Ernst Hoferichter
Ernst Hoferichter kommt am 19. Januar 1895 als Sohn eines Schreiners in der Blumenstraße 4 in München zur Welt. Das Leben der Familie Hoferichter ist von Armut gekennzeichnet, der Besuch der Mittelschule und das anschließende Studium werden durch Stipendien ermöglicht. Ernst Hoferichter studiert in Freiburg und München Medizin, Philosophie bei Edmund Husserl und Literaturwissenschaft bei Artur Kutscher. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs ist er als Offiziers-Aspirant beim Bayerischen Infanterie-Leibregiment im Verwaltungsdienst tätig. Während des Militärdienstes spielt Ernst Hoferichter als Amateur beim Fronttheater Münchner Akademiker, das Stücke von Ludwig Thoma, Arthur Schnitzler und Ludwig Anzengruber aufführt.
Artur Kutscher stellt Ernst Hoferichter im Jahr 1918 beim Intendanten der Münchner Kammerspiele Otto Falckenberg vor, der ihn für kleine Rollen engagiert. Mit Gastspielen des Bayerischen Nationaltheaters bereist Hoferichter die bayerische Provinz. Als Partner von Karl Valentin und Liesl Karlstadt spielt er auch auf der Volkssängerbühne Germania-Brettl. Ab 1922 arbeitet er für die Münchner Neuesten Nachrichten, den Simplicissimus und die Jugend.
Ab 1923 reist er 10 Jahre lang durch die Welt und schreibt Reiseberichte, die er gegen Vorauskasse an illustrierte Zeitungen verkauft. 1926 lernt er auf einem „Bal paré“ im Deutschen Theater seine spätere Frau Franziska Reim kennen, die als Mäzenin Künstler und Schriftsteller fördert. In Künstlerkreisen wird sie die „Schwabinger Franzi“ genannt. Fortan ist sie seine Reisegefährtin.
Als Ernst und Franzi Hoferichter 1933 von einer Reise nach Südchina in das nationalsozialistische Deutschland zurückkehren, steht sein Name auf der Schwarzen Liste. Die Weltoffenheit des durch fünf Kontinente gereisten Schriftstellers ist mit der NS-Ideologie nicht vereinbar. Das Reisebuch Fünf Erdteile als Erlebnis erscheint erst 1950 im Münchner Hueber Verlag. Im Lokalteil der Münchner Neuesten Nachrichten findet Ernst Hoferichter unter dem Pseudonym „Ernestus“ ein Auskommen als Gerichtsreporter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Hoferichter zunächst Redakteur bei der Neuen Zeitung, die unter amerikanischer Regie erscheint, und schreibt ab 1946 auf Empfehlung Karl Valentins Texte für den Bayerischen Rundfunk.
1949 erscheinen auf sein Betreiben hin drei Nummern der Zeitschrift Der neue Pitaval beim Münchner Verleger W. E. Freitag. Die Zeitschrift widmet sich unter Ernst Hoferichters Herausgeberschaft ungeklärten und spektakulären Kriminalfällen, muss jedoch wegen mangelnden Erfolgs bald wieder eingestellt werden.
Die Bekanntschaft mit dem Graphologen Ludwig Klages weckt Ernst Hoferichters Interesse an der Handschriftenkunde, die er mit solcher Hingabe betreibt, dass er 1952 zum „öffentlich bestellten beeidigten wissenschaftlichen Schriftsachverständigen“ ernannt wird und in mehreren Gerichtsverfahren Gutachten abgibt. Posthum erscheint sein Buch Das wahre Gesicht. Die Handschrift als Spiegel des Charakters (1966).
1963 veröffentlicht Hoferichter seine Lebenserinnerungen Jahrmarkt meines Lebens. Zu seinem 70. Geburtstag erscheint sein letztes Buch Der größte Zwerg der Welt (1965). Nach langer Krankheit stirbt er im Alter von 71 Jahren in München. Schriftstellerkollegen wie Rolf Flügel, Wugg Retzer und Karl Ude gedenken seiner in Nachrufen in der Münchner Presse.
Nach dem Tod ihres Mannes setzt Franzi Hoferichter die Stadt München als Erbin ihres Vermögens ein, mit der Auflage, eine Stiftung zu gründen, die jährlich den Ernst-Hoferichter-Preis an Persönlichkeiten und Schriftsteller aus München verleiht, „die wie Ernst Hoferichter Originalität mit Weltweite und Humor verbinden“. An seinem Wohnhaus in der Mottlstraße 21 erinnert eine Gedenktafel an sein Leben und Werk. Inzwischen heißt eine Straße in Waldtrudering nach ihm „Hoferichterweg“.
Sekundärliteratur:
Ernst Hoferichter: Jahrmarkt meines Lebens. Zwischen Hinterhöfen und Palästen. München 1963.
