Gustav Landauer
Gustav Landauer wird als dritter und jüngster Sohn eines jüdischen Kaufmannsehepaars in Karlsruhe geboren. Schon als Jugendlicher widmet er sich intensiv der Literatur und verfasst auch eigene Werke, u.a. Novellen, Dramen und einen Roman; vieles bleibt unveröffentlicht. Nach dem Abitur studiert er Neuere Philologie und Philosophie in Heidelberg, Berlin, Straßburg und wieder Berlin. 1889 kommt Landauer mit dem Schriftsteller Fritz Mauthner in Kontakt und schließt sich kurz darauf dem Friedrichshagener Dichterkreis an. 1891 erscheint seine Novelle Ein Knabenleben. Zwei Jahre später folgt Der Todesprediger, sein einziger Roman.
1892 beginnt sich Landauer in der Berliner Arbeiterbewegung zu engagieren und wird von da an von der Politischen Polizei Preußens scharf überwacht. Im selben Jahr lernt er bei einer anarchistischen Versammlung die Schneiderin Grete Leuschner, eine emanzipierte und gebildete Frau, kennen. Schnell bahnt sich zwischen beiden eine Beziehung an. Da Landauer weiß, dass sein Vater einer Heirat mit Grete nicht zustimmen würde, beschließt er, sie in der Schweiz heiraten. Doch die Eheschließung in Zürich kommt nicht zustande, da nicht alle erforderlichen Dokumente vorliegen. Erst zwei Jahre später wird das Paar in Berlin heiraten können.
1893 wird Landauer als Redakteur der anarchistischen Zeitschrift Der Sozialist erstmals verhaftet und wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Staatsgewalt“ zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Während seiner Haft verfasst er die Novelle Arnold Himmelheber. In dieser Zeit kommt seine erste Tochter Charlotte zur Welt. Kurz nach der Geburt der zweiten Tochter Marianne wird er erneut inhaftiert. Als das jüngere Kind 1898 stirbt, steht die Ehe vor dem Aus. In dieser Lebenskrise lernt Landauer die Lyrikerin und Sprachlehrerin Hedwig Lachmann kennen. Zwei Jahre muss er um sie werben, bis sie in eine Beziehung mit ihm einwilligt.
Zuvor verbüßt Landauer noch eine dritte Gefängnisstrafe, die er intensiv zum Arbeiten nutzt: Er redigiert Fritz Mauthners Manuskript zur Sprachkritik und übersetzt eine Auswahl von Texten des Mystikers Meister Eckhart aus dem Mittelhochdeutschen. An beide Arbeiten wird Landauers späteres sprachphilosophisches Werk Skepsis und Mystik anknüpfen. Außerdem entsteht in der Haft die Novelle Lebendig tot.
Im September 1901 ziehen Gustav Landauer und Hedwig Lachmann nach England. Neun Monate später kehren sie nach Berlin zurück, wo am 15. August 1902 ihre Tochter Gudula geboren wird. Im März 1903 wird die erste Ehe geschieden, im Mai können Gustav Landauer und Hedwig Lachmann dann endlich heiraten. Am 10. April 1906 kommt ihre jüngste Tochter Brigitte zur Welt.
1908 gründet Landauer mit Martin Buber, Erich Mühsam und anderen Gleichgesinnten den Sozialistischen Bund, 1911 erscheint sein Vortrag Aufruf zum Sozialismus als politische Schrift. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, gehören Hedwig und Gustav Landauer zu den wenigen, die ihrer pazifistischen Gesinnung treu bleiben. Wegen der kriegsbedingt schlechten Versorgungslage in Berlin übersiedelt das Ehepaar mit den Kindern im Mai 1917 nach Krumbach in Schwaben. Dort erkrankt Hedwig an einer Lungenentzündung und stirbt am 21. Februar 1918. Der trauernde Witwer fällt darauf in eine monatelange Depression.
Nach der Revolution am 7. November 1918 folgt Landauer dem Ruf seines Freundes Kurt Eisner nach München. Als es sieben Wochen nach Eisners Ermordung dann am 7. April 1919 zur Ausrufung der „Räterepublik Baiern“ kommt, tritt Landauer als Volksbeauftragter für Volksaufklärung, Unterricht, Wissenschaft und Künste an. Nach dem Sturz der Republik am 13. April bietet er der nachfolgenden Räterepublik unter Führung der Kommunisten erneut seine Mitarbeit an. Doch das von ihm ausgearbeitete Programm stößt auf Ablehnung, so dass er sich enttäuscht zurückzieht.
Bei der Niederschlagung der Räterepublik wird Gustav Landauer verhaftet und am 2. Mai kurz nach seiner Einlieferung ins Gefängnis Stadelheim von einer aufgeheizten Soldateska brutal ermordet.
Sekundärliteratur:
Buber, Martin; Britschgi-Schimmer, Ina (Hg.) (1929): Gustav Landauer. Sein Lebensgang in Briefen. 2 Bde. Verlag Rütten und Loening, Frankfurt am Main.
Knüppel, Christoph (Hg.) (2017): Gustav Landauer. Briefe und Tagebücher 1884-1900. 2 Bde. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.
Leder, Tilman; Wolf, Siegbert (Hg.) (2014): Die Politik eines „Antipolitikers“. Eine politische Biographie Gustav Landauers. 2 Bde. Verlag Edition AV, Lich.
Steininger, Rita (2020): Gustav Landauer. Ein Kämpfer für Freiheit und Menschlichkeit. Volk Verlag, München.
Viesel, Hansjörg (1980): Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main, S. 255-327.
Wolf, Siegbert (1988): Gustav Landauer zur Einführung. Junius Verlag, Hamburg.
