Anton Alfred Noder
Der Arzt Anton Alfred Noder tritt als Schriftsteller vor allem unter dem Pseudonym A. De Nora in Erscheinung, einem Anagramm aus dem Familiennamen und den Initialen seiner beiden Vornamen. 1864 wird er in München als Sohn des Arztes Peter Noder geboren. Seine Mutter, in Meersburg am Bodensee geboren und später im Badischen in Rastatt wohnhaft, ist die Tochter eines Offiziers und wird nach dem frühen Tod der Eltern von ihrer älteren Schwester Anna zusammen mit drei weiteren Schwestern aufgezogen. Sie spricht fließend Französisch, ist kulturinteressiert und lebensfroh. Der Vater, ein pflichtbewusster und ernster Mann, sucht sein berufliches Auskommen auf dem Land, zunächst in Schrobenhausen und wenige Jahre später in Wiggensbach bei Kempten. Noder verbringt dort glückliche Jahre, abgesehen von den harten Erziehungsmethoden der ebenfalls im Haushalt lebenden Großmutter väterlicherseits. Verständnis und Förderung erfährt er durch seinen Lehrer. Dank der durch diesen Lehrer „wohlangelegten Vorratskammer“ seines Wissens kann er direkt in die zweite Klasse des Gymnasiums Kempten wechseln.
Die erste Trennung vom Elternhaus fällt ihm schwer, er wird von Heimweh geplagt. „Jungen der Großstadt ahnen nicht, wie gut sie es haben … Wir Dorfbüblein aber werden grün vom Baum genommen.“ (Erinnerungen eines Arztes und Dichters, 1930, S. 37) Später genießt er sein „Indianertum“, denn seine Pflegemutter lässt ihm alle Freiheiten. Als seine Familie, inzwischen hat Noder zwei Geschwister bekommen, in den Markt Grönenbach umzieht, wird Noder ab Herbst 1874 für drei Jahre in einem Internat in Neuburg untergebracht. Die Eltern erhoffen sich dort mehr Aufsicht für ihren Erstgeborenen, für Noder wird diese Internatszeit zu einer sehr negativen Erfahrung. Einzelne Erlebnisse lässt er in die Pennälergeschichte Maxl Bierjung (1908) einfließen. In dieser Zeit entstehen erste pathetische Liebesgedichte, Märchen, Possen, Travestien für Schülerfeste und ein „Faust“, das meiste verbrennt er, einige der Gedichte werden Teil des 1896 erschienenen Lyrikbands Mein Herz. Als Kind und Jugendlicher vermisst er den dringend benötigten Halt: „… so war ich mutterseelenallein, oft haltlos, viel versuchend, nie befriedigt und immer hungrig durch meine Jugend geirrt …“ (Selbstbiographie 1913, S. 255). Nach dem Umzug seiner Familie nach Pottenstein in die Fränkische Schweiz kommt Noder nach München, wo er seine letzten Gymnasialjahre absolviert.
Sein Interesse für Kunst wird durch seinen Paten, einen Professor für Handzeichnen und Antike, und durch seine Tante Anna, eine Malerin, gefördert. Dennoch beginnt er 1882 ein Medizinstudium, welches er aber bald vernachlässigt. Es sind zwei Frauen, die seinem Leben eine entscheidende Wendung geben: Seine Tante Anna, die er wegen ihrer Liebe zu Venedig „Gondeltante“ nennt, und die siebzehnjährige Camilla, in die er sich heftig verliebt. Er nimmt das Studium wieder auf und wird im März 1889 zum Doktor med. promoviert. Kurz darauf folgt die Vermählung, doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Camilla erleidet auf der Hochzeitsreise in Potsdam einen Schlaganfall, sie bleibt gelähmt. Wenige Monate später stirbt sie im November 1889 in Türkheim, wo sich Noder als Arzt niedergelassen hat. Noder ist zutiefst erschüttert. Trost findet er in der Lektüre von Fritz Reuters Roman Ut mine Stromtid und in seiner Arbeit als Arzt. 1891 geht Noder eine zweite Ehe mit Emma Hummel ein, aus der die fünf Kinder Anton Otto (*1891), Anna Camilla (*1893), Alfred Anton (*1894), Anna Maria Therese (*1895) und Emma Josefa (*1897) hervorgehen. Der erstgeborene Sohn Anton Otto stirbt nur fünf Wochen nach der Geburt. Noder nimmt aktiv teil am gesellschaftlichen Leben der Kleinstadt, ist Vorsitzender der liberalen Partei und der Gesellschaft Frohsinn. Erlebnisse und Eindrücke aus seiner Türkheimer Zeit finden ihren literarischen Niederschlag im Gedichtband Ruhloses Herz (1908), dem Roman Die sieben Schelme von Großlichtheim – Ein fröhliches Plauderbuch (1913) und dem Bauernroman Die Täuscher (1922).
