Ruth Rehmann
Ruth Rehmann wird 1922 als Tochter eines evangelischen Pastors in Siegburg geboren. Im Jahr 1940 macht sie ihr Abitur, danach besucht sie eine Dolmetscherschule. Später studiert sie zunächst Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Bonn und Marburg, dann Musik, mit dem Hauptfach Geige, in Berlin und Köln. 1945 flieht sie nach Oberbayern und arbeitet zunächst als Landarbeiterin und Barsängerin.
Zeitweise arbeitet Rehmann als Dolmetscherin, Reisejournalistin, Lehrerin und Pressereferentin für verschiedene ausländische Botschaften. Als sie bei einer Tagung der Gruppe 47 aus ihren ersten schriftstellerischen Arbeiten liest, wird sie von dem Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld unter Vertrag genommen. Im Jahr 1958 lässt sich Ruth Rehmann in Trostberg nieder. 1959 erscheint ihr Debütroman Illusionen, der von vier Büroangestellten und deren Fluchten aus der betrüblichen Wirklichkeit erzählt. Es folgen Hörspiele, Features sowie eine Übersetzung – Arbeiten, mit denen sich die Autorin, wie sie selbst sagt, „über Wasser“ hält.
Größere Beachtung findet Rehmanns Schreiben 1979, als ihr Buch Der Mann auf der Kanzel: Fragen an den Vater erscheint, in dem sie Fragen nach der Schuld und der Verantwortung des väterlichen Handelns während der nationalsozialistischen Diktatur stellt. Im selben Jahr beginnt ihr Engagement für die Friedensbewegung und den Umweltschutz. Bei der Bundestagswahl 1983 wird sie von den GRÜNEN für die Kandidatur im damaligen Stimmkreis Traunstein-Berchtesgaden vorgeschlagen, was Rehmann aber letztlich ausschlägt, um „Freiheit zum Schreiben“ zu haben.
Oft scheinen Ruth Rehmanns Romane autobiografisch motiviert – Abschied von der Meisterklasse (1985) etwa handelt von einer Musikstudentin, die ihr Studium abbricht –, doch gehen sie zugleich darüber hinaus, indem sie eine Verlassenheit und Ich-Suche inszenieren, die stets literarisch gespiegelt wird. Rehmanns jüngster Roman Ferne Schwester (2009) etwa erzählt von Reisen nach Frankreich und Algerien in Form von Briefen an eine „ferne Schwester“ – womit die zeitliche Distanz von immerhin 50 Jahren zwischen dem Verfassen des Buches und den realen Reisen Rehmanns rhetorisch aufgehoben wird.
In ihrem Reisebericht Unterwegs in fremden Träumen. Begegnungen mit dem anderen Deutschland (1993) – ihrem einzig politisch gemeinten Buch – unternimmt sie den Versuch einer Dokumentation über den 1. gesamtdeutschen Schriftsteller-Kongress 1947 in Ostberlin und schildert die Eindrücke und Probleme beim Pendeln zwischen West- und Ostberlin zur Zeit der Wiedervereinigung.
2004 erhält Ruth Rehmann zusammen mit der Bildhauerin Erika Maria Lankes den Oberbayerischen Kulturpreis. Sie ist Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland, im Verband Deutscher Schriftsteller in Bayern sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Am 29. Januar 2016 stirbt die Autorin im Alter von 93 Jahren in ihrer Wohnung in Trostberg.
Sekundärliteratur:
Rehmann, Ruth. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000021786, (19.10.2011).
Schreiner, Petra (2008): Ruth Rehmann: Die Schwaigerin. In: Jakob, Reinhard (Hg.): Frauen schreiben: G'schichten vom Land. Schriftstellerinnen und das ländliche Milieu [Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof, 12. Juni bis 31. Oktober 2008] (Jexhof-Heft, 24). Bauernhofmuseum Jexhof, Fürstenfeldbruck, S. 144-151.
