Info
Geb.: 18. 1.1886 in Karlskrona, Schweden
Gest.: 7. 2.1962 in Mindelheim
© Stadtarchiv Mindelheim
Namensvarianten: Clara Elisabet von Vegesack [späterer Name]

Clara Nordström

Clara Nordström, 1886 geboren, wächst in Växjö im Süden Schwedens auf. Ihr Vater ist Arzt, ihre Mutter Bengta Landwirtin. Aufgrund ihrer schwächlichen Gesundheit wird Clara zunächst zu Hause unterrichtet und besucht dann eine Privatschule. Mit 17 Jahren kommt sie nach Hildesheim und Braunschweig, um die deutsche Sprache zu erlernen. 1905 heiratet sie Armin Reiche, den Sohn ihres Deutschlehrers. Der Ehe, die bereits 1909 wieder geschieden wird, entstammt der 1906 geborene Sohn Gustav Adolf. Der Kontakt zum Sohn wird Clara Nordström untersagt, sie sieht ihn erst 17 Jahre später wieder. Sie kehrt zunächst in ihr Elternhaus zurück und zieht dann nach Berlin um, um eine Ausbildung zur Fotografin zu machen. 

Ab 1912 lebt Clara Nordström als freie Schriftstellerin in München, wo erste kleine Veröffentlichungen in Zeitschriften erscheinen. Dort lernt sie den baltischen Schriftsteller Siegfried von Vegesack kennen. Auf seinem Familiengut in Livland werden sie vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht, sie gehen nach Stockholm, wo sie 1915 heiraten. Mitten im Krieg erfolgt der Umzug nach Berlin, um „mitzuhungern und mitzuleiden“. 1917 wird die Tochter Isabel geboren. Dank der finanziellen Unterstützung durch Claras Mutter kann das junge Paar einen Nebenturm der Burgruine Weißenstein im Bayerischen Wald erwerben und zum Wohnturm umbauen. Der hohen Unterhaltskosten wegen wird der Turm schon bald „das fressende Haus“ genannt. Für ein zusätzliches Einkommen sorgt die Vermietung von Räumen an Urlaubsgäste und Mitglieder der Künstlergemeinschaft Porza. 1920 kommt Tochter Karin zur Welt, die jedoch nur sechs Tage nach der schweren Geburt stirbt. 1923 wird schließlich der Sohn Gotthard geboren. Die Familie zieht häufig um, lebt ab 1929 im Tessin.

Wegen Gotthards Einschulung 1930 zieht Clara Nordström mit ihm nach Stuttgart um, wo Isabel bereits bei einer baltischen Familie wohnt. Dort beschäftigt sie sich intensiv mit Anthroposophie. Die Annahme des Romans Kajsa Lejondahl 1933 beim Verlag verschafft ihr ein bescheidenes, regelmäßiges Einkommen, was die größte Not beendet und ihr ermöglicht, 1934 für Recherchen zu ihrem nächsten Roman Roger Björn zwei Sommermonate auf einer schwedischen Insel zu verbringen. Ihr Mann wohnt mit den Kindern auf einer Nachbarinsel, auch er arbeitet an einem Roman. Clara Nordström fühlt sich, inspiriert durch den Kontakt zu einer kleinen christlichen Gemeinschaft, wieder stark zum Glauben hingezogen. Die zunehmende Entfremdung zwischen ihr und ihrem Mann führt nach 20 Ehejahren 1935 schließlich zur Scheidung. Clara Nordström und Siegfried von Vegesack, den Clara Vän (schwedisch ‚Freund‘) nennt, bleiben einander aber ein Leben lang freundschaftlich verbunden. 

Clara Nordström hält sich mit Schreiben, Vortragsreisen und Lesungen finanziell über Wasser. Lange Zeit muss sie wegen gesundheitlichen Problemen im Liegen schreiben. Ihren Sohn Gotthard gibt sie ins Internat der Urspringschule bei Schelklingen. 1938 erfolgt ein Hausbau in Baiersbronn im Schwarzwald. Als der Zweite Weltkrieg beginnt, reist sie viel für Lesungen durch Deutschland. Den Zielen der Nationalsozialisten steht sie lange Zeit nah. Ihr Gedicht „An meine Söhne“, verfasst am 8. März 1940, endet mit den Versen:

Nur wenn Ihr treulos wäret und feige / Würde mein Leben ins Dunkel versinken, / Doch das werdet Ihr niemals sein. // Deshalb soll Euch die Sonne grüßen, / Deshalb sollen die Blumen Euch blühen, / Schirmend rauschen die weiten Wälder. / Und es wird Euch die starke Nordsee / Dröhnend rufen zum Kampf und Sieg!