Ab 1900 wird Noder einer der wichtigsten freien Mitarbeiter der Münchner Zeitschrift Jugend; er bleibt es fast 30 Jahre lang. Im Jahrgang 1904 erscheinen allein 195 Beiträge aus seiner Feder (teilweise unter dem Pseudonym Maxl Bierjung). Für Noder ist die Zusammenarbeit mit Fritz von Ostini, Karl Ettlinger, Siegfried Sinzheimer und vor allem Georg Hirth prägend, in der Jugend findet er seine literarische Heimat. Dem zweiten Teil seiner Autobiographie gibt Noder den Titel Am Färbergraben nach der Münchner Adresse der Jugend-Redaktion. Zu seinem ersten Beitrag in der Jugend (über Draga Maschin, „die arme serbische Königskebse“) vermerkt er: „Dir verdanke ich die Eintrittskarte zur Unsterblichkeit! Von dir und deinem gekrönten Pantoffelhelden kündend, zog ich in das geheimnisvolle ‚Parlament der Unparlamentarischen‘ ein, wo man vor Kronen, Thronen, Traditionen keinerlei Respekt besaß, Autoritäten nach der Glatze spuckte, Feigenblätter und Masken abriß, mit Sittlichkeitsaposteln Fangball spielte und bloß auf freien Blick und kecken Schnabel schwor …“ (Am Färbergraben, 1932, S. 8). Einige seiner Jugend-Beiträge gibt er in Buchform heraus, u.a. die zwei Bände von Meine Käfersammlung (Species Bavaricae). Humoristisch-satirische Bilderbogen aus Bayern (1911) und (Species Borussicae). Humoristisch-satirische „Jugend“-Bilderbogen aus Preußen (1911).
Dass für seine Frau bei all seinen Aktivitäten zu wenig Zeit bleibt, bekennt Noder freimütig: „Mit allzu vielen musste sie mich teilen: mit Arzttum, Dichtkunst, Politik, Gesellschaft, Freunden, Frauen, Pferden, Hunden und ‚Mucken‘ aller Art. Ihrer Geduld und Güte sei von Herzen gedacht“ (Am Färbergraben, 1932, S. 91). Die Ehe wird 1910 geschieden. Noder zieht 1910 nach München und geht 1914 eine dritte Ehe mit der Schriftstellerin Frigga von Brockdorff, geb. Bermann (1878-1954), ein. Sie arbeitet ebenfalls als freie Mitarbeiterin für die Jugend und schreibt Novellen und Gedichte (Es wurde Tag – es wurde Nacht, 1905; Der Weg nach Taglaching, 1916; Mit leiser Stimme, 1923). Ihre Tochter aus erster Ehe Thora von Brockdorff (geb. 19. April 1901 in München) lebt mit im gemeinsamen Haushalt und macht sich später mit ihren besonderen Tiergeschichten Portiunkula (1954) und Stumme Gefährten (1965) einen Namen.
In München beginnt für A. De Nora eine literarisch intensive und zunächst wirtschaftlich erfolgreiche Zeit. 1913 erscheint sein bekanntestes Werk, der Gedichtband Madonnen, den er seiner Frau Frigga widmet und der 1922 und 1928 erneut aufgelegt wird. Fast im Jahrestakt veröffentlicht er Novellen und Gedichtbände, teilweise in Luxusausgaben auf Büttenpapier, versehen mit Illustrationen bekannter Künstler (beispielsweise Die Rächer: Novelle aus der Revolutionszeit, 1919, mit Radierungen von Ferdinand Staeger). Seinen launig-unterhaltsamen Roman Nazi Semmelbachers Hochzeitsreise (Hauptfigur ist der Magistratsrat Ignatius Semmelbacher) widmet er seiner „lieben Gondeltante“. Der Dichter arbeitet zudem als Arzt und ist während des Ersten Weltkriegs in einem Münchner Lazarett tätig.
