Schalom Ben-Chorin
Schalom Ben-Chorin, deutsch-israelischer Publizist und Religionswissenschaftler, wird am 20. Juli 1913 als Fritz Rosenthal in München geboren. Der hebräische Name, den er seit 1931 verwendet, bedeutet übersetzt „Friede, Sohn der Freiheit“ – bereits in „Fritz“ bzw. „Friedrich“ steckt die Wortbedeutung des Friedens. Als Sohn der Freiheit setzt er sich für den christlich-jüdischen Dialog, die Überwindung von Antisemitismus und eine Theologie nach Auschwitz ein.
Ben-Chorin stammt aus der in München beheimateten Kaufmannsfamilie Rosenthal und studiert nach dem Abitur am Luitpold-Gymnasium und einer Buchhändlerlehre an der Ludwig-Maximilians-Universität Germanistik und Religionswissenschaft. 1935 schließt er die erste Ehe mit Gabriella Rosenthal, aus der Sohn Tovia hervorgeht, und emigriert nach mehrmaliger Verhaftung durch die Gestapo nach Palästina. Seinen Namen ändert er 1937 amtlich in Schalom Ben-Chorin um und ist bis 1970 vor Ort als Journalist tätig. 1943 schließt er die zweite Ehe mit Avital geb. Fackenheim, die 1936 aus Deutschland geflohen ist. Aus der Ehe geht Tochter Ariela hervor. 1965 reist Ben-Chorin das erste Mal wieder nach Deutschland.
Er engagiert sich in zahlreichen Organisationen, die nach der Shoah die Aussöhnung zwischen den Nachkommen von Opfern und Tätern und die Verständigung zwischen Deutschland und Israel anstreben. Ein wichtiger Lehrer ist für ihn in diesem Zusammenhang der Religionsphilosoph Martin Buber. Ben-Chorin gründet 1958 die erste jüdische Reformgemeinde in Israel (Har-El Gemeinde) und ist 1961 an der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Juden und Christen“ beim Evangelischen Kirchentag beteiligt. Zusammen mit seiner Frau Avital organisiert er zudem die erste Delegation israelischer Jugendlicher nach Deutschland und begründet den deutsch-israelischen Jugendaustausch. Von 1970 bis 1987 doziert er gastweise als Prof. Dr. Dr. h.c. in Jerusalem, Tübingen und München. 1975 ist er Mitgründer des Verbands deutschsprachiger Schriftsteller in Israel (VdSI).
Für seine wissenschaftlichen und literarischen Ergebnisse wird Ben-Chorin mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz 1969, der Buber-Rosenzweig-Medaille 1982, dem Bayerischen Verdienstorden 1982 und der Goldenen Bürgermedaille der Landeshauptstadt München 1988. Neben seinen lyrischen Beiträgen gelten seine Memoiren Jugend an der Isar (1974) als sein bedeutender literarischer Werkbeitrag. In sieben Kapiteln, die er gleichsam als „Stationen“ ausweist, unternimmt der Autor einen poetischen Streifzug durch München als Kulisse seiner Jugendzeit und zeichnet damit zugleich ein Porträt der Stadt in den 1930er-Jahren. Die Anekdoten reichen über Erinnerungen an die Verschränkung von jüdischen und christlichen Festen, seine Bekanntschaft mit der intellektuellen Szene Schwabings bis hin zu den Tagen, in denen er vor den Nationalsozialisten fliehen und seiner geliebten bayerischen Heimat den Rücken kehren muss.
Am 7. Mai 1999 stirbt Ben-Chorin in Jerusalem. Zehn Jahre später wird das Arbeitszimmer mit seiner Bibliothek und übrigem Inventar aus Jerusalem ins Münchner Stadtarchiv überführt und dort in einem öffentlich begehbaren Raum detailgetreu rekonstruiert.
Sekundärliteratur:
https://www.munzinger.de/search/portrait/Schalom+Ben+Chorin/0/17348.html, (22.12.2019).
Bleicher, Heinz M. (1983): Der Mann, der Friede heißt: Begegnungen, Texte, Bilder für Schalom Ben-Chorin. Verlag Bleicher, Gerlingen.
Hertel, Peter (Hg.) (1996): Mit dem Gesicht zur Welt. Schalom Ben-Chorin [...] befragt von Peter Hertel. Echter Verlag, Würzburg.
Homolka, Walter (Hg.) (1999): Schalom Ben-Chorin. Ein Leben für den Dialog. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh.
Lenzen, Verena (2013): Schalom Ben-Chorin. Ein Leben im Zeichen der Sprache und des jüdisch-christlichen Gesprächs. Hentrich & Henrich Verlag, Berlin.
