Hans Hopfen
Der Sohn der aus österreichischem Beamtenadel stammenden Angelotta Mayer (von Lindenthal) wird im Alter von zehn Jahren vom jüdischen Kaufmann Simon Hopfen als eigener Sohn anerkannt. Hans Hopfen studiert in München 1853 bis 1858 Rechtswissenschaft, unter dem starken Einfluss Sybels außerdem Geschichte. Die Beamtenlaufbahn gibt er bald auf, eine Bildungsreise führt ihn 1862 nach Venedig. Der Münchner Dichtergruppe um Geibel und Heyse tritt er noch im selben Jahr bei. 1863 ist er in Paris, 1864-70 dann in Wien, wo er mit Franz Grillparzer und Friedrich Halm zusammentrifft. Nach der Promotion zum Dr. phil. durch die Universität Tübingen wirkt er 1865/66 als Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung. Danach ist er freier Schriftsteller in Berlin. Vom Prinzregenten Luitpold wird er 1888 in den persönlichen Adelsstand erhoben.
Hopfens Werk ist von der epigonal-eklektizistischen Dichtungsweise des Münchner Dichterkreises geprägt, weist aber in Anlehnung an die französischen Realisten auch naturalistische Züge auf. Seine Lyrik steht im Banne Geibels, der ihn früh fördert, Halms, Platens und Uhlands (Stanzenform) sowie Heines (Ironie). Die Vorliebe für Münchner Details teilt er mit Dingelstedt, Eigenständigkeit bewahrt er sich jedoch durch die scharfe Beobachtungsgabe, besonders in der Milieuschilderung des Münchner Studentenlebens (Hopfen ist selbst Mitglied der schlagenden Verbindung Corps Franconia); in den erstmals im Dachauer Flachland spielenden Dorfgeschichten (Bayrische Dorfgeschichten, 1878) erweist er sich darüber hinaus als der bedeutende Vorläufer Ludwig Thomas.
Bleibenden Ruf als Dichter erwirbt Hopfen sich mit seinen realistischen Balladen, vor allem der „Sendlinger Bauernschlacht“ und „Jung Heinrich“, die gegen die ultramontane bzw. österreichische Politik gerichtet sind, und der humorvollen Dorfgeschichte Der alte Praktikant (1878). Das in China spielende komische Miniaturepos Der Pinsel Mings (1868) bezeugt in der Meisterung der Stanzen nicht nur Hopfens Formgefühl, sondern ist zugleich lustvolle Satire auf seine Kollegen aus der Gesellschaft Die Krokodile. Durch Tagesfron zum berufsmäßigen Vielschreiben von Gesellschaftsromanen gezwungen, verflacht in der Spätzeit Hopfens Dichtkunst. „Sein Schwanken zwischen leidenschaftlichem Temperament und sehr kritischem Verstand, zwischen Bismarckkult und Bayerntreue, zwischen kirchlicher Skepsis und unbewußter Katholizität erhebt ihn zur typischen Figur seiner Epoche.“ (Karl Schindler)
Sekundärliteratur:
Mahr, Johannes (1987) (Hg.): Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente mit 29 Abbildungen. Reclam, Stuttgart.
Schindler, Karl: Hopfen, Hans Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 610f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd116981385.html, (30.10.2011).
Externe Links:
Literatur von Hans Hopfen im BVB
Literatur über Hans Hopfen im BVB
Der Sohn der aus österreichischem Beamtenadel stammenden Angelotta Mayer (von Lindenthal) wird im Alter von zehn Jahren vom jüdischen Kaufmann Simon Hopfen als eigener Sohn anerkannt. Hans Hopfen studiert in München 1853 bis 1858 Rechtswissenschaft, unter dem starken Einfluss Sybels außerdem Geschichte. Die Beamtenlaufbahn gibt er bald auf, eine Bildungsreise führt ihn 1862 nach Venedig. Der Münchner Dichtergruppe um Geibel und Heyse tritt er noch im selben Jahr bei. 1863 ist er in Paris, 1864-70 dann in Wien, wo er mit Franz Grillparzer und Friedrich Halm zusammentrifft. Nach der Promotion zum Dr. phil. durch die Universität Tübingen wirkt er 1865/66 als Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung. Danach ist er freier Schriftsteller in Berlin. Vom Prinzregenten Luitpold wird er 1888 in den persönlichen Adelsstand erhoben.
Hopfens Werk ist von der epigonal-eklektizistischen Dichtungsweise des Münchner Dichterkreises geprägt, weist aber in Anlehnung an die französischen Realisten auch naturalistische Züge auf. Seine Lyrik steht im Banne Geibels, der ihn früh fördert, Halms, Platens und Uhlands (Stanzenform) sowie Heines (Ironie). Die Vorliebe für Münchner Details teilt er mit Dingelstedt, Eigenständigkeit bewahrt er sich jedoch durch die scharfe Beobachtungsgabe, besonders in der Milieuschilderung des Münchner Studentenlebens (Hopfen ist selbst Mitglied der schlagenden Verbindung Corps Franconia); in den erstmals im Dachauer Flachland spielenden Dorfgeschichten (Bayrische Dorfgeschichten, 1878) erweist er sich darüber hinaus als der bedeutende Vorläufer Ludwig Thomas.
Bleibenden Ruf als Dichter erwirbt Hopfen sich mit seinen realistischen Balladen, vor allem der „Sendlinger Bauernschlacht“ und „Jung Heinrich“, die gegen die ultramontane bzw. österreichische Politik gerichtet sind, und der humorvollen Dorfgeschichte Der alte Praktikant (1878). Das in China spielende komische Miniaturepos Der Pinsel Mings (1868) bezeugt in der Meisterung der Stanzen nicht nur Hopfens Formgefühl, sondern ist zugleich lustvolle Satire auf seine Kollegen aus der Gesellschaft Die Krokodile. Durch Tagesfron zum berufsmäßigen Vielschreiben von Gesellschaftsromanen gezwungen, verflacht in der Spätzeit Hopfens Dichtkunst. „Sein Schwanken zwischen leidenschaftlichem Temperament und sehr kritischem Verstand, zwischen Bismarckkult und Bayerntreue, zwischen kirchlicher Skepsis und unbewußter Katholizität erhebt ihn zur typischen Figur seiner Epoche.“ (Karl Schindler)
Mahr, Johannes (1987) (Hg.): Die Krokodile. Ein Münchner Dichterkreis. Texte und Dokumente mit 29 Abbildungen. Reclam, Stuttgart.
Schindler, Karl: Hopfen, Hans Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 610f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd116981385.html, (30.10.2011).