Für weitere Informationen zu Noders Biographie steht vor allem Johanna Edeltraud Sayres Dissertation Kritik und Gesellschaftssatire in A. De Noras Roman „Nabelhirn“ (1975) als Quelle zur Verfügung. Sayre, die bis 1990 als Germanistin an der Staatlichen Universität in New Paltz, New York, tätig ist, wertet für ihre Dissertation den dritten Teil von Noders Lebenserinnerungen Götterdämmerung aus (unveröffentlicht, im Bestand der Monacensia). Danach wird Noder 1923 durch die Wirtschaftslage und einen „unglückseligen Bankier“ (S. 349) finanziell ruiniert und geht, um die Familie zu unterhalten, an Kleinkunstbühnen in Frankfurt (Main) und Bremen. 1928 versucht er unter Aufwendung seines ganzen Vermögens eine Praxis für neuartige Strahlentherapie in München aufzubauen. Er scheitert, muss Praxis und Haus aufgeben und zusammen mit seiner Frau 1932 München verlassen. Die politischen Umstände dürften die Entscheidung zur Emigration nach Wien mitbeeinflusst haben, da seine Frau als sogenannte Nicht-Arierin durch die Nationalsozialisten bedroht ist. Die letzten Lebensjahre der Eheleute sind gekennzeichnet von finanziellen und gesundheitlichen Sorgen. Im Frühling 1936 erleidet Noder einen Zusammenbruch auf dem Weg von der Dalmatinischen Küste und stirbt am 7. Mai 1936 in Wien.
Ein Teil seines literarischen Nachlasses liegt in der Münchner Monacensia. Darunter befinden sich zahlreiche Manuskripte, Fotografien, Karikaturen, Zeichnungen und Briefe, u.a. seine Korrespondenz mit Arthur Schnitzler, Eugen Roth, Peter Dörfler, Gerhart Hauptmann, Hermann Hesse, Paul Heyse und weiteren bedeutenden Schriftstellern. Heute muss man A. De Nora zu den so genannten „vergessenen Autoren“ zählen.
Sekundärliteratur:
Epple, Alois (2012): Anton Noder (1864-1936) Arzt und Schriftsteller. In: Türkheimer Heimatblätter, Heft 80.
Ruf, Hans (1971): Der Türkheimer Arzt und Schriftsteller Anton Noder (A de Nora). In: Türkheimer Heimatblätter, Heft 3.
Sayre, Johanna Edeltraud (1975): Kritik und Gesellschaftssatire in A. De Noras Roman Nabelhirn (Diss. Syracus Univ.), New York.
Externe Links:
Literatur von Anton Alfred Noder im BVB
Der Arzt Anton Alfred Noder tritt als Schriftsteller vor allem unter dem Pseudonym A. De Nora in Erscheinung, einem Anagramm aus dem Familiennamen und den Initialen seiner beiden Vornamen. 1864 wird er in München als Sohn des Arztes Peter Noder geboren. Seine Mutter, in Meersburg am Bodensee geboren und später im Badischen in Rastatt wohnhaft, ist die Tochter eines Offiziers und wird nach dem frühen Tod der Eltern von ihrer älteren Schwester Anna zusammen mit drei weiteren Schwestern aufgezogen. Sie spricht fließend Französisch, ist kulturinteressiert und lebensfroh. Der Vater, ein pflichtbewusster und ernster Mann, sucht sein berufliches Auskommen auf dem Land, zunächst in Schrobenhausen und wenige Jahre später in Wiggensbach bei Kempten. Noder verbringt dort glückliche Jahre, abgesehen von den harten Erziehungsmethoden der ebenfalls im Haushalt lebenden Großmutter väterlicherseits. Verständnis und Förderung erfährt er durch seinen Lehrer. Dank der durch diesen Lehrer „wohlangelegten Vorratskammer“ seines Wissens kann er direkt in die zweite Klasse des Gymnasiums Kempten wechseln.
Die erste Trennung vom Elternhaus fällt ihm schwer, er wird von Heimweh geplagt. „Jungen der Großstadt ahnen nicht, wie gut sie es haben … Wir Dorfbüblein aber werden grün vom Baum genommen.“ (Erinnerungen eines Arztes und Dichters, 1930, S. 37) Später genießt er sein „Indianertum“, denn seine Pflegemutter lässt ihm alle Freiheiten. Als seine Familie, inzwischen hat Noder zwei Geschwister bekommen, in den Markt Grönenbach umzieht, wird Noder ab Herbst 1874 für drei Jahre in einem Internat in Neuburg untergebracht. Die Eltern erhoffen sich dort mehr Aufsicht für ihren Erstgeborenen, für Noder wird diese Internatszeit zu einer sehr negativen Erfahrung. Einzelne Erlebnisse lässt er in die Pennälergeschichte Maxl Bierjung (1908) einfließen. In dieser Zeit entstehen erste pathetische Liebesgedichte, Märchen, Possen, Travestien für Schülerfeste und ein „Faust“, das meiste verbrennt er, einige der Gedichte werden Teil des 1896 erschienenen Lyrikbands Mein Herz. Als Kind und Jugendlicher vermisst er den dringend benötigten Halt: „… so war ich mutterseelenallein, oft haltlos, viel versuchend, nie befriedigt und immer hungrig durch meine Jugend geirrt …“ (Selbstbiographie 1913, S. 255). Nach dem Umzug seiner Familie nach Pottenstein in die Fränkische Schweiz kommt Noder nach München, wo er seine letzten Gymnasialjahre absolviert.
