Hugo von Trimberg
Hugo von Trimberg besucht vermutlich die Schule in Würzburg, um 1260 kommt er ans Stift St. Gangolf und Maria in der Bamberger Teuerstadt, wo er als laikaler Vertreter des geistlichen Schulvorstands („rector scholarum“) urkundlich erwähnt ist und 40 Jahre lang wirkt. Dem Ort bzw. Adelsgeschlecht Trimberg bei Hammelburg entstammt er sicherlich nicht. Für seinen Lebensunterhalt bemüht er sich zeitlebens um Nebeneinkünfte; er kopiert und sammelt schließlich fast 200 Bücher, um sie im Alter gewinnbringend zu verkaufen.
Als Dichter ist Hugo als Verfasser von zwölf Werken hervorgetreten, nach eigenen Angaben sieben deutsche und fünf lateinische, von denen allerdings nur vier erhalten sind: eine Schulliteraturgeschichte (Registrum Multorum Auctorum), ein Heiligenkalender (Laurea Sanctorum), eine Sammlung von Fabeln und Exempeln (Solsequium) sowie – als einzige deutschsprachige Schöpfung – ein enzyklopädisches Lehrgedicht in ca. 24600 Versen, sein bekanntestes Werk Der Renner. Kleinere lateinische Arbeiten umfassen 61 Schlussverse zu einer Fassung der Vita beatae Mariae rhythmica und Spruchstrophen über Jugend und Alter mit deutschen Entsprechungen.
Der Renner – um 1300 abgeschlossen und bis zu Hugos Tod 1313 mit Nachträgen versehen – ist das umfangreichste deutsche Lehrgedicht des Mittelalters, mit über 60 Handschriften und Fragmenten zählt es zudem zu den meist überlieferten mittelhochdeutschen Dichtungen. Gegliedert ist es in sechs Abschnitte, basierend auf der Schilderung der sieben Todsünden. In die moralisch-ethischen Abhandlungen werden Kenntnisse über alle Wissensgebiete eingearbeitet – über die „septem artes“, Astronomie, Naturwissenschaften, Medizin, Psychologie, Erziehung, über alte und neue Dichter, die Bedeutung des Geldes, der Schrift oder die Überflüssigkeit von Turnieren. Die Gegenstände fungieren dabei als Medien zur Gotteserkenntnis, die Lehren sind durch eingestreute Predigtmärlein, Anekdoten, Fabeln und Sprichwörter illustriert. Aus dem Physiologus schöpft Hugo die Allegorien, in denen Naturerscheinungen religiös und moralisch ausgedeutet werden.
Mit seiner Sitten- und Ständekritik wendet sich Hugo grundsätzlich an alle Menschen; lediglich den Armen und Machtlosen begegnet er mit Sympathie. Dem Adel wirft er Willkür und Ausschweifung vor, dem Klerus Habsucht und Ignoranz. Unter den Bauern geißelt er wie Wernher der Gartenaere die Emporkömmlinge und zollt unter den Dichtern einzig Walther von der Vogelweide mit seiner Sangspruchdichtung Anerkennung. Über allem steht dabei die Klage um den entschwundenen Gehorsam gegenüber Gott bzw. um den Zerfall der alten (moralischen) Ordnung.
Sekundärliteratur:
Cramer, Thomas (20003): Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, S. 112-114.
Rummer, Eva: Hugo von Trimberg. In: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 24f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd118554638.html, (20.03.2012).
Schemmel, Bernhard (1965): Hugo von Trimberg. Der Renner. In: Dünninger, Eberhard; Kiesselbach, Dorothee (Hg.): Bayerische Literaturgeschichte in ausgewählten Beispielen I. Süddeutscher Verlag, München, S. 276-291.
Tilly, Michael: Trimberg, Hugo von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 2 (1990), Sp. 1152-1154, http://www.bautz.de/bbkl/h/hugo_v_tr.shtml, (20.03.2012).
