Info
Geb.: 20.10.1949 in Darshofen
Foto: privat
Titel: Prof.
Wirkungsorte:
München
Rosenheim

Josef Rödl

Der Filmemacher, Regisseur und Drehbuchautor Josef Rödl wächst als Bauernsohn und Handwerker in Darshofen (Parsberg) im Landkr. Neumarkt in der Oberpfalz auf – in einer Gegend am Rande des Oberpfälzer Jura, die schon einige andere Autoren (u.a. Gottfried Kölwel, Margret Hölle, Eduard Dietz, Gerda Stauner) hervorgebracht hat. 

Rödl besucht neben seiner Arbeit als Kfz-Mechaniker (1964-1968) die Abendschule und macht über den zweiten Bildungsweg 1972 in Nürnberg sein Abitur. Nach dem Zivildienst studiert er von 1973 bis 1976 an der Hochschule für Film und Fernsehen München. Sein Studienübungsfilm Am Wege stehn und nicht wissen wohin sich drehn (1976) wird 1977 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt.

Seine ersten drei Filme (Albert – warum?, 1976-78; Franz, der leise Weg, 1980; Grenzenlos, 1983) dreht Josef Rödl in seinem Geburts- und Heimatort Darshofen. Im Interview mit Hans-Ulrich Pönack sagt er im Oktober 1986 rückblickend über seine Filme: „Sie erzählen Geschichten über die Provinz. Ich versuche dabei dieses Land, Deutschland, aus einem spezifischen Blickwinkel zu betrachten und damit Allgemeingültigkeit herzustellen. Präzise: Ich bemühe mich, dieses Land aus einem Blick aus der Provinz zu beschreiben, ohne provinziell zu wirken.“ Stil und Intention sind durchaus vom italienischen Neorealismus beeinflusst. In seinem frühen Film Grenzenlos finden sich auch Verweise auf Rainer Werner Fassbinder, den Josef Rödl als zentrale Persönlichkeit des Neuen Deutschen Films würdigt. „Heimat“ ist für Rödl kein abgestandener, falsch definierter Begriff, sie ist „bundesrepublikanische Wirklichkeit“, die ihn interessiert, „weil sie in Gefahr ist“.

1988 erscheint sein Filmbuch Der wilde Clown, das auch Text-Beiträge von Joseph Berlinger und Sigi Zimmerschied enthält – bereits zwei Jahre vorher ist sein gleichnamiger Spielfilm mit Zimmerschied und Sunnyi Melles in den Hauptrollen bei den Hofer Filmfestspielen gestartet. Es folgen drei „Tatort“-TV-Folgen, u. a. mit Gudrun Landgrebe, Bruno Ganz und Friedrich von Thun; die Krimireihe „Anwalt Abel“ mit Günther Maria Halmer und Andrea L'Arronge, Kinderfilme (Jürgen will raus, 1982), Videofilme (Betondeppen, 1986), Kurzfilme (Mein Mörder, mein Mann, 2003) sowie diverse Regiearbeiten an Kammeropern (An der schönen blauen Donau) und Theateraufführungen (Tage wie Nächte, 2009). Auch seine Kameraführung in Zimmerschieds Schartl (1994) ist erwähnenswert.

In seiner literarischen Kurzgeschichte Alles Palermo  (1995) schildert Josef Rödl die Gedankengänge eines Drehbuchautors und Filmemaches vom Sonntagabend des 29. August 1993, als sein gleichnamiger bayerischer Tatort-Krimi in der ARD ausgestrahlt wird. Während der Filmemacher mit dem Auto von Passau über Regensburg ins heimatliche Darshofen fährt, sinniert er über sprachliche Pointen, Darstellerbesetzungen und die political correctness der Dialoge: „Draußen im Dorf gehen die letzten Lichter aus. Der Fernsehabend ist beendet. Der Mühlhiasl streicht durch die Nacht und lacht. Gute Nacht.“

2010 erscheint Rödls Dokumentarfilm Kabarett, Kabarett (UA beim 25. Internationalen Dokumentarfilmfestival München). 2014 dreht er einen Werbefilm über das „Burgmuseum Parsberg“ – eine Hommage an seine Oberpfälzer Heimatstadt. Drei Jahre später arrangiert Josef Rödl im Bamberger Kongresszentrum die szenische Umsetzung im neuen Kabarettprogramm „Erwin Pelzig“ von Frank-Markus Barwasser.

