Martin Walser
Martin Walser wird 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren und ist seit 1984 Ehrenbürger der Heimatgemeinde. Seine Schulzeit, die er aufgrund eines Kriegsdienstes im Zuge des Zweiten Weltkrieges zwischenzeitlich unterbrechen muss, beendet er 1946 mit dem Abitur und studiert im Anschluss Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte – zunächst in Regensburg, dann in Tübingen. 1951 wird er mit einer Dissertation über Franz Kafka promoviert.
Ab 1949 arbeitet Walser als Reporter, Regisseur und Hörspielautor beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, 1957 beendet er seine dortigen Tätigkeiten und lässt sich als freier Autor am Bodensee nieder. Im selben Jahr erscheint sein Romandebüt Ehen in Philippsburg, für das er mit dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet wird.
Walser zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur und schafft innerhalb von nunmehr fast 60 Jahren ein enorm umfangreiches und vielfältiges, zum Teil auch umstrittenes Gesamtwerk mit allein über 20 Romanen, zahlreichen Novellen, Geschichtensammlungen, Theaterstücken, Hörspielen und Übersetzungen, aber auch Aufsätzen, Reden und Vorlesungen. Berühmt wird er unter anderem für seine über Buchgrenzen hinweg immer wiederkehrenden Protagonisten sowie für die inneren Konflikte seiner Antihelden.
In den 1970er-Jahren hat Walser mit einigen Misserfolgen zu kämpfen. Sein Roman Jenseits der Liebe (1976) beispielsweise wird von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki aufs Höchste verrissen, das Buch wird später dennoch zum Bestseller. Ausnahmslos begeisterte Kritikermeinungen erhält Walser 1978 für Ein fliehendes Pferd, das das Aufeinandertreffen von zwei Paaren mittleren Alters im Rahmen eines Bodenseeurlaubs erzählt. Die Novelle, deren Konstellation manchmal an Goethes Wahlverwandtschaften erinnert, entwickelt sich mit über einer Million verkaufter Exemplare zu Walsers bisher erfolgreichstem Buch und wird zweimal verfilmt (1985 und 2007).
In den Jahren darauf folgen unter anderem der Roman Seelenarbeit (1979), das Selbsterforschungsbuch Meßmers Gedanken (1985, mit Fortsetzungen 2003 und 2013), der deutsche Wiedervereinigungsroman Die Verteidigung der Kindheit (1991) und der autobiografische Roman Ein springender Brunnen (1998).
Einen großen Skandal löst 2002 der Roman Tod eines Kritikers aus. Während Walser selbst das Buch als eine Art Komödie über den öffentlichen Kulturbetrieb und seine bekanntesten Antreiber sieht, führt die beabsichtigte Ähnlichkeit des Protagonisten André Ehrl-König mit Marcel Reich-Ranicki zu großer Empörung in der deutschen Literatur- und Medienwelt.
Ab 2005 beginnt Walser mit der Herausgabe seiner Tagebücher, in denen er seinen literarischen Werdegang thematisiert. Zu seinen aktuelleren Romanpublikationen zählen außerdem Angstblüte (2006), Ein liebender Mann (2008), Muttersohn (2011), Das dreizehnte Kapitel (2012) und Die Inszenierung (2013). In Zusammenarbeit mit der Sinologin Thekla Chabbi erscheint 2016 sein Briefroman Ein sterbender Mann, in dem der 72-jährige Theo Schadt nach einem jähen Karriereende von Selbstmordgedanken geplagt wird und sich unverhofft in eine deutlich jüngere Frau verliebt.
Seit Beginn seiner Autorenkarriere wird Walser laufend mit Preisen und Auszeichnungen für sein literarisches Schaffen ausgezeichnet. So erhält er u.a. den Preis der Gruppe 47 (1955), den Hermann-Hesse-Preis (1957), den Gerhart-Hauptmann-Preis (1962), den Schiller-Preis (1980), den Georg-Büchner-Preis (1981), den Ricarda-Huch-Preis (1990), den großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste für sein Gesamtwerk (1990), den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1998), den Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerk (2008), den China Jahrespreis für den besten ausländischen Roman im 21. Jahrhundert (2009), den Preis der Deutschen Gesellschaft für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung (2010) sowie den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis (2015).
Er wird in Frankreich zum "Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres" ernannt und in den Orden "Pour le Mérite" aufgenommen. Des Weiteren ist er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Sächsischen und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Künste in Berlin.
Der fünffache Vater lebt seit mehreren Jahrzehnten in Nußdorf am Bodensee, wo er am 28. Juli 2023 auch stirbt. Er wird in Wasserburg am Bodensee beigesetzt.