Sein Interesse für Kunst wird durch seinen Paten, einen Professor für Handzeichnen und Antike, und durch seine Tante Anna, eine Malerin, gefördert. Dennoch beginnt er 1882 ein Medizinstudium, welches er aber bald vernachlässigt. Es sind zwei Frauen, die seinem Leben eine entscheidende Wendung geben: Seine Tante Anna, die er wegen ihrer Liebe zu Venedig „Gondeltante“ nennt, und die siebzehnjährige Camilla, in die er sich heftig verliebt. Er nimmt das Studium wieder auf und wird im März 1889 zum Doktor med. promoviert. Kurz darauf folgt die Vermählung, doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Camilla erleidet auf der Hochzeitsreise in Potsdam einen Schlaganfall, sie bleibt gelähmt. Wenige Monate später stirbt sie im November 1889 in Türkheim, wo sich Noder als Arzt niedergelassen hat. Noder ist zutiefst erschüttert. Trost findet er in der Lektüre von Fritz Reuters Roman Ut mine Stromtid und in seiner Arbeit als Arzt. 1891 geht Noder eine zweite Ehe mit Emma Hummel ein, aus der die fünf Kinder Anton Otto (*1891), Anna Camilla (*1893), Alfred Anton (*1894), Anna Maria Therese (*1895) und Emma Josefa (*1897) hervorgehen. Der erstgeborene Sohn Anton Otto stirbt nur fünf Wochen nach der Geburt. Noder nimmt aktiv teil am gesellschaftlichen Leben der Kleinstadt, ist Vorsitzender der liberalen Partei und der Gesellschaft Frohsinn. Erlebnisse und Eindrücke aus seiner Türkheimer Zeit finden ihren literarischen Niederschlag im Gedichtband Ruhloses Herz (1908), dem Roman Die sieben Schelme von Großlichtheim – Ein fröhliches Plauderbuch (1913) und dem Bauernroman Die Täuscher (1922).
Ab 1900 wird Noder einer der wichtigsten freien Mitarbeiter der Münchner Zeitschrift Jugend; er bleibt es fast 30 Jahre lang. Im Jahrgang 1904 erscheinen allein 195 Beiträge aus seiner Feder (teilweise unter dem Pseudonym Maxl Bierjung). Für Noder ist die Zusammenarbeit mit Fritz von Ostini, Karl Ettlinger, Siegfried Sinzheimer und vor allem Georg Hirth prägend, in der Jugend findet er seine literarische Heimat. Dem zweiten Teil seiner Autobiographie gibt Noder den Titel Am Färbergraben nach der Münchner Adresse der Jugend-Redaktion. Zu seinem ersten Beitrag in der Jugend (über Draga Maschin, „die arme serbische Königskebse“) vermerkt er: „Dir verdanke ich die Eintrittskarte zur Unsterblichkeit! Von dir und deinem gekrönten Pantoffelhelden kündend, zog ich in das geheimnisvolle ‚Parlament der Unparlamentarischen‘ ein, wo man vor Kronen, Thronen, Traditionen keinerlei Respekt besaß, Autoritäten nach der Glatze spuckte, Feigenblätter und Masken abriß, mit Sittlichkeitsaposteln Fangball spielte und bloß auf freien Blick und kecken Schnabel schwor …“ (Am Färbergraben, 1932, S. 8). Einige seiner Jugend-Beiträge gibt er in Buchform heraus, u.a. die zwei Bände von Meine Käfersammlung (Species Bavaricae). Humoristisch-satirische Bilderbogen aus Bayern (1911) und (Species Borussicae). Humoristisch-satirische „Jugend“-Bilderbogen aus Preußen (1911).
