Johann Beer
„Bedeutendster volkstümlicher Erzähler des deutschen Barock nach Grimmelshausen“, nennt Gero von Wilpert in seinem Lexikon der Weltliteratur Johann Beer, der meist unter verschiedenen Pseudonymen ein umfangreiches literarisches Werk hinterlassen hat. Der gebürtige oberösterreichische Sohn eines Gastwirts kommt über diverse Klosterschulen in Österreich und Bayern 1670 zu seinen nach Regensburg aus religiösen Gründen emigrierten evangelischen Eltern, wo der Vater als Marktschreiber tätig ist. Von 1670 bis 1676 besucht Johann Beer das Gymnasium Poeticum in Regensburg. Zu seinen Freunden – mit denen er später konstanten Briefverkehr unterhält – zählen die aus Weiden stammenden Mitschüler Rasp, Dürr und Engel. Der einflussreichste unter den Briefempfängern in Weiden ist 1700 Bürgermeister Hans Christoph Sand. 1675 kommt Johann Beer das erste Mal persönlich nach Weiden und wird mit „dem Statt Cantore Herren Alten und Herren Peter Kluegeln, Organisten der Evangelischen Gemeinde, bekannt ...“ (Sein Leben, von ihm selbst erzählt, Autobiografie 1965).
Zwar lässt sich der musisch veranlagte Johann Beer an der Universität Altdorf bei Nürnberg einschreiben, besucht dann aber für einige Monate die Universität Leipzig, wo er Theologie studiert. Hier entsteht seine Beschreibung der Statt Regensburg – ein Gedicht von 650 Zeilen. Johann Beer heiratet und macht eine Karriere als Hofmusikus (Konzertmeister 1685 in Weißenfels) im Dienst des Herzogs August von Sachsen-Weißenfels. Im Jahre 1700 stirbt der Dichter, Komponist, Gesellschafter, Schauspieler, Ratgeber und Reisebegleiter Johann Beer an den Folgen eines Jagdunfalls nach einem Schützenfest.
Beers literarisches Werk umfasst – neben einer Reihe musikalischer Schriften und Polemiken – etwa 20 Romane (Schelmenromane), Epigramme und ein Passionsoratorium. Johann Beer versteht sich von Anfang an – in der Nachfolge des (kath.) Grimmelshausen als satirischer Dichter. Sein Romanschaffen gipfelt – über Der Symplizianische Welt-Kucker (1677/79) – in den beiden Romanen Teutsche Winternächte (1682) und Die kurtzweiligen Sommer-Täge (1683). Erst im 20. Jahrhundert wird der barocke Erzähldichter durch Richard Alewyn neuentdeckt.
In seinem berühmten Roman Der berühmte Narren-Spital, darinnen … (1681, Reprint 1987 in der „Krater Bibliothek“ Nördlingen) lässt Johann Beer seinen Alter ego-Helden Hanß guck in die Welt auf seinem Klepper „gegen dem Schloss Parkstein, in der Pfalz, reiten. [..., denn ich war] willens, bei dem damaligen Organisten zu Weiden auf dem Clavier spielen zu lernen und mich in musicis zu exerzieren.“
Zur Erinnerung an das erzählerische Werk Johann Beers wird seit 2009 in Österreich, gemeinsam von der Ärztekammer in Österreich und der Deutschen Bank, der Johann-Beer-Literaturpreis vergeben.
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.
Ders. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf., S. 21.
Bosl, Karl (1983): Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Regensburg, S. 54.
Brandtner, Andreas; Neuber, Wolfgang (2000): Beer. 1655-1700. Hofmusiker. Satiriker. Anonymus. Wien.
Dünninger, Eberhard; Kiesselbach, Dorothee (1967): Bayerische Literaturgeschichte, Bd 2.: Neuzeit. München, S. 11, 31, 40, 55.
Fischer, Erich (1997): Hauptwerke der österreichischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. München, S. 64-68.
Fromholzer, Franz (2014): Die Künste des fliegenden Arztes. Johann Beer schildert den Tod des Jahrmarktschaustellers Atavan. In: Barbey, Rainer; Petzi, Erwin (Hg.): Kleine Regensburger Literaturgeschichte. Regensburg, S. 170-176.
Krauß, Annemarie (1988): Der Barockdichter Johann Beer und Weiden. In: Oberpfälzer Heimat 32, S. 109ff.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 64-66.
Schlosser, Horst Dieter (201011): dtv-Atlas Deutsche Literatur. München, S. 116f.
Wurster, Herbert A. (1978): Johann Beers Beschreibung der Statt Regensburg. Ein wiedergefundenes barockes Loblied. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 118, S. 237-258.
