Günter Eich
Günter Eich wird als Sohn eines Landwirts in Lebus an der Oder (Mark Brandenburg) geboren. Die Familie übersiedelt 1918 nach Berlin, wo der Vater eine Stellung als Bücherrevisor antritt. Nach dem Abitur in Leipzig 1925 beginnt Günter Eich ein Studium der Sinologie in Berlin. Es entstehen erste Gedichte, 1927 werden einige davon unter dem Pseudonym Erich Günter in einer Anthologie veröffentlicht, deren Herausgeber Willi Fehse und Klaus Mann sind. 1928/29 nimmt Eich sein Sinologiestudium in Paris wieder auf; nach seiner Rückkehr schreibt er zusammen mit seinem Freund Martin Raschke ein erstes Hörspiel, Leben und Sterben des Sängers Caruso. Ab 1931 gehört Eich dem Autorenkreis um den Verleger Jess und die Zeitschrift Die Kolonne an. Da er sich für einen bürgerlichen Beruf untauglich befindet, auch ein eben begonnenes Ökonomiestudium 1932 abbricht, entscheidet er sich Schriftsteller zu werden. Als solcher lebt er in den 30er Jahren vor allem von Auftragsarbeiten für den Funk. Er schreibt Kinderhörspiele, Schulfunkfolgen, literarische Montagen, bearbeitet Märchen, Biografien und Stoffe berühmter Autoren, betreut mit Martin Raschke eine von 1933-37 sich erstreckende Serie Monatsbilder des Königswusterhäuser Landboten.
Bei Kriegsausbruch wird Eich als Soldat eingezogen. Auf Veranlassung seines Freundes Jürgen Eggebrecht kommandiert man ihn in die Stabsstelle Papier, 1945 gerät er bei Remagen in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er beginnt wieder zu schreiben, vor allem Gedichte. Seine „Inventur“ wird später zum Inbegriff für dichterischen Neubeginn nach 1945. 1946 zieht Eich nach Geisenhausen bei Landshut, wo er während des Krieges zeitweise einquartiert war. Seine ersten Nachkriegstexte werden in der Münchener Gefangenenzeitschrift Der Ruf gedruckt. Er ist eines der Gründungsmitglieder der Gruppe 47, die ihm 1950 ihren ersten Literaturpreis zuspricht.
1948 erscheint der Gedichtband Abgelegene Gehöfte, 1951 wird Eichs berühmtes Hörspiel Träume zum ersten Mal gesendet. Man spricht von der „Geburtsstunde des poetischen Hörspiels“ (Heinz Schwitzke): Fünf Schreckensszenen verbinden sich mit den sie umrahmenden Gedichten zu einem moralischen Appell, der sich nicht zuletzt gegen die Saturiertheit der Wirtschaftswunder-Zeit richtet. Auf einer der Gruppentagungen lernt Günter Eich schließlich seine zweite Frau, die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger, kennen. Das Paar heiratet 1953 und lebt zunächst in Geisenhausen, dann in Breitbrunn am Chiemsee, ab 1956 im oberbayerischen Lenggries, danach in Bayrisch Gmain und seit 1963 im österreichischen Groß-Gmain bei Salzburg.
In den 50er Jahren schreibt Eich seine wichtigsten Hörspiele, darunter Geh nicht nach El Kuwehd! (BR 1950), Die Andere und ich (SDR 1952), Blick auf Venedig (SWF 1952; NDR/BR 1960), Die Mädchen aus Viterbo (SWF 1953), Das Jahr Lazertis (NDR 1954), Allah hat hundert Namen (SWF/BR/RB 1954), Die Brandung vor Setúbal (NDR/BR/HR 1957) und Festianus, Märtyrer (NDR/BR 1958). Er erhält eine Reihe angesehener Literaturpreise, so 1951 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1952 den Hörspielpreis der Kriegsblinden für Die Andere und ich, 1954 den Literaturpreis der Deutschen Wirtschaft, 1959 den Georg-Büchner-Preis. An der Gründung der Zeitschrift Akzente durch Walter Höllerer ist er maßgeblich beteiligt. Seit 1955 unternimmt Eich größere Auslandsreisen, meist zu Lesungen in Goethe-Instituten.
