Franziska Hager
Franziska Hager wird in Traunstein als eines von neun Schulmeisterkindern geboren. Der Vater Anton Hager, ein gelernter Gürtler, stammt aus Kötzting und besucht in Linz das Seminar, wo Adalbert Stifter und Anton Bruckner ihn unterrichten. Der feinsinnige Musiker und Komponist leitet in Prien den Kirchenchor, in Traunstein ist er Ehrenmitglied der Liedertafel. Die Mutter Katharina, geborene Wensauer, stammt aus Schrobenhausen, ist Sängerin und Pianistin, später Musiklehrerin, und schreibt Mundartgedichte. Ihre Kindheit und Schulzeit verlebt Franziska Hager in Prien.
1889 bis 1893 besucht sie das Lehrerinnenseminar in Aschaffenburg, danach wird sie Schulpraktikantin in Prien, 1894 Hilfslehrerin in Bernbeuren. Während ihrer Zeit in München (1895-1904) ist sie an verschiedenen Volksschulen eingesetzt, verbunden mit häufigen Wohnungswechseln. 1897 legt Hager den Staatskonkurs ab und erhält zwei Jahre später den Beamtenstatus auf Lebenszeit, doch schon kurz darauf wird sie wegen ihrer nach eigenen Aussagen tuberkulösen Veranlagung zeitlich pensioniert (1922 endgültig). Hager zieht nach Waldhausen.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Traunstein kehrt sie im März 1906 wieder nach München zurück. Die Wohnung in der Hopfenstraße 3 wird während des Ersten Weltkrieges zum regelmäßigen Treffpunkt für Intellektuelle und Künstler, in den folgenden Jahren entstehen die meisten ihrer Werke. Zu ihrem Mentor, der ihre literarischen Ambitionen weckt und fördert, zählt schließlich der Schriftsteller und Heimatforscher Franz Xaver Osterrieder, Hagers späterer Lebensgefährte, mit dem sie bis zu dessen Tod 1949 in wilder Ehe lebt.
1917 tritt Hager mit dem Drama Die Priesterin dichterisch erstmals an die Öffentlichkeit; alttestamentarische und frührömische Stoffe bilden die Grundlage einer Trilogie um existentielle Frauenfragen. In der 1922 uraufgeführten Oper Thamar ist es das Recht auf jungfräuliche Selbstbestimmung, im Schauspiel Abigail (1919) das Recht auf Mutterschaft, wohingegen Die Priesterin den entsagungsvollen Vestalinnenkult behandelt. Aber erst die in den 20er Jahren geschriebenen Werke begründen Hagers Ruf als Chiemgauer Heimatschriftstellerin – in Der Dorfschullehrer (1923), mit seinen illustrativ eingestreuten Gedichten, der kulturgeschichtlichen Schrift An der Herdflamme der Heimat (1927) sowie den ihre Jugenderinnerungen fortsetzenden Schulmeisterkindern (1929) erreicht die Prosa Franziska Hagers einen Höhepunkt. Unübertroffen bleibt jedoch das zweitausendseitige, im März 1943 abgeschlossene Typoskript Meine Erde, eine volkskundliche Kulturgeschichte des Chiemgaus in vier Bänden, für das Hager keinen Verleger findet und dessen Original sie der Bayerischen Staatsbibliothek übergibt.
Passives Mitläufertum kennzeichnet ihre Stellung während der NS-Zeit. Hagers „späte, nicht immer die Fakten wiedergebende Sicht der Dinge mag zum Teil ihrem hohen Alter geschuldet sein, man mag sie auch als schamhafte Distanzierung einordnen“ (Franz Haselbeck), ihr Hang zum Naturalismus und Bekenntnis zur heimatlichen „Scholle“ lässt sie allenfalls nur bedingt für die Blut-und-Boden-Propaganda der Nationalsozialisten vereinnahmen.
Was ihr bleibt, sind späte Ehrungen und Freundschaften mit den Schriftstellerkollegen Rudolf Alexander Schröder und Georg Unterbuchner. Neben dem Bundesverdienstkreuz am Bande wird ihr 1959 der Ehrenring der Stadt Traunstein verliehen, noch im selben Jahr ernennt sie die Marktgemeinde Prien zur Ehrenbürgerin.
Am 17. September 1960 stirbt Franziska Hager in München und wird im Waldfriedhof Traunstein beigesetzt.
Sekundärliteratur:
Ziegler, Hanns (2008): Stimmen zu Franziska Hager. In: Jakob, Reinhard (Hg.): Frauen schreiben: G'schichten vom Land. Schriftstellerinnen und das ländliche Milieu [Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof, 12. Juni bis 31. Oktober 2008] (Jexhof-Heft, 24). Bauernhofmuseum Jexhof, Fürstenfeldbruck, S. 138-143.