Externe Links:
Literatur von Johann Beer im BVB
„Bedeutendster volkstümlicher Erzähler des deutschen Barock nach Grimmelshausen“, nennt Gero von Wilpert in seinem Lexikon der Weltliteratur Johann Beer, der meist unter verschiedenen Pseudonymen ein umfangreiches literarisches Werk hinterlassen hat. Der gebürtige oberösterreichische Sohn eines Gastwirts kommt über diverse Klosterschulen in Österreich und Bayern 1670 zu seinen nach Regensburg aus religiösen Gründen emigrierten evangelischen Eltern, wo der Vater als Marktschreiber tätig ist. Von 1670 bis 1676 besucht Johann Beer das Gymnasium Poeticum in Regensburg. Zu seinen Freunden – mit denen er später konstanten Briefverkehr unterhält – zählen die aus Weiden stammenden Mitschüler Rasp, Dürr und Engel. Der einflussreichste unter den Briefempfängern in Weiden ist 1700 Bürgermeister Hans Christoph Sand. 1675 kommt Johann Beer das erste Mal persönlich nach Weiden und wird mit „dem Statt Cantore Herren Alten und Herren Peter Kluegeln, Organisten der Evangelischen Gemeinde, bekannt ...“ (Sein Leben, von ihm selbst erzählt, Autobiografie 1965).
Zwar lässt sich der musisch veranlagte Johann Beer an der Universität Altdorf bei Nürnberg einschreiben, besucht dann aber für einige Monate die Universität Leipzig, wo er Theologie studiert. Hier entsteht seine Beschreibung der Statt Regensburg – ein Gedicht von 650 Zeilen. Johann Beer heiratet und macht eine Karriere als Hofmusikus (Konzertmeister 1685 in Weißenfels) im Dienst des Herzogs August von Sachsen-Weißenfels. Im Jahre 1700 stirbt der Dichter, Komponist, Gesellschafter, Schauspieler, Ratgeber und Reisebegleiter Johann Beer an den Folgen eines Jagdunfalls nach einem Schützenfest.
Beers literarisches Werk umfasst – neben einer Reihe musikalischer Schriften und Polemiken – etwa 20 Romane (Schelmenromane), Epigramme und ein Passionsoratorium. Johann Beer versteht sich von Anfang an – in der Nachfolge des (kath.) Grimmelshausen als satirischer Dichter. Sein Romanschaffen gipfelt – über Der Symplizianische Welt-Kucker (1677/79) – in den beiden Romanen Teutsche Winternächte (1682) und Die kurtzweiligen Sommer-Täge (1683). Erst im 20. Jahrhundert wird der barocke Erzähldichter durch Richard Alewyn neuentdeckt.
In seinem berühmten Roman Der berühmte Narren-Spital, darinnen … (1681, Reprint 1987 in der „Krater Bibliothek“ Nördlingen) lässt Johann Beer seinen Alter ego-Helden Hanß guck in die Welt auf seinem Klepper „gegen dem Schloss Parkstein, in der Pfalz, reiten. [..., denn ich war] willens, bei dem damaligen Organisten zu Weiden auf dem Clavier spielen zu lernen und mich in musicis zu exerzieren.“
Zur Erinnerung an das erzählerische Werk Johann Beers wird seit 2009 in Österreich, gemeinsam von der Ärztekammer in Österreich und der Deutschen Bank, der Johann-Beer-Literaturpreis vergeben.
Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.
Ders. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf., S. 21.
Bosl, Karl (1983): Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Regensburg, S. 54.
Brandtner, Andreas; Neuber, Wolfgang (2000): Beer. 1655-1700. Hofmusiker. Satiriker. Anonymus. Wien.
Dünninger, Eberhard; Kiesselbach, Dorothee (1967): Bayerische Literaturgeschichte, Bd 2.: Neuzeit. München, S. 11, 31, 40, 55.
Fischer, Erich (1997): Hauptwerke der österreichischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. München, S. 64-68.
Fromholzer, Franz (2014): Die Künste des fliegenden Arztes. Johann Beer schildert den Tod des Jahrmarktschaustellers Atavan. In: Barbey, Rainer; Petzi, Erwin (Hg.): Kleine Regensburger Literaturgeschichte. Regensburg, S. 170-176.
Krauß, Annemarie (1988): Der Barockdichter Johann Beer und Weiden. In: Oberpfälzer Heimat 32, S. 109ff.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 64-66.
Schlosser, Horst Dieter (201011): dtv-Atlas Deutsche Literatur. München, S. 116f.
Wurster, Herbert A. (1978): Johann Beers Beschreibung der Statt Regensburg. Ein wiedergefundenes barockes Loblied. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 118, S. 237-258.