Nach bedeutenden Gedichtbänden (Botschaften des Regens 1955; Zu den Akten 1964; Anlässe und Steingärten 1966) tritt Günter Eich in den letzten Jahren seines Lebens mit einer eigenwilligen Kurzprosa hervor, für die er den Namen „Maulwürfe“ erfindet und aus der er 1967, auf der letzten Tagung der Gruppe 47, erstmals vorliest. Im selben Jahr unternimmt er auch eine letzte Reise nach Persien. Sein letztes Hörspiel Zeit und Kartoffeln über die Gestalt Johann Gottfried Seumes entsteht einige Zeit später 1971. Trotz schwerer Herzkrankheit und Spitalaufenthalten arbeitet er noch an einer Reihe Kurzdramen. Am 20. Dezember 1972 stirbt Günter Eich in einem Salzburger Krankenhaus.
Sekundärliteratur:
Berbig, Roland (Hg.) (2021): Nichts und niemand kann dich ersetzen – Rainer Brambach / Günter Eich. Der Briefwechsel. Nimbusbooks, Wädenswill/CH.
Eich, Günter. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000003367, (28.11.2011).
Hübner, Klaus (2014): Weltliteratur aus Niederbayern. Günter Eich in Geisenhausen 1944-1954. In: Literatur in Bayern 29, Nr. 115, S. 10-12.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. München, S. 274-277.
Schafroth, Heinz F. (1976): Günter Eich (Autorenbücher, 1). C. H. Beck Verlag, München.
Externe Links:
Literatur von Günter Eich im BVB
Literatur über Günter Eich im BVB
Virtuelle Ausstellung zu Günter Eich (Geisenhausener Museum)
Lese- und Hörproben bei lyrikline.org
Botschaften des Regens (Lesung)
Günter Eich wird als Sohn eines Landwirts in Lebus an der Oder (Mark Brandenburg) geboren. Die Familie übersiedelt 1918 nach Berlin, wo der Vater eine Stellung als Bücherrevisor antritt. Nach dem Abitur in Leipzig 1925 beginnt Günter Eich ein Studium der Sinologie in Berlin. Es entstehen erste Gedichte, 1927 werden einige davon unter dem Pseudonym Erich Günter in einer Anthologie veröffentlicht, deren Herausgeber Willi Fehse und Klaus Mann sind. 1928/29 nimmt Eich sein Sinologiestudium in Paris wieder auf; nach seiner Rückkehr schreibt er zusammen mit seinem Freund Martin Raschke ein erstes Hörspiel, Leben und Sterben des Sängers Caruso. Ab 1931 gehört Eich dem Autorenkreis um den Verleger Jess und die Zeitschrift Die Kolonne an. Da er sich für einen bürgerlichen Beruf untauglich befindet, auch ein eben begonnenes Ökonomiestudium 1932 abbricht, entscheidet er sich Schriftsteller zu werden. Als solcher lebt er in den 30er Jahren vor allem von Auftragsarbeiten für den Funk. Er schreibt Kinderhörspiele, Schulfunkfolgen, literarische Montagen, bearbeitet Märchen, Biografien und Stoffe berühmter Autoren, betreut mit Martin Raschke eine von 1933-37 sich erstreckende Serie Monatsbilder des Königswusterhäuser Landboten.
