Max Kruse
Die gesundheits- und kriegsbedingt unstete Schullaufbahn Max Kruses wird durch die umfassenden Anregungen seines künstlerischen Elternhauses mehr als kompensiert. So ist es nicht verwunderlich, dass er nach anfänglicher kaufmännischer Tätigkeit für die Puppenmanufaktur seiner berühmten Mutter Käthe Kruse (zuletzt in Donauwörth) nur scheinbar zufällig die dichterische Laufbahn einschlägt. Mit Der Löwe ist los, entstanden aus einem Werbeprojekt der Puppenmanufaktur, wird er rasch bekannt. Nicht weniger erfolgreich ist die durchaus defätistische Rittergeschichte von Don Blech. Zu echter Berühmtheit aber bringt es Max Kruse mit seiner Serie über das Findelkind Urmel, welches als kleiner Dinosaurier einem Ei entschlüpft. Dieser Figur bleibt er lebenslang treu und macht sie noch in seinen letzten Lebensjahren zum Protagonisten eines Buches über die Evolutionstheorie.
Im Angesicht eines sich ausbreitenden „Kreationismus“ und durchaus verbreiteter Absagen an die Aufklärung engagiert sich Kruse nicht nur mit dem letzten Band der Urmel-Reihe bei der fortschrittsoffenen Giordano-Bruno-Gesellschaft. Deren Protagonisten fühlt er sich ebenso weltanschaulich verbunden, wie er für die Vormoderne in seinen historischen Romanen einer Aufklärung im weiteren Sinne sowie dem interreligiösen Dialog das Wort redet. Gerade die historischen Romane, welche in der Mittelalter-Renaissance der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts auf den Markt kamen und vom 12. bis 15. Jahrhundert spielen, bedienen einerseits die historisch orientierte Leserschaft auf niveauvolle Weise, bieten jedoch andererseits mitten im Kalten Krieg Optionen für die Verständigung zwischen verfeindeten Blöcken. Mit den im östlichen Mittelmeerraum spielenden Romanen und den darin zentralen interreligiösen Fragestellungen ist der Autor seiner Zeit sogar weit voraus. Diese interkulturelle Sensibilität dürfte nicht zuletzt mit seiner dritten Ehefrau, der Chinesin Shaofang, zusammenhängen.
Der Autor Kruse nimmt seine Werke für Erwachsene nicht weniger wichtig als die auf dem Buchmarkt wesentlich erfolgreicheren Kinderbücher. Deren Erfolg wiederum liegt maßgeblich in den meisterlichen Illustrationen begründet. Zum auflagenmäßigen Durchbruch verhilft den Kinderbüchern Kruses letztendlich aber die kongeniale Umsetzung im Marionettenspiel der Augsburger Puppenkiste. Deren Interpretation des Urmel-Zyklus wird seit den Übertragungen des Hessischen Rundfunks bis heute zum zeitlosen Klassiker. Daneben gilt es die Lyrik vielfach erst noch zu entdecken. Sie gibt ebenso viel vom Autor preis wie die dreibändige Autobiographie. In der Summe ist Max Kruse deshalb mehr als Urmel. Er ist geradezu Klassiker einer heiteren, mitunter grotesken, schalkhaften bis karnevalesken Kinderliteratur. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Kruses gattungsbreites Werk bis heute in der Germanistik als eher unterforscht gelten darf.
Sekundärliteratur:
Ewers, Hans-Heino (Hg.) (2021): Ich bin und will kein andrer sein. Max Kruse – Gedichte und Auszüge aus seinen Werken. München.
Pecher, Claudia Maria; Ewers, Hans-Heino (Hg.) (2021): Max Kruse 1921-2015. Gedenkband zum 100. Geburtstag des Schriftstellers und Kinderbuchautors. Berlin.