Externe Links:
Literatur von Ernst Hoferichter im BVB
Ernst Hoferichter kommt am 19. Januar 1895 als Sohn eines Schreiners in der Blumenstraße 4 in München zur Welt. Das Leben der Familie Hoferichter ist von Armut gekennzeichnet, der Besuch der Mittelschule und das anschließende Studium werden durch Stipendien ermöglicht. Ernst Hoferichter studiert in Freiburg und München Medizin, Philosophie bei Edmund Husserl und Literaturwissenschaft bei Artur Kutscher. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs ist er als Offiziers-Aspirant beim Bayerischen Infanterie-Leibregiment im Verwaltungsdienst tätig. Während des Militärdienstes spielt Ernst Hoferichter als Amateur beim Fronttheater Münchner Akademiker, das Stücke von Ludwig Thoma, Arthur Schnitzler und Ludwig Anzengruber aufführt.
Artur Kutscher stellt Ernst Hoferichter im Jahr 1918 beim Intendanten der Münchner Kammerspiele Otto Falckenberg vor, der ihn für kleine Rollen engagiert. Mit Gastspielen des Bayerischen Nationaltheaters bereist Hoferichter die bayerische Provinz. Als Partner von Karl Valentin und Liesl Karlstadt spielt er auch auf der Volkssängerbühne Germania-Brettl. Ab 1922 arbeitet er für die Münchner Neuesten Nachrichten, den Simplicissimus und die Jugend.
Ab 1923 reist er 10 Jahre lang durch die Welt und schreibt Reiseberichte, die er gegen Vorauskasse an illustrierte Zeitungen verkauft. 1926 lernt er auf einem „Bal paré“ im Deutschen Theater seine spätere Frau Franziska Reim kennen, die als Mäzenin Künstler und Schriftsteller fördert. In Künstlerkreisen wird sie die „Schwabinger Franzi“ genannt. Fortan ist sie seine Reisegefährtin.
Als Ernst und Franzi Hoferichter 1933 von einer Reise nach Südchina in das nationalsozialistische Deutschland zurückkehren, steht sein Name auf der Schwarzen Liste. Die Weltoffenheit des durch fünf Kontinente gereisten Schriftstellers ist mit der NS-Ideologie nicht vereinbar. Das Reisebuch Fünf Erdteile als Erlebnis erscheint erst 1950 im Münchner Hueber Verlag. Im Lokalteil der Münchner Neuesten Nachrichten findet Ernst Hoferichter unter dem Pseudonym „Ernestus“ ein Auskommen als Gerichtsreporter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Hoferichter zunächst Redakteur bei der Neuen Zeitung, die unter amerikanischer Regie erscheint, und schreibt ab 1946 auf Empfehlung Karl Valentins Texte für den Bayerischen Rundfunk.
1949 erscheinen auf sein Betreiben hin drei Nummern der Zeitschrift Der neue Pitaval beim Münchner Verleger W. E. Freitag. Die Zeitschrift widmet sich unter Ernst Hoferichters Herausgeberschaft ungeklärten und spektakulären Kriminalfällen, muss jedoch wegen mangelnden Erfolgs bald wieder eingestellt werden.
Die Bekanntschaft mit dem Graphologen Ludwig Klages weckt Ernst Hoferichters Interesse an der Handschriftenkunde, die er mit solcher Hingabe betreibt, dass er 1952 zum „öffentlich bestellten beeidigten wissenschaftlichen Schriftsachverständigen“ ernannt wird und in mehreren Gerichtsverfahren Gutachten abgibt. Posthum erscheint sein Buch Das wahre Gesicht. Die Handschrift als Spiegel des Charakters (1966).
1963 veröffentlicht Hoferichter seine Lebenserinnerungen Jahrmarkt meines Lebens. Zu seinem 70. Geburtstag erscheint sein letztes Buch Der größte Zwerg der Welt (1965). Nach langer Krankheit stirbt er im Alter von 71 Jahren in München. Schriftstellerkollegen wie Rolf Flügel, Wugg Retzer und Karl Ude gedenken seiner in Nachrufen in der Münchner Presse.
Nach dem Tod ihres Mannes setzt Franzi Hoferichter die Stadt München als Erbin ihres Vermögens ein, mit der Auflage, eine Stiftung zu gründen, die jährlich den Ernst-Hoferichter-Preis an Persönlichkeiten und Schriftsteller aus München verleiht, „die wie Ernst Hoferichter Originalität mit Weltweite und Humor verbinden“. An seinem Wohnhaus in der Mottlstraße 21 erinnert eine Gedenktafel an sein Leben und Werk. Inzwischen heißt eine Straße in Waldtrudering nach ihm „Hoferichterweg“.
Ernst Hoferichter: Jahrmarkt meines Lebens. Zwischen Hinterhöfen und Palästen. München 1963.