Bei Kriegsausbruch wird Eich als Soldat eingezogen. Auf Veranlassung seines Freundes Jürgen Eggebrecht kommandiert man ihn in die Stabsstelle Papier, 1945 gerät er bei Remagen in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er beginnt wieder zu schreiben, vor allem Gedichte. Seine „Inventur“ wird später zum Inbegriff für dichterischen Neubeginn nach 1945. 1946 zieht Eich nach Geisenhausen bei Landshut, wo er während des Krieges zeitweise einquartiert war. Seine ersten Nachkriegstexte werden in der Münchener Gefangenenzeitschrift Der Ruf gedruckt. Er ist eines der Gründungsmitglieder der Gruppe 47, die ihm 1950 ihren ersten Literaturpreis zuspricht.
1948 erscheint der Gedichtband Abgelegene Gehöfte, 1951 wird Eichs berühmtes Hörspiel Träume zum ersten Mal gesendet. Man spricht von der „Geburtsstunde des poetischen Hörspiels“ (Heinz Schwitzke): Fünf Schreckensszenen verbinden sich mit den sie umrahmenden Gedichten zu einem moralischen Appell, der sich nicht zuletzt gegen die Saturiertheit der Wirtschaftswunder-Zeit richtet. Auf einer der Gruppentagungen lernt Günter Eich schließlich seine zweite Frau, die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger, kennen. Das Paar heiratet 1953 und lebt zunächst in Geisenhausen, dann in Breitbrunn am Chiemsee, ab 1956 im oberbayerischen Lenggries, danach in Bayrisch Gmain und seit 1963 im österreichischen Groß-Gmain bei Salzburg.
In den 50er Jahren schreibt Eich seine wichtigsten Hörspiele, darunter Geh nicht nach El Kuwehd! (BR 1950), Die Andere und ich (SDR 1952), Blick auf Venedig (SWF 1952; NDR/BR 1960), Die Mädchen aus Viterbo (SWF 1953), Das Jahr Lazertis (NDR 1954), Allah hat hundert Namen (SWF/BR/RB 1954), Die Brandung vor Setúbal (NDR/BR/HR 1957) und Festianus, Märtyrer (NDR/BR 1958). Er erhält eine Reihe angesehener Literaturpreise, so 1951 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1952 den Hörspielpreis der Kriegsblinden für Die Andere und ich, 1954 den Literaturpreis der Deutschen Wirtschaft, 1959 den Georg-Büchner-Preis. An der Gründung der Zeitschrift Akzente durch Walter Höllerer ist er maßgeblich beteiligt. Seit 1955 unternimmt Eich größere Auslandsreisen, meist zu Lesungen in Goethe-Instituten.
Nach bedeutenden Gedichtbänden (Botschaften des Regens 1955; Zu den Akten 1964; Anlässe und Steingärten 1966) tritt Günter Eich in den letzten Jahren seines Lebens mit einer eigenwilligen Kurzprosa hervor, für die er den Namen „Maulwürfe“ erfindet und aus der er 1967, auf der letzten Tagung der Gruppe 47, erstmals vorliest. Im selben Jahr unternimmt er auch eine letzte Reise nach Persien. Sein letztes Hörspiel Zeit und Kartoffeln über die Gestalt Johann Gottfried Seumes entsteht einige Zeit später 1971. Trotz schwerer Herzkrankheit und Spitalaufenthalten arbeitet er noch an einer Reihe Kurzdramen. Am 20. Dezember 1972 stirbt Günter Eich in einem Salzburger Krankenhaus.
Berbig, Roland (Hg.) (2021): Nichts und niemand kann dich ersetzen – Rainer Brambach / Günter Eich. Der Briefwechsel. Nimbusbooks, Wädenswill/CH.
Eich, Günter. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000003367, (28.11.2011).
Hübner, Klaus (2014): Weltliteratur aus Niederbayern. Günter Eich in Geisenhausen 1944-1954. In: Literatur in Bayern 29, Nr. 115, S. 10-12.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. München, S. 274-277.
Schafroth, Heinz F. (1976): Günter Eich (Autorenbücher, 1). C. H. Beck Verlag, München.