Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth
Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen, Tochter des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. von Preußen, Gattin des Markgrafen Friedrich von Bayreuth, die legendäre Schwester König Friedrichs des Großen, ist nicht nur eine interessierte und im Stillen tätige Politikerin gewesen, sondern aufgrund ihrer vielfältigen Begabungen auf den Gebieten der Musik, der Philosophie, der Literatur und der bildenden Künste auch die Begründerin eines Musenhofes von europäischem Rang. Auf ihre Anregung geht die Umwandlung der Residenzstadt Bayreuth innerhalb der zwei Jahrzehnte, da sie als mitregierende Markgräfin wirkt, zurück. Neben vielen Initiativen sind es bis heute die Schloss- und Parkanlagen Eremitage, Sanspareil und Neues Schloss sowie das Markgräfliche Opernhaus (seit 2012 UNESCO-Weltkulturerbe), die ihren Ruhm begründen. Aber auch als Opernintendantin, Komponistin und Schriftstellerin hat sie sich einen Namen gemacht.
Wilhelmine wächst als älteste Tochter von zehn überlebenden Kindern ihrer Eltern am spartanisch geführten Hof in Berlin auf. Ihre Kindheit und Jugend sind geprägt von politischen Ambitionen, familiären und diplomatischen Gegensätzen sowie körperlichen und seelischen Traumata. Erzogen wird sie als zukünftige Königin von England, allerdings wird sie wegen gesellschaftlicher Interessen mehrfach mit unterschiedlichen Männern ver- und entlobt. Durch die Heirat mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth wird sie schließlich Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth.
Literarische und historische Bedeutung erlangt sie u.a. durch ihren Briefwechsel mit ihrem Lieblingsbruder Friedrich dem Großen und durch die Veröffentlichung ihrer autobiographischen Memoiren, in denen sie unverblümt ihre traumatischen Kindheitserfahrungen sowie ihr Leben am preußischen Hof schildert. Wann genau Wilhelmine ihre Memoiren niederzuschreiben beginnt, ist nicht überliefert. Man geht davon aus, dass sie Anfang der 1740er-Jahre damit anfängt, wobei sie zunächst ausdrücklich betont, diese keinesfalls veröffentlichen zu lassen.
Nach dem Tod ihres Schwiegervaters Georg Friedrich Karl 1735 hat Wilhelmine wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. Sie unterstützt ihren Mann im Kampf gegen die Korruption am Hof und beim Versuch, ein politisches Gegengewicht zu den Beamten des verstorbenen Schwiegervaters zu bilden. Wilhelmine nimmt zudem intensiven Einfluss auf die Planung und Ausstattung der Bayreuther Schlösser sowie auf die Gestaltung der Gartenanlagen. Während ihrer Zeit am Bayreuther Hof malt, schauspielert und schreibt sie weiter an ihren Memoiren.
Ihre Bibliothek umfasst rund 4000 Bücher, ihre größte Leidenschaft gilt jedoch der Musik. Neben dem Cembalo- und Lautenspiel beherrscht sie auch das Komponieren. Sie gehört damit zu den wenigen deutschen Komponistinnen ihrer Epoche, die Opern schreiben, wovon allerdings nur eine Oper von ihr erhalten geblieben ist (Argenore, 1740). 1737 bekommt Wilhelmine von ihrem Mann die Intendantur über die Bayreuther Hofmusik, sie lädt italienische Opernkünstler ein und kümmert sich um das Kulturleben des Bayreuther Hofes, den sie kulturell und intellektuell auf eine Stufe mit den großen Höfen in Berlin oder Wien heben kann. Außerdem widmet sich Wilhelmine wissenschaftlichen Studien. Mit Voltaire führt sie einen regen Briefwechsel über philosophische Themen. Im Mai 1756 ist sie an der Gründung der Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth beteiligt.
Zwei Jahre darauf stirbt die Markgräfin als eine der wichtigsten Repräsentantinnen des aufgeklärten Absolutismus. Ihre auf Französisch geschriebenen Memoiren erscheinen erstmals 1810, 52 Jahre nach ihrem Tod, in deutscher Übersetzung. Im gleichen Jahr erscheint eine erweiterte Fassung in französischer Sprache. Zunächst werden diese Privatdrucke wegen der geschilderten Zustände am Berliner Hof für eine antipreußische Fälschung gehalten; als aber der Berliner Oberbibliothekar Georg Heinrich Pertz 1848 das französische Original von der Hand der Markgräfin entdeckt, erkennt man deren Echtheit. Gleichwohl folgen Wilhelmines autobiogaphische Memoiren zuweilen auch den literarischen Gattungsvorgaben des „roman tragique“. Von Annette Kolb stammt eine deutschsprachige Übertragung: Die Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1910).
Zu den erhaltenen Libretti für das Musiktheater zählen Wilhelmines Gioia Universa (1738), Athalie (Entstehung, Vertonung und Veröffentlichung unbekannt), Semiramide (1750), Deucalion et Pyrrha (1751/52), L'Huomo (1754) und Amaltea (1756). Fast alle ihre Kompositionen sowie die persönliche Musiksammlung gelten als verschollen.
Sekundärliteratur:
Hirsch, Theodor: Wilhelmine. In: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 69-72, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118633112.html#adbcontent, (16.06.2020).
Woods, Jean M.; Fürstenwald, Maria (1984): Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte, 10). J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.
