im Ausland bis hin zu einer Professur für Gegenwartsliteratur und angewandte Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Später wendet er sich bis zu seiner Emeritierung verstärkt dem Zusammenhang von Literatur und Psychiatrie zu (siehe die Anthologien Psychiatrie in der Literatur [2003] und ICD-10 literarisch. Ein Lesebuch für die Psychiatrie [2006]).
Gemäß seiner Doppelprofession veröffentlicht Gerhard Köpf im Jahr seines Erfolgs beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt 1983 den vielbeachteten Künstlerinnenroman Innerfern, der auf der Biographie der Schriftstellerin und Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel fußt, diese aber literarisch fiktionalisiert. In den folgenden Jahrzehnten legt Köpf ein vielschichtiges und für den Leser immens reizvolles literarisches Programm vor, vom existentielle Fragen aufwerfenden Roman Die Strecke (1985) – von Christian Wagner unter dem Titel Wallers letzter Gang (1988) verfilmt –, über die Hommage an Ernest Hemingway Papas Koffer (1993) bis hin zur originellen Versuchsanordnung des Romans Borges gibt es nicht (1991). Obwohl Gerhard Köpfs Produktion weder ihren Reiz noch ihren großen literarischen Einfallsreichtum jemals verliert, bewegt sich der Autor Köpf abseits des Literaturbetriebs. Unbeirrt schreibt er allerdings bis in die Gegenwart weiter. Sein kluger Essayband Die Vorzüge der Windhunde aus dem Jahr 2004 – u.a. mit einem auch in Bezug auf sein eigenes Schaffen aufschlussreichen Text über Gregor von Rezzori, dessen Werkauswahl im Berlin-Verlag Köpf herausgegeben hat – zeugt von der konsequenten Fortführung seines Werkes, ebenso wie seine Gelehrtenparodie Käuze in Salz und Pfeffer (2008) und die auf Eduard von Keyserling bezogene Erzählung Als Gottes Atem leiser ging (2010).
Köpf bekommt u.a. den Preis der Jürgen Ponto-Stiftung (1982), 1983 den Preis der Klagenfurter Jury im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs und den Kunstförderpreis in der Sparte Literatur des Freistaates Bayern, 1985 ein Villa-Massimo-Stipendium, sowie im Jahr 1990 den Wilhelm-Raabe-Preis. Er hält ferner die auch publizierten Poetik-Vorlesungen in Bamberg (1993) und Tübingen (1999).
Seit 2014 erscheinen Neuauflagen seiner Werke als elektronische Bücher beim Verlag CulturBooks.
Mit der Region Thulsern, die in vielen seiner Bücher wiederkehrt, schafft Gerhard Köpf ein Paradebeispiel für ein literarisiertes Allgäu, auch wenn es dort, wie eine seiner Figuren sagt, so langweilig sei, dass die Spatzen rückwärts fliegen. Eine der schönsten Anspielungen an Gerhard Köpf und sein Debüt findet sich in dem Text Die Alpen im Meer aus W. G. Sebalds Korsika-Projekt, wo Sebalds Ich-Erzähler in einem Erinnerungsbild zu sprechen kommt auf „einen Wald im Innerfern, durch den ich als Kind einmal mit dem Großvater gegangen bin.“ Es ist dies der von Gerhard Köpf geschaffene Ort, an dem sich Literatur und Erinnerung treffen. Als ob Gerhard Köpf seine eigene Entwicklung poetologisch vorwegnehmen will, formuliert er in Papas Koffer im Jahr 1993: „Im Kopf nur ein Ziel: endgültig zu verschwinden, denn das Verschwinden war mir als die letztmögliche Form von Wahrheit erschienen.“
Ackermann, Irmgard (Hg.) (1989): Gerhard Köpf. Iudicium-Verlag, München.
Böttcher, Wolfgang-Michael (2000): „Auftritt der Tod im Wirbel der Konfetti“. Erzählen zwischen Erfinden und Verschwinden in Gerhard Köpfs Frühwerk (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur 1737). Lang, Frankfurt am Main u.a.
Kahramanlar, Hüseyin (2004): Das Verhältnis zur Zeit und die „Vergegenkunft“ in Gerhard Köpfs Prosa. Diss. Univ. Izmir.
Loquai, Franz (Hg.) (1993): „Der blaue Weg des Möglichen“. Materialien zum Werk Gerhard Köpfs (Fußnoten zur neueren deutschen Literatur, 25). Otto-Friedrich-Universität, Bamberg.
Ders. (Hg.) (1993): Gerhard Köpf. Edition, Isele Eggingen.
Platen, Edgar (1994): Erzählen als Widerstand. Zu Gerhard Köpfs Roman Die Strecke im erzählerischen Umfeld der 80er Jahre (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur 1451). Lang, Frankfurt am Main u.a.
Schlicht, Corinna; Schumacher, Heinz (Hg.) (2008): Feder, Katheder und Stethoskop – Von der Literatur zur Psychiatrie. FS für Gerhard Köpf zum 60. Geburtstag. Peter Lang, Frankfurt am Main u.a.