Externe Links:
Literatur von Max Kruse im BVB
Literatur über Max Kruse im BVB
Zum 90. Geburtstag des Kinderbuchautors Max Kruse (Broschüre des Stadtmuseums Penzberg)
Ein Aufklärer der sanften Art (Nachruf der Giordano-Bruno-Stiftung)
Max Kruse im Thienemann-Esslinger Verlag
Mupfel-Party mit Urmel: Max Kruse zum Hundertsten! (SWR2-Podcast)
Die gesundheits- und kriegsbedingt unstete Schullaufbahn Max Kruses wird durch die umfassenden Anregungen seines künstlerischen Elternhauses mehr als kompensiert. So ist es nicht verwunderlich, dass er nach anfänglicher kaufmännischer Tätigkeit für die Puppenmanufaktur seiner berühmten Mutter Käthe Kruse (zuletzt in Donauwörth) nur scheinbar zufällig die dichterische Laufbahn einschlägt. Mit Der Löwe ist los, entstanden aus einem Werbeprojekt der Puppenmanufaktur, wird er rasch bekannt. Nicht weniger erfolgreich ist die durchaus defätistische Rittergeschichte von Don Blech. Zu echter Berühmtheit aber bringt es Max Kruse mit seiner Serie über das Findelkind Urmel, welches als kleiner Dinosaurier einem Ei entschlüpft. Dieser Figur bleibt er lebenslang treu und macht sie noch in seinen letzten Lebensjahren zum Protagonisten eines Buches über die Evolutionstheorie.
Im Angesicht eines sich ausbreitenden „Kreationismus“ und durchaus verbreiteter Absagen an die Aufklärung engagiert sich Kruse nicht nur mit dem letzten Band der Urmel-Reihe bei der fortschrittsoffenen Giordano-Bruno-Gesellschaft. Deren Protagonisten fühlt er sich ebenso weltanschaulich verbunden, wie er für die Vormoderne in seinen historischen Romanen einer Aufklärung im weiteren Sinne sowie dem interreligiösen Dialog das Wort redet. Gerade die historischen Romane, welche in der Mittelalter-Renaissance der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts auf den Markt kamen und vom 12. bis 15. Jahrhundert spielen, bedienen einerseits die historisch orientierte Leserschaft auf niveauvolle Weise, bieten jedoch andererseits mitten im Kalten Krieg Optionen für die Verständigung zwischen verfeindeten Blöcken. Mit den im östlichen Mittelmeerraum spielenden Romanen und den darin zentralen interreligiösen Fragestellungen ist der Autor seiner Zeit sogar weit voraus. Diese interkulturelle Sensibilität dürfte nicht zuletzt mit seiner dritten Ehefrau, der Chinesin Shaofang, zusammenhängen.
Der Autor Kruse nimmt seine Werke für Erwachsene nicht weniger wichtig als die auf dem Buchmarkt wesentlich erfolgreicheren Kinderbücher. Deren Erfolg wiederum liegt maßgeblich in den meisterlichen Illustrationen begründet. Zum auflagenmäßigen Durchbruch verhilft den Kinderbüchern Kruses letztendlich aber die kongeniale Umsetzung im Marionettenspiel der Augsburger Puppenkiste. Deren Interpretation des Urmel-Zyklus wird seit den Übertragungen des Hessischen Rundfunks bis heute zum zeitlosen Klassiker. Daneben gilt es die Lyrik vielfach erst noch zu entdecken. Sie gibt ebenso viel vom Autor preis wie die dreibändige Autobiographie. In der Summe ist Max Kruse deshalb mehr als Urmel. Er ist geradezu Klassiker einer heiteren, mitunter grotesken, schalkhaften bis karnevalesken Kinderliteratur. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Kruses gattungsbreites Werk bis heute in der Germanistik als eher unterforscht gelten darf.
Ewers, Hans-Heino (Hg.) (2021): Ich bin und will kein andrer sein. Max Kruse – Gedichte und Auszüge aus seinen Werken. München.
Pecher, Claudia Maria; Ewers, Hans-Heino (Hg.) (2021): Max Kruse 1921-2015. Gedenkband zum 100. Geburtstag des Schriftstellers und Kinderbuchautors. Berlin.
Literatur von Max Kruse im BVB
Literatur über Max Kruse im BVB
Zum 90. Geburtstag des Kinderbuchautors Max Kruse (Broschüre des Stadtmuseums Penzberg)
Ein Aufklärer der sanften Art (Nachruf der Giordano-Bruno-Stiftung)
Max Kruse im Thienemann-Esslinger Verlag
Mupfel-Party mit Urmel: Max Kruse zum Hundertsten! (SWR2-Podcast)