Externe Links:
Schalom Ben-Chorin, deutsch-israelischer Publizist und Religionswissenschaftler, wird am 20. Juli 1913 als Fritz Rosenthal in München geboren. Der hebräische Name, den er seit 1931 verwendet, bedeutet übersetzt „Friede, Sohn der Freiheit“ – bereits in „Fritz“ bzw. „Friedrich“ steckt die Wortbedeutung des Friedens. Als Sohn der Freiheit setzt er sich für den christlich-jüdischen Dialog, die Überwindung von Antisemitismus und eine Theologie nach Auschwitz ein.
Ben-Chorin stammt aus der in München beheimateten Kaufmannsfamilie Rosenthal und studiert nach dem Abitur am Luitpold-Gymnasium und einer Buchhändlerlehre an der Ludwig-Maximilians-Universität Germanistik und Religionswissenschaft. 1935 schließt er die erste Ehe mit Gabriella Rosenthal, aus der Sohn Tovia hervorgeht, und emigriert nach mehrmaliger Verhaftung durch die Gestapo nach Palästina. Seinen Namen ändert er 1937 amtlich in Schalom Ben-Chorin um und ist bis 1970 vor Ort als Journalist tätig. 1943 schließt er die zweite Ehe mit Avital geb. Fackenheim, die 1936 aus Deutschland geflohen ist. Aus der Ehe geht Tochter Ariela hervor. 1965 reist Ben-Chorin das erste Mal wieder nach Deutschland.
Er engagiert sich in zahlreichen Organisationen, die nach der Shoah die Aussöhnung zwischen den Nachkommen von Opfern und Tätern und die Verständigung zwischen Deutschland und Israel anstreben. Ein wichtiger Lehrer ist für ihn in diesem Zusammenhang der Religionsphilosoph Martin Buber. Ben-Chorin gründet 1958 die erste jüdische Reformgemeinde in Israel (Har-El Gemeinde) und ist 1961 an der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Juden und Christen“ beim Evangelischen Kirchentag beteiligt. Zusammen mit seiner Frau Avital organisiert er zudem die erste Delegation israelischer Jugendlicher nach Deutschland und begründet den deutsch-israelischen Jugendaustausch. Von 1970 bis 1987 doziert er gastweise als Prof. Dr. Dr. h.c. in Jerusalem, Tübingen und München. 1975 ist er Mitgründer des Verbands deutschsprachiger Schriftsteller in Israel (VdSI).
Für seine wissenschaftlichen und literarischen Ergebnisse wird Ben-Chorin mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz 1969, der Buber-Rosenzweig-Medaille 1982, dem Bayerischen Verdienstorden 1982 und der Goldenen Bürgermedaille der Landeshauptstadt München 1988. Neben seinen lyrischen Beiträgen gelten seine Memoiren Jugend an der Isar (1974) als sein bedeutender literarischer Werkbeitrag. In sieben Kapiteln, die er gleichsam als „Stationen“ ausweist, unternimmt der Autor einen poetischen Streifzug durch München als Kulisse seiner Jugendzeit und zeichnet damit zugleich ein Porträt der Stadt in den 1930er-Jahren. Die Anekdoten reichen über Erinnerungen an die Verschränkung von jüdischen und christlichen Festen, seine Bekanntschaft mit der intellektuellen Szene Schwabings bis hin zu den Tagen, in denen er vor den Nationalsozialisten fliehen und seiner geliebten bayerischen Heimat den Rücken kehren muss.
Am 7. Mai 1999 stirbt Ben-Chorin in Jerusalem. Zehn Jahre später wird das Arbeitszimmer mit seiner Bibliothek und übrigem Inventar aus Jerusalem ins Münchner Stadtarchiv überführt und dort in einem öffentlich begehbaren Raum detailgetreu rekonstruiert.
https://www.munzinger.de/search/portrait/Schalom+Ben+Chorin/0/17348.html, (22.12.2019).
Bleicher, Heinz M. (1983): Der Mann, der Friede heißt: Begegnungen, Texte, Bilder für Schalom Ben-Chorin. Verlag Bleicher, Gerlingen.
Hertel, Peter (Hg.) (1996): Mit dem Gesicht zur Welt. Schalom Ben-Chorin [...] befragt von Peter Hertel. Echter Verlag, Würzburg.
Homolka, Walter (Hg.) (1999): Schalom Ben-Chorin. Ein Leben für den Dialog. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh.
Lenzen, Verena (2013): Schalom Ben-Chorin. Ein Leben im Zeichen der Sprache und des jüdisch-christlichen Gesprächs. Hentrich & Henrich Verlag, Berlin.