Dass für seine Frau bei all seinen Aktivitäten zu wenig Zeit bleibt, bekennt Noder freimütig: „Mit allzu vielen musste sie mich teilen: mit Arzttum, Dichtkunst, Politik, Gesellschaft, Freunden, Frauen, Pferden, Hunden und ‚Mucken‘ aller Art. Ihrer Geduld und Güte sei von Herzen gedacht“ (Am Färbergraben, 1932, S. 91). Die Ehe wird 1910 geschieden. Noder zieht 1910 nach München und geht 1914 eine dritte Ehe mit der Schriftstellerin Frigga von Brockdorff, geb. Bermann (1878-1954), ein. Sie arbeitet ebenfalls als freie Mitarbeiterin für die Jugend und schreibt Novellen und Gedichte (Es wurde Tag – es wurde Nacht, 1905; Der Weg nach Taglaching, 1916; Mit leiser Stimme, 1923). Ihre Tochter aus erster Ehe Thora von Brockdorff (geb. 19. April 1901 in München) lebt mit im gemeinsamen Haushalt und macht sich später mit ihren besonderen Tiergeschichten Portiunkula (1954) und Stumme Gefährten (1965) einen Namen.
In München beginnt für A. De Nora eine literarisch intensive und zunächst wirtschaftlich erfolgreiche Zeit. 1913 erscheint sein bekanntestes Werk, der Gedichtband Madonnen, den er seiner Frau Frigga widmet und der 1922 und 1928 erneut aufgelegt wird. Fast im Jahrestakt veröffentlicht er Novellen und Gedichtbände, teilweise in Luxusausgaben auf Büttenpapier, versehen mit Illustrationen bekannter Künstler (beispielsweise Die Rächer: Novelle aus der Revolutionszeit, 1919, mit Radierungen von Ferdinand Staeger). Seinen launig-unterhaltsamen Roman Nazi Semmelbachers Hochzeitsreise (Hauptfigur ist der Magistratsrat Ignatius Semmelbacher) widmet er seiner „lieben Gondeltante“. Der Dichter arbeitet zudem als Arzt und ist während des Ersten Weltkriegs in einem Münchner Lazarett tätig.
Für weitere Informationen zu Noders Biographie steht vor allem Johanna Edeltraud Sayres Dissertation Kritik und Gesellschaftssatire in A. De Noras Roman „Nabelhirn“ (1975) als Quelle zur Verfügung. Sayre, die bis 1990 als Germanistin an der Staatlichen Universität in New Paltz, New York, tätig ist, wertet für ihre Dissertation den dritten Teil von Noders Lebenserinnerungen Götterdämmerung aus (unveröffentlicht, im Bestand der Monacensia). Danach wird Noder 1923 durch die Wirtschaftslage und einen „unglückseligen Bankier“ (S. 349) finanziell ruiniert und geht, um die Familie zu unterhalten, an Kleinkunstbühnen in Frankfurt (Main) und Bremen. 1928 versucht er unter Aufwendung seines ganzen Vermögens eine Praxis für neuartige Strahlentherapie in München aufzubauen. Er scheitert, muss Praxis und Haus aufgeben und zusammen mit seiner Frau 1932 München verlassen. Die politischen Umstände dürften die Entscheidung zur Emigration nach Wien mitbeeinflusst haben, da seine Frau als sogenannte Nicht-Arierin durch die Nationalsozialisten bedroht ist. Die letzten Lebensjahre der Eheleute sind gekennzeichnet von finanziellen und gesundheitlichen Sorgen. Im Frühling 1936 erleidet Noder einen Zusammenbruch auf dem Weg von der Dalmatinischen Küste und stirbt am 7. Mai 1936 in Wien.
Ein Teil seines literarischen Nachlasses liegt in der Münchner Monacensia. Darunter befinden sich zahlreiche Manuskripte, Fotografien, Karikaturen, Zeichnungen und Briefe, u.a. seine Korrespondenz mit Arthur Schnitzler, Eugen Roth, Peter Dörfler, Gerhart Hauptmann, Hermann Hesse, Paul Heyse und weiteren bedeutenden Schriftstellern. Heute muss man A. De Nora zu den so genannten „vergessenen Autoren“ zählen.
Epple, Alois (2012): Anton Noder (1864-1936) Arzt und Schriftsteller. In: Türkheimer Heimatblätter, Heft 80.
Ruf, Hans (1971): Der Türkheimer Arzt und Schriftsteller Anton Noder (A de Nora). In: Türkheimer Heimatblätter, Heft 3.
Sayre, Johanna Edeltraud (1975): Kritik und Gesellschaftssatire in A. De Noras Roman Nabelhirn (Diss. Syracus Univ.), New York.