Clara Nordström veröffentlicht Artikel für die schwedischen Nationalsozialisten, wird 1944 an den Reichssender Königsberg berufen und muss bei Kriegsende aus Ostpreußen fliehen. Am 30. März 1944 fällt der Sohn Gotthard, der sich mit 17 Jahren mit Begeisterung freiwillig als Soldat gemeldet hatte, in der Ukraine. Das Buch Mein Junge – Ein Nachruf (2018 vom Förderverein Weißensteiner Burgkasten „Rettet das fressende Haus“ e.V. neu herausgegeben) enthält Siegfried von Vegesacks Gedicht-Zyklus für seinen gefallenen Sohn und Auszüge aus Clara Nordströms Autobiographie Mein Leben mit Erinnerungen an ihr „Buberl“. Ihr Sohn Gustav Adolf überlebt den Krieg und kehrt aus der russischen Gefangenschaft zurück.

Clara Nordström hinterlässt trotz ihrer schweren Erkrankungen ein umfangreiches literarisches Werk. Viele ihrer Romanfiguren setzen sich – ebenso wie die Autorin selbst – intensiv mit Glaubensfragen auseinander. Ihr Erstlingswerk ist der Roman Tomtelilla, 1923 erschienen in Deutschland und in Schweden, 1953 in einer überarbeiteten Fassung vorgelegt. Es ist die Geschichte einer schwedischen Kleinstadt, deren Bewohner sich nicht mehr mit ihrem beschaulichen Dasein begnügen wollen. Die weiteren Werke erscheinen nur noch auf Deutsch. Es sind die Romane Kajsa Lejondahl (1933, Neuaufl. 1951), Frau Kajsa (1934), Roger Björn (1935, Neuaufl. 1948), Lillemor (1936), Der Ruf der Heimat (1938, Neuaufl. 1948), Bengta, die Bäuerin aus Skane (1941) und Sternenreiter (1946, Neuaufl. 1951 u.d.T. Engelbrecht Engelbrechtsson), das als ihr reifstes Werk bezeichnet wird. Aus der Nachkriegszeit stammen Die Letzte der Svenske (1952), Licht zwischen den Wolken (1952), Kristof (1955), Der Weg in das große Leuchten (1955), die Autobiographie Mein Leben (1957), Der Findling vom Sankt Erikshof (1961), Die Flucht nach Schweden (1960) und Die höhere Liebe (1963, posthum).

1948 konvertiert Clara Nordström in Hamburg vom Protestantismus zum Katholizismus und wird Laienschwester einer Benediktinerabtei. 1952 zieht sie nach Dießen am Ammersee. Ihren Lebensabend verbringt sie im städtischen Seniorenheim in Mindelheim, betreut von Mallersdorfer Schwestern. Sie empfindet Glück und Dankbarkeit über diese letzte Lebensstation, was sie bei ihren Dichterlesungen in Mindelheim auch zum Ausdruck bringt.

1962 stirbt Clara Nordström stirbt im Alter von 76 Jahren. Ihr literarischer Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Mindelheim und im Vegesack-Archiv des Fördervereins Weißensteiner Burgkasten „Rettet das fressende Haus e.V.“ in Regen (Lagerung im Stadtarchiv Regen). 

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Clara Nordström. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. URL:  https://online.munzinger.de/document/00000007629, (26.8.2024).

[bb] (2016): Clara Nordström – eine erstaunliche Frau in einer schwierigen Zeit. In: Passauer Neue Presse, 21. Januar. URL: https://www.pnp.de/archiv/1/clara-nordstroem-eine-erstaunliche-frau-in-einer-schwierigen-zeit-7044266, (26.08.2024). 

Schnurbein, Barbara von: Mein Junge. Siegfried von Vegesack und Clara Nordström über Gotthard Vegesack (1923-1944), hg. vom Förderverein Weißensteiner Burgkasten „Rettet das fressende Haus“ e.V.

Zeitungsartikel „Im Banne der schwedisch-deutschen Dichterin. Adventliche Stunde mit Clara Nordström“, o.D.


Externe Links:

Literatur von Clara Nordström im BVB

Literatur über Clara Nordström im BVB