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Ruth Rehmann wird 1922 als Tochter eines evangelischen Pastors in Siegburg geboren. Im Jahr 1940 macht sie ihr Abitur, danach besucht sie eine Dolmetscherschule. Später studiert sie zunächst Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Bonn und Marburg, dann Musik, mit dem Hauptfach Geige, in Berlin und Köln. 1945 flieht sie nach Oberbayern und arbeitet zunächst als Landarbeiterin und Barsängerin.
Zeitweise arbeitet Rehmann als Dolmetscherin, Reisejournalistin, Lehrerin und Pressereferentin für verschiedene ausländische Botschaften. Als sie bei einer Tagung der Gruppe 47 aus ihren ersten schriftstellerischen Arbeiten liest, wird sie von dem Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld unter Vertrag genommen. Im Jahr 1958 lässt sich Ruth Rehmann in Trostberg nieder. 1959 erscheint ihr Debütroman Illusionen, der von vier Büroangestellten und deren Fluchten aus der betrüblichen Wirklichkeit erzählt. Es folgen Hörspiele, Features sowie eine Übersetzung – Arbeiten, mit denen sich die Autorin, wie sie selbst sagt, „über Wasser“ hält.
Größere Beachtung findet Rehmanns Schreiben 1979, als ihr Buch Der Mann auf der Kanzel: Fragen an den Vater erscheint, in dem sie Fragen nach der Schuld und der Verantwortung des väterlichen Handelns während der nationalsozialistischen Diktatur stellt. Im selben Jahr beginnt ihr Engagement für die Friedensbewegung und den Umweltschutz. Bei der Bundestagswahl 1983 wird sie von den GRÜNEN für die Kandidatur im damaligen Stimmkreis Traunstein-Berchtesgaden vorgeschlagen, was Rehmann aber letztlich ausschlägt, um „Freiheit zum Schreiben“ zu haben.
Oft scheinen Ruth Rehmanns Romane autobiografisch motiviert – Abschied von der Meisterklasse (1985) etwa handelt von einer Musikstudentin, die ihr Studium abbricht –, doch gehen sie zugleich darüber hinaus, indem sie eine Verlassenheit und Ich-Suche inszenieren, die stets literarisch gespiegelt wird. Rehmanns jüngster Roman Ferne Schwester (2009) etwa erzählt von Reisen nach Frankreich und Algerien in Form von Briefen an eine „ferne Schwester“ – womit die zeitliche Distanz von immerhin 50 Jahren zwischen dem Verfassen des Buches und den realen Reisen Rehmanns rhetorisch aufgehoben wird.
In ihrem Reisebericht Unterwegs in fremden Träumen. Begegnungen mit dem anderen Deutschland (1993) – ihrem einzig politisch gemeinten Buch – unternimmt sie den Versuch einer Dokumentation über den 1. gesamtdeutschen Schriftsteller-Kongress 1947 in Ostberlin und schildert die Eindrücke und Probleme beim Pendeln zwischen West- und Ostberlin zur Zeit der Wiedervereinigung.
2004 erhält Ruth Rehmann zusammen mit der Bildhauerin Erika Maria Lankes den Oberbayerischen Kulturpreis. Sie ist Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland, im Verband Deutscher Schriftsteller in Bayern sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Am 29. Januar 2016 stirbt die Autorin im Alter von 93 Jahren in ihrer Wohnung in Trostberg.
Rehmann, Ruth. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000021786, (19.10.2011).
Schreiner, Petra (2008): Ruth Rehmann: Die Schwaigerin. In: Jakob, Reinhard (Hg.): Frauen schreiben: G'schichten vom Land. Schriftstellerinnen und das ländliche Milieu [Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof, 12. Juni bis 31. Oktober 2008] (Jexhof-Heft, 24). Bauernhofmuseum Jexhof, Fürstenfeldbruck, S. 144-151.