Peter Gryer
Peter Gryer (Schreibung in manchen Quellen Geyer) wird vermutlich um 1450 in Biel, einer Stadt an der deutsch-französischen Sprachgrenze im heutigen Schweizer Kanton Bern, geboren. Er besucht in Memmingen die angesehene und weithin bekannte Lateinschule und verfasst als deren Scholar 1476 das Arzneibuch Thesaurus pauperum. Von Memmingen aus tritt Peter Gryer in das nahe gelegene Kartäuserkloster Buxheim ein und legt dort um 1481 seine Profess ab.
Im Kartäuserkloster hofft der vielseitig begabte Pater Petrus, neben seiner religiösen Bestimmung genügend Freiraum für die Beschäftigung mit den Werken der ihn interessierenden Wissenschaften zu finden. Er dehnt seine Kopierfreudigkeit und schriftstellerische Aktivität auf nahezu alle Bereiche des zeitgenössischen Wissens aus und hinterlässt einen eigenhändig geschriebenen Sammelband, in welchem auf 438 Blättern in 35 separaten Abhandlungen die Ergebnisse seiner Arbeit als Kopist und Autor festgehalten sind. Dieser Sammelband (Tractatus) plurimi (circa 40) per Petrum Gryer collecti et conscripti (1481) beinhaltet Kopien theologischer Abhandlungen (z.B. von Augustinus, Gregor dem Großen, Hugo von St. Victor, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Kempen) und Schriften, die sich mit medizinischen, physikalischen, meteorologischen und philologischen Problemen befassen. In den Gesamtkomplex der Kopien streut Pater Petrus an verschiedenen Stellen eigene Arbeiten ein, die wahrscheinlich seiner klösterlichen Schaffensperiode entstammen und in denen er auch Reflexe der eigenen asketisch-moralischen Erfahrungen seines Mönchslebens darlegt.
Eine eingehende Analyse des Werks wäre wünschenswert, doch der Aufenthaltsort dieses bedeutenden Sammelbands ist nicht bekannt. Ebenso wie das Arzneibuch ist auch der Sammelband durch die Auflösung der Buxheimer Klosterbibliothek in fremde Hände gelangt. Die genaue Kenntnis seines Inhalts ergibt sich aber aus den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Traktate in den beiden Versteigerungskatalogen der Buxheimer Klosterbibliothek von 1883 und 1884 (vgl. dazu Friedrich Stöhlker, Band 4, 1978, Nr. 35).
Der Kartäusermönch Pater Petrus gerät – darauf deuten Stöhlkers Rechercheergebnisse hin – mit seinen weitgespannten Interessen und seiner geradezu unstillbaren Aktivität später wohl in Konflikt mit den primär der Spiritualität, der Kontemplation und dem Gebet verpflichteten Grundprinzipien seines Ordens. Seine wiederholt schriftlich geäußerten Anliegen führen 1489 und 1491 zu Disziplinierungsmaßnahmen (Verweis und Kerkerhaft) durch das Generalkapitel. Im Lauf seines Ordenslebens bekleidet Pater Petrus de Biel jedenfalls nie ein höheres Amt; er stirbt als einfacher Mönch und Senior des Konvents am 7. April 1522.
Sekundärliteratur:
Stöhlker, Friedrich (1978): Die Kartause Buxheim 1402-1803. Bd. 4. Personalschematismus I von 1402-1554, hg. durch den Heimatdienst Buxheim e.V., Nr. 35, S. 692-696.
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Peter Gryer (Schreibung in manchen Quellen Geyer) wird vermutlich um 1450 in Biel, einer Stadt an der deutsch-französischen Sprachgrenze im heutigen Schweizer Kanton Bern, geboren. Er besucht in Memmingen die angesehene und weithin bekannte Lateinschule und verfasst als deren Scholar 1476 das Arzneibuch Thesaurus pauperum. Von Memmingen aus tritt Peter Gryer in das nahe gelegene Kartäuserkloster Buxheim ein und legt dort um 1481 seine Profess ab.
Im Kartäuserkloster hofft der vielseitig begabte Pater Petrus, neben seiner religiösen Bestimmung genügend Freiraum für die Beschäftigung mit den Werken der ihn interessierenden Wissenschaften zu finden. Er dehnt seine Kopierfreudigkeit und schriftstellerische Aktivität auf nahezu alle Bereiche des zeitgenössischen Wissens aus und hinterlässt einen eigenhändig geschriebenen Sammelband, in welchem auf 438 Blättern in 35 separaten Abhandlungen die Ergebnisse seiner Arbeit als Kopist und Autor festgehalten sind. Dieser Sammelband (Tractatus) plurimi (circa 40) per Petrum Gryer collecti et conscripti (1481) beinhaltet Kopien theologischer Abhandlungen (z.B. von Augustinus, Gregor dem Großen, Hugo von St. Victor, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Kempen) und Schriften, die sich mit medizinischen, physikalischen, meteorologischen und philologischen Problemen befassen. In den Gesamtkomplex der Kopien streut Pater Petrus an verschiedenen Stellen eigene Arbeiten ein, die wahrscheinlich seiner klösterlichen Schaffensperiode entstammen und in denen er auch Reflexe der eigenen asketisch-moralischen Erfahrungen seines Mönchslebens darlegt.
Eine eingehende Analyse des Werks wäre wünschenswert, doch der Aufenthaltsort dieses bedeutenden Sammelbands ist nicht bekannt. Ebenso wie das Arzneibuch ist auch der Sammelband durch die Auflösung der Buxheimer Klosterbibliothek in fremde Hände gelangt. Die genaue Kenntnis seines Inhalts ergibt sich aber aus den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Traktate in den beiden Versteigerungskatalogen der Buxheimer Klosterbibliothek von 1883 und 1884 (vgl. dazu Friedrich Stöhlker, Band 4, 1978, Nr. 35).
Der Kartäusermönch Pater Petrus gerät – darauf deuten Stöhlkers Rechercheergebnisse hin – mit seinen weitgespannten Interessen und seiner geradezu unstillbaren Aktivität später wohl in Konflikt mit den primär der Spiritualität, der Kontemplation und dem Gebet verpflichteten Grundprinzipien seines Ordens. Seine wiederholt schriftlich geäußerten Anliegen führen 1489 und 1491 zu Disziplinierungsmaßnahmen (Verweis und Kerkerhaft) durch das Generalkapitel. Im Lauf seines Ordenslebens bekleidet Pater Petrus de Biel jedenfalls nie ein höheres Amt; er stirbt als einfacher Mönch und Senior des Konvents am 7. April 1522.
Stöhlker, Friedrich (1978): Die Kartause Buxheim 1402-1803. Bd. 4. Personalschematismus I von 1402-1554, hg. durch den Heimatdienst Buxheim e.V., Nr. 35, S. 692-696.