Sekundärliteratur:
Siblewski, Klaus; Töteberg, Michael: Eintrag "Walser, Martin" in Munzinger Online/KLG - Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, URL: http://www.munzinger.de/document/16000000580 (15.05.2015)
Externe Links:
Literatur von Martin Walser im BVB
Literatur über Martin Walser im BVB
Martin Walser bei Spiegel online
Martin Walser wird 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren und ist seit 1984 Ehrenbürger der Heimatgemeinde. Seine Schulzeit, die er aufgrund eines Kriegsdienstes im Zuge des Zweiten Weltkrieges zwischenzeitlich unterbrechen muss, beendet er 1946 mit dem Abitur und studiert im Anschluss Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte – zunächst in Regensburg, dann in Tübingen. 1951 wird er mit einer Dissertation über Franz Kafka promoviert.
Ab 1949 arbeitet Walser als Reporter, Regisseur und Hörspielautor beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, 1957 beendet er seine dortigen Tätigkeiten und lässt sich als freier Autor am Bodensee nieder. Im selben Jahr erscheint sein Romandebüt Ehen in Philippsburg, für das er mit dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet wird.
Walser zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur und schafft innerhalb von nunmehr fast 60 Jahren ein enorm umfangreiches und vielfältiges, zum Teil auch umstrittenes Gesamtwerk mit allein über 20 Romanen, zahlreichen Novellen, Geschichtensammlungen, Theaterstücken, Hörspielen und Übersetzungen, aber auch Aufsätzen, Reden und Vorlesungen. Berühmt wird er unter anderem für seine über Buchgrenzen hinweg immer wiederkehrenden Protagonisten sowie für die inneren Konflikte seiner Antihelden.
In den 1970er-Jahren hat Walser mit einigen Misserfolgen zu kämpfen. Sein Roman Jenseits der Liebe (1976) beispielsweise wird von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki aufs Höchste verrissen, das Buch wird später dennoch zum Bestseller. Ausnahmslos begeisterte Kritikermeinungen erhält Walser 1978 für Ein fliehendes Pferd, das das Aufeinandertreffen von zwei Paaren mittleren Alters im Rahmen eines Bodenseeurlaubs erzählt. Die Novelle, deren Konstellation manchmal an Goethes Wahlverwandtschaften erinnert, entwickelt sich mit über einer Million verkaufter Exemplare zu Walsers bisher erfolgreichstem Buch und wird zweimal verfilmt (1985 und 2007).
In den Jahren darauf folgen unter anderem der Roman Seelenarbeit (1979), das Selbsterforschungsbuch Meßmers Gedanken (1985, mit Fortsetzungen 2003 und 2013), der deutsche Wiedervereinigungsroman Die Verteidigung der Kindheit (1991) und der autobiografische Roman Ein springender Brunnen (1998).
Einen großen Skandal löst 2002 der Roman Tod eines Kritikers aus. Während Walser selbst das Buch als eine Art Komödie über den öffentlichen Kulturbetrieb und seine bekanntesten Antreiber sieht, führt die beabsichtigte Ähnlichkeit des Protagonisten André Ehrl-König mit Marcel Reich-Ranicki zu großer Empörung in der deutschen Literatur- und Medienwelt.
Ab 2005 beginnt Walser mit der Herausgabe seiner Tagebücher, in denen er seinen literarischen Werdegang thematisiert. Zu seinen aktuelleren Romanpublikationen zählen außerdem Angstblüte (2006), Ein liebender Mann (2008), Muttersohn (2011), Das dreizehnte Kapitel (2012) und Die Inszenierung (2013). In Zusammenarbeit mit der Sinologin Thekla Chabbi erscheint 2016 sein Briefroman Ein sterbender Mann, in dem der 72-jährige Theo Schadt nach einem jähen Karriereende von Selbstmordgedanken geplagt wird und sich unverhofft in eine deutlich jüngere Frau verliebt.
Seit Beginn seiner Autorenkarriere wird Walser laufend mit Preisen und Auszeichnungen für sein literarisches Schaffen ausgezeichnet. So erhält er u.a. den Preis der Gruppe 47 (1955), den Hermann-Hesse-Preis (1957), den Gerhart-Hauptmann-Preis (1962), den Schiller-Preis (1980), den Georg-Büchner-Preis (1981), den Ricarda-Huch-Preis (1990), den großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste für sein Gesamtwerk (1990), den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1998), den Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerk (2008), den China Jahrespreis für den besten ausländischen Roman im 21. Jahrhundert (2009), den Preis der Deutschen Gesellschaft für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung (2010) sowie den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis (2015).
Er wird in Frankreich zum "Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres" ernannt und in den Orden "Pour le Mérite" aufgenommen. Des Weiteren ist er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Sächsischen und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Künste in Berlin.
Der fünffache Vater lebt seit mehreren Jahrzehnten in Nußdorf am Bodensee, wo er am 28. Juli 2023 auch stirbt. Er wird in Wasserburg am Bodensee beigesetzt.
Siblewski, Klaus; Töteberg, Michael: Eintrag "Walser, Martin" in Munzinger Online/KLG - Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, URL: http://www.munzinger.de/document/16000000580 (15.05.2015)