Externe Links:
Literatur von Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth im BVB
Literatur über Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth im BVB
Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth in der DDB
Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen, Tochter des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. von Preußen, Gattin des Markgrafen Friedrich von Bayreuth, die legendäre Schwester König Friedrichs des Großen, ist nicht nur eine interessierte und im Stillen tätige Politikerin gewesen, sondern aufgrund ihrer vielfältigen Begabungen auf den Gebieten der Musik, der Philosophie, der Literatur und der bildenden Künste auch die Begründerin eines Musenhofes von europäischem Rang. Auf ihre Anregung geht die Umwandlung der Residenzstadt Bayreuth innerhalb der zwei Jahrzehnte, da sie als mitregierende Markgräfin wirkt, zurück. Neben vielen Initiativen sind es bis heute die Schloss- und Parkanlagen Eremitage, Sanspareil und Neues Schloss sowie das Markgräfliche Opernhaus (seit 2012 UNESCO-Weltkulturerbe), die ihren Ruhm begründen. Aber auch als Opernintendantin, Komponistin und Schriftstellerin hat sie sich einen Namen gemacht.
Wilhelmine wächst als älteste Tochter von zehn überlebenden Kindern ihrer Eltern am spartanisch geführten Hof in Berlin auf. Ihre Kindheit und Jugend sind geprägt von politischen Ambitionen, familiären und diplomatischen Gegensätzen sowie körperlichen und seelischen Traumata. Erzogen wird sie als zukünftige Königin von England, allerdings wird sie wegen gesellschaftlicher Interessen mehrfach mit unterschiedlichen Männern ver- und entlobt. Durch die Heirat mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth wird sie schließlich Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth.
Literarische und historische Bedeutung erlangt sie u.a. durch ihren Briefwechsel mit ihrem Lieblingsbruder Friedrich dem Großen und durch die Veröffentlichung ihrer autobiographischen Memoiren, in denen sie unverblümt ihre traumatischen Kindheitserfahrungen sowie ihr Leben am preußischen Hof schildert. Wann genau Wilhelmine ihre Memoiren niederzuschreiben beginnt, ist nicht überliefert. Man geht davon aus, dass sie Anfang der 1740er-Jahre damit anfängt, wobei sie zunächst ausdrücklich betont, diese keinesfalls veröffentlichen zu lassen.
Nach dem Tod ihres Schwiegervaters Georg Friedrich Karl 1735 hat Wilhelmine wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. Sie unterstützt ihren Mann im Kampf gegen die Korruption am Hof und beim Versuch, ein politisches Gegengewicht zu den Beamten des verstorbenen Schwiegervaters zu bilden. Wilhelmine nimmt zudem intensiven Einfluss auf die Planung und Ausstattung der Bayreuther Schlösser sowie auf die Gestaltung der Gartenanlagen. Während ihrer Zeit am Bayreuther Hof malt, schauspielert und schreibt sie weiter an ihren Memoiren.
Ihre Bibliothek umfasst rund 4000 Bücher, ihre größte Leidenschaft gilt jedoch der Musik. Neben dem Cembalo- und Lautenspiel beherrscht sie auch das Komponieren. Sie gehört damit zu den wenigen deutschen Komponistinnen ihrer Epoche, die Opern schreiben, wovon allerdings nur eine Oper von ihr erhalten geblieben ist (Argenore, 1740). 1737 bekommt Wilhelmine von ihrem Mann die Intendantur über die Bayreuther Hofmusik, sie lädt italienische Opernkünstler ein und kümmert sich um das Kulturleben des Bayreuther Hofes, den sie kulturell und intellektuell auf eine Stufe mit den großen Höfen in Berlin oder Wien heben kann. Außerdem widmet sich Wilhelmine wissenschaftlichen Studien. Mit Voltaire führt sie einen regen Briefwechsel über philosophische Themen. Im Mai 1756 ist sie an der Gründung der Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth beteiligt.
Zwei Jahre darauf stirbt die Markgräfin als eine der wichtigsten Repräsentantinnen des aufgeklärten Absolutismus. Ihre auf Französisch geschriebenen Memoiren erscheinen erstmals 1810, 52 Jahre nach ihrem Tod, in deutscher Übersetzung. Im gleichen Jahr erscheint eine erweiterte Fassung in französischer Sprache. Zunächst werden diese Privatdrucke wegen der geschilderten Zustände am Berliner Hof für eine antipreußische Fälschung gehalten; als aber der Berliner Oberbibliothekar Georg Heinrich Pertz 1848 das französische Original von der Hand der Markgräfin entdeckt, erkennt man deren Echtheit. Gleichwohl folgen Wilhelmines autobiogaphische Memoiren zuweilen auch den literarischen Gattungsvorgaben des „roman tragique“. Von Annette Kolb stammt eine deutschsprachige Übertragung: Die Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1910).
Zu den erhaltenen Libretti für das Musiktheater zählen Wilhelmines Gioia Universa (1738), Athalie (Entstehung, Vertonung und Veröffentlichung unbekannt), Semiramide (1750), Deucalion et Pyrrha (1751/52), L'Huomo (1754) und Amaltea (1756). Fast alle ihre Kompositionen sowie die persönliche Musiksammlung gelten als verschollen.
Hirsch, Theodor: Wilhelmine. In: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 69-72, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118633112.html#adbcontent, (16.06.2020).
Woods, Jean M.; Fürstenwald, Maria (1984): Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte, 10). J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.