Rödl ist Gast der Hofer Filmtage 1976, 1980, 1986 sowie 1995. 1987 nimmt er an den 3. Weidener Literaturtagen „Mundart – was ist das?“, 1991 an den 7. unter dem Motto „Grenzland – Brückenland“ teil. 2010 ist er bei den Wasserburger Theatertagen zu Gast, 2023 dann beim vom VS Ostbayern veranstalteten Literaturfestival Frauenzell „Leben auf dem Lande“ bei Brennberg.

Josef Rödl erhält zahlreiche Preise, darunter den Förderpreis der Abendzeitung München (1978), den Bundesfilmpreis in Gold sowie den Fipresci-Preis der 29. Berlinale (beide 1979). 1979 wird er nominiert zum Chicago International Film Festival, 1983 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes und im gleichen Jahr in Locarno. 1989 erhält Josef Rödl bei den 12. Hofer Filmtagen den Filmpreis der Stadt Hof.

Im Jahr 2000 wird Rödl Professor im „Bereich Szenenbild“ an der FH Rosenheim. Von 2001 bis 2016 lehrt er am Lehrstuhl „Filmischer Raum/Szenenbild“ an der Hochschule für Film und Fernsehen München. Seine eigenen Theaterstücke erscheinen im Theaterstückverlag (Tage wie Nächte). 2017 erscheint sein Sachbuch Der Filmische Raum.

Auch als lokaler Denkmalpfleger Parsbergs engagiert er sich; er erwirbt das historische Wohnhaus der Bildhauerfamilie Waller in der Wagnergasse. Nach der Sanierung stellt er im Mai 2017 das Kulturhaus mit einer Kunstausstellung der Öffentlichkeit vor: „Wenn die Leute sagen, schau mal wie schön das Haus jetzt wieder ist, dann habe ich mein Ziel erreicht.“

Josef Rödl ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt und arbeitet in München.

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt-nachrichten/kunst-in-einem-haus-mit-geschichte-21102-art1521158.html, (08.01.2018).

Glotz, Peter (1989): Der Autorenfilmer Josef Rödl aus der Oberpfalz. In: Lichtung. Ostbayerisches Magazin, Jg. 2, H. 3, S. 24-28.

Klewitz, Peter (2002): Schnittpunkte der Illusion. Szenenbildner aus der Oberpfalz arbeiten mit Regisseur Josef Rödl. In: Der neue Tag (Weiden i.d. OPf.). URL: https://archive.li/4KXqZ, (08.01.2018).

o.Vf.: Film: Der Hof-Narr (1979): Albert – warum? Spielfilm von Josef Rödl, Deutschland 1978. In: Der Spiegel (Hamburg) Nr. 17, S. 217.

Röhrl, Lothar (2017): Josef Rödl meistert neue Herausforderung. Der Regisseur aus dem Landkreis Neumarkt hat mit Frank-Markus Barwasser dessen neues „Pelzig“-Programm eingearbeitet. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), Neumarkt, Kultur, 10. Februar.

Ders. (2022): Der Oberpfälzer Regisseur Josef Rödl wagt den Spagat [über dessen neues Mix-Stück Paris, Texas aus Film und Theater]. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), Neumarkt, Kultur, 21. September.

Sandig, Kristina (2020): Grenzenlos, ein Heimatfilm aus Hirschwald. In: Amberger Zeitung/Der neue Tag, Oberpfalz-Seite, 7. Oktober.

Schädel, Helmut (1983): Kino: Grenzenlos von Josef Rödl. Stacheldraht ums Herz. In: Die Zeit Nr. 24, 10. Juni. URL: http://www.zeit.de/1983/24/stacheldraht-ums-herz, (08.01.2018).

Quelle:

Josef Rödl: Alles Palermo. Auf der Heimreise nach Darshofen. In: Oberpfalz. Reise-Lesebuch, hg. von Hubert Ettl und Harald Grill. Edition lichtung, Viechtach 1995, S. 79-86.


Externe Links:

Literatur von Josef Rödl im BVB

Literatur über Josef Rödl im BVB

Josef Rödl im Deutschen Filmhaus

Josef Rödl im Bundesverband Regie

Youtube-Interview mit Josef Rödl

Imagefilm-Übergabe Burgmuseum Parsberg

Josef Rödl in der Wikipedia