Externe Links:
Literatur von Gustav Landauer im BVB
Gustav Landauer wird als dritter und jüngster Sohn eines jüdischen Kaufmannsehepaars in Karlsruhe geboren. Schon als Jugendlicher widmet er sich intensiv der Literatur und verfasst auch eigene Werke, u.a. Novellen, Dramen und einen Roman; vieles bleibt unveröffentlicht. Nach dem Abitur studiert er Neuere Philologie und Philosophie in Heidelberg, Berlin, Straßburg und wieder Berlin. 1889 kommt Landauer mit dem Schriftsteller Fritz Mauthner in Kontakt und schließt sich kurz darauf dem Friedrichshagener Dichterkreis an. 1891 erscheint seine Novelle Ein Knabenleben. Zwei Jahre später folgt Der Todesprediger, sein einziger Roman.
1892 beginnt sich Landauer in der Berliner Arbeiterbewegung zu engagieren und wird von da an von der Politischen Polizei Preußens scharf überwacht. Im selben Jahr lernt er bei einer anarchistischen Versammlung die Schneiderin Grete Leuschner, eine emanzipierte und gebildete Frau, kennen. Schnell bahnt sich zwischen beiden eine Beziehung an. Da Landauer weiß, dass sein Vater einer Heirat mit Grete nicht zustimmen würde, beschließt er, sie in der Schweiz heiraten. Doch die Eheschließung in Zürich kommt nicht zustande, da nicht alle erforderlichen Dokumente vorliegen. Erst zwei Jahre später wird das Paar in Berlin heiraten können.
1893 wird Landauer als Redakteur der anarchistischen Zeitschrift Der Sozialist erstmals verhaftet und wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Staatsgewalt“ zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Während seiner Haft verfasst er die Novelle Arnold Himmelheber. In dieser Zeit kommt seine erste Tochter Charlotte zur Welt. Kurz nach der Geburt der zweiten Tochter Marianne wird er erneut inhaftiert. Als das jüngere Kind 1898 stirbt, steht die Ehe vor dem Aus. In dieser Lebenskrise lernt Landauer die Lyrikerin und Sprachlehrerin Hedwig Lachmann kennen. Zwei Jahre muss er um sie werben, bis sie in eine Beziehung mit ihm einwilligt.
Zuvor verbüßt Landauer noch eine dritte Gefängnisstrafe, die er intensiv zum Arbeiten nutzt: Er redigiert Fritz Mauthners Manuskript zur Sprachkritik und übersetzt eine Auswahl von Texten des Mystikers Meister Eckhart aus dem Mittelhochdeutschen. An beide Arbeiten wird Landauers späteres sprachphilosophisches Werk Skepsis und Mystik anknüpfen. Außerdem entsteht in der Haft die Novelle Lebendig tot.
Im September 1901 ziehen Gustav Landauer und Hedwig Lachmann nach England. Neun Monate später kehren sie nach Berlin zurück, wo am 15. August 1902 ihre Tochter Gudula geboren wird. Im März 1903 wird die erste Ehe geschieden, im Mai können Gustav Landauer und Hedwig Lachmann dann endlich heiraten. Am 10. April 1906 kommt ihre jüngste Tochter Brigitte zur Welt.
1908 gründet Landauer mit Martin Buber, Erich Mühsam und anderen Gleichgesinnten den Sozialistischen Bund, 1911 erscheint sein Vortrag Aufruf zum Sozialismus als politische Schrift. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, gehören Hedwig und Gustav Landauer zu den wenigen, die ihrer pazifistischen Gesinnung treu bleiben. Wegen der kriegsbedingt schlechten Versorgungslage in Berlin übersiedelt das Ehepaar mit den Kindern im Mai 1917 nach Krumbach in Schwaben. Dort erkrankt Hedwig an einer Lungenentzündung und stirbt am 21. Februar 1918. Der trauernde Witwer fällt darauf in eine monatelange Depression.
Nach der Revolution am 7. November 1918 folgt Landauer dem Ruf seines Freundes Kurt Eisner nach München. Als es sieben Wochen nach Eisners Ermordung dann am 7. April 1919 zur Ausrufung der „Räterepublik Baiern“ kommt, tritt Landauer als Volksbeauftragter für Volksaufklärung, Unterricht, Wissenschaft und Künste an. Nach dem Sturz der Republik am 13. April bietet er der nachfolgenden Räterepublik unter Führung der Kommunisten erneut seine Mitarbeit an. Doch das von ihm ausgearbeitete Programm stößt auf Ablehnung, so dass er sich enttäuscht zurückzieht.
Bei der Niederschlagung der Räterepublik wird Gustav Landauer verhaftet und am 2. Mai kurz nach seiner Einlieferung ins Gefängnis Stadelheim von einer aufgeheizten Soldateska brutal ermordet.
Buber, Martin; Britschgi-Schimmer, Ina (Hg.) (1929): Gustav Landauer. Sein Lebensgang in Briefen. 2 Bde. Verlag Rütten und Loening, Frankfurt am Main.
Knüppel, Christoph (Hg.) (2017): Gustav Landauer. Briefe und Tagebücher 1884-1900. 2 Bde. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.
Leder, Tilman; Wolf, Siegbert (Hg.) (2014): Die Politik eines „Antipolitikers“. Eine politische Biographie Gustav Landauers. 2 Bde. Verlag Edition AV, Lich.
Steininger, Rita (2020): Gustav Landauer. Ein Kämpfer für Freiheit und Menschlichkeit. Volk Verlag, München.
Viesel, Hansjörg (1980): Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main, S. 255-327.
Wolf, Siegbert (1988): Gustav Landauer zur Einführung. Junius Verlag, Hamburg.