Externe Links:
Literatur von Hugo von Trimberg im BVB
Literatur über Hugo von Trimberg im BVB
Hugo von Trimberg besucht vermutlich die Schule in Würzburg, um 1260 kommt er ans Stift St. Gangolf und Maria in der Bamberger Teuerstadt, wo er als laikaler Vertreter des geistlichen Schulvorstands („rector scholarum“) urkundlich erwähnt ist und 40 Jahre lang wirkt. Dem Ort bzw. Adelsgeschlecht Trimberg bei Hammelburg entstammt er sicherlich nicht. Für seinen Lebensunterhalt bemüht er sich zeitlebens um Nebeneinkünfte; er kopiert und sammelt schließlich fast 200 Bücher, um sie im Alter gewinnbringend zu verkaufen.
Als Dichter ist Hugo als Verfasser von zwölf Werken hervorgetreten, nach eigenen Angaben sieben deutsche und fünf lateinische, von denen allerdings nur vier erhalten sind: eine Schulliteraturgeschichte (Registrum Multorum Auctorum), ein Heiligenkalender (Laurea Sanctorum), eine Sammlung von Fabeln und Exempeln (Solsequium) sowie – als einzige deutschsprachige Schöpfung – ein enzyklopädisches Lehrgedicht in ca. 24600 Versen, sein bekanntestes Werk Der Renner. Kleinere lateinische Arbeiten umfassen 61 Schlussverse zu einer Fassung der Vita beatae Mariae rhythmica und Spruchstrophen über Jugend und Alter mit deutschen Entsprechungen.
Der Renner – um 1300 abgeschlossen und bis zu Hugos Tod 1313 mit Nachträgen versehen – ist das umfangreichste deutsche Lehrgedicht des Mittelalters, mit über 60 Handschriften und Fragmenten zählt es zudem zu den meist überlieferten mittelhochdeutschen Dichtungen. Gegliedert ist es in sechs Abschnitte, basierend auf der Schilderung der sieben Todsünden. In die moralisch-ethischen Abhandlungen werden Kenntnisse über alle Wissensgebiete eingearbeitet – über die „septem artes“, Astronomie, Naturwissenschaften, Medizin, Psychologie, Erziehung, über alte und neue Dichter, die Bedeutung des Geldes, der Schrift oder die Überflüssigkeit von Turnieren. Die Gegenstände fungieren dabei als Medien zur Gotteserkenntnis, die Lehren sind durch eingestreute Predigtmärlein, Anekdoten, Fabeln und Sprichwörter illustriert. Aus dem Physiologus schöpft Hugo die Allegorien, in denen Naturerscheinungen religiös und moralisch ausgedeutet werden.
Mit seiner Sitten- und Ständekritik wendet sich Hugo grundsätzlich an alle Menschen; lediglich den Armen und Machtlosen begegnet er mit Sympathie. Dem Adel wirft er Willkür und Ausschweifung vor, dem Klerus Habsucht und Ignoranz. Unter den Bauern geißelt er wie Wernher der Gartenaere die Emporkömmlinge und zollt unter den Dichtern einzig Walther von der Vogelweide mit seiner Sangspruchdichtung Anerkennung. Über allem steht dabei die Klage um den entschwundenen Gehorsam gegenüber Gott bzw. um den Zerfall der alten (moralischen) Ordnung.
Cramer, Thomas (20003): Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, S. 112-114.
Rummer, Eva: Hugo von Trimberg. In: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 24f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd118554638.html, (20.03.2012).
Schemmel, Bernhard (1965): Hugo von Trimberg. Der Renner. In: Dünninger, Eberhard; Kiesselbach, Dorothee (Hg.): Bayerische Literaturgeschichte in ausgewählten Beispielen I. Süddeutscher Verlag, München, S. 276-291.
Tilly, Michael: Trimberg, Hugo von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 2 (1990), Sp. 1152-1154, http://www.bautz.de/bbkl/h/hugo_v_tr.shtml, (20.03.2012).