Externe Links:
Literatur von Franziska Hager im BVB
Franziska Hager wird in Traunstein als eines von neun Schulmeisterkindern geboren. Der Vater Anton Hager, ein gelernter Gürtler, stammt aus Kötzting und besucht in Linz das Seminar, wo Adalbert Stifter und Anton Bruckner ihn unterrichten. Der feinsinnige Musiker und Komponist leitet in Prien den Kirchenchor, in Traunstein ist er Ehrenmitglied der Liedertafel. Die Mutter Katharina, geborene Wensauer, stammt aus Schrobenhausen, ist Sängerin und Pianistin, später Musiklehrerin, und schreibt Mundartgedichte. Ihre Kindheit und Schulzeit verlebt Franziska Hager in Prien.
1889 bis 1893 besucht sie das Lehrerinnenseminar in Aschaffenburg, danach wird sie Schulpraktikantin in Prien, 1894 Hilfslehrerin in Bernbeuren. Während ihrer Zeit in München (1895-1904) ist sie an verschiedenen Volksschulen eingesetzt, verbunden mit häufigen Wohnungswechseln. 1897 legt Hager den Staatskonkurs ab und erhält zwei Jahre später den Beamtenstatus auf Lebenszeit, doch schon kurz darauf wird sie wegen ihrer nach eigenen Aussagen tuberkulösen Veranlagung zeitlich pensioniert (1922 endgültig). Hager zieht nach Waldhausen.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Traunstein kehrt sie im März 1906 wieder nach München zurück. Die Wohnung in der Hopfenstraße 3 wird während des Ersten Weltkrieges zum regelmäßigen Treffpunkt für Intellektuelle und Künstler, in den folgenden Jahren entstehen die meisten ihrer Werke. Zu ihrem Mentor, der ihre literarischen Ambitionen weckt und fördert, zählt schließlich der Schriftsteller und Heimatforscher Franz Xaver Osterrieder, Hagers späterer Lebensgefährte, mit dem sie bis zu dessen Tod 1949 in wilder Ehe lebt.
1917 tritt Hager mit dem Drama Die Priesterin dichterisch erstmals an die Öffentlichkeit; alttestamentarische und frührömische Stoffe bilden die Grundlage einer Trilogie um existentielle Frauenfragen. In der 1922 uraufgeführten Oper Thamar ist es das Recht auf jungfräuliche Selbstbestimmung, im Schauspiel Abigail (1919) das Recht auf Mutterschaft, wohingegen Die Priesterin den entsagungsvollen Vestalinnenkult behandelt. Aber erst die in den 20er Jahren geschriebenen Werke begründen Hagers Ruf als Chiemgauer Heimatschriftstellerin – in Der Dorfschullehrer (1923), mit seinen illustrativ eingestreuten Gedichten, der kulturgeschichtlichen Schrift An der Herdflamme der Heimat (1927) sowie den ihre Jugenderinnerungen fortsetzenden Schulmeisterkindern (1929) erreicht die Prosa Franziska Hagers einen Höhepunkt. Unübertroffen bleibt jedoch das zweitausendseitige, im März 1943 abgeschlossene Typoskript Meine Erde, eine volkskundliche Kulturgeschichte des Chiemgaus in vier Bänden, für das Hager keinen Verleger findet und dessen Original sie der Bayerischen Staatsbibliothek übergibt.
Passives Mitläufertum kennzeichnet ihre Stellung während der NS-Zeit. Hagers „späte, nicht immer die Fakten wiedergebende Sicht der Dinge mag zum Teil ihrem hohen Alter geschuldet sein, man mag sie auch als schamhafte Distanzierung einordnen“ (Franz Haselbeck), ihr Hang zum Naturalismus und Bekenntnis zur heimatlichen „Scholle“ lässt sie allenfalls nur bedingt für die Blut-und-Boden-Propaganda der Nationalsozialisten vereinnahmen.
Was ihr bleibt, sind späte Ehrungen und Freundschaften mit den Schriftstellerkollegen Rudolf Alexander Schröder und Georg Unterbuchner. Neben dem Bundesverdienstkreuz am Bande wird ihr 1959 der Ehrenring der Stadt Traunstein verliehen, noch im selben Jahr ernennt sie die Marktgemeinde Prien zur Ehrenbürgerin.
Am 17. September 1960 stirbt Franziska Hager in München und wird im Waldfriedhof Traunstein beigesetzt.
Ziegler, Hanns (2008): Stimmen zu Franziska Hager. In: Jakob, Reinhard (Hg.): Frauen schreiben: G'schichten vom Land. Schriftstellerinnen und das ländliche Milieu [Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof, 12. Juni bis 31. Oktober 2008] (Jexhof-Heft, 24). Bauernhofmuseum Jexhof, Fürstenfeldbruck, S. 138-143.