Info
Geb.: 11.11.1929 in Kaufbeuren
Gest.: 24.11.2022 in München
Foto: Mariusz Kubik
Titel: Dr. phil.
Namensvarianten: Andreas Thalmayr, Linda Quilt, Elisabeth Ambras, Serenus M. Brezengang

Hans Magnus Enzensberger

Hans Magnus Enzensberger wird 1929 als Sohn eines Fernmeldetechnikers und einer Erzieherin in Kaufbeuren im Allgäu geboren. Seine Kindheit verbringt er mit seinen drei jüngeren Brüdern in Nürnberg. Zwischen 1942 und 1945 besucht er Gymnasien in Gunzenhausen und Oettingen und wird Ende 1944 zum „Volkssturm“ eingezogen. Nach Kriegsende wird er Dolmetscher und Barmann bei der Royal Air Force und verdient seinen Lebensunterhalt durch Schwarzhandel, bevor er 1949 am Gymnasium in Nördlingen das Abitur ablegt und Literaturwissenschaften, Sprachen und Philosophie in Erlangen, Freiburg im Breisgau, Hamburg und Paris studiert. 1955 promoviert Enzensberger Über das dichterische Verfahren in Clemens Brentanos lyrischem Werk zum Dr. phil.

Nach der Promotion arbeitet Enzensberger zunächst als Rundfunkredakteur bei Alfred Andersch in Stuttgart und lehrt als Gastdozent an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. 1957 besucht er die USA und Mexiko und veröffentlicht seinen ersten Gedichtband verteidigung der wölfe, mit dem er zum ersten Mal öffentliches Aufsehen erregt.

Für einige Zeit als freier Schriftsteller in Norwegen, lebt er ab 1959 in Italien und arbeitet bis 1961 als Lektor beim Suhrkamp-Verlag in Frankfurt, von wo er sich schon bald wieder nach Skandinavien zurückzieht. 1964 erscheint sein dritter Gedichtband blindenschrift, der die Erfahrungen des norwegischen „Exils“ spiegelt. Ein Jahr davor erhält er den Georg-Büchner-Preis.

© Wolfgang Maria Weber

Enzensberger wird Gastdozent für Poetik an der Universität Frankfurt, siedelt nach West-Berlin über und gründet die für die außerparlamentarische Oppositions- und Studentenbewegung wichtige Zeitschrift Kursbuch, deren alleiniger Herausgeber er bis 1975 ist. 1967 lehrt Enzensberger an der Wesleyan University in Connecticut, legt diese Dozentur allerdings vorzeitig nieder, um aus Protest gegen die amerikanische Außenpolitik ins sozialistische Kuba zu gehen. Nach einem längeren Aufenthalt in New York 1974/75 gründet er fünf Jahre später eine weitere Zeitschrift, TransAtlantik, an der er zwei Jahre mitarbeitet. Von 1985 bis 2004 ist er Herausgeber der Anderen Bibliothek, in der er seine favorisierten Bücher der Weltliteratur vorstellt und Autoren wie Raoul Schrott, Irene Dische, Christoph Ransmayr und W. G. Sebald nachhaltig fördert.

Hans Magnus Enzensberger lebt seit 1979 in München und zählt zu den führendsten deutschen Lyrikern und Essayisten der Nachkriegszeit. Die politische Debatte der 60er Jahre in Deutschland hat er entscheidend mitgeprägt. Neben Günter Grass und Jürgen Habermas gehört er zu jenen deutschen Intellektuellen, die auch außerhalb Deutschlands immer wieder auf Resonanz stoßen.

1994 erhält er den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Seit 1995 ist Enzensberger außerdem Bühnenberater am Berliner Renaissance-Theater.

2015 geht der Vorlass des Dichters, rund 100 Archivkästen mit Manuskripten, Dokumenten, ferner audiovisuelle Materialien, seine Hand- und Arbeitsbibliothek sowie Korrespondenzen, an das Literaturarchiv Marbach.

Am 24. November 2022 stirbt Hans Magnus Enzensberger im Alter von 93 Jahren in München.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Meissner, Toni (2004): Hans Magnus Enzensberger (*11.11.1929). Kritik als Dichtung. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 287f.


Externe Links:

Literatur von Hans Magnus Enzensberger im BVB

Literatur über Hans Magnus Enzensberger im BVB

Zugbrücke außer Betrieb

Lese- und Hörproben bei lyrikline.org

Hans Magnus Enzensbergers negative Poetik

Artikel bei Spiegel Online

Schlagwort Hans Magnus Enzensberger in Zeit Online

 

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